Nach einer an Zwillingen durchgeführten Forschung über dies und das hat die Wissenschaft festgestellt:
“35 Prozent der Unterschiede zwischen männlichen Homo- und Heterosexuellen sind demnach genetisch bedingt“.
Außerdem bestätigen die Betroffenen 22% meher Spannkraft und 34,8% weniger Lachfältchen.
Die Zeit langweilt ihre Leser mit unsortiertem Blaba zu einer weiteren überflüssigen Studie aus der Zwillingsforschung. Wenn man solche Artikel liest, darf man keine Fragen haben. Man muß in die Gemütlichkeit des Boulevard ganz eintauchen und entspannt in den Bauch atmen. Wenn die Dümpelbläschen dann mit einem leisen “Plitsch” an der Schädeldecke zerplatzen, entweicht die Erkenntnis ganz von selbst. Sex? Schwul? Gen! 35%. Alles wird gut. Haben nicht auch SPD und CDU bei der letzten Wahl 35% geholt? Alles ist Gen. Alles ist 35%. Alles ist Sex.
Die Zeit beläßt es aber nicht lange beim Vorbehalt der Komplexität, der unsere wohlige Erkenntnisgewinnung stören könnte. Es ist doch alles ganz einfach:
“Zwillinge haben sich in dieser Studie einmal mehr als besonders wertvolle Probanden für die Forschung erwiesen. Eineiige Zwillinge haben dasselbe Erbgut, zweieiige Zwillinge dagegen stammen aus zwei verschiedenen befruchteten Eizellen. Durch den Vergleich beider Gruppen ist es möglich festzustellen, welchen Einfluss die Gene und welchen die Umwelt haben“.
Umwelt oder Gen, was nicht Umwelt ist, ist Gen. Sonst nichts. Schöne alte Welt.
Zum Beispiel Homosexualität: Nehmen wir einmal lesbische Zwillinge, die seit der Geburt getrennt sind. (Hier kann die Zeit noch lernen: “lesbische Zwillinge” kommt viel geiler als “Schwulsein”) Da weder (Pflege-)Vater, noch (Pflege-)Mutter lesbisch sind oder die Kinder zu lesbischem Sex animieren, stellt sich also Frage: Wo hat das Kind das von?
Richtig, auch das ist Gen. 35%. Wenn nämlich beide Zwillinge lesbisch sind, sind es 100%. Ist es nur eine, sind es 50%. Keine von beiden: 0%. Macht im Schnitt, bei Berücksichtigung von Ausgleich-und Überhangsmandaten roh und rund 35%.
Die kleine Spitze im wissenschaftlichen Bericht der “Zeit” ist auch einer Würdigung wert: Zwillinge “einmal mehr als besonders wertvolle Probanden” – ein wunderbar zubereitetes Häppchen zur Geschichte der Zwillingsforschung!
Juli 2nd, 2008 at 01:37
Ja wie, dachtest Du etwa, das seien Menschen? Falsch gedacht: der Zwilling an sich ist von Geburt an Proband und wird auch niemals mehr sein. Und damit sollte er auch zufrieden sein, finde ich. Man muss es ja nicht übertreiben mit dieser “Toleranz”.