Lesebefehl und Frage zum Tage
Posted by flatter under PolitikKommentare deaktiviert
30. Jun 2008 12:25
Ein äußerst lesenswertes Interview mit der amerikanischen Soziologin Saskia Sassen findet sich in der TAZ. Thema ist die politische und wirtschaftliche Situation in den USA als Ausgangslage für den nächsten Präsidenten. Hellwache Fragen und durchdachte Antworten – ein Schmuckstück.
In diesem Rahmen findet sich folgende bemerkenswerte Aussage von Frau Sassen:
Zum Beispiel ging der gesamte Einkommenszuwachs der Jahre 2001 bis 2005 an die wohlhabendsten fünf Prozent der U.S.-Haushalte.
Kann das jemand bestätigen? Kennt jemand zuverlässige Quellen für solche Zahlen?
Juni 30th, 2008 at 14:14
Das kann ich jetzt leider nicht bestätigen oder eine Quelle nennen; aber es scheint auch egal zu sein, denn:
“Anteil der Amerikaner, die sich zum obersten Prozent in der Einkommensverteilung zählen – oder glauben, bald dazuzugehören, in Prozent: 39″
(Quelle; brand eins 02/2003)
Also, wo ist das Problem? Gegen soviel Autosuggestion ist linksliberal angekränkeltes Soziologengewäsch einfach machtlos.
Juni 30th, 2008 at 14:14
Das kann ich jetzt leider nicht bestätigen oder eine Quelle nennen; aber es scheint auch egal zu sein, denn:
“Anteil der Amerikaner, die sich zum obersten Prozent in der Einkommensverteilung zählen – oder glauben, bald dazuzugehören, in Prozent: 39″
(Quelle; brand eins 02/2003)
Also, wo ist das Problem? Gegen soviel Autosuggestion ist linksliberal angekränkeltes Soziologengewäsch einfach machtlos.
Juni 30th, 2008 at 22:21
Zu dem angesprochenen Thema würde ich das gut lesbare Buch von dem bekannten US-Ökonomen Paul Krugman mit dem (blöden) Titel “Nach Bush – Das Ende der Neokonservativen und die Stunde der Demokraten” (2008) empfehlen. Im amerikanischen Original lautet der Titel “The Conscience of a Liberal” (2007).
Krugman zeichnet in dem Buch die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung in den USA in den letzten gut einhundert Jahren aus Sicht eines Liberalen nach, was hierzulande eher politisch links einzuordnen wäre. Die erschütternden Fakten der rigorosen Umverteilung von unten nach oben durch die konservative Bewegung innerhalb der republikanischen Partei und ihr Siegeszug bis tief in die amerikanische Gesellschaft hinein werden dabei eingehend beschrieben. Allerdings verfällt Krugman bei seiner schonungslosen Analyse der politischen Radikalisierung der US-Politik nicht in defätistisches Wehklagen, da er noch Möglichkeiten auf Besserung sieht (die allerdings auch dringend geboten sind).
Juni 30th, 2008 at 22:21
Zu dem angesprochenen Thema würde ich das gut lesbare Buch von dem bekannten US-Ökonomen Paul Krugman mit dem (blöden) Titel “Nach Bush – Das Ende der Neokonservativen und die Stunde der Demokraten” (2008) empfehlen. Im amerikanischen Original lautet der Titel “The Conscience of a Liberal” (2007).
Krugman zeichnet in dem Buch die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung in den USA in den letzten gut einhundert Jahren aus Sicht eines Liberalen nach, was hierzulande eher politisch links einzuordnen wäre. Die erschütternden Fakten der rigorosen Umverteilung von unten nach oben durch die konservative Bewegung innerhalb der republikanischen Partei und ihr Siegeszug bis tief in die amerikanische Gesellschaft hinein werden dabei eingehend beschrieben. Allerdings verfällt Krugman bei seiner schonungslosen Analyse der politischen Radikalisierung der US-Politik nicht in defätistisches Wehklagen, da er noch Möglichkeiten auf Besserung sieht (die allerdings auch dringend geboten sind).
Juli 1st, 2008 at 13:44
hi
https://hdr.undp.org/
auf die schnelle, da es wichtig zu sein scheint
Juli 1st, 2008 at 13:44
hi
https://hdr.undp.org/
auf die schnelle, da es wichtig zu sein scheint
Juli 1st, 2008 at 14:11
und noch eine name in diesem zusammenhang taucht er immer wieder auf: Wolff, Edward Nathan
Juli 1st, 2008 at 14:11
und noch eine name in diesem zusammenhang taucht er immer wieder auf: Wolff, Edward Nathan
Juli 1st, 2008 at 14:16
thnx!
Juli 1st, 2008 at 14:16
thnx!
Juli 2nd, 2008 at 02:06
Die amerikanische Gesellschaft war immer konservativ. Liberale Reformen durch die Republikaner nach den Bürgerkriegen (Anti-Jim-Crow-Gesetze etc.) und später eben liberale Reformen der Demokraten geschahen immer gegen die Mehrheit der Bevölkerung. Ein Eliten-Diskurs, wenn man so will. Die Mehrheit der Bevölkerung im Süden war für die Sezession vom Norden, der Norden hat sie mit Waffengewalt zurückgeholt; die Mehrheit im Süden war für die Rassentrennung, Washington hat festgestellt, dass der Grundsatz “seperate but equal” eben nicht verfassungskonform war und entsprechende Reformen eingeleitet.
Die Amerikaner zahlen einen hohen Preis für ihre individuelle Freiheit: kein amerikanischer Politiker kann es sich leisten, ernsthaft gegen Waffen zu sein oder auch nur schärfere Kontrollen zu fordern, trotz vieler sinnloser Todesfälle durch Schussverletzungen.
Und dazu passt eben auch dieses unbestimmte Streben nach dem Amerikanischen Traum, dieser Glaube, dass jeder Amerikaner die Chance hat, reich zu werden, wenn er nur gut genug ist – obwohl mittlerweile klar ist, dass dies niemals der Fall war, heute weniger als jemals zuvor: die Abspaltung vom Mutterland war ebenso ein Eliten-Diskurs, den normalen Amerikaner interessierte relativ wenig, wer ihn regierte. Für die Großbürger indessen war dies schon wichtig.
Juli 2nd, 2008 at 02:06
Die amerikanische Gesellschaft war immer konservativ. Liberale Reformen durch die Republikaner nach den Bürgerkriegen (Anti-Jim-Crow-Gesetze etc.) und später eben liberale Reformen der Demokraten geschahen immer gegen die Mehrheit der Bevölkerung. Ein Eliten-Diskurs, wenn man so will. Die Mehrheit der Bevölkerung im Süden war für die Sezession vom Norden, der Norden hat sie mit Waffengewalt zurückgeholt; die Mehrheit im Süden war für die Rassentrennung, Washington hat festgestellt, dass der Grundsatz “seperate but equal” eben nicht verfassungskonform war und entsprechende Reformen eingeleitet.
Die Amerikaner zahlen einen hohen Preis für ihre individuelle Freiheit: kein amerikanischer Politiker kann es sich leisten, ernsthaft gegen Waffen zu sein oder auch nur schärfere Kontrollen zu fordern, trotz vieler sinnloser Todesfälle durch Schussverletzungen.
Und dazu passt eben auch dieses unbestimmte Streben nach dem Amerikanischen Traum, dieser Glaube, dass jeder Amerikaner die Chance hat, reich zu werden, wenn er nur gut genug ist – obwohl mittlerweile klar ist, dass dies niemals der Fall war, heute weniger als jemals zuvor: die Abspaltung vom Mutterland war ebenso ein Eliten-Diskurs, den normalen Amerikaner interessierte relativ wenig, wer ihn regierte. Für die Großbürger indessen war dies schon wichtig.
Juli 3rd, 2008 at 16:59
Derartige Aussagen haben methodologische Probleme. Soweit mir bekannt ist (Vergleichszeitraum 10 Jahre), kommen in den USA von 100% Einkommenzuwachs nur rund 10 bis 20 Prozent in den mittleren und unteren Schichten an.
Jedoch – und das ist schon mal ein kleiner methodologischer Pferdefuß: Wer als Mitglied der Mittelschicht, dank Einkommenszuwachs, in die “upper middle class” aufrückt, der bleibt bei dieser Untersuchungsmethodik unsichtbar.
Im Prinzip wird im Wesentlichen nur die Einkommensverteilung gemessen und zu unterschiedlichen Zeitpunkten miteinander verglichen. Das kommt dem tatsächlichen Geschehen zwar nahe, ist aber nicht das Gleiche.
Das Schöne aber ist, bei diesen Untersuchungen, dass die in politich wirtschaftsliberalen Kreisen beliebte “tricke down”-Theorie regelmäßig falsifiziert wird. In jenen Ländern, wo der Gini-Koeffizient wächst, geht das jeweils realisierte Wirtschaftswachstum an 80% der Bevölkerung vorbei.
Ein übler Befund.
Juli 3rd, 2008 at 16:59
Derartige Aussagen haben methodologische Probleme. Soweit mir bekannt ist (Vergleichszeitraum 10 Jahre), kommen in den USA von 100% Einkommenzuwachs nur rund 10 bis 20 Prozent in den mittleren und unteren Schichten an.
Jedoch – und das ist schon mal ein kleiner methodologischer Pferdefuß: Wer als Mitglied der Mittelschicht, dank Einkommenszuwachs, in die “upper middle class” aufrückt, der bleibt bei dieser Untersuchungsmethodik unsichtbar.
Im Prinzip wird im Wesentlichen nur die Einkommensverteilung gemessen und zu unterschiedlichen Zeitpunkten miteinander verglichen. Das kommt dem tatsächlichen Geschehen zwar nahe, ist aber nicht das Gleiche.
Das Schöne aber ist, bei diesen Untersuchungen, dass die in politich wirtschaftsliberalen Kreisen beliebte “tricke down”-Theorie regelmäßig falsifiziert wird. In jenen Ländern, wo der Gini-Koeffizient wächst, geht das jeweils realisierte Wirtschaftswachstum an 80% der Bevölkerung vorbei.
Ein übler Befund.