Neoliberalismus – oder wie man eine Bevölkerung austauscht
Posted by flatter under KulturKommentare deaktiviert
29. Jun 2008 13:25
Gerd Nowakowski stellt im Tagesspiegel eine ganz normale Entwicklung vor: Es wird teuer, in der Stadt zu wohnen, und die einheimische Bevölkerung kann sich das nicht leisten. Im Kern ist etwas dran an der Meinung, dergleichen ließe sich nicht aufhalten. Dies unwidersprochen hinzunehmen, kann man freilich von den Betroffenen nicht erwarten, das kann sich allenfalls der überlegene Chronist erlauben, der über den Dingen schwebt und es besser weiß. Dieser wäre, wie Chat Atkins sagt, “Fatalist”.
Ist er aber nicht, weder das eine noch das andere. Er ist vielmehr ein Claqeur der Macht, einer, der zustimmt, um dabei zu sein. Er ist der Herr Schmidt, der alles mitmacht, weil er gern regiert wird und alles gut und richtig findet, was der Zeitgeist ihm zuflüstert.
Der Artikel ist ein Leuchtsignal neoliberaler Unmenschlichkeit, weil er die Wirklichkeit benennt und opportunistisch gutheißt, obwohl ihm die Tragik für die Betroffenen völlig bewußt ist:
“Im Trendbezirk Prenzlauer Berg, so sagen Untersuchungen, ist die frühere Bevölkerung nahezu ausgetauscht.”
Es ist wahr, und es ist dramatisch. Hinter diesem Satz verbergen sich tausende von Einzelschicksalen und das Schicksal einer Stadt, die einmal eine von Menschen war und nunmehr eine des Geschäfts ist. Wohin gehen die Leute? Was nehmen sie mit? Was bleibt zurück? Sie müssen nicht um ihr Leben fürchten, trotzdem müssen sie flüchten, vor dem Ruin. Das hätte mich interessiert: Wie sich das Leben verändert, wenn keiner mehr den anderen kennt. Wenn die alten Nachbarn fort sind und der neue aus einer anderen Welt kommt. Nichts dergleichen. Es ist, wie es ist, und das ist auch gut so:
“Berlin leuchtet – wer hier investiert und kreativ wird, kann helfen, jene Arbeitsplätze zu schaffen, die Berlin so dringend braucht. Zum Besten der Stadt. Mehr Wohlstand für alle, das wäre ein Schmierstoff gegen soziale Reibungen: ein akzeptabler Preis für Veränderung. Aufzuhalten ist die Entwicklung nicht. Wie in jeder normalen Metropole eben. Daran muss sich Berlin gewöhnen. Es gibt eben kein Recht darauf, im Zentrum zu wohnen.”
Nein, es gibt kein Recht, zu wohnen. Es gibt ein Recht, die Heimat von Menschen zu kaufen und sie zu vertreiben. Soziale Reibungen finden da nicht mehr statt, wo sich der Yuppie seine Zweitwohnung leistet. Wo die Menschen hingehen, wird es umso mehr “Reibung” geben und sehr wenig Wohlstand. Aus den Banlieues, die so entstehen, kann derselbe Chronist dann bald fasziniert vom marodierenden Pöbel berichten und seine Wohlstandsthese bestätigt finden.
Nowakoswki spricht tatsächlich von einer Stadt ohne Menschen. Die Straßen und Häuser meint er. Dort verortet er “Soziales”, nicht da, wo die Menschen sind. “Zum Besten der Stadt” meint eine Metropole auf Koks, für die es kein Morgen gibt, weil sie kein Gestern hat. Normal für eine Metropole? Mag sein. Nicht aufzuhalten? Wohl richtig. Aber ein “akzeptabler Preis”? Die Vertriebenen des Kapitals sind ein akzeptabler Preis, weil man sie nicht fragt. Sie sind ein “Preis”, weil sie gehandelt werden wie Stückgut. Wer so etwas “Wohlstand” nennt, ist angekommen. Er empfindet nichts mehr für die Verlierer und hat sich völlig der normativen Kraft der Besitzverhältnisse hingegeben. “Ihr Opfer!” ruft er den Leuten zu, und sein Cabrio sagt: “Eure Armut kotzt mich an”.
Juni 29th, 2008 at 15:47
Grüsse aus dem Urlaub und zwei Anmerkungen. Eine zum “Wettbewerb der Blogs”: Ich schlage ad-sinistram vor; und die zweite zu Ihrem Artikel über die ausgetauschte Bevölkerug. Sie kennzeichnen sehr treffend die Kälte, die hinter solchen Artikeln steckt. Ich habe das Verschoben-Werden von einer Bleibe in die andere schon als Student in den siebziger Jahren in Hamburg erlebt und miterlebt: Ein Hausbesitzer stirbt, er lebte moderat gemeinsam mit seinen Mietern in einem 5-stöckigen Eppendorfer Jugendstilhaus. Als er starb ging das Haus an eine Erbengemeinschaft und an eine Maklerfirma. Nun begann die Luxus-Sanierung. Die meisten der alten Mieter mussten von Eppendorf wegziehen.
In einem anderem Fall wurde ein Gebäudekomplex (3 Jugendstilhäuser als ein Gebäude) an eine stadtbekannte Spekulantin verkauft. Die Wohnungen wurden in Eigentumswohnungen umgewandelt. Wer das nicht mehr bezahlen konnte, musste ausziehen.
Das sind nur zwei Beispiele von vielen, in denen Wohnungen nur noch als Spekulationsobjekte dienten, die Menschen, die darin wohnten, soziale Bindungen usw. zählten nicht mehr.
Juni 29th, 2008 at 15:47
Grüsse aus dem Urlaub und zwei Anmerkungen. Eine zum “Wettbewerb der Blogs”: Ich schlage ad-sinistram vor; und die zweite zu Ihrem Artikel über die ausgetauschte Bevölkerug. Sie kennzeichnen sehr treffend die Kälte, die hinter solchen Artikeln steckt. Ich habe das Verschoben-Werden von einer Bleibe in die andere schon als Student in den siebziger Jahren in Hamburg erlebt und miterlebt: Ein Hausbesitzer stirbt, er lebte moderat gemeinsam mit seinen Mietern in einem 5-stöckigen Eppendorfer Jugendstilhaus. Als er starb ging das Haus an eine Erbengemeinschaft und an eine Maklerfirma. Nun begann die Luxus-Sanierung. Die meisten der alten Mieter mussten von Eppendorf wegziehen.
In einem anderem Fall wurde ein Gebäudekomplex (3 Jugendstilhäuser als ein Gebäude) an eine stadtbekannte Spekulantin verkauft. Die Wohnungen wurden in Eigentumswohnungen umgewandelt. Wer das nicht mehr bezahlen konnte, musste ausziehen.
Das sind nur zwei Beispiele von vielen, in denen Wohnungen nur noch als Spekulationsobjekte dienten, die Menschen, die darin wohnten, soziale Bindungen usw. zählten nicht mehr.
Juni 29th, 2008 at 16:13
Man braucht den neoliberalen Umstürzlern wohl nicht mit dem Philosophen Kant zu kommen und sie belehren, daß der Mensch Würde hat – “würde” ja doch nichts nutzen.
Fragen könnte man allerdings, was der Berliner “rot-tote Senat” macht oder auch nicht machen kann, um die Bundeshauptstadt halbwegs lebenswert zu gestalten. Aber hier könnte auch schon das Problem liegen: die Hauptstadt von Deutschland muß als Schaufenster zur neoliberal-kapitalistischen Glitzerwelt repräsentieren, und da wirken die “normalen Menschen” halt nur störend. Aber irgendwie ist heute überall Berlin.
Juni 29th, 2008 at 16:13
Man braucht den neoliberalen Umstürzlern wohl nicht mit dem Philosophen Kant zu kommen und sie belehren, daß der Mensch Würde hat – “würde” ja doch nichts nutzen.
Fragen könnte man allerdings, was der Berliner “rot-tote Senat” macht oder auch nicht machen kann, um die Bundeshauptstadt halbwegs lebenswert zu gestalten. Aber hier könnte auch schon das Problem liegen: die Hauptstadt von Deutschland muß als Schaufenster zur neoliberal-kapitalistischen Glitzerwelt repräsentieren, und da wirken die “normalen Menschen” halt nur störend. Aber irgendwie ist heute überall Berlin.
Juni 29th, 2008 at 19:07
Es ist schlicht unglaublich. Gentrification ist normal bzw. überall zu beobachten aber man soll doch nicht glauben, dass mit Stadtplanung und Stadtentwicklung nicht gegengesteuert werden kann. Die deutschen Städte hat doch zumindest in den letzten Jahrzehnten immer ausgezeichnet, dass solche Entwicklungen nicht als gottgegeben hingenommen worden sind und die soziale Mischung halbwegs gegeben war.
Juni 29th, 2008 at 19:07
Es ist schlicht unglaublich. Gentrification ist normal bzw. überall zu beobachten aber man soll doch nicht glauben, dass mit Stadtplanung und Stadtentwicklung nicht gegengesteuert werden kann. Die deutschen Städte hat doch zumindest in den letzten Jahrzehnten immer ausgezeichnet, dass solche Entwicklungen nicht als gottgegeben hingenommen worden sind und die soziale Mischung halbwegs gegeben war.
Juni 30th, 2008 at 09:13
[...] Im Trendbezirk Prenzlauer Berg, so sagen Untersuchungen, ist die frühere Bevölkerung nahezu ausgetauscht. Quelle: Feynsinn [...]
Juni 30th, 2008 at 09:13
[...] Im Trendbezirk Prenzlauer Berg, so sagen Untersuchungen, ist die frühere Bevölkerung nahezu ausgetauscht. Quelle: Feynsinn [...]
Juni 30th, 2008 at 11:57
@Markus: Was den rot-roten Senat von Berlin betrifft, so regierte damals in Hamburg, als die Haus- und Grundstücksspekulanten so peu a peu Immobilien an sich rissen, um sie profitabel zu verwerten, die SPD.
Juni 30th, 2008 at 11:57
@Markus: Was den rot-roten Senat von Berlin betrifft, so regierte damals in Hamburg, als die Haus- und Grundstücksspekulanten so peu a peu Immobilien an sich rissen, um sie profitabel zu verwerten, die SPD.
Juni 30th, 2008 at 16:08
[...] geh’n wir GRILLEN im Tiergarte Passend zum Thema – es klang auf der Veranstaltung auch an: Neoliberalismus – oder wie man eine Bevölkerung austauscht (kommentiert: Die Mitte bebt) Die Einladung: *klick* Die Position der Linken (Elke Breitenbach) [...]
Juni 30th, 2008 at 16:08
[...] geh’n wir GRILLEN im Tiergarte Passend zum Thema – es klang auf der Veranstaltung auch an: Neoliberalismus – oder wie man eine Bevölkerung austauscht (kommentiert: Die Mitte bebt) Die Einladung: *klick* Die Position der Linken (Elke Breitenbach) [...]
Juni 30th, 2008 at 18:31
Und was bitteschön ist die Lösung? Soll der Staat jetzt auch noch den Wohnungsmarkt regulieren? Höchstmieten festsetzen? Der Wohnungsmarkt ist doch durch “ortsübliche Vergleichsmieten”, hohe Anforderungen an Kündigungen durch Vemieter und Begrenzungen von Mietpreiserhöhungen gesteuert. Wenn jetzt eine Gegend populärer wird und sich die Einwohnerstruktur ändert – who cares?
Juni 30th, 2008 at 18:31
Und was bitteschön ist die Lösung? Soll der Staat jetzt auch noch den Wohnungsmarkt regulieren? Höchstmieten festsetzen? Der Wohnungsmarkt ist doch durch “ortsübliche Vergleichsmieten”, hohe Anforderungen an Kündigungen durch Vemieter und Begrenzungen von Mietpreiserhöhungen gesteuert. Wenn jetzt eine Gegend populärer wird und sich die Einwohnerstruktur ändert – who cares?
Juli 1st, 2008 at 10:38
@Moritz: du hast offenbar die eigentliche Intention des Artikels nicht verstanden und Dein “who cares” entspricht genau dieser völligen Abstinenz sozialer Intelligenz wie sie typisch ist für die Essers oder Schrempps.
Juli 1st, 2008 at 10:38
@Moritz: du hast offenbar die eigentliche Intention des Artikels nicht verstanden und Dein “who cares” entspricht genau dieser völligen Abstinenz sozialer Intelligenz wie sie typisch ist für die Essers oder Schrempps.
Juli 1st, 2008 at 14:12
Ich weiß nicht, ob Moritz die Intention nicht verstanden hat. Er ist halt einer von jenen, denen es hinten vorbei geht, wenn Menschen vertrieben werden. Ihm ist das Recht auf Besitz ganz natürlich höher zu werten als das auf eine Wohnung. Es interessiert ihn nicht, wenn gewachsene Strukturen zerfallen. Vielleicht wird er sich aufregen, wenn der Pöbel von Stadtrand in seinen Vorgarten einfaällt und sein Auto abfackelt. Dafür gibt es dann die Polizei und eine Teilkaskoversicherung. Alles geregelt.
Die Formulierung “who cares?” finde ich übrigens sehr ehrlich. Es kümmert ihn nicht. Die Antwort ist aber eigentlich ganz einfach: I care. Und einige andere noch, die sich Gedanken über die Zukunft dieser Kultur machen.
Juli 1st, 2008 at 14:12
Ich weiß nicht, ob Moritz die Intention nicht verstanden hat. Er ist halt einer von jenen, denen es hinten vorbei geht, wenn Menschen vertrieben werden. Ihm ist das Recht auf Besitz ganz natürlich höher zu werten als das auf eine Wohnung. Es interessiert ihn nicht, wenn gewachsene Strukturen zerfallen. Vielleicht wird er sich aufregen, wenn der Pöbel von Stadtrand in seinen Vorgarten einfaällt und sein Auto abfackelt. Dafür gibt es dann die Polizei und eine Teilkaskoversicherung. Alles geregelt.
Die Formulierung “who cares?” finde ich übrigens sehr ehrlich. Es kümmert ihn nicht. Die Antwort ist aber eigentlich ganz einfach: I care. Und einige andere noch, die sich Gedanken über die Zukunft dieser Kultur machen.
Juli 1st, 2008 at 14:40
Außerdem weiß er nicht mal worüber er spricht.
In Berlin wird der Bau von Luxuswohnungen / die Luxus-Sanierung auch noch vom Senat mit Steuergeldern gefördert während der Sozialewohnungsbau komplett weg gekürzt wurde.
@ Moritz
“Soll der Staat jetzt auch noch den Wohnungsmarkt regulieren?”
Auch hier stellst du deine Unbedarftheit unter Beweis, wird nämlich seit Jahrzehnten schon gemacht…
Wenn man keine Ahnung hat….
Juli 1st, 2008 at 14:40
Außerdem weiß er nicht mal worüber er spricht.
In Berlin wird der Bau von Luxuswohnungen / die Luxus-Sanierung auch noch vom Senat mit Steuergeldern gefördert während der Sozialewohnungsbau komplett weg gekürzt wurde.
@ Moritz
“Soll der Staat jetzt auch noch den Wohnungsmarkt regulieren?”
Auch hier stellst du deine Unbedarftheit unter Beweis, wird nämlich seit Jahrzehnten schon gemacht…
Wenn man keine Ahnung hat….
Juli 1st, 2008 at 15:29
[...] natürlich grundsätzlich nur über eine 01805-Nummer erreichbar und damit kostenpflichtig. — Neoliberalismus – oder wie man eine Bevölkerung austauscht Gerd Nowakowski stellt im Tagesspiegel eine ganz normale Entwicklung vor: Es wird teuer, in der [...]
Juli 1st, 2008 at 15:29
[...] natürlich grundsätzlich nur über eine 01805-Nummer erreichbar und damit kostenpflichtig. — Neoliberalismus – oder wie man eine Bevölkerung austauscht Gerd Nowakowski stellt im Tagesspiegel eine ganz normale Entwicklung vor: Es wird teuer, in der [...]
Juli 1st, 2008 at 17:06
anderer markus says …
das phänomen, das heute gentrifikation identifiziert wird, ist doch schon ein sehr altes. man schaue sich nur mal die sozial und einkommensstruktur von charlottenburg im verlauf der letzten 50 jahre an. wer parallelen zu fhain oder xberg findet darf sie behalten…
diese verdrängungseffekte dem neolieberalismus zuzuschreiben halte ich für absoluten blödsinn! ich kann zwar verstehen das sich insm und co etwas unbeliebt gemacht haben selbst wenn man mal wie hier fälschlicherweise zubeißt trifft man bestimmt keinen falschen, aber man sollte ursache und wirkung nicht aus den augen verlieren!
die ursachen sind eher im bereich der soziologie zu suchen als bei den politikwissenschaftlern. da geht es um den reiz der gegenkultur auf die angepassten, neuen eliten und all diesem brimborium, das sich auch unabhängig von den politischen und ökonomischen rahmenbedingungen abspielt. durch die angesprochenen maßnahmen ließe sich so ein prozess vieleicht bremsen aber aufhalten? dann müsste man schon enteignen oder die marktwirtschaft sonstwie ausser kraft setzen. wer will kann sich ja mal mit moden im allgemeinen ( nicht nur die klamotten aber auch) befassen, dann werden die mechanismen hinter diesem prozess vlt etwas klarer. dann kann sich auch jeder mal fragen wie sehr vlt selbst genau nach diesen regeln tanzt.
bevor hier die polemik und beleidungsklatsche ausgepackt wird, schaum runterschlucken und mal schauen wie man dem prob vieleicht herr werden könnte. der who cares standpunkt ist mit sicherheit nicht meiner!
ich stell einfach mal die these auf, dass sich der prozess unter marktbedingungen (selbst so hart regulierten märkten wie dem deutschen) nicht aufhalten lässt. aber man könnte zb anreize setzen den wohnraum im innestadtbereich den geringverdienern zu überlassen. bsp auto. sowas haben die harzies oder die die nur knapp drüber sind normalerweise nicht, also könnte man sonderabgaben für pkw besitzer im inenstadtbereich einführen. selbst in infrastrukturell extrem gut erschlossenen gebieten wie berlin verzichtet herr/frau besservediener nur ungern auf den suv stadtpanzer. die einnahmen daraus könnte man dann direkt an bedürftige weiterleiten, die durch längere strecken größere kosten haben. wenn diese verdrängungsprozesse durch entsprechende subventionen auch noch gefördert werden, dann ist das natürlich zu recht ansatzpunkt für kritik. mir ist auch klar, das mit dieser beispiellösung solche nur schwer in geld zu fassende begriffe wie soziales umfeld nur unzureichend ausgeglichen werden können. es ging mir va darum das hier einfach zu derbe mit regulierungswünschen um sich geschmissen wird und ursache und wirkung bestimmter gegenwartsphänomene grob verfälscht werden! wäre auch mal interessant ob es ähnliche innterstädtische migration auch schon im ausgehenden mittelater / der frühen neuzeit gegebn hat oder ob es sich da um ein gegenwartsprob handelt.
Juli 1st, 2008 at 17:06
anderer markus says …
das phänomen, das heute gentrifikation identifiziert wird, ist doch schon ein sehr altes. man schaue sich nur mal die sozial und einkommensstruktur von charlottenburg im verlauf der letzten 50 jahre an. wer parallelen zu fhain oder xberg findet darf sie behalten…
diese verdrängungseffekte dem neolieberalismus zuzuschreiben halte ich für absoluten blödsinn! ich kann zwar verstehen das sich insm und co etwas unbeliebt gemacht haben selbst wenn man mal wie hier fälschlicherweise zubeißt trifft man bestimmt keinen falschen, aber man sollte ursache und wirkung nicht aus den augen verlieren!
die ursachen sind eher im bereich der soziologie zu suchen als bei den politikwissenschaftlern. da geht es um den reiz der gegenkultur auf die angepassten, neuen eliten und all diesem brimborium, das sich auch unabhängig von den politischen und ökonomischen rahmenbedingungen abspielt. durch die angesprochenen maßnahmen ließe sich so ein prozess vieleicht bremsen aber aufhalten? dann müsste man schon enteignen oder die marktwirtschaft sonstwie ausser kraft setzen. wer will kann sich ja mal mit moden im allgemeinen ( nicht nur die klamotten aber auch) befassen, dann werden die mechanismen hinter diesem prozess vlt etwas klarer. dann kann sich auch jeder mal fragen wie sehr vlt selbst genau nach diesen regeln tanzt.
bevor hier die polemik und beleidungsklatsche ausgepackt wird, schaum runterschlucken und mal schauen wie man dem prob vieleicht herr werden könnte. der who cares standpunkt ist mit sicherheit nicht meiner!
ich stell einfach mal die these auf, dass sich der prozess unter marktbedingungen (selbst so hart regulierten märkten wie dem deutschen) nicht aufhalten lässt. aber man könnte zb anreize setzen den wohnraum im innestadtbereich den geringverdienern zu überlassen. bsp auto. sowas haben die harzies oder die die nur knapp drüber sind normalerweise nicht, also könnte man sonderabgaben für pkw besitzer im inenstadtbereich einführen. selbst in infrastrukturell extrem gut erschlossenen gebieten wie berlin verzichtet herr/frau besservediener nur ungern auf den suv stadtpanzer. die einnahmen daraus könnte man dann direkt an bedürftige weiterleiten, die durch längere strecken größere kosten haben. wenn diese verdrängungsprozesse durch entsprechende subventionen auch noch gefördert werden, dann ist das natürlich zu recht ansatzpunkt für kritik. mir ist auch klar, das mit dieser beispiellösung solche nur schwer in geld zu fassende begriffe wie soziales umfeld nur unzureichend ausgeglichen werden können. es ging mir va darum das hier einfach zu derbe mit regulierungswünschen um sich geschmissen wird und ursache und wirkung bestimmter gegenwartsphänomene grob verfälscht werden! wäre auch mal interessant ob es ähnliche innterstädtische migration auch schon im ausgehenden mittelater / der frühen neuzeit gegebn hat oder ob es sich da um ein gegenwartsprob handelt.
Juli 1st, 2008 at 17:41
@”anderer Markus”:
Ich stimme Dir in weiten Bereichen zu. Ich habe auch nicht behauptet, der Neoliberalismus sei (allein) schuld an dieser Entwicklung. Neoliberal ist vielmehr der Geist, der das positiv begrüßt und dümmlich alles, was der Kapitalismus beschert, mit angeblich entstehenden Arbeitsplätzen begründet. Es ist ja gerade der Autor des kritiserten Artikels, der diesen Zusammenhang herstellt.
Luxussanierung hat es schon früher gegeben, daraus erwuchs dereinst die Hausbesetzerszene, die Terroristen der 80er Jahre quasi. In Zeiten des immer schnelleren An-und Verkaufs von Wohungsgesellschaften und irrsinnigen Spekualtionen mit Immobilien kommt allerdings auch hier ein Aspekt zum Tragen, der in diesen Dimensionen typisch für neoliberales Wirtschaften ist. Das ging früher alles nicht so schnell, und dementsprechendend verheerend sind die sozialen Auswirkungen heute.
Juli 1st, 2008 at 17:41
@”anderer Markus”:
Ich stimme Dir in weiten Bereichen zu. Ich habe auch nicht behauptet, der Neoliberalismus sei (allein) schuld an dieser Entwicklung. Neoliberal ist vielmehr der Geist, der das positiv begrüßt und dümmlich alles, was der Kapitalismus beschert, mit angeblich entstehenden Arbeitsplätzen begründet. Es ist ja gerade der Autor des kritiserten Artikels, der diesen Zusammenhang herstellt.
Luxussanierung hat es schon früher gegeben, daraus erwuchs dereinst die Hausbesetzerszene, die Terroristen der 80er Jahre quasi. In Zeiten des immer schnelleren An-und Verkaufs von Wohungsgesellschaften und irrsinnigen Spekualtionen mit Immobilien kommt allerdings auch hier ein Aspekt zum Tragen, der in diesen Dimensionen typisch für neoliberales Wirtschaften ist. Das ging früher alles nicht so schnell, und dementsprechendend verheerend sind die sozialen Auswirkungen heute.
Juli 1st, 2008 at 22:00
Hmm. Vielleicht bin ja naiv, daher verzeiht mir die Frage: Was ist schlimm daran, wenn sich im Laufe der Zeit die Bevölkerungsstruktur in einem bestimmten Teil einer Stadt ändert? Oder anders formuliert: Erwartet ihr, dass der Staat dermaßen in Details des Lebens eines jeden Einzelnen eingreift, dass er eine solche “organische” Entwicklung (ob sie gut ist oder nicht) mit allem Engagement verhindert? Ich habe persönlich einfach zuviel “gut gemeinter” Eingriffe erlebt, so dass ich froh bin, wenn “Papa Staat” sich um WICHTIGE Sachen kümmert, sich aber eben nicht in ALLES einmischt.
Juli 1st, 2008 at 22:00
Hmm. Vielleicht bin ja naiv, daher verzeiht mir die Frage: Was ist schlimm daran, wenn sich im Laufe der Zeit die Bevölkerungsstruktur in einem bestimmten Teil einer Stadt ändert? Oder anders formuliert: Erwartet ihr, dass der Staat dermaßen in Details des Lebens eines jeden Einzelnen eingreift, dass er eine solche “organische” Entwicklung (ob sie gut ist oder nicht) mit allem Engagement verhindert? Ich habe persönlich einfach zuviel “gut gemeinter” Eingriffe erlebt, so dass ich froh bin, wenn “Papa Staat” sich um WICHTIGE Sachen kümmert, sich aber eben nicht in ALLES einmischt.
Juli 1st, 2008 at 23:30
Auf die Gefahr hin, daß ich mich wiederhole: Das Problem ist nicht, daß sich eine Bevölkerungsstruktur ändert, und die Formulierung “im Laufe der Zeit” verdreht schlicht die Fakten.
Das Problem liegt darin, warum sich die Struktur ändert, wie sie sich ändert und vor allem wie schnell sie sich ändert.
Und auch das noch einmal: Wenn es nicht wichtig ist, daß Menschen vertrieben werden, wenn es nicht wichtig ist, daß als Kollateralschaden Armensiedlungen entstehen, was ist dann noch wichtig?
Es würde mir gefallen, wenn neue Kommentare nicht hinter bereits mehrfach getätigte Argumente zurückfiele und diese vielmehr aufgreifen würden. Redundanz durch Ignoranz hilft niemandem weiter.
Juli 1st, 2008 at 23:30
Auf die Gefahr hin, daß ich mich wiederhole: Das Problem ist nicht, daß sich eine Bevölkerungsstruktur ändert, und die Formulierung “im Laufe der Zeit” verdreht schlicht die Fakten.
Das Problem liegt darin, warum sich die Struktur ändert, wie sie sich ändert und vor allem wie schnell sie sich ändert.
Und auch das noch einmal: Wenn es nicht wichtig ist, daß Menschen vertrieben werden, wenn es nicht wichtig ist, daß als Kollateralschaden Armensiedlungen entstehen, was ist dann noch wichtig?
Es würde mir gefallen, wenn neue Kommentare nicht hinter bereits mehrfach getätigte Argumente zurückfiele und diese vielmehr aufgreifen würden. Redundanz durch Ignoranz hilft niemandem weiter.
Juli 2nd, 2008 at 09:39
@flatter: Also gut, ich habe mir den Artikel und den gesamten Thread nochmal durchgelesen. Nun gezielt:
Wo liegt der qualitative Unterschied, ob sich die Bevölkerungsstruktur in einem Stadtteil im Verlauf von 50, 20, 5 oder 2 Jahren ändert? Ist ein langsamer Wandel ok und ein schneller nicht? Wo ist die Grenze? Wieviel Prozent Zu-/Abwanderung sind ok? Jede Antwort darauf ist willkührlich.
Auch bei dem Warum und Wie kann ich nichts grundsätzlich anderes erkennen als wir es seit über einem Jahrhundert sehen.
Klar, dass die Geschwindigkeit und Beschleunigung des Wandels (nicht nur in diesem Bereich) für viele Menschen eine Belastung darstellt. Aber schnelle Veränderung ist nun einmal ein Phänomen unserer Zeit – und das hat mit Globalisierung, “Neoliberalismus” etc. pp. wenig zu tun. Wir nutzen heute wie selbstverständlich das Internet, freuen uns über stetig steigende Lebenserwartungen und leben in den Industrienationen (trotz Hartz IV und allem Gejammer) auf einem Niveau, von dem ALLE Generationen vor unseren Eltern nur träumen konnten. Ohne beschleunigten Wandel wären wir nicht da, wo wir heute sind.
Findest Du nicht, dass Formulierungen wie “Menschen werden vertrieben” etwas übers Ziel hinausschießen? Auch ein Begriff wie “Armensiedlungen” geht doch am Thema vorbei: Es ist doch völlig normal, dass in einer Gegend nicht eine munter durchmischte Klientel aus Millionären und Hartz-IV-Empfängern wohnt. Einzelne soziale Gruppen “ballen” sich an gewissen Orten. Und logischerweise können es sich die Wohlhabenden aussuchen, wo sie wohnen wollen, während die weniger Wohlhabenden eher ausweichen müssen.
Ich wäre gespannt, wie Du Dir ein staatliches Eingreifen in diesen Prozess vorstellst. Was genau soll dabei erreicht werden? Und wie?
Juli 2nd, 2008 at 09:39
@flatter: Also gut, ich habe mir den Artikel und den gesamten Thread nochmal durchgelesen. Nun gezielt:
Wo liegt der qualitative Unterschied, ob sich die Bevölkerungsstruktur in einem Stadtteil im Verlauf von 50, 20, 5 oder 2 Jahren ändert? Ist ein langsamer Wandel ok und ein schneller nicht? Wo ist die Grenze? Wieviel Prozent Zu-/Abwanderung sind ok? Jede Antwort darauf ist willkührlich.
Auch bei dem Warum und Wie kann ich nichts grundsätzlich anderes erkennen als wir es seit über einem Jahrhundert sehen.
Klar, dass die Geschwindigkeit und Beschleunigung des Wandels (nicht nur in diesem Bereich) für viele Menschen eine Belastung darstellt. Aber schnelle Veränderung ist nun einmal ein Phänomen unserer Zeit – und das hat mit Globalisierung, “Neoliberalismus” etc. pp. wenig zu tun. Wir nutzen heute wie selbstverständlich das Internet, freuen uns über stetig steigende Lebenserwartungen und leben in den Industrienationen (trotz Hartz IV und allem Gejammer) auf einem Niveau, von dem ALLE Generationen vor unseren Eltern nur träumen konnten. Ohne beschleunigten Wandel wären wir nicht da, wo wir heute sind.
Findest Du nicht, dass Formulierungen wie “Menschen werden vertrieben” etwas übers Ziel hinausschießen? Auch ein Begriff wie “Armensiedlungen” geht doch am Thema vorbei: Es ist doch völlig normal, dass in einer Gegend nicht eine munter durchmischte Klientel aus Millionären und Hartz-IV-Empfängern wohnt. Einzelne soziale Gruppen “ballen” sich an gewissen Orten. Und logischerweise können es sich die Wohlhabenden aussuchen, wo sie wohnen wollen, während die weniger Wohlhabenden eher ausweichen müssen.
Ich wäre gespannt, wie Du Dir ein staatliches Eingreifen in diesen Prozess vorstellst. Was genau soll dabei erreicht werden? Und wie?
Juli 2nd, 2008 at 12:10
Der Unterschied zwischen 2 und 50 Jahren liegt doch auf der Hand: Je kürzer die Zeit, desto weniger können sich soziale Beziehungen entwickeln. Der Vorwurf der “Willkür” ist in diesem Zusammenhang haltlos. Selbstverständlich ist es “willkürlich”, die Höchstgeschwindigkeit bei 50 oder 70 km/h festzulegen. Sollte deshalb jeder so schnell fahren können, wie er will?
Das “Niveau”, auf dem wir leben, ist nur materiell höher, und das ist doch genau das, worum es hier geht! Was nützt mir das ganze Spielzeug, wenn ich ständig Angst haben muß – um meinen Arbeitsplatz, um meine Wohnung und meinen Bekanntenkreis? Die Unzufriedenheit der Menschen ist doch nicht genetisch bedingt, sie folgt doch aus den Zuständen in diesem Land!
Natürlich werden die Menschen vertrieben. Glaubst du, sie gehen freiwillig? Sie können sich massenhaft ihre Wohungen nicht mehr leisten, die sie z.T. seit Jahrzehnten bewohnen. Schau dich mal in einschlägigen Foren um.
Was das Eingreifen angeht: Ich sprach nicht von eingreifen, sondern zunächst einmal davon, daß ich es für zynisch halte, diesen Prozeß auch noch zu bejubeln. Allerdings gäbe es eine Menge Möglichkeiten, einzugreifen. Oben wurde ja darauf hingewiesen, daß ohnehin durch Stadtplanung und Steuerrecht gelenkt wird. Ich halte es für sinnvoll, das Recht auf Wohnung so zu gestalten, daß Menschen, die regelmäßig ihre Miete zahlen und ihrem Vermieter ein Auskommen sichern, entsprechend geschützt werden. Vor allem alten Menschen sollte das Recht gewährt werden, nicht wegsaniert zu werden. Es gibt im Mietrecht bereits Einschränkungen, die sich u.a. auf den Mietspiegel beziehen. Alles nichts Neues.
Was erreicht werrden soll: Mir ist klar, daß man nicht jeden unerwünschten Prozeß aufhalten kann. (“Normal für eine Metropole? Mag sein. Nicht aufzuhalten? Wohl richtig.”) Allerdings muß man sich darüber im Klaren sein, welche Folgen so etwas hat. Die Folgen für Berlins Zentrum sind kurzfristig und wirtschaftlich betrachtet positiv. Für die Menschen nicht; wer seine Wohung widerwillig verlassen muß, hat mehr verloren als ein paar Euro. Freien bezahlbaren Wohnraum finden sie hauptsächlich in den Siedlungen, die schon zuvor sozial problematisch waren. Daher der Hinweis auf die Banlieues. Was sich in Paris abspielt, ist Folge des nämlichen Prozesses. Wenn man so etwas nicht will, muß man sich Gedanken machen. Der Ruf nach dem Staat erfolgt sonst nämlich zuallererst von den Befürwortern der Entwicklung: Mehr Polizei (die nichts kosten darf) wollen sie dann sehen. Man könnte dafür sorgen, daß der soziale Wohungsbau auch in florierenden Vierteln nicht abgeschafft wird (steht auch schon oben). Das würde zumindest einiges abfedern.
Schließlich: Ich muß nicht jedes Problem lösen, das der Kapitalismus generiert. Ich empfinde es gleichwohl als nötig, den zynischen Verächtern der Verlierer und ihrer unerträglichen Demagogie etwas entgegen zu setzen.
Juli 2nd, 2008 at 12:10
Der Unterschied zwischen 2 und 50 Jahren liegt doch auf der Hand: Je kürzer die Zeit, desto weniger können sich soziale Beziehungen entwickeln. Der Vorwurf der “Willkür” ist in diesem Zusammenhang haltlos. Selbstverständlich ist es “willkürlich”, die Höchstgeschwindigkeit bei 50 oder 70 km/h festzulegen. Sollte deshalb jeder so schnell fahren können, wie er will?
Das “Niveau”, auf dem wir leben, ist nur materiell höher, und das ist doch genau das, worum es hier geht! Was nützt mir das ganze Spielzeug, wenn ich ständig Angst haben muß – um meinen Arbeitsplatz, um meine Wohnung und meinen Bekanntenkreis? Die Unzufriedenheit der Menschen ist doch nicht genetisch bedingt, sie folgt doch aus den Zuständen in diesem Land!
Natürlich werden die Menschen vertrieben. Glaubst du, sie gehen freiwillig? Sie können sich massenhaft ihre Wohungen nicht mehr leisten, die sie z.T. seit Jahrzehnten bewohnen. Schau dich mal in einschlägigen Foren um.
Was das Eingreifen angeht: Ich sprach nicht von eingreifen, sondern zunächst einmal davon, daß ich es für zynisch halte, diesen Prozeß auch noch zu bejubeln. Allerdings gäbe es eine Menge Möglichkeiten, einzugreifen. Oben wurde ja darauf hingewiesen, daß ohnehin durch Stadtplanung und Steuerrecht gelenkt wird. Ich halte es für sinnvoll, das Recht auf Wohnung so zu gestalten, daß Menschen, die regelmäßig ihre Miete zahlen und ihrem Vermieter ein Auskommen sichern, entsprechend geschützt werden. Vor allem alten Menschen sollte das Recht gewährt werden, nicht wegsaniert zu werden. Es gibt im Mietrecht bereits Einschränkungen, die sich u.a. auf den Mietspiegel beziehen. Alles nichts Neues.
Was erreicht werrden soll: Mir ist klar, daß man nicht jeden unerwünschten Prozeß aufhalten kann. (“Normal für eine Metropole? Mag sein. Nicht aufzuhalten? Wohl richtig.”) Allerdings muß man sich darüber im Klaren sein, welche Folgen so etwas hat. Die Folgen für Berlins Zentrum sind kurzfristig und wirtschaftlich betrachtet positiv. Für die Menschen nicht; wer seine Wohung widerwillig verlassen muß, hat mehr verloren als ein paar Euro. Freien bezahlbaren Wohnraum finden sie hauptsächlich in den Siedlungen, die schon zuvor sozial problematisch waren. Daher der Hinweis auf die Banlieues. Was sich in Paris abspielt, ist Folge des nämlichen Prozesses. Wenn man so etwas nicht will, muß man sich Gedanken machen. Der Ruf nach dem Staat erfolgt sonst nämlich zuallererst von den Befürwortern der Entwicklung: Mehr Polizei (die nichts kosten darf) wollen sie dann sehen. Man könnte dafür sorgen, daß der soziale Wohungsbau auch in florierenden Vierteln nicht abgeschafft wird (steht auch schon oben). Das würde zumindest einiges abfedern.
Schließlich: Ich muß nicht jedes Problem lösen, das der Kapitalismus generiert. Ich empfinde es gleichwohl als nötig, den zynischen Verächtern der Verlierer und ihrer unerträglichen Demagogie etwas entgegen zu setzen.
Juli 2nd, 2008 at 12:29
“…von dem ALLE Generationen vor unseren Eltern nur träumen konnten.” – die Antwort erübrigt sich natürlich, aber ob sie im Vergleich zum Aufwachen heute, damals gut oder schlecht geträumt haben, weil sie besser oder schlechter schliefen – würde das heute einen Unterschied machen?
VOM Millionär BIS zum Hartz-VI-Empfänger fänd ich schon besser.
Nun ist der Wohlstand da, quasi überall. Das finde ich schon gut, irgendwo, ohne Frage! Was aber ist noch da, was der (bzw. den) allgemeine(n) Wohlstand ermöglicht hat und sich auch ähnlich schnell wie jener veränderte?! Anders gefragt (man darf dies `Nest´ doch hinterfragen?): fehlt was?
Juli 2nd, 2008 at 12:29
“…von dem ALLE Generationen vor unseren Eltern nur träumen konnten.” – die Antwort erübrigt sich natürlich, aber ob sie im Vergleich zum Aufwachen heute, damals gut oder schlecht geträumt haben, weil sie besser oder schlechter schliefen – würde das heute einen Unterschied machen?
VOM Millionär BIS zum Hartz-VI-Empfänger fänd ich schon besser.
Nun ist der Wohlstand da, quasi überall. Das finde ich schon gut, irgendwo, ohne Frage! Was aber ist noch da, was der (bzw. den) allgemeine(n) Wohlstand ermöglicht hat und sich auch ähnlich schnell wie jener veränderte?! Anders gefragt (man darf dies `Nest´ doch hinterfragen?): fehlt was?
Juli 2nd, 2008 at 16:25
Wenn ich das hier nochmal aufgreifen darf
Peter Schmitz schreibt:
“Erwartet ihr, dass der Staat dermaßen in Details des Lebens eines jeden Einzelnen eingreift, dass er eine solche “organische” Entwicklung (ob sie gut ist oder nicht) mit allem Engagement verhindert? Ich habe persönlich einfach zuviel “gut gemeinter” Eingriffe erlebt, so dass ich froh bin, wenn “Papa Staat” sich um WICHTIGE Sachen kümmert, sich aber eben nicht in ALLES einmischt.”
Das ist relativ eindimensional. Erstens greift “der Staat” schon relativ stark in die Städte ein, denn Stadtplanung, Stadtentwicklung, Wohnungsbauförderung, Flächennutzungspläne, Bebauungspläne und ähnliches sind kommunale Aufgaben. Das Wachstum der Städte wird also in gewisser weise gelenkt. Und das ist auch gut so wenn man sich absolut aus dem Ruder laufende urbane Siedlungen in den Entwicklungsländern u.ä. anschaut.
Damit wird erstens ungehinderte Siedlungsausweitung verhindert aber auch das die Kernstädte ausbluten wie es z.B. durch Einkaufszentren “auf der grünen Wiese” vorangetrieben wird. Die Dinger werden glücklicherweise nirgends mehr genehmigt. Damit wird sichergestellt, dass auch die Infrastruktur (ÖPNV) und ähnliches sich organisch mitentwickeln kann.
Gleiches gilt für die sozialräumliche Fragmentation der Städte. Natürlich gibt es Quartiere, in denen sozial schwache stärker vertreten sind. Dafür gibt es aber in den meisten Städten in Deutschland keine so krassen Unterschiede zu anderen oder benachbarten Stadtvierteln. Es gibt keine gated communities oder ähnliches. Negative ghettoähnliche Beispiele jetzt mal ausgenommen. Um die soziale Mischung zu erhalten werden z.B. in München Wohnungsbauvorhaben meistens mit einem Anteil von rund 20% Sozialwohnungen vorgeschrieben. In diesem Sinne ist es auch Wahnsinn, wenn Städte ihre kommunalen Wohnungsbetriebe verkaufen. In Leipzig beispielsweise sind die oft die Einzigen, die sich aktiv am Stadtumbau und damit an der Marktbereinigung beteiligen. In diesem Sinne ist das Thema sehr vielschichtig und geht weit über “der Staat soll sich möglichst raushalten” hinaus.
Außerdem sollte man nie das soziale Kapital in den Quartieren vergessen. Die Zerstörung dessen in einem Quartier durch gentrification kann auch für die Stadtökonomie nachteilig sein.
Juli 2nd, 2008 at 16:25
Wenn ich das hier nochmal aufgreifen darf
Peter Schmitz schreibt:
“Erwartet ihr, dass der Staat dermaßen in Details des Lebens eines jeden Einzelnen eingreift, dass er eine solche “organische” Entwicklung (ob sie gut ist oder nicht) mit allem Engagement verhindert? Ich habe persönlich einfach zuviel “gut gemeinter” Eingriffe erlebt, so dass ich froh bin, wenn “Papa Staat” sich um WICHTIGE Sachen kümmert, sich aber eben nicht in ALLES einmischt.”
Das ist relativ eindimensional. Erstens greift “der Staat” schon relativ stark in die Städte ein, denn Stadtplanung, Stadtentwicklung, Wohnungsbauförderung, Flächennutzungspläne, Bebauungspläne und ähnliches sind kommunale Aufgaben. Das Wachstum der Städte wird also in gewisser weise gelenkt. Und das ist auch gut so wenn man sich absolut aus dem Ruder laufende urbane Siedlungen in den Entwicklungsländern u.ä. anschaut.
Damit wird erstens ungehinderte Siedlungsausweitung verhindert aber auch das die Kernstädte ausbluten wie es z.B. durch Einkaufszentren “auf der grünen Wiese” vorangetrieben wird. Die Dinger werden glücklicherweise nirgends mehr genehmigt. Damit wird sichergestellt, dass auch die Infrastruktur (ÖPNV) und ähnliches sich organisch mitentwickeln kann.
Gleiches gilt für die sozialräumliche Fragmentation der Städte. Natürlich gibt es Quartiere, in denen sozial schwache stärker vertreten sind. Dafür gibt es aber in den meisten Städten in Deutschland keine so krassen Unterschiede zu anderen oder benachbarten Stadtvierteln. Es gibt keine gated communities oder ähnliches. Negative ghettoähnliche Beispiele jetzt mal ausgenommen. Um die soziale Mischung zu erhalten werden z.B. in München Wohnungsbauvorhaben meistens mit einem Anteil von rund 20% Sozialwohnungen vorgeschrieben. In diesem Sinne ist es auch Wahnsinn, wenn Städte ihre kommunalen Wohnungsbetriebe verkaufen. In Leipzig beispielsweise sind die oft die Einzigen, die sich aktiv am Stadtumbau und damit an der Marktbereinigung beteiligen. In diesem Sinne ist das Thema sehr vielschichtig und geht weit über “der Staat soll sich möglichst raushalten” hinaus.
Außerdem sollte man nie das soziale Kapital in den Quartieren vergessen. Die Zerstörung dessen in einem Quartier durch gentrification kann auch für die Stadtökonomie nachteilig sein.
Juli 19th, 2008 at 00:27
[...] hatten bereits eine Diskussion darüber: Die Armen werden aus den Städten verdrängt. Beim Interview mit SpOn macht Hartmut Häußermann [...]
Juli 19th, 2008 at 00:27
[...] hatten bereits eine Diskussion darüber: Die Armen werden aus den Städten verdrängt. Beim Interview mit SpOn macht Hartmut Häußermann [...]