“Kernkraft ist für die CDU Ökoenergie”, sagt er, der GAU deutscher Nuschelrhetorik. “Die Schöpfung” will er “bewahren”. Nun, wer glaubt, ein Mann im Himmel habe die Welt in sechs tagen geschaffen, hat mit Fakten und Begriffen so seine Probleme. Vermutlich hat er all sein wissen aus Quellen wie “Welt.de”, deren strunzdumme Behauptungen zum Komplex “Kernkraft” keiner Einzelkritik würdig sind.
Daß die Lobbyisten der Stromkonzerne und ihrer AKW-Abteilungen womöglich persönliche Gründe haben, diese Trommel zu rühren, sei einmal außen vor. Es gibt jenseits der ideologisch oder sonstwie korrumpierten “Argumente” aber deutliche Hinweise darauf, daß es keinen Sinn macht, jetzt auf Atomstrom zu setzen.
Die CO2-Bilanz von AKWs etwa ist alles andere als unstrittig gut. Zwar ist es offenbar so, daß derzeit noch die gesamte Verwertungskette vom Uranabbau bis zur Endlagerung mittelfristig weniger CO2 hinterläßt als alle fossilen Energieträger, aber selbst das könnte sich in Zukunft ändern.
Darin besteht aber auch schon das einzige Argument, das evtl. für Kernkraft spräche. Das Kernproblem, die rasante Verteuerung der Energie in den letzten Monaten und Jahren, ist hausgemacht, und Reaktionen, die auf kurzfristige Preiseffekte setzen, sind nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch widersinnig. Tatsächlich war es schon lange zu erwarten, daß Energie spürbar knapp und teuer wird. Der Preisanstieg trägt dem rechnung und zwingt zu einem Umdenken, das längst hätte stattfinden müssen. Wenn jeder Schüler vor seinem 14. Lebensjahr schon einige zehntausend Flugkilometer hinter sich hat, stimmt etwas nicht mit der Nutzung wertvoller Energieträger.
“Weiter so” und ein “Zurück in die Kernkraft” helfen da nicht, und wer so mutig ist, AKWs für eine gute Sache zu halten, der sollte sich wenigstens mit der Tatsache befassen, daß sie Rohstoffe brauchen, um zu laufen. Um diese sieht es gar nicht gut aus. Man kann offenbar schon jetzt viel Geld damit verdienen, daß sich Uran rasant verknappt. Die Prognosen belaufen sich auf wenige Jahrzehnte, für die die Reserven noch ausreichen. Schon heute ist absehbar, daß der Abbau aufwendiger und somit teurer wird. Uran ist “kaum sicherer als Öl“. Wer jetzt AKWs baut, gerät mit großer Wahrscheinlichkeit schon während der Laufzeit einer einzigen Kraftwerksgeneration in eine Preisspirale, aus der es gar kein Entrinnen mehr gibt. Deutschland sollte froh sein, den Einstieg in den Ausstieg gefunden zu haben, schon aus Kostengründen.
Die Risiken der Kernenergie, das Problem der Inneren Sicherheit und eine äußerst problematische Lagerung sind dabei noch gar nicht berücksichtigt – nicht einmal auf der Kostenseite.
Wenn also Springer und die CDU im Gleichschritt die Posaune pro Atomstrom blasen, hat das viele Gründe, Vernünftige sind dabei wie so oft nicht zu erkennen.