ProSiebenSat.1: Das Geschwätz von gestern
Posted by flatter under WirtschaftKommentare deaktiviert
12. Jun 2008 11:37
Vor einem Jahr noch träumte die ProSiebenSat.1-Gruppe nach der Übernahme der SBS Broadcasting Group von Gewinnmargen zwischen 25 und 30 Prozent. Der Geniestreich, mit dem das gelingen sollte: Leute rausschmeißen und ein Programm anbieten, das sich quasi selbst produziert.
Ich habe das damals angemessen kommentiert, die Gewinnaussichten als “Augenwischerei” bezeichnet und als “Aufforderung zur Bilanzfälschung”. Naiv wie ich bin, dachte ich, so etwas sei nötig. Die Investoren haben aber eine andere Lösung gefunden: Ihre Ankündigungen sollte andere Gierschlunde bzw. deren Geld anlocken, es war aber nie daran gedacht worden, die Versprechungen einzulösen. Sie gehen jetzt hin und zahlen sich eine Riesendividende aus, die durch Umsatz und Gewinn bei weitem nicht gerechtfertigt ist. Ich bin kein Jurist und verstehe deshalb nicht, warum das keine Untreue ist, aber in solch hohen Kreisen gilt ja oft als “clever”, was woanders schlicht “kriminell” ist.
Die Heuschrecken fressen auch noch ihre eigenen Kauwerkzeuge auf. Wer wird in Zukunft noch jemandem glauben, der Gewinne ankündigt, Schulden hinterläßt und vor dem Absaufen des Kahns noch das Tafelsilber in die Rettungsboote wirft? Immerhin haben sie inzwischen gemerkt, daß es ganz ohne Nachrichtensendung nicht geht. Wo sollten sonst noch die albernen Versuche stattfinden, diese sauberen Herren reinzuwaschen?
Juni 12th, 2008 at 15:01
“Die Heuschrecken fressen auch noch ihre
eigenen Kauwerkzeuge auf.”
Nein, denn es gibt viel mehr reale Unternehmen als Heuschrecken und außerdem Politiker, die diese elequenten Herren auch noch vergöttern. – Ein Hedgefond denkt von heute auf morgen, also imho nicht länger als 1-2 Jahre im voraus. Er muß die Renditeerwartung seiner Anlager Jahr für Jahr erfüllen, da ist es vollkommen Rille, was die Zukunft bringt. Da macht man sich einen Kopf, wenn es soweit ist. Zumal die Provisionen der Manager für das jeweilige Jahresergebnis gezahlt werden.
Das das SBS-Modell nicht aufgehen kann, war eigentlich schon klar. Der Laden wurde ja bereits von einer Heuschrecke (Haim Saban) gekauft, ist also schon “optimiert”. Wenn jetzt noch einer hohe Erträge generieren will, muß er das also noch toppen, kann das gar nicht mit rechten Dingen zugehen. Das geht solange, bis das Schneeball-System zusammen bricht.
Alles schon einmal dagewesen: https://www.tagesspiegel.de/zeitung/Die-Dritte-Seite;art705,1889399
Juni 12th, 2008 at 15:01
“Die Heuschrecken fressen auch noch ihre
eigenen Kauwerkzeuge auf.”
Nein, denn es gibt viel mehr reale Unternehmen als Heuschrecken und außerdem Politiker, die diese elequenten Herren auch noch vergöttern. – Ein Hedgefond denkt von heute auf morgen, also imho nicht länger als 1-2 Jahre im voraus. Er muß die Renditeerwartung seiner Anlager Jahr für Jahr erfüllen, da ist es vollkommen Rille, was die Zukunft bringt. Da macht man sich einen Kopf, wenn es soweit ist. Zumal die Provisionen der Manager für das jeweilige Jahresergebnis gezahlt werden.
Das das SBS-Modell nicht aufgehen kann, war eigentlich schon klar. Der Laden wurde ja bereits von einer Heuschrecke (Haim Saban) gekauft, ist also schon “optimiert”. Wenn jetzt noch einer hohe Erträge generieren will, muß er das also noch toppen, kann das gar nicht mit rechten Dingen zugehen. Das geht solange, bis das Schneeball-System zusammen bricht.
Alles schon einmal dagewesen: https://www.tagesspiegel.de/zeitung/Die-Dritte-Seite;art705,1889399
Juni 13th, 2008 at 00:12
“Er muß die Renditeerwartung seiner Anlager Jahr für Jahr erfüllen” – das ist das Problem. Zwar haben Hedgefonds diverse Strategien, kurzfristig Gewinne zu erzielen, aber ich halte es durchaus für bemerkenswert, daß Gewinnerwartungen kommuniziert werden, die sich nicht im mindesten erfüllen. Durch die Abschöpfung von Konzerneigentum per Dividende werden die ausbleibenden Gewinne, d.h. Verluste, ja nur gering kompensiert. Selbst hier ist “Vertrauen” vonnöten. Wenn ein Hedgefonds sich als unzuverlässig erweist, wird auch ihm die Basis in Form von Kaptial entzogen. Das wäre jedenfalls logisch. Aber womöglich ich damit völlig auf dem falschen Dampfer…
Juni 13th, 2008 at 00:12
“Er muß die Renditeerwartung seiner Anlager Jahr für Jahr erfüllen” – das ist das Problem. Zwar haben Hedgefonds diverse Strategien, kurzfristig Gewinne zu erzielen, aber ich halte es durchaus für bemerkenswert, daß Gewinnerwartungen kommuniziert werden, die sich nicht im mindesten erfüllen. Durch die Abschöpfung von Konzerneigentum per Dividende werden die ausbleibenden Gewinne, d.h. Verluste, ja nur gering kompensiert. Selbst hier ist “Vertrauen” vonnöten. Wenn ein Hedgefonds sich als unzuverlässig erweist, wird auch ihm die Basis in Form von Kaptial entzogen. Das wäre jedenfalls logisch. Aber womöglich ich damit völlig auf dem falschen Dampfer…
Juni 13th, 2008 at 17:53
Damit eine Räuberbande ans Werk gehen kann, braucht es innerhalb derselben tatsächlich auch eine gewisse Vertrauensbasis. In der “Heuschrecken”-Wirtschaft gelten aber offenbar andere Gesetze ;-)
Juni 13th, 2008 at 17:53
Damit eine Räuberbande ans Werk gehen kann, braucht es innerhalb derselben tatsächlich auch eine gewisse Vertrauensbasis. In der “Heuschrecken”-Wirtschaft gelten aber offenbar andere Gesetze ;-)
Juni 18th, 2008 at 19:52
passt super dazu:
https://www.ftd.de/meinung/kommentare/374193.html?nv=cd-rss410,420,440
Juni 18th, 2008 at 19:52
passt super dazu:
https://www.ftd.de/meinung/kommentare/374193.html?nv=cd-rss410,420,440
April 29th, 2009 at 23:28
[...] nicht ganz zu Unrecht unterstellt wird. Allerdings mußte ich kurz darauf widerrufen und mit dem “NAIV”-Schild um den Block wanken. Die Gewinnsteigerung blieb zwar ganz selbstverständlich aus, Dividende [...]
April 29th, 2009 at 23:28
[...] nicht ganz zu Unrecht unterstellt wird. Allerdings mußte ich kurz darauf widerrufen und mit dem “NAIV”-Schild um den Block wanken. Die Gewinnsteigerung blieb zwar ganz selbstverständlich aus, Dividende [...]