almDominique Strauss-Kahn hat andeuten lassen, es habe sich bei seiner Annäherung an eine Hotelbedienstete um ein Missverständnis gehandelt. Er habe gedacht, die Dame sei im Auftrag der Ergo-Versicherungsgruppe unterwegs, und sie hätte ein weißes Bändchen getragen. Für ihn hieße das vereinbarungsgemäß: “Alle haptischen Nummern – französisch, von hinten und ins Knie”. Da er die Sprache der jungen Frau nicht verstehen konnte, sei ihm nicht aufgefallen, dass sie Einwände gegen sein Vordringen gehabt hätte. Die Gesamtsituation habe eine verbale Kommunikation erheblich erschwert.

Widersprüchliche Angaben machen derweil die Partylöwen der deutschen Versicherungsbranche. Einmal heißt es, die Boni in Naturalien auszuzahlen, sei “nicht üblich”. Andere interne Quellen verweisen hingegen darauf, dass diese Praxis keineswegs die einmalige Ausnahme war.

Bereits aus dem VW-Konzern bekannt, erfreuen sich solche Events offenbar Branchen übergreifend einer gewissen Beliebtheit. Dies liegt in der Natur der Sache. Die Zuträger der Leistungsträger sind wie diese selbst darauf angewiesen, eine weitgehende Libertinage walten zu lassen – sowohl in bezug auf ethische Standards als auch in bezug auf Fragen des Selbstwerts. Wer nach Gutmenschenart den halben Tag damit vertrödelt, seine Skrupel zu sortieren, wird sicher niemals einem weißen Bändchen begegnen. Wer nicht weiß, für welchen Gegenwert er sogenannte “Beziehungen” opfert, poliert eben ewig die unteren Sprossen der Karriereleiter.

Nur diie Harten kommen in den Garten der professionellen Lüste. Und machen wir uns doch nichts vor: Wer genötigt ist, sich und andere im Dienste des Umsatzes stets zu verleugnen, muss sich seine Liebe ohnehin kaufen. Wenn der Mutterkonzern sich dann um seine Jungens kümmert, für sie eine gediegene Vorauswahl trifft und ihnen einmal im Jahr den Orga-Kram abnimmt, was soll daran gemein sein? Da kann man Philipp Rösler nur zustimmen: Wir müssen unsere Freiheit auch gegen übertriebenen Feminismus verteidigen und dürfen uns nicht durch Neidkampagnen abkochen lassen.