brdbanaDer Neoliberalismus ist leiser geworden in den letzten Jahren. Seit der Bankenkrise darf man zaghaft von “Kapitalismus” sprechen, seit der Eurokrise werden Exportrekorde nicht mehr ganz so triumphierend abgefeiert, seitdem in vielen Branchen Mindestlöhne als nationale Selbstverteidigung gelten, wird die Lohndrückerei ein wenig subtiler betrieben. Das ändert allerdings nichts daran, dass die Praxis der Ideologie weiterhin die Lage bestimmt, und zwar wirtschaftlich ebenso wie sprachlich.

Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank frohlockte gestern, die Exporte könnten in 2011 “die Billion knacken”. Nach alter Weisheit helfen die Gewinne der Wirtschaft ja auch den Beschäftigten, nach ebenso alter Wahrheit ist das Gegenteil der Fall. Es kann passieren, was will, die Reallöhne sinken. Wer den Gürtel nicht mehr enger schnallen kann, der möge sich doch bitte ein Armband um die Taille legen.

Zwiesprechexperten

Kein Witz ist übrigens, dass die Bundesregierung Zwiesprechexperten beschäftigt, deren Aufgabe in der Färbung unangenehmer Begrifflichkeit besteht. “Hartz IV” klingt hässlich, nennen wir es doch besser “Chancenförderungsgesetz” oder “Chafög”. Weitere Vorschläge meinerseits: Sanktion bzw. Leistungskürzung heißt ab sofort “Minuserhöhung” und Ein-Euro-Jobs “Lohnhobby”.

Nein, das Pack muss gedrillt werden, aber nach außen hin bleibt der Schein gewahrt, es handele sich hier um reine Menschenfreundschaft. Und während die Existenz immer häufiger das Minimum nicht wert ist und darunter gekürzt wird, werden schamlose Bereicherung und Korruption weiterhin nach Kräften gefördert. Wer ein Beispiel für wirklich eklige Schmiermittel zur Steuerflucht braucht, lese dies hier über Exxon Mobile Spain. Hauptsache, der Hartzer kriegt nichts mehr zu rauchen.

Augen zu, Hand auf

roeslerraEines der größten Probleme dieses unseres Landes ist bekanntlich das völlige Fehlen von Korruption. Da müssen natürlich Anreize her, und der Geschäftsordnungsausschuss des Bundestages hat großartige Ideen dazu. In Tranchen von 9999 Euro zerlegt, kauft man den Abgeordneten danach zukünftig ohne die Gefahr lästiger Nachfragen. Den wirklich wichtigen Amtsträgern schustert man dann auch schon mal ganz unauffällig ein Milliönchen zu. Das geht niemanden etwas an.

Alles wie gehabt: Hand auf, Augen zu und aufgepasst beim Postenschacher. Eigentlich wollte ich noch etwas sagen zu den unqualifizierten Politclowns einer drei-Prozent-Partei. Oder zu der Frage, seit wann der Zahnarzt die Bundesminister einsetzt. Lassen wir das, wir wollen schließlich nicht als unseriös gelten.