Die RP weiß es:
“Die deutsche Wirtschaft wächst derzeit so stark wie seit zwölf Jahren nicht mehr. Auch die Finanzkrise ändert daran nichts. Die Krise kommt auf dem Arbeitsmarkt an. Sogar junge Menschen ohne Abschluss haben wieder Chancen.”
Das Zitat ist nicht aus dem verlinkten Artikel, sondern aus dessen Einleitung auf der Startseite. Der Titel dort:
“Warum es unserer Wirtschaft so gut geht“.
“Unserer” Wirtschaft geht es gut, weil die Finanzkrise auf dem Arbeitsmarkt ankommt, aber die Umsätze nicht schmälert. Herrlich ehrlich – oder doch ein Fauxpas?
Für letzteres spricht der anders lautende Auftakt des Artikels.
“Wachstum überrascht” ist dort die Headline, weiter heißt es:
“Die deutsche Wirtschaft wächst so stark wie zuletzt vor zwölf Jahren, die Finanzkrise kann ihr nichts anhaben. Auch Geisteswissenschaftler und Schulabgänger ohne Abschluss sind zunehmend gefragt.”
Ein nicht minder gelungenes Bonmot. “Geisteswissenschaftler und Schulabgänger ohne Abschluss”, in einem Atemzug stehen sie stramm vor dem geistigen Auge des amüsierten Lesers, die Überschüssigen und Überflüssigen des hiesigen Marktgeschehens. Wenn sogar diese gebraucht werden, muß der Laden wohl brummen.
Die gesammelten Fragen und nicht wirklich lehrreichen Antwortfloskeln, die dann folgen, sind offenbar die Staffage für ein weiteres ironisches Kleinod, das ich vergnügt dokumentiere:
Hier entstehen also Arbeitsplätze. Die Interpretation dieses Glanzstücks bildender Kunst überlasse ich der Redaktion des Quotenhits “100 journalistische Meisterwerke”. Man darf konzedieren: Unserer Wirtschaft geht es gut. Und wenn selbst die Rheinische Post solch feinsinnigen Humor entwickelt, dann geht es uns allen gut – wer immer “wir” auch sein mögen.
Mai 16th, 2008 at 11:23
Die “Wir”-Rhetorik macht sich immer dann besonders gut, wenn der herrschenden Politik und den Statistikmanipulateuren nichts Besseres mehr einfällt. Diejenigen, denen es nicht so gut geht, gehören eben nicht zu unserem “Wir” und sind die “Anderen”.
Mai 16th, 2008 at 11:23
Die “Wir”-Rhetorik macht sich immer dann besonders gut, wenn der herrschenden Politik und den Statistikmanipulateuren nichts Besseres mehr einfällt. Diejenigen, denen es nicht so gut geht, gehören eben nicht zu unserem “Wir” und sind die “Anderen”.
Mai 16th, 2008 at 14:10
Mich freut, daß du deinen Humor wiedergefunden hast. Ich hatte da schon arge Befürchtungen nach den letzten Beiträgen. Wenn ich mich über Glos und Co lustig mache heißt das nicht, daß ich nicht ernst nehme, was die treiben. Sie selbst sind Witzfiguren, leider aber welche mit Macht (hinter sich). Darum muß man sie bekämpfen, aber es würde einen innerlich verzeheren, wenn es nicht wenigsten ab und zu möglich wäre, die einfach mal durch den Kakao zu ziehen.
Mai 16th, 2008 at 14:10
Mich freut, daß du deinen Humor wiedergefunden hast. Ich hatte da schon arge Befürchtungen nach den letzten Beiträgen. Wenn ich mich über Glos und Co lustig mache heißt das nicht, daß ich nicht ernst nehme, was die treiben. Sie selbst sind Witzfiguren, leider aber welche mit Macht (hinter sich). Darum muß man sie bekämpfen, aber es würde einen innerlich verzeheren, wenn es nicht wenigsten ab und zu möglich wäre, die einfach mal durch den Kakao zu ziehen.
Mai 16th, 2008 at 19:17
Keine Sorge, meist ist das keine Frage meines Humors, sondern des Themas. Der liebe Herr Glos wird auch schon noch sein Fett abbekommen, auch wenn es ihm nix ausmacht und er meist souverän drin badet ;-)
Mai 16th, 2008 at 19:17
Keine Sorge, meist ist das keine Frage meines Humors, sondern des Themas. Der liebe Herr Glos wird auch schon noch sein Fett abbekommen, auch wenn es ihm nix ausmacht und er meist souverän drin badet ;-)
Mai 28th, 2008 at 02:27
Herrlich. Ich als Geisteswissenschaftler kann da nur sagen: Das hätte Kurt Tucholsky nicht besser hinbekommen, was Alexander von Gersdorff in der RP an politischem Kabarett geleistet hat. Auch der Redaktionsassistent /-praktikant, der für die Bildauswahl zuständig war, hat wahrlich Glanzvolles geleistet und darf in einem Atemzug mit George Grosz genannt werden. Fatal ist nur eines: Wie bei DSDS, einem CDU-Parteitag oder einer Steinbrück-Rede wissen alle Beteiligten gar nicht, dass sie witzig sind.
Mai 28th, 2008 at 02:27
Herrlich. Ich als Geisteswissenschaftler kann da nur sagen: Das hätte Kurt Tucholsky nicht besser hinbekommen, was Alexander von Gersdorff in der RP an politischem Kabarett geleistet hat. Auch der Redaktionsassistent /-praktikant, der für die Bildauswahl zuständig war, hat wahrlich Glanzvolles geleistet und darf in einem Atemzug mit George Grosz genannt werden. Fatal ist nur eines: Wie bei DSDS, einem CDU-Parteitag oder einer Steinbrück-Rede wissen alle Beteiligten gar nicht, dass sie witzig sind.