Wie viele Bananen verträgt der Staat?
Posted by flatter under PolitikKommentare deaktiviert
08. Apr 2008 0:37
“Zuviel” Staat ist für radikale Wirtschaftsliberale, auch “Neoliberale” genannt, der Urgrund aller Probleme. Der Staat solle nicht in die Märkte eingreifen, dies sei schädlich fürs Wachstum. Daß manche dann doch nach dem Staat rufen, wenn es (wie bei den Banken) im Markt kriselt, soll einmal nicht das Thema sein. Ich will auch konzedieren, daß es viele behördliche Eingriffe in geschäftliche Belange gibt, die schädlich, überflüssig und schlicht dumm sind. Es ist also durchaus richtig zu fragen, wo es solche Eingriffe gibt und wie man sie verhindern kann. Das ist im Interesse von Unternehmern und Bürgern gleichermaßen. Nicht diskutabel ist hingegen, ob der Staat das Recht dazu hat. Er hat, denn er ist bei allem das institutionalisierte Recht.
Wenn Vertreter des Staates, der Behörden und Regierungen, also die Belange der Wirtschaft berücksichtigen, ist das oft klug. Es ist darüber hinaus ein Zugeständnis, das der Staat machen kann, aber nicht muß. Das haben die Vertreter des Staates inzwischen weitgehend vergessen. Die Vetreter der Wirtschaftsverbände hingegen sehen das anders und fühlen sich berufen, selbst dem Staat Vorschriften zu machen. Sie dürfen das so sehen, denn im Gegensatz zum Staat sind sie zuerst sich selbst verpflichtet. Sie dürfen hemmungslos fordern. Ob das klug ist, ist eine andere Frage. Vor allem aber gibt es Grenzen der Einflußnahme, die bestehendes Recht verletzten und sogar das Recht als solches beschädigen. Wenn Wirtschaftsverbände und ihre mannigfaltigen Organisationen sich in behördliche Vorgänge regelrecht einschleichen und Konglomerate mit willfährigen Politikern bilden, ist das illegal. Sich darauf zu berufen, daß eine offensichtliche Bestechung nicht stattfindet, ist absurd. Wenn jemand einen Koffer mit Geld entgegennimmt als Belohnung für die Durchsetzung privater Interessen, ist das nicht die einzige Form von Bestechung. Sogar das kommt vor, und sogar das bleibt oft straffrei. Daß ein Schäuble noch Innenminister ist, ist ein nicht zu überbietender Skandal. Dies ist aber nur die Spitze des Eisberges. Was Lobbyisten inzwischen treiben, und wie weit ihnen die Tore dabei offenstehen, gefährdet die Integrität des Staates und den inneren Frieden. Es zeigt, daß Korruption nicht eine Summe von unerwünschten Vorgängen der Vorteilsannahme und -gewährung ist, sondern eine Haltung. Diese Haltung hat sich so breit und tief bei den “Eliten” festgesetzt, daß man an eine Selbstreinigung kaum mehr glauben kann. Ein neuerliches Beispiel ungeheuerlicher Ignoranz gegenüber den Rechten und Pflichten eines Amtsträgers ist die Selbstbedienung des amtierenden Ministerpräsidenten von Sachsen an Geldern der Landesbank. Er hat es sich zwar “nur” geliehen, aber jeder, der das in einer Firma macht, fliegt erst raus und landet dann vor dem Kadi.
Die tiefgreifenden Veränderungen, die notwendig wären, um noch von einer “Demokratie” sprechen zu können, sind benennbar:
Der Staat und seine Vertreter dürfen keine Amtsträger dulden, die nicht klar und deutlich Staatsgeschäfte und Wirtschaftsgeschäfte trennen. Amtsträger dürfen keinerlei wirtschaftliche Vorteile aus ihrem Tun ziehen. Sie düfen ihre Parteien und schon gar nicht sich selbst aus der Wirtschaft finanzieren lassen. Sie dürfen auch nach dem Ausscheiden aus dem Amt keinerlei wirtschaftlichen Nutzen aus ihrer Amtstätigkeit ziehen. Es mag hier und da Grenzfälle geben, aber was Leute wie Milbradt, Schily, Schröder, Schäuble und Co. veranstaltet haben, ist nach demokratischen Maßstäben schlicht kriminell. Wenn es dennoch de jure nicht gegen geltendes Recht verstößt, muß man das Recht anders anwenden.
Was die Wirtschaftsverbände, ihre Organisationen und Vertreter angeht, so kann man sie einfach an ihren eigenen Forderungen messen. Möglichst wenig Staat in der Wirtschaft heißt umso mehr: Keinen Einfluß der Wirtschaft auf den Staat! Das erschütternde Gegenteil ist die Praxis, und es ist unbegreiflich, daß sich gewählte Parlamentarier nicht gegen die feindliche Übernahme durch das Netz von Lobbyisten und Geldgebern erheben.
Wie gesagt: Eine Selbstreinigung ist nicht in Sicht. Dies umso mehr, als daß die “Vierte Gewalt” ein nasser Papiertiger geworden ist. Wo ist das Sturmgeschütz der Demokratie? Wo ist auch nur eine ernstzunehmende publizistische Opposition? Es ist ein Trauerspiel.
April 8th, 2008 at 09:00
Der Staat und seine Vertreter dürfen keine Amtsträger dulden, die nicht klar und deutlich Staatsgeschäfte und Wirtschaftsgeschäfte trennen. Amtsträger dürfen keinerlei wirtschaftliche Vorteile aus ihrem Tun ziehen. Sie düfen ihre Parteien und schon gar nicht sich selbst aus der Wirtschaft finanzieren lassen. Sie dürfen auch nach dem Ausscheiden aus dem Amt keinerlei wirtschaftlichen Nutzen aus ihrer Amtstätigkeit ziehen.
Die Wirtschaftsliberalen würden dir da entgegenhalten, dass im Gegenteil die Parteien und Amtsträger viel stärker wirtschaftliche Vorteile erlangen sollten: Weil ja, gemäß der Logik der Trickle Down Economics, Eigennutz langfristig zu Gemeinnutz führe. Sprich, je mehr die Politiker sich über wirtschaftliche Vorteile finanzieren, desto stärker sind sie daran interessiert die Wirtschaft zu stärken, was dann wieder zu Arbeitsplätzen, Geld in den Kassen, etc. führe.
April 8th, 2008 at 09:00
Der Staat und seine Vertreter dürfen keine Amtsträger dulden, die nicht klar und deutlich Staatsgeschäfte und Wirtschaftsgeschäfte trennen. Amtsträger dürfen keinerlei wirtschaftliche Vorteile aus ihrem Tun ziehen. Sie düfen ihre Parteien und schon gar nicht sich selbst aus der Wirtschaft finanzieren lassen. Sie dürfen auch nach dem Ausscheiden aus dem Amt keinerlei wirtschaftlichen Nutzen aus ihrer Amtstätigkeit ziehen.
Die Wirtschaftsliberalen würden dir da entgegenhalten, dass im Gegenteil die Parteien und Amtsträger viel stärker wirtschaftliche Vorteile erlangen sollten: Weil ja, gemäß der Logik der Trickle Down Economics, Eigennutz langfristig zu Gemeinnutz führe. Sprich, je mehr die Politiker sich über wirtschaftliche Vorteile finanzieren, desto stärker sind sie daran interessiert die Wirtschaft zu stärken, was dann wieder zu Arbeitsplätzen, Geld in den Kassen, etc. führe.
April 8th, 2008 at 11:41
Das hieße dann also, der Staat selbst würde als Betrieb betrachtet. In den Argumenten der Wirtschaftsliberalen taucht dieses Motiv durchaus auf, aber spätestens, wenn Justiz und Steuerbehörden in die eigene Tasche wirtschaften, hört der Spaß auch für die Apologeten des Eigennutzes auf. Sie pochen ja hier gerade darauf, daß der Staat gemeinnützig zu sein hat. Tatsächlich bricht da jede neoliberale Argumentation zusammen: Wie soll der Staat seine Aufgaben erfüllen, wenn er nach wirtschaftlichen Maßstäben geführt wird? Dessen Gewaltmonopol steht gegen die Macht der Eigentümer. Es käme nur dann zu einer funktionierenden Einheit, wenn ein Staats-und Wirtschaftmonopol alle Fäden in der Hand hätte. Genau deshalb spreche ich von den Grenzen der Demokratie.
April 8th, 2008 at 11:41
Das hieße dann also, der Staat selbst würde als Betrieb betrachtet. In den Argumenten der Wirtschaftsliberalen taucht dieses Motiv durchaus auf, aber spätestens, wenn Justiz und Steuerbehörden in die eigene Tasche wirtschaften, hört der Spaß auch für die Apologeten des Eigennutzes auf. Sie pochen ja hier gerade darauf, daß der Staat gemeinnützig zu sein hat. Tatsächlich bricht da jede neoliberale Argumentation zusammen: Wie soll der Staat seine Aufgaben erfüllen, wenn er nach wirtschaftlichen Maßstäben geführt wird? Dessen Gewaltmonopol steht gegen die Macht der Eigentümer. Es käme nur dann zu einer funktionierenden Einheit, wenn ein Staats-und Wirtschaftmonopol alle Fäden in der Hand hätte. Genau deshalb spreche ich von den Grenzen der Demokratie.
April 8th, 2008 at 12:53
Die Grenzen der Demokratie sind mit der freien Marktwirtschaft längst überschritten. Zu groß sind Interessen und Möglichkeiten der Einflußnahme.
Ich kann in unserem Land beim besten Willen nichts anderes mehr erkennen, als “eine demokratische Fassade”.
Eine konsequente Trennung, wie von ihnen gefordert, ist schlicht nicht realisiserbar. Das beginnt schon im kleinen, der Kommunalpolitik, wenn der ortsansässige Bauunternehmer mit dem Bürgermeister in den Dorfpuff geht, um das Schwimmbad bauen zu dürfen und wird so auf allen Ebenen weiter fortgesetzt.
Statt die Zeit also mit Forderungen nach mehr Transparenz und gegen Korruption zu vergeuden, sollte man den Tatsachen ins Auge sehen.
Wir werden von einem bürokratischen Monster Namens EU regiert, daß die persönliche Bereicherung politischer Vertreter konsequent fördert und die demokratischen Grundlagen zunehmend weiter in Wohlgefallen auflöst. Man (Konzernmedien) hat uns das bloß noch nicht so deutlich verklickert.
April 8th, 2008 at 12:53
Die Grenzen der Demokratie sind mit der freien Marktwirtschaft längst überschritten. Zu groß sind Interessen und Möglichkeiten der Einflußnahme.
Ich kann in unserem Land beim besten Willen nichts anderes mehr erkennen, als “eine demokratische Fassade”.
Eine konsequente Trennung, wie von ihnen gefordert, ist schlicht nicht realisiserbar. Das beginnt schon im kleinen, der Kommunalpolitik, wenn der ortsansässige Bauunternehmer mit dem Bürgermeister in den Dorfpuff geht, um das Schwimmbad bauen zu dürfen und wird so auf allen Ebenen weiter fortgesetzt.
Statt die Zeit also mit Forderungen nach mehr Transparenz und gegen Korruption zu vergeuden, sollte man den Tatsachen ins Auge sehen.
Wir werden von einem bürokratischen Monster Namens EU regiert, daß die persönliche Bereicherung politischer Vertreter konsequent fördert und die demokratischen Grundlagen zunehmend weiter in Wohlgefallen auflöst. Man (Konzernmedien) hat uns das bloß noch nicht so deutlich verklickert.
April 8th, 2008 at 17:54
Schäubli macht das mit der Überwachung doch eigentlich ganz gut! ;)
Wenn in Medien/Politik der Ruf nach mehr Wettbewerb und “weniger Staat” ertönt, am besten laut mitbrüllen aber auch gleich benennen, wo man gerne mehr Wettbewerb hätte: Versicherungen z.B.: Ich könnte mir das gut vorstellen, dass der mangels Leistungskontrollmöglichkeit durch den Kunden derzeit nur schlecht funktionierende Markt da gleich viel besser liefe, wenn nur noch ein paar normierte Standard-Versicherungsleistungen angeboten werden dürfen oder so.
Oder weniger Staat: Das vorläufige IHK-Gesetz könnte z.B. mal ersatzlos gestrichen werden.
Die absolute Ablehnung derartiger Vorschläge von den politischen “Vertretern” von Markt und Entstaatlichung zeigt der Öffentlichkeit dann überdeutlich, was für verlogene Heuchler das in Wirklichkeit sind.
April 8th, 2008 at 17:54
Schäubli macht das mit der Überwachung doch eigentlich ganz gut! ;)
Wenn in Medien/Politik der Ruf nach mehr Wettbewerb und “weniger Staat” ertönt, am besten laut mitbrüllen aber auch gleich benennen, wo man gerne mehr Wettbewerb hätte: Versicherungen z.B.: Ich könnte mir das gut vorstellen, dass der mangels Leistungskontrollmöglichkeit durch den Kunden derzeit nur schlecht funktionierende Markt da gleich viel besser liefe, wenn nur noch ein paar normierte Standard-Versicherungsleistungen angeboten werden dürfen oder so.
Oder weniger Staat: Das vorläufige IHK-Gesetz könnte z.B. mal ersatzlos gestrichen werden.
Die absolute Ablehnung derartiger Vorschläge von den politischen “Vertretern” von Markt und Entstaatlichung zeigt der Öffentlichkeit dann überdeutlich, was für verlogene Heuchler das in Wirklichkeit sind.
April 8th, 2008 at 18:16
M. E. ist das, was da geschieht, eindeutig verfassungswidrig. Es hat sich in diesem Land längst ein Zustand entwickelt, in der wirtschaftlich starke Interessensvertreter eine Oligarchie gebildet haben, die dem Gedanken der erlaubten Einflußnahme durch Interessensgruppen längst nicht mehr entspricht. Anders ausgedrückt: die Demokratie ist bedroht, wenn nicht sogar bereits beseitigt. Wenn Lobbyisten (was verharmlosend klingt in diesem Zusammenhang) einen derart großen Einfluß auf Gesetze haben, wie z.B. Arbeitsminister Scholz auch noch zugibt, in dem er erklärt, er sei froh, daß ihm die Bertelsmannstiftung sozusagen ein druckreifes neues Arbeitsgesetz in die hand gedrückt habe, spätestens dann müßte selbst dem größten Skeptiker klar sein, daß unsere Demokratie am Boden liegt. Da muß nun endlich ein dementsprechendes BVerfG-Urteil her, das diesen Wahnsinn stoppt.
April 8th, 2008 at 18:16
M. E. ist das, was da geschieht, eindeutig verfassungswidrig. Es hat sich in diesem Land längst ein Zustand entwickelt, in der wirtschaftlich starke Interessensvertreter eine Oligarchie gebildet haben, die dem Gedanken der erlaubten Einflußnahme durch Interessensgruppen längst nicht mehr entspricht. Anders ausgedrückt: die Demokratie ist bedroht, wenn nicht sogar bereits beseitigt. Wenn Lobbyisten (was verharmlosend klingt in diesem Zusammenhang) einen derart großen Einfluß auf Gesetze haben, wie z.B. Arbeitsminister Scholz auch noch zugibt, in dem er erklärt, er sei froh, daß ihm die Bertelsmannstiftung sozusagen ein druckreifes neues Arbeitsgesetz in die hand gedrückt habe, spätestens dann müßte selbst dem größten Skeptiker klar sein, daß unsere Demokratie am Boden liegt. Da muß nun endlich ein dementsprechendes BVerfG-Urteil her, das diesen Wahnsinn stoppt.