Sie laufen mir heute zum zweiten Mal innerhalb einer Woche vor die Flinte, nachdem ich Sie schon am 30.03. bei einem nützlich-depperten und recht peinlichen Interview erwischt habe. Gestern überflog ich die Zeilen in der SZ: “Auf der re:publica treffen sich die Bewohner des Internets offline. Sie reden über Blogs, Open Software, File-Sharing. Und, obwohl Nerds eigentlich als asexuell gelten: sogar über Pornos.”
“Wie kann man nur soviel Bullshit in ein paar Zeilen quetschen”, wollte mein Hinterhirn von mir wissen, aber ich beruhigte es – waren es doch nur die Sueddeutsche und die Bloggerei, die sich da trafen. Zwei Dinge, die nun mal nicht so gut zusammen passen. Ich beachtete es daher nicht weiter, traf aber heute bei Thomas Knüwer wieder auf Besagtes und las Ihren Namen. Herr Knüwer hat Ihre Leistung hinlänglich gewürdigt, daher stecke ich die Flinte auch wieder ein. Spätestens nach diesen Ohrfeigen wären Sie Opfer, nicht mehr Gegner.
Ich möchte Sie also mit einer Bitte entlassen: Wenn Sie zukünftig ihrem Beruf nachgehen, der Ihnen noch nicht wirklich Berufung zu sein scheint, dann machen Sie es doch, wie es ihre leider bereits völlig disqualifizierten Kollegen so plakativ fordern: Bilden Sie sich eine Meinung! Und zwar mit dem Handwerkszeug, das zu lernen Sie die Gelegenheit hatten. Schreiben Sie nicht einfach im Auftrag von irgendwem irgendetwas. Ich sage dies ganz ohne Hohn. Sie haben Fehler gemacht. Fehler, die in Ihrer Zunft leider eher kultiviert als korrigiert werden. Ihr Job ist nämlich wichtig, und zwar vor allem für Ihre Leser. Auch, wenn Ihre Redaktion das häufig anders sieht.