Heute: Manuel J. Hartung bei zeit.de:
Nichtsdestoweniger finanziert die Krankenschwester mit ihren Steuern das Studium des Chefarztsohns. Gibt es keine Studiengebühren, bedeutet das, »den höheren Klassen ihre Erziehungskosten aus dem allgemeinen Steuersäckel bestreiten«. Wer das schrieb? Karl Marx!
Wenn ich schon “Krankenschwester” lese, wird mir ganz anders. Der Axel-Springer-Preis-Träger Hartung ist wohl einer von denen, welche die Erotik der pflegenden Unterschicht mit der Muttermilch im Puff aufgesogen haben. Geiler geht’s nicht: Kittel, Titten, Schwitzarbeit, schlecht bezahlt und doch sozial so wertvoll. Anstatt zu fordern, daß die arme Krankenschwester sich und ihren Kindern ein Studium finanzieren kann, muß sie herhalten für die Absage an Solidarität, weil sie davon ja nicht profitiert. Nur als Arme taugt die Krankenschwester zum Argument. Nur als Arme bleibt sie erotisch, denn sie wäre unerreichbar, könnte sie es sich nur leisten.
Die Konsequenz: Da die arme Arme “Krankenschwester” und ihr soziales Umfeld sich kein Studium leisten können, sollen sie zwar weiter Steuern zahlen, aber von diesen Steuern soll weiterhin ihrer Klasse kein Studium finanziert werden dürfen. Mehr noch: Sollten sie oder ihre Kinder auf die abartige Idee kommen, studieren zu wollen, muß man ihr klar machen: Das kostet! Pech gehabt, Krankenschwester. Wir können es dir nicht zumuten, den Chefarztsohn zu finanzieren. Deshalb darf der Chefarzt auch deinen Sohn nicht finanzieren.
Ein wunderbares Beispiel agenda-sozialdemokratischer Solidarität. Und das Beste ist: Das meint Herr Hartung ernst. Dafür gebührt ihm der Feynsinn-Kittteltitten-Q-Journalismuspreis des Tages.
Karl Marx wird heute übrigens nicht dazu befragt. Der ist für mich schlicht Schnee von gestern.