Wie hättens’ denn gern? Die Reflexe der medial vermurksten Politeska ersetzen allmählich jeden Anflug von geistiger Auseinandersetzung. Vorab: Chinas Vorgehen in Tibet ist völlig inakzeptabel. Das sollte aber gerade ein Grund zur Differenzierung sein.
Daß CDU, meinetwegen auch SPD und SpOn sowieso die große Empörungstrommel rühren, wo immer sich die Linke zum Dämon aufpumpen läßt, ist ja noch beinahe nachvollziehbar. Die Motive sind offensichtlich, und wenn man nicht nachdenkt, tut man halt, was einem so in den schwachen Sinn kommt. Wie aber die Linke selbst, vor allem deren Chefetage reagiert, ist so undemokratisch, wie man ihr vorwirft zu sein. Allerdings nicht, weil ihre Mitglieder Meinungen jenseits des Mainstreams vertreten, sondern, weil man solche Meinungen unterdrückt, die scheinbar dem Image schaden.
Man kann vom Dalai Lama halten, was man will, aber er ist eine religiös-politische Figur ohne jede demokratische Legitimation. Selbst das, was im Vatikan vor sich hin schnorchelt, ist gewählt. Zwar nicht wirklich demokratisch, aber dafür ist der Vatikan auch kein rohstoffreiches Flächenland. Um den wird sich niemand prügeln. Und wenn der Papst meint, er müsse Bayern für autonom erklären, hätten die Deutschen ganz sicher auch etwas dagegen. Zugegeben, der Vergleich mit Chomeini ging noch ärger am Stock. Aber dahinter steckt ein durchaus berechtigter Punch gegen die Beliebigkeit, mit der heute Dieser, morgen Jener als Partner des Westens fungiert. Erst war das Verbecherregime des Schahs im Iran opportun, dann erschien es ganz recht, ihn wieder los zu werden. Pech gehabt: Die Mullahs sind keinen Deut besser. Wer ernsthaft glaubt, “seine Heiligkeit”, wie “Der Spiegel” den Dalai Lama anzusprechen beliebt, sei eine politische Trumpfkarte, hat den Knall nicht gehört.
Das alles spielt keine Rolle im großen Theater. “Political Correctness” war gestern, heute gibt es eine mediale Gesamtwahrheit, und wer dagegen ätzt, wird niedergebrüllt.
Die Fraktion (der Hamburger Linkspartei) wolle den Inhalt der Reden künftig vorab besprechen, berichtet die Zeitung. Der Vorfall sei auch der Unerfahrenheit der Fraktion geschuldet gewesen, sagte Fraktionsvorsitzende Dora Heyenn.
“Unerfahren” heißt wohl, daß sie nicht passend für die Tagesschau formulieren. “Vorab besprechen” ist freilich nichts anderes als Zensur durch die Führung von Fraktion und Partei. Das also ist die Reaktion der Linken, um sich als “demokratisch” zu erweisen. Es ist zum Davonlaufen.