Durch einen Artikel in der Sueddeutschen (die ja nicht mehr verlinkt werden möchte) wurde ich auf eine Einrichtung aufmerksam, die in mir als eingefleischtem Neider und Leistungsfeind einen routinierten Ekel erregt. Allein der Name ist schon preiswürdig: “Law & Leadership Academy”. Dahinter verbirgt sich ein Club, in dem man für 25.000 Euro pro Jahr ergänzend zum Studium an der Uni Trier die Manieren der Elite einüben darf. Von “Ethik” ist da die Rede, von “Schlüsselqualifikationen”, “Führungsmethoden, Kultur- und Kommunikations- Techniken”, antrainiert in “Exzellenzseminaren” und “Kamingesprächen”.
Auf der Startseite begrüßen den Besucher stolzgeschwellte junge Menschen mit albernen Doktorhüten, und der “Präsident” lässt sich ganz offen darüber aus, was er für “Elite” hält. Im weiteren ist, welch feinsinniger Humor, gar von “fordern und fördern” die Rede. Nicht unmittelbar sind dabei wohl die Kosten gemeint, die mit dem Hinweis auf die Einkommensmöglichkeiten von Prädikatsabsolventen in sechsstelligen Beträgen annonciert werden. Wer hat, dem wird gegeben.
Ungerecht, aber politisch gewollt
Das ist das akademische Umfeld, in dem ein von Guttenberg ‘promoviert’ hat. Dessen Fall zeigt vor allem auf, dass gute Kontakte, der Status der Familie und ganz selbstverständlich Geld sehr erheblich sind für das Fortkommen, zumal für höhere Weihen. Dass er eigentlich gar nicht hätte promovieren dürfen, war für ihn kein Hindernis. Bis heute hat niemand eine Antwort darauf, wie das eigentlich begründet wurde.
Es ist zu befürchten, dass die Mitgliedschaft in solchen sich offensiv elitär gebenden Clubs zur Voraussetzung werden kann, als Jurist Karriere zu machen. Diese Entwicklung wäre eine weitere Bevorzugung der Oberschicht in der Rechtspraxis. Als äußerst ungerecht, aber offenbar politisch gewollt, stellt sich die Situation ohnehin längst dar. Ein Viertel der Mitglieder des Deutschen Bundestages sind Juristen. In vielen Landesparlamenten (womöglich den meisten) ist diese Berufsgruppe ebenfalls völlig überrepräsentiert. Dass die für Justiz zuständigen Ministerien gemeinhin von Juristen durchsetzt sind, liegt nahe, ist aber kein wirklich glücklicher Umstand. Sie machen reichlich Gebrauch von dieser Macht, um sich Privilegien und Einkommensquellen zu sichern.
Eine Quelle der Ungleichheit vor deutschen Gerichten ist vor allem der Anwaltszwang. Viele Gerichte und Rechtsbereiche sehen es vor, dass sich Personen nicht selbst vertreten dürfen. Das heißt täglich für Massen von Betroffenen, dass sie sich gar nicht vertreten können, weil sie es sich schlicht nicht leisten können. Denn hinter dem Anwaltszwang stehen obendrein Gebührenordnungen, die man nicht verstehen muss. So sind Anwälte dazu verpflichtet, ihre Honorare an sogenannten Streitwert auszurichten. Deren Höhe ist für die meisten Bürger ein ruinöser Umstand. Die Begründung für diese Praxis: Es sei nur so eine “geordnete Rechtspflege sicherzustellen”.
Sargnägel der Demokratie
Weil das Rechtsgeschäft eine so komplizierte Sache ist, muss der Anwalt her. Weil der Anwalt schon einmal da ist, muss er so viel Geld fordern, dass man sich das Verfahren eben leisten können muss. Mit dem Anwaltzwang haben sich bereits das BVerfG und der Petitionsausschuss befasst und ihn nicht grundsätzlich angezweifelt oder abgeschafft. Im Gegenteil: Er wurde zuletzt 2009 auch auf das Unterhaltsrecht ausgeweitet.
Anstatt sich die Mühe zu machen, das Rechtswesen zu entstauben, von den Schatten der Vergangenheit zu befreien und zu vereinfachen, erhält sich eine offen elitäre Berufsgruppe selbst die Macht über eine der Staatsgewalten (Judikative), indem sie eine weitere okkupiert (Legislative). Nimmt man zur Kenntnis, dass der Staat sich ohnehin zum Lehen der Parteien entwickelt hat, ist die Macht der Juristen und ihre Ausübung ein weiterer Sargnagel der Demokratie.
Es ist höchste Zeit, dass die Macht dieser Kaste auf ein erträgliches Maß gestutzt wird, dass sie besser kontrolliert wird und die Öffentlichkeit sehr genau hinschaut, wenn sich innerhalb ihrer Zirkel elitäre Seilschaften bilden, die jedem demokratischen Rechtsempfinden Hohn sprechen. Im übrigen ist die Tatsache, dass man sich ein Verfahren vor einem deutschen Zivilgericht in aller Regel nicht leisten kann, ein bitteres Armutszeugnis für den sogenannten Rechtsstaat.
Original Bild oben (bearbeiteter Ausschnitt): Immanuel Giel (by Wikimedia Commons), CC BY 3.0
März 9th, 2011 at 17:10
Anwaltspflicht ….?! Es ist halt die Vergabe der Lizenz zum Gelddrucken gepusht von Lobbyisten .. Zwang eben, zum Wohle bestimmter Berufszweige ..
Schornsteinfeger ist so ein Thema wie Rezeptpflicht Apothekenpflicht etc. der guten “Beratung” wegen .
Muessig ist es ;-)
666
März 9th, 2011 at 18:23
Und was soll geschehen? Anwaltsquote im Bundestag?
Des weiteren lebt ein Großteil der Anwälte da draußen von einem Hungerlohn, es sind die besten 10% eines Jahrgangs, die mit Einstiegsgehältern jenseits von Gut und Böse einstreichen. Ein Messingschild an der Haustür sagt noch nichts über das EInkommen aus.
März 9th, 2011 at 18:33
Naja, “Hungerlohn” ist doch ein wenig dramatisiert? Darum geht aber ja gar nicht, ich fordere keineswegs die Todesstrafe fürr Jurastudenten.
Eine Anwaltsquote geht in die richtige Richtung, wenngleich solche Quoten in der Regel die schlechteste Lösung sind. Immerhin sind die Juristen ja noch in der Minderheit. Es ist m.E. wichtig, ein politisches Bewusstsein dafür zu schaffen, dass es
- erstens ein erhebliches Defizit bezüglich der Gleichbehandlung vor den Gerichten gibt und
- zweitens einflussreiche Juristen ähnlich zu einem elitären Cliquenstaat beitragen wie ‘Investoren’ und deren Lobbyisten.
Es wäre schon hilfreich, wenn ganz offen die Interessen der Lobby gegen die der Bürger abgewogen würden.
März 9th, 2011 at 18:58
Ich sehe da noch andere Probleme: Sozialrecht und Strafrecht sind oft mies bezahlt (aufgrund der Klientel eben Gebührenordnung, den Jobcentern z.B. darf ein Anwalt wochenlang hinterherrennen, um seine Kohle zu kriegen, nachdem er gewonnen hat) und hier in Konstanz bspw. gibts nur 2 echte und noch 2,3, die Sozialrecht neben dem Arbeitsrecht anbieten, sich aber nicht sonderlich Mühe geben dabei. Und die beiden im Sozialrecht sind vollkommen überlastet. Dafür tummeln sich in dieser Stadt bestimmt gefühlte 30 Wirtschaftsjuristen, die irgendwie alle recht gut leben können, ohne sich krummzubuckeln. Also: Juristennotstand da, wo es schlecht bezahlt wird, was zu Lasten der kleinen Leute geht. Da sollte mal was getan werden (Quoten o.ä.).
März 9th, 2011 at 19:05
»…Es ist höchste Zeit, dass die Macht dieser Kaste auf ein erträgliches Maß gestutzt wird…«
Und genau da liegt der Hund begraben. Da sich diese elitäre™ Kaste ihre Verordnungen selbst schreibt oder von enthemmt agierenden Lobbygruppen schreiben lässt, bildet sie so gerade den rechtlichen Rahmen in dem sich zu bewegen wir gezwungen sind. Wenn Bürger- und Freiheitsrechte oder auch mal gern das Grundgesetz zurechtgestutzt werden, bleibt den meisten nicht mehr viel übrig, als nur noch in diesem beengten Rahmen zu agieren. Fröhlich weitermachen wie bisher und damit plötzlich als illegal zu gelten, können sich die wenigsten leisten (sic!). Ebenso wenig wie die Rechte in Anspruch zu nehmen, die in unserem Zweiklassenrecht mittlerweile und ausschließlich für unsere Manager-Clique gelten.
Gut, die Ursachen sind u.a auch darin zu suchen, dass die meisten ihre Rechte nur in einem so geringen Umfang wahrnehmen, dass sich dieser fast unbemerkt auf diesen kleinen Raum zurecht schneiden lässt. Nur ein paar Wutbürgern, linken Bloggern und Berufsdemonstranten fällt dann auf, dass sie plötzlich gegen Recht & Gesetz 2.0 verstoßen.
März 9th, 2011 at 20:20
……ceterum censeo……
….dieser Staat muss zerschlagen werden….
März 9th, 2011 at 20:24
BRAGo, GOZ und GOÄ sind staatlich verordnete Mindestlöhne für Gutverdiener. Allerdings kenne auch ich einige engagierte (linke) Anwälte in meiner Region, die sich auf ein einkommensschwaches Klientel (Hartz IV, Asyslbewerber) spezialisiert haben und entsprechend wenig verdienen.
Die große Kohle kommt meistens mit der Einrichtung eines Notariats.
März 9th, 2011 at 22:42
@altautonomer
soweit ich weiß, gibt es diese Mischung von Anwaltsnotaren nicht mehr, es sei denn es ist wieder eingeführt wurden. 1992 gab es jedenfalls die Ausbildung zur Notar- und Rechtsanwaltsgehilfin nicht mehr und man musste sich für eines von beiden entscheiden. Ich habe in beiden Berufen gearbeitet und es sind da schon erhebliche Unterschiede. Ein Notar bekommt ein gewisses Gebiet zugeschrieben, in dem sich dann auch kein anderer Notar ansässig machen kann. Das sieht bei den Anwälten ganz anders aus, wo in jedem Haus gleich mehrere sitzen können. Der Notar, bei dem ich gearbeitet habe, hat Mandanten unter einem Geschäftswert von unter 2 Mille gar nicht angenommen, d.h. außer seine Angestellten haben den Fall ohne seine Mitwirkung selbst erledigen können, wie Urkunden beglaubigen usw.. In der Anwaltskanzlei ging es da um ganz andere Beträge. Aber auch, weil halt an jeder Ecke einer sitzt und sich die Klientel ziemlich verteilt. Da wird dann halt Geld damit verdient, indem man die Angestellten arbeiten lässt und selbst nur noch zu Gerichtsterminen auftaucht. Das dann auch noch ohne jede Vorbereitung.
@flatter
Das perverse an diesen Anwälten ist für mich, dass sie immer ihre Kohle bekommen, ob sie einen Prozess verlieren oder gewinnen. Also wieso sich dafür abrackern und arbeiten. Wenn nicht die Angestellten mit Anstand und Mühe die Klagen schreiben, sich die Beispiele aus aktueller Rechtsprechung raussuchen würden; die Anwälte, die ich kennen gelernt habe, hätten nicht eine Klage gewonnen. Denn das war denen ja egal, das Geld haben sie so oder so bekommen. Und genau das müsste meiner Meinung nach grundlegend geändert werden. Es kann doch nicht angehen, dass Anwälte Mandanten mit einer Parksünde dazu überreden, durch alle Instanzen zu gehen, damit sie Geld verdienen. Ich habe die Leute dann immer heimlich weggeschickt und ihnen klar gemacht, das sie statt der 20 Euro letztendlich mindestens 300 € zahlen und auch ihre Rechtsschutzversicherung solche Geschichten nie übernimmt.
Einfach nur Abzocke aufgrund von Unwissenheit.
Aber auch die Angestellten wurden wie leibeigene behandelt. Da mussten die Kinder der Anwältinnen von der Schule geholt, eingekauft und gekocht werden, weil Gäste erwartet wurden. Bei Umzügen wurde dann schon mal der Transporter gespart, wenn das nächste Büro ja gleich einen Straßenzug weiter lag. Die Möbel konnte ja auch von den Angestellten hingetragen werden usw. usw.
Der Ton gegenüber (den schlecht bezahlten)Angestellten war immer ein Schreien und die Anrede war nur der Nachnahme, ohne Zusatz von Frau oder Herr. Es wurde jederzeit und ständig der Eindruck vermittelt: ich Chef, du nix. (Wir hatten uns sogar schon mal so ein T-Shirt gekauft mit dieser Aufschrift, uns aber dann doch nicht getraut, es anzuziehen, da wir damals alle noch an diesem Job hingen).
Kurz und gut, meine eigene Erfahrung: Anwalte = eine ganz korrupte und elitäre Gruppe, menschlich auf dem unterstem Niveau.
März 9th, 2011 at 23:15
Es gibt auch gute Anwälte. Zumindest eine gute Anwältin, die ich auf Prozesskostenhilfe in einem Familiengerichtsprozess (Mein Besuchs- und Umgangsrecht mit meinen Kindern) hatte. Dort entstanden mir keine Kosten, obwohl Sie sich ausführlich mit dem Fall beschäftigt hat. Ihre Antwort einmal, sie mache das nicht meinetwegen, sondern wegen der Kinder, die einen Anspruch auf beide Elternteile hätten. Ich habe damals mit ihrer Hilfe gewonnen.
Andererseits, ein Anwalt für Mietrecht: Ich wollte eine Klage einreichen, in der Annahme, die Prozesskostenhilfe decke die Kosten der Klage – Antwort: für Ihren Fall würde ich nur 20 € die Stunde verdienen, ich brauche aber 150 € die Stunde um meine Kanzlei zu finanzieren. Und einfach eine Klage einreichen ginge nicht, denn erst müsse er das prüfen und mich über die Erfolgsaussicht informieren. dann verlangte er eine “Pauschale” in Höhe von 75 € für die ca. 10 Minuten in seinem Büro.
März 9th, 2011 at 23:52
(Bürgerliche) Freiheit und (Bürgerliche) Demokratie – und nur um diese geht es, wenn wir von Freiheit und Demokratie sprechen – sind ökonomische Kategorien!
Sind sie es einmal nicht mehr (ökonomische Kategorien), weil wir von diesem ganzen (polit-)ökonomischen Kram die Nase gestrichen voll haben, reden wir nicht mehr von Freiheit und Demokratie.
Weil wir dann keine mehr haben?
Doch. Dann endlich hätten wir sie und müßten allein deshalb nicht von Morgens bis Abends darüber lamentieren… nee, uns darüber echauvieren ist wohl besser formuliert.^^
Wir leben in einer Klassen-Gesellschaft, genau das macht den Unterschied zwischen unseren Wünschen und der Realität!
Wenn uns doch wenigstens das endlich klar werden könnte, damit allein hätte sich zwar noch nichts verändert – aber es würde unsere Nerven vielleicht etwas schohnen, statt, daß wir uns immer wieder über die Auswüchse aufregen.
Als würden wir die Welt nicht mehr verstehen.
Wir verstehen sie ja auch (noch) nicht.
Vielleicht lernen wir das nie, aber versuchen könnten wir es doch, oder?
März 9th, 2011 at 23:58
Ich muss vielleicht noch einmal klarstellen: Es geht mir nicht um allgemeines Juristenbashing. Selbstverständlich gibt es gute und schlechte Juristen, anständige und Leuteschinder. Das System ist aber dem Anspruch eines demokratischen Rechtsstaats unwürdig. Es befördert Bereicherung und Ungerechtigkeit. Verräterisch sind nicht zuletzt ein Gehabe und eine Terminologie, die wir genau so von selbsternannten “Leistungsträgern” anderer Berufsgruppen kennen. Dabei gäbe es durchaus Möglichkeiten, das System so umzugestalten, dass es eben den Versprechen des Grundgesetzes, z.B. dem Gleichheitsgrundsatz, entspräche. Während die Machenschaften der Finanzwirtschaft inzwischen immerhin thematisiert werden, bleibt die Rechtsindustrie aber nochweitgehend unbehelligt.
März 10th, 2011 at 00:01
@Wat.: Das ist durchaus richtig, aber die Klassengesellschaft setzt sich aus Systemen (oder Subsystemen) zusammen, anhand derer nachzuweisen ist, dass es eben eine Klassengesellschaft ist. Als abstrakte Bezeichnung für eine Gesellschaft taugt der Begriff sonst nichts.
März 10th, 2011 at 00:06
ich kenne eine stadt, in der rotten sich die pfeifen im rotary-club zusammen. dann speist man im schlösschen.
März 10th, 2011 at 00:21
Och menno @flatter, muß ich (Dir) tatsächlich den Nachweis erbringen, daß das hier eine Klassengesellschaft ist?
Kann ich kaum glauben, oder ist das (damalige) langjährige Gerede, daß es keine Klassen mehr gibt, etwa auch zu nah zu Dir gedrungen, oder, das scheint mehr eher treffend, Du forderst mich für die ‘allgemeine Leserschaft’ heraus? ;-)
Vor jedem Krieg, nach jedem Krieg, wann immer eine Bedrohung her mußte, gab es keine Klassen mehr, meist dann nur Deutsche, manchmal auch nur Arbeiter…
Eine Klassengesellschaft setzt sich aus Klassen zusammen und bildet ein System!
(Ein Gesellschaftssystem)
Es sind zumeist mehrere, mindestens aber (logischerweise) zwei, Klassen.
Bestimmend sind die Eigentumsverhältnisse – das Eigentum an/über die Produktionsmittel.
Natürlich ist die alleinige Nennung von: “Klassengesellschaft” abstrakt.
Gibt es doch in der Entwicklung bisher verschiedene… (Sklavenhaltergesellschaft, Feudalismus, Kapitalismus).
Aber für alle gilt, die, die da tatsächlich arbeiten (Güter herstellen und pflegen), sind nicht die, denen das Arbeitsergebnis gehört, die gar bestimmen könnten, was und wofür sie (er-)arbeiten.
Genauso wenig sind sie tatsächlich diejenigen, die an der ‘realen’ Gestaltung der Gesellschaft beteiligt sind.
Sie sind es dann, wenn sie sich wenigstens lautstark zu Worte melde und nicht locker lassen – für diesen Zeitraum, nur für diesen.
Je lockerer sie wieder lassen, je sicherer sich die eigentlichen Herren fühlen können, desto schneller zeigt sich wieder ein Licht am Ende des Tunnels, welches nur(!) vom entgegenkommenden Zug ist^^
März 10th, 2011 at 00:35
@Wat.: Herzken, es geht um Kommunikation. Natürlich befinde ich mich mit solchen Artikeln nicht auf dem Niveau von Bescheidwissern, ich brauche das auch nicht, ich weiß das ja.
Aber ich gehe davon aus, dass hier welche mitlesen, die nach der Lektüre etwas zu erzählen haben. Wenn die ihren Bekannten sagen: “Ach, ist doch eh eine Klassengesellschaft hier”, werden sie sicher auf taube Ohren stoßen. Können sie hingegen darauf verweisen, was wo wie genau hier nicht stimmt, wirkt das ggf. schon ganz anders. Die Eigentumsverhältnisse springen da aus jeder Kiste, in die du hinein greifst. Wenn du nur auf die Kiste zeigst, glaubt dir das kaum jemand.
März 10th, 2011 at 00:40
Hast ja recht… irgendwie hatte ich es ja auch geahnt.
Ist eben (meine) Zwickmühle, zwischen nicht immer das beinahe gleiche erzählen, damit nicht langweilen wollen und dem Fakt, daß (wir) auch ohne Besserwisserei bei allem bereits (bei anderen) vorhandenen Wissen, immer wieder genau aufschreiben sollten, was denn nun gemeint ist.
Dankeschön, wirklich.
Kiste war mein Stichwort – Gut’s Nächtle ;-)
März 10th, 2011 at 04:25
1. Der Anwaltszwang gilt erst vor den Landgerichten (nicht vor den Amtsgerichten) und soll Leute nicht vom Rechtsweg fernhalten, sondern tatsächlich für ein geordnetes Verfahren sorgen. Ich empfehle Dir, einfach mal ein paar Tage Verfahren bei den Amtsgerichten anzuhören und Du wirst sehen, wie sich die sogenannten “Naturalparteien” verhalten – glaub mir, der Anwaltszwang hilft.
2. Wer sich ein Gerichtsverfahren nicht leisten kann, kann Prozesskostenhilfe beantragen – damit sind das Gericht und der eigene Anwalt bezahlt und es bleibt nur noch das Risiko im Falle der Niederlage die Kosten der Gegenseite tragen zu müssen. Wer keinen Anwalt findet, der die Sache übernehmen möchte, der kann sich vom Landgericht einen Anwalt zuordnen lassen – das LG sucht dann einen der zugelassenen Anwälte aus und der MUSS den Fall dann betreuen, auch wenn er keine Lust dazu haben sollte.
3. Im Falle der Gewährung der PKH ist das Honorar des Anwalts in der Regel deutlich niedriger. Wird PKH voll gewährt ist der höchste Betrag den ein Anwalt inkl. aller Auslagenpauschalen etc. verlangen kann max. 998,00 €. Die meisten Verfahren sind zu diesem Betrag nicht lukrativ zu führen – gemacht wird es trotzdem.
4. KT DURFTE promovieren, weil er ein befriedigendes Examen und zwei gute Seminararbeiten hat. Das ist ein ganz normaler Vorgang und wird an fast allen Universitäten der Bundesrepublik so gehandhabt. Von der Promotion des KT selbst einmal abgesehen, ist seine Zulassung zu selbiger nicht ungewöhnlich.
März 10th, 2011 at 05:55
In jungen Jahren fiel mir mal ein Buch in die Hände, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht ein Schulbuch aus Niedersachsen, Schichten in der Gesellschaft.
Dort wurde zugegeben, das es immer noch “Schranken” zwischen der Schichten gibt, die einen Austausch zwischen den dort drei geannten Schichten fast unmöglich machen. Ober-, Mittel- und Unterschicht. dann wurden diese Schichten jeweils wieder in drei “Unterscheidungen” aufgeteilt und erklärt, das innerhalb der Schichten genau so ein System vorhanden ist. Denn, denen die an der Spitze einer “unteren Schicht” stehen, (also der Unter- und Mittelschicht) erkennen jeweils das sie kaum eine Möglichkeit haben in die höhere Grundschicht zu kommen, so erhalten sie sich wenigstens die Macht in “ihrer Gruppenschicht”. Deswegen gäbe es keine Solidarität innerhalb der “Schichten”.
Nur in einer Gesellschaftsform wo fast alle “Unterschicht” sind, also nur eine Handvoll Menschen …
Und genau das ist meines Erachtens die Basis der Aufstände die nun in den Nordafrikanischen Ländern und anderswo auftreten. Die Masse wurde eben so lange unterdrückt, dass nun nur noch ein Überlaufventil vorhanden war, welches den Druck nicht mehr aufhalten konnte. So wie es mit dam Schah geschehen ist, Anfangs hielten die verschiedenen Interessengruppen zusammen, um den Unterdrücker zu stürzen, und dann, so wie auch in “Farm der Tiere” geschildert wird, drängelt sich eine Gruppe wieder an die Macht, nutzt das Machtvakuum für eigene Interessen.
Deswegen halte ich von Macht für wen auch immer nichts. Und wieder einmal eine Erinnerung an Einstein – über die Dummheit – die sich mit jeder Wahl bestätigt.
Wie Dumm müssen die “Ossis” sein, wenn sie sich jetzt nicht lautstark gegen die Aussage einer vermutlichen EX-IM über die von ihr behaupteten “blühenden Landschaften” zur Wehr setzen.
Wie Dumm müssen Richter sein, die Urteilen, das an Hartz-4-Beziehern keine Lottoscheine verkauft werden dürfen. Wie soll das überprüft werden? Ach so, da gibt es ja eine in Deutschland bewährte Methode, ein “rosa Winkel” würde ja reichen, braucht ja nicht wieder die “gelbe Version” zu sein.
März 10th, 2011 at 06:50
…grade die “Kamingespräche” kannst du in der Pfeife rauchen. Ja Pfeife, wenn ich mir den Maschmeier so im bewegten Bild anschaue fällt mir auf: Der ist hochgewachsen, aber ein geistiger Zwerg. Nun denn – für den Strukturvertrieb reichts, hochgewachsen und wir folgen dir. Diese Spezies ist ohne Hoffnungsschimmer.
Und diese Seilschaften ohne jeglichen Eliteanspruch.!!
Warum steht bei seiner Lebensabschnittsgefährtin denn “Schauspielerrei” als Profession im Pass? Früher hätte es noch “Tänzerin” geheissen. Wie sich die Zeiten ändern … bloß die Leut leider net.
März 10th, 2011 at 09:15
->flatter siehe 1
Ich denke das Problem ist, das indem man die in Anspruchnahme bestimmter Berufszweige zur Pflicht macht,es zu ungleichgewichten zwischen “Kunden” und “Dienstleister” kommt.
Ob es sich hierbei um Anwälte oder Schornsteinfeger handelt ist nebensächlich.Man vergiebt sozusagen Erpresserpotenzial was entsprechend verwand wird ..zeigt aber auch nur eine weitere Facette, das Freiheit die Freiheit derer meint die sie sich leisten können
That’s it 666
März 10th, 2011 at 09:34
++++ NEWS +++ KEIN DEUTSCHER UNTER DEN ERSTEN 10 +++ NEWS +++ EILT +++
https://www.fnp.de/fnp/nachrichten/vermischtes/soviel-milliardaere-wie-noch-nie-auf-forbesliste_rmn01.c.8742433.de.html
Welch eine grauenhafte Meldung,in Armutländern werden die Millionäre nicht nur schneller mehr,nein sie werden auch noch reicher. Solange das so ist ,leben wir noch über unsere Verhältnisse.Selbst in Moskau gibt es mehr als in New York .. das kann doch nicht wahr sein ..Jetzt aber “Leisten” zack zack
März 10th, 2011 at 11:28
ja, das ist der immanente Widerspruch des Rechts im bürgerlichen Staat, dass er normativ den Bürger und sein Eigentum gerade schützt, um die zu grunde liegende soziale Ungleichheit zu erhalten und damit deren objektive Tendenz, sich zu vergrößern, zu gewährleisten.
“Indem er seine Gewalt dafür einsetzt, daß von keiner Seite Übergriffe auf die Person und das ihr gehörige Eigentum stattfinden, sorgt er für die Bewahrung der Unterschiede, die er im ökonomischen Leben vorfindet. und für eine Austragung der darin enthaltenen Gegensätze, deren Resultat von vornherein feststeht. Daß die g l e i c h e Behandlung der mit unterschiedlichen Mitteln ausgestatteten Kontrahenten die beste Gewähr dafür bietet, daß die U n g l e i c h h e i t fortbesteht und wächst …”
https://www.gegenstandpunkt.com/vlg/staat/staat_04.htm
Deshalb sind alle rein legalistischen Ansätze vor allem ‘linksliberaler’ Kreise, die die objektive Tendenzen der bürgerlichen Gesellschaft, zunehmend soziale Ungleichheit zu schaffen, durch den Verweis auf die Verankerung der Sozialstaatsklausel im Grundgesetz entgegenwirken wollen, zum Scheitern verurteilt
In der bürgerlichen Gesellschaften sind sich die herrschenden Eliten der entscheidenden Bedeutung bewußt, welche die juristische Profession auf die Bewahrung sozialer Ungleichheit hat, deshalb ihre Beliebtheit in ihren Kreisen. Es ist entscheidend, aus welchem sozialen Milieu der kommt, der Recht spricht, der offiziellen Zugang zur Sprache des Rechts hat
Bourdieu hat das ja in seinen Schriften zur Theorie des sprachlichen Austauschs geschrieben, dass die Sprache des Rechts diejenige schlechthin ist, die ‘Existenz’ schafft, sie ist als solche der Ursprung sozialer Macht schlechthin
März 10th, 2011 at 11:32
@sojanicht(17): PKH hilft in den allerwenigsten Fällen. Z.T. werden hier in den Kommentaren Fälle geschildert, wie das abläuft, vor allem aber meine ich Leute, deren Einkommen oberhalb der dort angesetzten Grenze liegen.
Natürlich kann ich mir lebhaft vorstellen, dass “Naturalparteien” kein Spaß sind, das ist aber in jeder Behörde so. Ist das wirklich ein Grund, Menschen pauschal davon abzuhalten, sich vertreten zu dürfen? Zumindest wenn es um ja bekannte Vorgänge geht, zu denen man sich sehr wohl äußern kann, Hier ist eine andere Regelung fällig.
998,- plus Spesen (Man verhandelt ja meist nicht um die Ecke), das kann sich schon nicht jeder leisten. Je nach Streitwert (Frag mal Kleinunternehmer) kann ein einziges Verfahren dich ruinieren. Das nutzen z.B. Abmahner fröhlich aus. Willst du behaupten, das sei nicht verbesserungswürdig?
Was den KaTe anbetrifft, der durfte eben nach der örtlichen Promotionsordnung eigentlich nicht, d.h. nur mit Ausnahmeregelung. Diese Ausnahme hat nichts mit seinem Stand zu tun? Also bitte …
p.s.: Ich habe mal einen Anwalt gehabt, den musste ich beraten. Der wusste nicht, dass man bei einer Scheidung um das Trennungsjahr herumkommen kann, dieses Genie. Der darf Anträge stellen, ich nicht. Lustig, gelle?
März 10th, 2011 at 11:45
@salvo(22): Ach dieser Gegenstandspunkts-Tinnef. Das Problem dieser Linksradierten besteht vor allem darin, dass sie ihre Weisheiten zwar episch verbreiten können, auch wenn schon lange keiner mehr zuhört, es selbst aber nicht für nötig befinden, sich auf die Gedanken anderer einhzulassen. Linksliberale sind alle doof, nicht wahr. Als gehe es darum, ein gleiches Recht auf den Schutz des Eigentums zu fordern. Wie kommt man auf so einen Stuss? Die Ungerechtigkeit der Verteilung von Eigentum und Einkommen ist ein zentrales Motiv linksliberaler Ansätze. Der Einfluss von Eigentum und angeblichen ökonomischen Zwängen auf alle Lebensbereiche ebenfalls.
Vollends blöde wird es, wenn alle “legalistischen” Ansätze verdammt werden. Erstens kommt es immer noch auf das Gesetz an, auf das man sich bezieht – also vor allem Gesetze, denen erst zu Geltung verholfen werden muss, die es noch gar nicht gibt -, zweitens ist die Alternative zur Legalität die Anarchie. Da sind sich nicht einmal die Radikalen einig, ob die eine wollen, und was glaubt ihr wohl, wer dann herrscht? Oder tanzen wir dann alle friedlich um den Maibaum oder wie?
März 10th, 2011 at 11:59
‘Linksliberal’ ist linksliberal in einem Sinne, den man genauso wenig einfach umdefinieren kann wie ‘Kommunismus’.
März 10th, 2011 at 12:00
@24
geht es eigentlich ohne Polemik?
also, ich habe wirklich keine Lust in diesem KZ-Ton hier irgend welche Diskussion zu führen. Dann viel Spaß noch …
März 10th, 2011 at 12:04
KZ-Ton, ja richtig. Seit 1945 ist niemand mehr so furchtbar verfolgt worden wie du und der KaTe. Ich bin halt ein Nazi, merkt euch das doch endlich mal!
März 10th, 2011 at 12:06
@Peinhart: Linksliberal ist, was Linksliberale draus machen. Wir können das sonst auch gern “feynsinnig” nennen.
März 10th, 2011 at 12:08
tue ich mein Blogger und Herr
März 10th, 2011 at 12:24
Irgendwo in all der Juristerei in Deutschland (und anderswo) ist das Grundrecht, eine Person zu sein, verloren gegangen. Eine geordnete Rechtspflege? Das bringt mir gar nichts, solange kein Recht dabei erkennbar ist. Schliesslich kann man ein kaputtes Auto auch “geordnet pflegen”, nur fährt der Wagen nicht. Na ja, Recht haben und Recht bekommen sind auch dann zwei Paar Stiefeln, wenn Recht wirklich als solches ausgeübt wird. Auf alle Fälle sei wiederholt: Bei diesen Eliten, die sich im Rechtsbereich tummeln (und das sind nicht sämtliche Juristen!) fehlt halt der Zusatz “Menschen-” beim Wort “Recht”. Am Ende ist alles Recht Menschenrecht, denn es kann sich nicht auf Nicht-Menschliches als Fundament berufen, sondern nur auf Menschen.
März 10th, 2011 at 13:19
boah geyl, die Nazikeule hat schon lange keiner mehr in den Blogkommentaren rausgeholt.
Übrigens: “feinsinniger Humor” schreibt sich mit “y”! Kapier das endlich mal!
Komm. # 24: darf ich den ganzen Kommentar ungekürzt verbreiten? Ich kann es nicht besser schreiben.
März 10th, 2011 at 13:25
@ flatter: Du als Philosoph: Seilschaft (Netzwerk) und Demokratie. schliesst das eine das andere nicht automatisch aus?
edit: muss übrigens mal sagen, dass die letzten Artikel hier so richtig Lust zum Nachdenken gemacht haben. War mal wieder fällig!
März 10th, 2011 at 13:30
@ 1, LazarusZerONinE sonofabitch ;-)
nee, nee, das mit den Exklusiven Schornsteinfegern ist _leider_ nicht mehr so wie in der guten alten Zeit.
März 10th, 2011 at 13:32
boah…
“…zweitens ist die Alternative zur Legalität die Anarchie.
ich vermute mal stark, du meinst – wenn ich mir die fortsetzung des satzes betrachte – anomie?
für eine anarchie sind wir allesamt noch nicht entwickelt genug…
März 10th, 2011 at 13:39
@Oliver Mark:
Verbreite [24] getrost, das würde vermutlich aber nur zu weiteren qualitativ hochwertigen Anfeindungen führen. Es ist aber ja nur meine Meinung und keine gültige Weisheit.
Was die Seilschaften anbetrifft, so würde Demokratie wohl die eine oder andere aushalten, aber sicher keinen Klettertourismus der bekannten Ausmaße.
März 10th, 2011 at 13:45
@mo: Im Prinzip ja. Beide Begriffe sind Krücken. “Anomie” ist ja verbunden nicht nur mit Gesetzlosigkeit, sondern auch mit Regellosigkeit. Ich fürchte aber, dass ein gesetzloser Zustand, den ich nicht ganz korrekt “Anarchie” nenne, zu brutalen Kleinregimen führt, in denen durchaus strenge Regeln gelten. Die Tyranneien der Rennaissance sind vielleicht ein Vorbild. Wenn man die mit Endzeit-B-Movies verknüpft, bekommt man das, was ich mir da vorstelle.
“Anarchie” im eigentlichen Sinn ist der Traum, den auch ich träume. Es gibt aber keine menschliche Gesellschaft, in der Macht keine Rolle spielt.
März 10th, 2011 at 13:48
“Es gibt aber keine menschliche Gesellschaft, in der Macht keine Rolle spielt.”
was schon in der Erziehung seines eigenen Kindes deutlich wird. Macht zu erreichen ist ne menschliche Existenzgrundlage. Und wenn es die eigene Macht ist, etwas zu tun, obwohl es andere von einem wollen.