Im Zusammenhang mit meinem Artikel von gestern wurde ich auf einen Artikel aufmerksam gemacht, der sich mit Studien genau zu der aufgeworfenen Frage befasst, die zu bemerkenswerten Ergebnissen führten:
„Fakten haben nicht unbedingt die Macht, unsere Meinungen zu ändern. Tatsächlich gilt eher das Gegenteil.
…
Stattdessen scheint es, dass uninformierte Menschen oft die stärksten politischen Meinungen haben.
…
Vielleicht noch erschütternder: Diejenigen, die am sichersten waren, recht zu haben, waren bei weitem diejenigen, die am wenigstens über das Thema wussten.
…
Charles Taber und Milton Lodge von der Stony Brook University zeigten, dass politisch gebildetere Denker noch weniger offen waren für neue Informationen als weniger gebildete.“
Niemand revidiert je seine Meinung
Der letzte Satz mag ein wenig verwirren: Zuvor wurde deutlich, dass die Ahnungslosen zuallerletzt Zweifel an ihrer Meinung hegten, schließlich wird aber behauptet, gebildetere Menschen seien am wenigsten bereit, neue Informationen in ihr Meinungsbild einfließen zu lassen.
Das muss kein Widerspruch sein. Es hieße lediglich, dass im Grunde niemand je seine Meinung revidiert, bloß weil es neue Fakten gibt. Es hieße, dass mangelndes Wissen durch Treue und Ignoranz kompensiert wird, frei nach dem Motto: “Meine Partei hat immer recht”. Es hieße darüber hinaus, dass Bildung zu der Erkenntnis führt, dass sich Sachlagen ändern können, dass Menschen gern bereit sind, neue Informationen zu verarbeiten, solange sie nicht unmittelbar das vorgefertigte Bild zerstören. Es heißt vor allem, dass Fakten nahezu keinerlei unmittelbaren Einfluss haben auf die Bildung von Meinungen.
Dass dies sogar nachhaltig der Fall sein kann, zeigt die Trotzreaktion der Guttenberger. Das war der Anlass für mich, nach der Relevanz von Verstand in der politischen Debatte zu fragen. Ich befasse mich durchaus nicht zum ersten Mal mit diesem Phänomen, vielmehr war es ironischer Weise sogar ein Kernthema meiner Promotion. Dass alle Rationalität suggestiv ist, dass es kein Wissen gibt, welches nicht von Motiven geprägt ist, meine These.
Ein Betrug führt zum nächsten
Allerdings fragt sich, ob es wohl überhaupt noch einen Einfluss von Erkenntnis auf Meinung gibt und wie dieser gemehrt werden könnte. Eine meiner Thesen war dabei die, dass der Vorteil rationaler und faktenreicher Weltbilder in ihrer Stabilität liegt. Einfacher: Wenn ich nicht ständig mich und andere belüge, muss ich meine Scheinwelt nicht ständig mit Updates an die sich entfernende Wirklichkeit anpassen. Wo ein Betrug zum nächsten führt, geht irgendwann jeder Zusammenhang verloren. Bis dahin ist allerdings alles möglich und selbst der dümmste Quatsch hat prima Chancen, zu herrschendem Wissen zu werden.
Es ist also ein zweischneidiges Schwert: Einerseits ist Propaganda das Mittel Wahl. Will man Menschen beeinflussen, muss man sie manipulieren. Stakkatohaft mit einfachen wiederholten Botschaften beschallen. Möglichst Reizkopplungen nutzen: Begeisterung, Sex Appeal, Aussicht auf Lust und Erfolg an einfache ‘Wahrheiten’ binden. Das funktioniert. Der große Nachteil dieser Methode: Das können andere auch. Ein weiteres Problem: Sind die Menschen erst einmal so programmiert, hat man keine plausible Erklärung, wenn die eingeimpfte Meinung auf eine abweichende Realität prallt. Daraus resultieren Spannungen, die sich unkontrolliert entladen können.
Eine weitere Einschränkung der oben skizzierten Katastrophe besteht in der Langzeitwirkung von Überzeugungen. Die Erfahrung lehrt, dass Informationen oder Argumente, die zunächst zurückgewiesen werden, dennoch in die Meinungsbildung einfließen können. Etwas, das man plötzlich sieht, mag man eine Weile aus Trotz ignorieren, es ist aber nicht aus der Welt geschafft.
Die Attraktivität der Propaganda
Gefährlich ist angesichts dieser Erkenntnisse die Attraktivität der Propaganda auch für diejenigen, die eigentlich überzeugen wollen. Die Parteien sind längst sämtlich der verdummenden Propaganda verfallen, die vermeintlich durch ihre kurzfristig bestätigte Wirkung erfolgreich Wahlen beeinflusst. Dass sie auf Dauer aber mehr schaden als nutzen, schlägt sich u.a. in der stetig sinkenden Wahlbeteiligung nieder.
Umso wichtiger sind wiederum Journalisten und ihre Medien. Deren Unabhängigkeit ist die einzige Chance auf eine relevante Meinungsvielfalt, die wiederum eine Chance für Argumente bietet. Wo alle dasselbe erzählen, sind ‘falsch’ und ‘richtig’ verlorene Kategorien. Dass gerade in diesem Zusammenhang der Fall Guttenberg ein Lehrstück darstellt, darauf verweist auch Stephan Hebel. Dass es schon wieder einer von der FR ist, der den Knall gehört hat, ist eher entmutigend. Die Presse ist Lichtjahre davon entfernt, unabhängig zu berichten, vom Fernsehen einmal ganz zu schweigen.
So stellt sich am Ende die Frage, wohin das alles führen soll. Dass Blogger die Demokratie nicht retten, sollte inzwischen klar sein. Wenn die großen Medien also nicht endlich mehr für ihre Unabhängigkeit tun, hat am Ende doch der Italiener recht, der zuletzt erklärte, soweit wie Berlusconis Medienlandschaft wären wir hier noch nicht – mit der herzlichen Empfehlung wohl, so etwas auch hierzulande einzurichten.
März 7th, 2011 at 18:34
Die Untersuchung scheint eher auf den Durchschnittsamerikaner zu passen…der Horizont unserer Freunde in Uebersee ist arg begrenzt.Kaum einer der ueber ein fundiertes Wissen ausserhalb seines Dunstkreises verfuegt.Schon Laender/Hauptstadt zuordnungen arten zur Katastrophe aus ,politische Systeme koennen sie kaum definieren ausser Russse boese. Verbohrtheit ist US Standart ob sie Fan eines Vereins sind oder ob es um “ihr” Amerika geht. Der Ami hat nichts zu fressen reisst sich aber die Kappe vom Kopf wenn er seine Hymne hoert.Sie bewundern den Geldadel, wie der zu Geld gekommen ist spielt keine Rolle das koennen sie fein saeuberlich trennen ( Puffbesitzer pfui–tolles Haus Wow) wie in Deutschland inzwischen auch.
Daher solche Untersuchungen bei denen wahrscheinlich die eigenen Landsleute die Anschauungobjekte waren wuerde ich mit Vorsicht geniessen.
woher ich das weiss..Ich habe einen Haufen Amerikanische Freunde,glaubt mir die ticken in vielen Sachen anders,da gibt’s nichts zu beschoenigen
März 7th, 2011 at 18:57
Ich glaube -anders als mein Vorredner- durchaus, dass auch hier ähnliche “Denk”-Muster sich ausbilden (und zumindest teilweise sich schon ausgebildet haben) wie in den USA. Auch hier haben wir eine Medien-Oligarchie, die über die geringe Zahl der Verlage hinaus auch noch fast alle im Wesentlichen einer Meinung zu sein scheinen. Daher sind Informationen nicht nur wirkungsschwach, sondern auch noch in Relation zu Propaganda rar. Damit ist a) der Gehirnwäsche nur noch durch Flucht in alternative Quellen zu entgehen und b) die Hoffnung auf Selbstheilung der Medien illusorisch.
Helfen könnte nur eine Zerschlagung der Medienkonzentration, aber alleine mit einer solchen Idee, mache ich mich vermutlich schon zum Ziel von Verdächtigungen.
Gruß
Omnibus56
März 7th, 2011 at 18:59
@lazarus: Ich habe auch einige von denen kennengelernt und stimme dir prinzipiell zu. Die Verhältnisse passen sich aber womöglich sukzessive an. Amerikanisierung oder Berlusconisierung – das läuft dann auf dasselbe hinaus.
März 7th, 2011 at 19:07
Ich hatte 2009 während der Biennale in Venedig Gelegenheit, vor einem Lokal bzw. Ristorante, 10 Minuten Fernsehen zu schauen. Ein Frosch arbeitete sein Adressbuch ab, rief Frauen an, besuchte sie nacheinander und vögelte eine jede. Gleichsam auf offener Straße.
So viel zu Italien.
März 7th, 2011 at 19:13
Ein gutes Beispiel dafür, dass viele ihre Meinung trotz neuer Informationen nicht an die Wirklichkeit anpassen können, ist die CO2-Klimaerwärmungs-Debatte. Selbst wenn man es noch so oft in der Schule gelernt hat, dass CO2 ein unschädliches, natürliches Gas ist, dass Pflanzen für ihr Wachstum brauchen, und wenn es noch so kalt werden wird in den nächsten Jahren, wird es trotzdem heißen: “Wir müssen den CO2 Ausstoß und die Erderwärmung stoppen!”
März 7th, 2011 at 19:20
….zeigten, dass politisch gebildetere Denker noch weniger offen waren für neue Informationen als weniger gebildete.
Das meinte ich mit Egozentridogmatiker. Gibts links genauso wie rechts. Die generelle Frage, was sich mehr lohnt. Politisches Training, oder gesellschaftliches. Wobei letzteres, ersteres automatisch integriert. Eigentlich witzig, Studien für ganz normale Sachen ….
März 7th, 2011 at 19:25
@persiana: “Dass CO2 ein unschädliches, natürliches Gas ist” hast du in der Schule gelernt? Das erklärt einiges, denn es ist kompletter Blödsinn. Und der gehört nich hierher, das Thema ist nämlich ein anderes.
März 7th, 2011 at 19:28
flatter and omnibus56
Ich stimme euch zu was die Amerikanisirung betrifft,da ist wohl eine Anpassung zu beobachten,obwohl der Verlauf doch schleichent zu sein scheint,wenn man hier mit ” Juengeren ” wirklich spricht gelingt es schon denen die Augen zu oeffnen um Dinge zu hinterfragen..Sisyphusarbeit eben. Aber flatter was erzaehl ich dir ;-) von Sisyphusarbeit
März 7th, 2011 at 20:09
@Lazarus: Du stellst den Beweis für die These aus dem Artikel gerade selbst auf, denn was du verkündest ist ein Vorurteil, das durch Fakten nicht gedeckt ist. Um dir ganz kurz eines davon zu widerlegen, beantworte au dem Kopf ohne nachzuschlagen folgende Fragen:
1) Wer gerade Präsident in Kanada, und hat Kanada überhaupt einen Präsidenten?
2) Wie heißt die Hauptstadt von Kanada?
3) Was ist der flächenmäßig größte Bundesstaat der USA? Wie heißt seine Hauptstadt?
4) Wie heißt der Regierungschef Russlands?
5) Wer ist Staatsoberhaupt in Mexiko, und welche Hauptstadt hat es?
6) Wer ist Staatsoberhaupt in Brasilien und wie heißt die brasilianische Hauptstadt?
7) Wer ist Regierungschef in Australien?
8) Wie heißt die Hauptstadt von Neuseeland?
Wahrscheinlich kannst du diese Fragen zum Großteil nicht beantworten, obwohl du sicher politisch gebildet bist. Geh mal auf eine durchschnittliche deutsche Einkaufsmeile und fang an, die Leute dort nach europäischen Länder und Hauptstädten zu fragen – das Resultat wird ernüchternd sein. Die Amerikaner kennen sie meistens nicht, weil sie für sie schlicht bei weitem nicht so wichtig sind wie bei uns. Ich weiß nicht, wer Regierungschef in Kanada ist, wie er/sie heißt und wie der Titel ist. Ich denke, Montreal ist die Hauptstadt, aber ich bin nicht sicher. Für mich ist Kanada völlig irrelevant. Es ist alles eine Frage der Perspektive. Amerikaner sind nicht dümmer und ungebildeter als wir – sie wissen nur andere Dinge.
März 7th, 2011 at 20:13
Wir atmen CO2 aus, die Pflanzen atmen es ein. Ich dachte, bei dem Artikel hier ging es darum, dass neue Informationen sehr ungern aufgenommen würden, wenn sich einmal ein bestimmtes Gedankengebäude etabliert hat. Ich könnte natürlich jetzt einiges verlinken, lasse es aber. Anscheinend hast du selbst Schwierigkeiten, neue (bzw alte Informationen zu integrieren.
März 7th, 2011 at 20:27
gerade durch zufall gefunden. ich glaube, das passt: „Die Resistenzkraft der bloßen Meinung erklärt sich aus deren psychischer Leistung. Sie bietet Erklärungen an, durch die man die widerspruchsvolle Wirklichkeit widerspruchslos ordnen kann, ohne sich groß dabei anzustrengen. Hinzu kommt die narzißtische Befriedigung, welche die Patentmeinung gewährt, indem sie ihre Anhänger darin bestärkt, sie hätten es immer gewusst und gehörten zu den Wissenden. Das Selbstverständnis der unentwegt Meinenden fühlt sich gefeit gegen jedes abweichende konträre Urteil“ (Adorno 1960, 155).
Meinung, Wahn, Gesellschaft. In: Ders. (1963): Eingriffe. Neun kritische Modelle. Frankfurt am Main, 147-172.
März 7th, 2011 at 20:28
->Stefan Sasse
Ich muss dich entaeuschen, die meisten Fragen haette ich beantworten koennen .. wahrscheinlich weil ich aeltern Jahrgangs,eine sehr solide Schul und Ausbildung genossen habe und noch viel gereist bin .Aber egal.. ;-)
Ich wiedersprecht ausdruecklich der Theorie das Amerikaner nur andere Dinge wissen..man beruft sich gern auf die weite des Landes blablabla.. nein,ein grossteil und ich betone grossteil der US-Bevoelkerung hat eine sehr auf ihren Bundesstaat bezogene Wahrnehmung und Bildung,Geschichtliche Entwicklungen beschraenken sich auf den Jahrestag der Unabhaenigkeit,die Verfassung ,die Praesidenten … beim Sezessionskrieg wird schon eng.Ausland ..Gute Nacht ..
Glaube mir ich bin kein Freund von Vorurteilen aber die Bildung,besonders der Allgemeinbildung des Durschnittsamerikaners ist unter aller Sau..Aber in Deutschland ist man auf dem besten Weg es gleich zu tun da gebe ich dir Recht .
666
März 7th, 2011 at 20:37
@Stefan
Gutes Experiment
@lazarus09
Das du es weisst, macht den kleinen Unterschied aus, den auch flatter betrifft. Es gibt immer Leute, die weiter gehen und sich auch auf mehr Erfahrung berufen können. Das ist es eigentlich, was wir von unseren Politikern (oder auch Experten), erwarten.
Aber in Deutschland ist man auf dem besten Weg es gleich zu tun da gebe ich dir Recht .
Und da hast du auch vollkommen recht. Aber begehe niemals den Fehler, von dir auf eine Allgemeinheit zu schließen. Es gibt eine Mehrheit, und diesbezüglich kann man sich entscheiden. Steuert man sie, – oder versucht man sie aufzuklären? Es liegt einzig und alleine am Willen dessen was man selber will, oder für alle. Das ist der Unterschied, zwischen flatter und dem Rest der Medien.
März 7th, 2011 at 20:42
->persiana451
so far so good…
Atmosphaere,diese besteht zum größten Teil aus Stickstoff(N2) und Sauerstoff (O2). In sehr geringen Konzentrationen enthält sie außerdem weitere gasförmige Stoffe. Einige davon wirken als „Treibhausgase“: Kohlendioxid (CO2), Fluorchlorkohlenwasserstoffe FCKW,Methan (CH4), Ozon (O3) und das als Lachgas bekannte Distickstoffoxid (N2O)
CO2 steigt in die Atmosphaere das Sonnenlicht spaltet vom CO2 ein Sauerstoffatom uebrig bleibt CO Kohlenmonoxid die hohen Bindungskraefte des Kohlenstoffs entreissen dem schwachen (Bindungskraefte ) Ozon CO3 ein Sauerstoffatom ..Ozon ade . ..Anthropogener Treibhauseffekt,vom Menschen verursachter Treibhauseffekt in Kurzfassung
OK ;-)
März 7th, 2011 at 20:49
Tut mir einen Gefallen. Überlasst die Klimadebatte den Leuten, die sich am besten damit auskennen. Diesbezüglich kann man nur Seriösität und Ernsthaftigkeit einfordern.Macht keinen Sinn, den Grabenkrieg von vorne anzufangen, indem jeder glaubt er wäre Wissenschaftler. So erfahren wir die Wahrheit nie.
März 7th, 2011 at 20:54
Ich denke, dass kaum einer von uns seine Glaubensysteme in Frage stellt. Vielmehr wirken diese Systeme wie Filter, die all das, was nicht ins Weltbild passt, raus filtern. So ist für den Guttenberg-Fan der Fakt, dass er gelogen und betrogen hat, schlicht nicht existent. Aauch für mich ist vieles einfach schwer vorstellbar(z.B. dass die Neo-Liberalen nicht alle gierig und verlogen sind und absichtlich Unsinn erzählen.).
Mein Eindruck ist, dass der Standpunkt schon vorher feststeht und erst dann durch Argumente unterfüttert wird. Und offenbar gibt es keinen Standpunkt, der zu hanebüchen wäre, um nicht von jemandem geglaubt und verteidigt zu werden. Selbst in der Wissenschaft ist das gewünschte Ergebnis oft schon vor der Untersuchung vorhanden, so dass die Untersuchung – vielleicht sogar unbewußt – in eine bestimmte Richtung gelenkt wird.
Was können wir tun? Uns der Möglichkeit, dass immer irgendein Filter vor unserem Auge ist, der die Realität verfäbt, bewusst zu sein, könnte vielleicht schon helfen. Ehrlichkeit zu uns selber gegenüber, möglichst viel zu hinterfragen, auch eine gewisse Demut, Offenheit auch dem “Gegner” gegenüber, oder immer mal ein Augenblick des Innehaltens (halt, wo läuft gerade ein Automatismus in meinem Denken ab, wo werde ich manipuliert, oder wo ziehe ich in der Krieg, um meine Meinung zu verteidigen, wo halte ich meine Meinung für die absolute Wahrheit, und wo spricht nur eine konditionierte Stimme aus der Vergangenheit – mein Vater, mein Lehrer, mein Wertesystem, oder wo sind Motive in Spiel – meine Gier, meine Eitelkeit etc.), und auch Freundschaft damit zu schließen, dass wir oft nicht wissen müssen, oder es Zeit braucht, bis sich Klarheit einstellt.
Letzten Endes ist potentiell kein Gedanke, den wir haben, absolut wahr (auch wenn das unsere ganzes Selbstbild ins Wanken brint. Und Nicht-Wissen ist ein Zustand, den unser Ego hasst wie die Pest). Es lohnt sich also, sein Denken zu hinterfragen. Schon das In-Zweifel-Ziehen kann große Macht haben. Und vielleicht kommen wir am Schluss zum Ergebnis, dass wir beim alten Standpunkt bleiben. Aber der Prozess des Hinterfragens macht nicht nur Spaß, er erweitert auch unser Denken in Richtung neuer Optionen, macht uns also reicher, freier (von Manipulation) und klarer.
März 7th, 2011 at 21:14
Super. Ich diskutiere die Frage nach dem Einfluss von Fakten auf Meinungen und hier schlägt eine auf, die ein völlig anderes Thema anfängt, um eine offenbar laienhafte, dafür aber umso überzeugtere strittige Meinung abzuliefern. Soll das jetzt eine Illustration sein oder wie? Wie wäre es noch en passant mit Homöopathie und 9/11? Ich will den Quatsch hier nicht durchkauen und werde weitere Kommentare dazu löschen .
März 7th, 2011 at 21:16
->antiferengi
Ja in der Tat muessig..Ich neige ja dazu den vom Menschen verursachten Anteil als sehr gering einzuschaetzen ,im vergleich eines Vulkanausbruchs der ein x-faches an CO2 frei setzt binnen Tagen..aber sei es drum du hast Recht, das Thema ist zu lobbyistenbehaftet ,und bringt uns auch nicht wirklich weiter ;-)
März 7th, 2011 at 21:32
Oh, ich möchte nicht stören. Du kannst gern auch den ersten Kommentar löschen, wenn er die Diskussion stört.
März 7th, 2011 at 21:36
Orlando meint:
März 7th, 2011 at 20:54
“Ich denke, dass kaum einer von uns seine Glaubensysteme in Frage stellt.”
Meistens so lange nicht, wie diese “Glaubensysteme”, vorgeblichen “politischen Überzeugungen” nicht mit der eigenen momentanen Satt- und Zufriedenheit, der momentanen Nestwärme und Geborgenheit in einer gegebenen Gesellschaft in einen größeren Konflikt geraten.
Man kann/mag vieles wissen, doch wenn es für das gerade aktuelle Leben keine unmittelbare Bedeutung hat, weshalb sich dann rühren, “zu Taten” schreiten?
Die Milliarden z.B. für die “Bankenrettungen” haben auch viele ganz normale Spießer empört, viele tobten verbal. Doch wurden sie dadurch direkt persönlich betroffen, wirklich ärmer? Bisher wohl kaum!
Also regten sie sich auch wieder allmählich ab und wählen weiter wie gehabt…., denn deren Vertrauen(Sicherheit von Sparguthaben, Versicherungen etc…) in die Obrigkeit hat sich vorerst als richtig erwiesen…
März 7th, 2011 at 21:38
Ich denke, dass kaum einer von uns seine Glaubensysteme in Frage stellt. Vielmehr wirken diese Systeme wie Filter, die all das, was nicht ins Weltbild passt, raus filtern.
Ich wiederspreche ,du spricht von konditionierung. Wir alle lernen durch Bildung /Wissen oder schlimmstenfalls durch Erfahrung die ja nicht immer gut sein muess,daraus entstehen im normalfall regularien die uns nach Alternativen suchen lassen…erst das Fehlen von Alternativen fuehrt zu der Verwirrung die der Tage anzutreffen ist.
Wissen wir nicht alle warum etwas so ist wie es ist ,fehlt uns nicht mehr und mehr die moeglichkeit es zu veraendern?
Wir sind gefangen von Zwaengen … wir handeln sozusagen wieder besseren Wissens.
Auch BILD Leser wissen das da Scheisse drin steht,man will aber mit dem Rudel heulen und wenn da 5 um einen rum stehen und diesen Duennschiss wiederkaeuen dann wird eben dazu genickt..sprecht so einen an..er soll euch das erklaeren,ihr werdet staunen wie schnell der zurueck rudert. Ich mach das .. wuerden das mehr tun koennte man was bewegen ;-)
März 7th, 2011 at 23:39
@lazarus09 (18)
Ja, es ist wirklich müßig. Aber ein gutes Beispiel. (Und jetzt muss ich ultrascharf aufpassen, keine Statements abseits vom Thema zu inspirieren). Der Witz ist, jeder hat eine Meinung, ob die nun auf Fakten basiert oder nicht. Jeder zieht irgendwas aus dem Bauch heraus. Und das was man sich anliest, -landet auch nirgendwo anders als dem Bauch, der glaubt die Vernunft zu bedienen. Je mehr man liest, desto komplizierter und klüger klingt es. Ändern, – tut es nichts. Aber es ist gut, um zu reden. Um mit zu diskutieren. Das Niveau zu steigern. Was auch immer. Aber am generellen Problem ändert es nichts. Trotzdem finde ich dies normal. Es gehört zum Leben in der Vielfalt dazu. Keiner kann auch ohne Vorurteile leben. Sie bestimmen einen Teil des instinktbehafteten Lebens mit. Der Nachteil der Aufklärung ist, es nicht klar zu benennen, dass es normal ist. Man träumt von einer Aufklärung, – die es niemals geben kann, ohne den/die Menschen zu irrwitzigen Sachlichkeits-Vernunftsmaschinen mit der ultimativen Trennung zwischen Hirn und dem Rest zu deklarieren. Niemals, hat es je ein Gehirn gegeben, was tatsächlich dem entsprechend funktionieren könnte. Wichtig dabei ist lediglich, ob jemand trennen kann was vorgefertigte Meinung ist, einfach nur Bequemlichkeit bzw. Profilierung aufgrund der eigenen Egozentrik innerhalb eines Mainstreams, oder tatsächlich reflektiert und sich Mühe zugunsten anderer gibt. Dies ist dass, was ich momentan als menschliche Entwickungsstufe ansehe, – die man einfordern kann. Ich kann mir schon vorstellen, dass flatter von einer Vernunft träumt, die sich am meist informiertesten aufgrund von Fakten orientiert. Wir alle träumen davon. Aber es ist nun mal nicht so. Kein Mensch, – ist ein Computer. Wie das Beispiel, – Klimadebatte, mehr als deutlich präsentiert, – und dies betrifft auch Politik im allgemeinen. Wir konstruieren, – bevor die wirklich relevanten Fakten vorhanden sind. Uns bleibt oft gar nichts anderes übrig. Somit bleibt nur das Vertrauen auf Menschen, die dies nicht zum Eigennutz, sondern tatsächlich zum Gesamtnutzen betreiben und sich dementsprechend mehr bemühen als andere. Was mich persönlich stört ist, man vermeidet grundsätzlich die Menschen so zu sehen, – wie sie sind. Stattdessen will man sie ständig umkonstruieren, zu etwas, was dem eigenen sachlichen Gutdünken entspricht. Und letzteres wird immer als ultimative Vernunft angesehen. So funktioniert das aber nicht. Und letztendlich, reflektiert genau dies, nur die eigene Dogmatik und das selbst gewünschte. Deshalb, glaube ich nicht an Steuerungen. Sie sind nicht ehrlich, und immer nur konstruktiv. Aber niemals wirklich analytisch.
März 7th, 2011 at 23:58
Wenn flatter beklagt, daß auf seinen Ansatz, daß Fakten zu wenig Einfluß auf Meinungen haben, zu wenig eingegangen wird hat er zwar recht, aber ich stelle mir die Frage, was sind Fakten denn überhaupt? Es gibt da einfache Dinge, wie die Fakten von Guttenbergs Plagiieren, es gibt aber auch komplexere Gemengelagen, und da passiert doch in der Regel folgendes: Fakten werden entweder negiert, zurechtgedeutet oder passend gemacht, um die Meinungsbildung zu beeinflussen. Nur so ist es erklärbar, daß bei unstrittiger Faktenlage nämlich über die Bedeutung, die sich daraus ergibt, gestritten wird. Allein auf Fakten ist fast nix zu begründen. Und dann kommt noch hinzu, daß die Verknüpfung von Fakten teils sehr willkürlich und selten logisch ist. Und selbst da, wo sie logisch ist, bleibt sie oft dennoch fragwürdig. Und dann gäbe es da noch z.B. die Jung’sche Synchronizität, die ja auch mit Fakten arbeitet, aber von den meisten (besonders auch von denen, die sie gar nicht richtig verstanden haben) kategorisch abgelehnt wird, weil die Fakten angeblich nix miteinander zu tun hätten. Es gäbe da noch mehr zu schreiben, aber ich belasse es erstmal dabei. Also, Fakten sind weniger relevant als es den Anschein hat und bewirken nicht unbedingt eine “bessere” Meinungsbildung. Vielleicht ist also der Ansatz schon etwas schief?
März 8th, 2011 at 00:15
@Frank: Ich bin weit davon entfernt, Kommunikation auf den Austausch von Fakten zu beschränken. Was mich endlos nervt, ist das produzierte und gern angenommene Geplapper auf dem Niveau von Papageien. Diesbezüglich ist das völlige Fehlen von Argumenten im Fall Guttenberg ein Paradebeispiel. Er war doch so ein fähiger Minister! Wer so etwas behauptet ohne jede Kenntnis seines Tuns, ist ein armseliger Depp. Die Welt ist voll davon, und die fatale Konsequenz daraus ist, dass die Interessensvertreter nur mehr versuchen, alle Menschen als Deppen zu behandeln und zu manipulieren. Ich selbst muss mich ja fragen, ob ich das nicht auch tun soll, um ein Gegengewicht zu den anderen Manipulateuren zu schaffen. Es ist extrem schwierig, dem nicht zu verfallen. Und vielleicht ist es sogar aussichtslos, darauf zu verzichten. Ich frage mich daher, wie es möglich ist, dem Dilemma zu entkommen.
März 8th, 2011 at 01:06
Das mit dem Verstand richtet sich in dem Fall halt danach, wie der jeweilige Charakterpanzer angelegt ist. Wer eine verkümmerte Sexualität hat mag es beispielsweise total einleuchtend finden Kinder das Onanieren zu verbieten, weil das ja eine Sünde ist und somit schädlich für deren Entwicklung zu einem guten Christenmenschen. Da helfen keinerlei Fakten, das hat ja auch keinen Ursprung im “Verstand”. Im Gegenzug ändert sich so eine Einstellung auch radikal und spontan sobald der ursächliche Kern davon entfernt ist, beispielsweise kindliche Traumata. Diese Traumata sind aber nicht über Fakten und Argumente in die Menschen gekommen und sie werden dadurch auch nicht verschwinden. Sich darüber zu wundern finde ich daher auch etwas arg naiv.
Wirkliche Vernunft kann es in seelischen Krüppeln nicht geben, nur deren Simulation. Dabei mit der gefährlichen Vorstellung eines Leib-Seele Dualismus, der bei uns noch vorherrscht und in eine sich verselbständigten Objektivität ohne jede lebendige Basis mündet – Geistesmenschen eben die an Quatsch wie “our opinions have been formed over time by careful, rational consideration of facts and ideas” in Verbindung mit einer komischen Willensfreiheit glauben oder Mystik hinsichtlich der Erklärung von Irrationalität betreiben. Eine solche Simulation kümmert sich aber eben auch nicht um Fakten, eher darum das eigene Selbstbild zu erhalten und Angst abzuwehren. Ihre Aufgabe ist also nicht das aufwiegen von Argumenten oder logisches Denken, sondern Vermeidung von Schmerz und Angst. Je schneller diese dabei erreicht werden, je weniger ausgefeilt also die Fähigkeit eines Menschen ist seine Ängste unter einem Berg an “Wissen” zu vergraben, desto unverständiger wirkt der Verstand, je verschütterter sie sind desto tiefer muss man graben, bis man erlebt wie der Verstand plötzlich abenteuerliche Volten macht, um seine Mission zu erfüllen unser Weltbild stabil zu halten. Das ist dann auch “Die Zeit als Bild für Bildungsbürger”, die perfide Illusion man sei nicht so primitiv wie “die da”, weil man ja Kultur habe und gebildet ist. Derweil werden die Anschauungen genau in der gleichen Art von innen nach außen bestimmt, nur ist der Weg halt viel länger und dadurch auch viel undurchschaubarer – mit Absicht, denn Komplexität erleichtert die Selbstlüge, was umso nötiger ist je besser man ihr auf die Schliche kommt. Wenn also ein Beispiel vollkommen durchschaubarer Irrationalität wie jetzt im Fall Guttenberg auftaucht, so zeigt das vor allem das einige Menschen ihre Ängste und Traumata nicht so gut verstecken wie andere (auch weil sie wohl schlicht mehr davon haben) und damit gutes Anschauungsmaterial liefern, nicht aber das bei den anderen methodisch grundsätzlich anderes stattfinden würde. Insofern das diesen Leuten selbst auffällt wird dann auch ebenso reagiert, kaum ein nicht wahnsinniger Mensch hält es aus für sich selbst wahrnehmbar irrational zu sein.
Eine Gesellschaft aus derlei Krüppeln sieht dann auch dementsprechend aus, wenigstens ist es aber nicht mehr so schlimm das Abermillionen ohne Weiteres bereit sind für Glanz und Gloria aufs Schlachtfeld zu ziehen. Die Offensichtlichkeit der Wahnvorstellungen bestimmt dabei aber nicht ihre Macht über die Menschen, in jedem zweiten Müller liegt ein potenzieller Völkermord vergraben (zu dessen Legitimation, nicht aber zu dessen Ausführung er fähig wäre).
Der Nachteil dieses boston globe Artikels ist dann auch das fast vollständige Fehlen irgendeines Grundverständnisses davon, was man da eigentlich beobachtet, weshalb dann auch die Deutungen selbst aus der besten Empirie nur bruchstückhaft sind.
Das wird auch bei diesem Radiointerview mit dem Guttenberg-Fan deutlich. Wer genau hinhört merkt genau worum es der Frau da geht. Diese dann für ihre “Dummheit” oder “Ignoranz” fertig zu machen oder sie mit Fakten zu traktieren, die für sie keine Bedeutung haben, hilft da auch nicht. Es führt nur zu Rückzug, Ressentiment und dem Einstellen des miteinander Redens. Am Anfang war die Frau noch bereit sich Blöße zu geben und zu sagen was sie fühlt (nicht etwa denkt), am Ende hat sie immer mehr die Klappe gehalten und der Punkt der totalen Kommunikationslosigkeit (gerne dann Trotz genannt) war erreicht. Das wirkt dann “kindisch”, ebenso haben die meisten Menschen damit ja auch als Kinder umgehen gelernt. Wenn das sich institutionalisiert suchen sich diese Krüppel (und jeder in der Kultur hier aufgewachsene ist das hier und da) ihre eigenen Welterklärer wie Glenn Beck oder Rush Limbaugh (Priester halt), die intuitiv verstehen worum es da wirklich geht, wenn sie auch selten bis nie interessiert oder fähig sind ihr Verständnis dazu zu benutzen zu helfen (was sich Seelsorge nennt). Als Resultat verhärten sich die Fronten und am Ende besteht die Welt nicht mehr aus Mitmenschen, sondern aus Feinden oder ignoranten Idioten. Diese Einschätzung ist dabei garnicht mal unbedingt falsch, denn wenn ich mein ganzes Leben lang für das was ich fühle nur den Hohn und Spott derer ernte, die “klüger” sind als ich (was deren größte Dummheit ist), na dann sind die eben auch nach jedem für einen Menschen maßgeblichen Standard Feinde, die mir Böses wollen. Ob ich selbst dabei ein bornierter, emotional wie intellektuell hilfloser Zeitgenosse mit einem klitzekleinen Ich bin, also sozusagen Hohn und Spott “verdiene”, ist dabei unwichtig. Wichtig ist allein das ich lieben und geliebt werden will, leider aber unfähig bin damit auf eine für mich und andere gesunde Art umzugehen.
Diese Hinterlassenschaften einer sich über Jahrtausende erstreckenden Kultur kann man dabei doof für die Demokratie finden, aber wenn die einen Wert hat dann ja auch weil sie die Möglichkeit miteinschließt uns aus diesem Sumpf etwas zu erheben, sonst bräuchten wir die ehrlich gesagt nicht. Die dabei hier anklingende Denke die glaubt Menschen haben eine natürliche und reine Vernunft, egal was ihnen im Leben angetan wurde, gehört dabei zu den Dingen die ebenso überwunden werden müssen, sonst kann sich kein unsere Lage verstehendes Bewusstsein entwickeln. Ohne das ist aber wirklich jeder Verstand nutzlos uns zu helfen, zum Glück gibt es aber auch Intuition und Empathie. Die allein sind keine Wunderlösung wenn Leute wie Gutti mithilfe von Propaganda durch sie als nett, freundlich und zu jedem Amt geeignet erscheinen, hier kann tatsächlich nur der in den letzten beiden Artikeln beschworene Verstand helfen. Es handelt sich dabei um eine empathische Propanda, die den Verstand beleidigt, was aber allemal besser ist als eine traumatische Progranda, die die Empathie beleidigt (und die es auch heute ebenso gibt). Erstere dient zumindest nicht direkt einem Ausarten der Gewalt und damit einer neuerlichen Totaltraumatisierung der Gesellschaft, wie etwa durch den zweiten Weltkrieg. Wir können uns also als sehr glücklich einschätzen, dass Leute wie Gutti (ja und selbst Berlusconi) mithilfe einer Lügenkampagne als symphatisch (nett) oder gar ehrlich empfunden werden, im Gegensatz zu lautstarken Law and Order Schwachmaten aus der äußerst rechten Ecke (was sich allerdings auch immer vermischt). Sorgen sollte man sich machen wenn Leute anfangen solche Schreihälse der nationalen Wiedergeburt durch Blut und Feuer toll zu finden, sich die Scheusale also nicht mehr hinter geheuchelter Menschenfreundlichkeit verstecken müssen.
So, jetzt aber mal genug.
März 8th, 2011 at 01:18
@ Orlando #16:
Toller Kommentar. Ich geb Dir da völlig recht.
Ich versuche mich und meine Meinung auch immer wieder zu hinterfragen. Oftmals hilft es auch schon, einfach mal nicht sofort zu reagieren und zu kontern, sondern seine Antwort erst einmal “runterzuschlucken”, um alles in der Summe mal einen Tag wirken zu lassen. Nach Setzen-Lassen kann man ja am nächsten Tag ggf. sogar noch gestärkt aus der eigenen kleinen inneren Auseinandersetzung hervorgehen.
In einer öffentlichen Diskussion kann dies aber sehr fatale Auswirkungen haben. Dies darf man nicht unterschätzen. Auf der einen Seite steht jemand, der unbeirrt seine Meinung vertritt und sich von keinem, auch noch so guten Argument davon abbringen lässt.
Und nun steht auf der anderen Seite jemand, der zwar gute Argumente vorbringt, aber auch versucht abzuwägen, sich auch selbst zu hinterfragen und nicht sofort die eigenen Argumente ohne Unterlass “dagegenkeult”. Wer wird von der öffentlichen Wahrnehmung als der vermeintliche “Sieger” des Meinungsstreits betrachtet?
Ich denke, man merkt, wo das Problem liegt. Im Sinne der sachlichen Auseinandersetzung ist natürlich der Weg des Abwägens und Setzen-Lassens der bessere, keine Frage.
P.S. Flatters “Wutausbruch” dürfte wohl kaum auf Deinen Kommentar gemünzt gewesen sein. Dafür war der CO2-Gehalt in Deinem Kommentar zu niedrig. ;-)
März 8th, 2011 at 01:21
@Yurun: Unter der Hand erklärst du (schwere) Traumatisierungen zum Regelzustand. Das halte ich für eine falsche Analyse.
Die Fähigkeit zur Empathie ist im persönlichen Gespräch wichtig, aber irrelevant für die recht erfolgreiche organisierte Propaganda und den damit verbundenen Herdentrieb.
Ebenso verfeht ist m.E. die Ansicht, ausgerechnet Berlusconi und Guttenberg als bessere Alternative zu “ganz Rechten” zu betrachten. Rechter als Berlusconi geht nicht, und auch Guttenberg ist rechtsextrem im salonfähigen Spektrum – zumindest, wenn man die Implikationen seines Auftretens berücksichtigt. Obendrein kommt mir da die Vernetzung mafiöser rechter Seilschaften und ihrer Verkausstrategien reichlich zu kurz. Ich brauche keinen nett auftrendenen Führer. Im Gegenteil.
März 8th, 2011 at 01:25
@Lutz Hausstein: Der “Wutausbruch” war stone cold sober, nur eine deutliche Ansage, welche “Diskussionen” ich hier sicher nicht haben will. Aber richtig: Es ging um CO2.
März 8th, 2011 at 01:45
@ flatter: ich verstehe was du meinst und wollte dir auch gar nichts unterstellen. Ich sehe das Dilemma ja auch und es hat bei mir sogar dazu geführt, daß ich zu oft nicht einmal mehr gewillt bin, sachlich zu argumentieren, wenn ich einfach das Gefühl nicht loswerde, daß es sinnlos ist, weils eben gar nicht um Sachlichkeit geht. Insofern muß ich da manchen Stellen in Yuruns Kommentar recht geben. Wo ich aber entschieden “nein” sagen muß (aus mehreren Gründen) ist sein Beispiel mit der Frau im Radio-Interview. Da sehe ich zwar auch das Problem, daß keine Kommunikation zustandekommt, aber nicht, weil der Moderator die Frau nicht verstanden hätte oder ihre Beweggründe für ihn nicht relevant waren – da kam keine Kommunikation zustande, weil die Frau keine wollte! Sie war nicht fähig und nicht willens, ihre Meinung auch nur einen Deut zu hinterfragen. Was soll mensch da noch machen? In dem Fall bin ich voll und ganz auf seiten des Moderators, da er versucht hat, von der Frau konkrete Auskunft zu erhalten, was sie aber nicht wollte, weil sie es eben nicht konnte. Das hat mich an all die “Idioten” erinnert, die sich was in den Kopf (oder Bauch) gesetzt haben, und daran festhalten, selbst wenn sie selbst nicht wissen, warum sie das tun. Ein bißchen Reflektionsfähigkeit sollte bei erwachsenenen Menschen schon vorhanden sein, finde ich. Das hat mit Bildung und Intelligenz auch gar nicht viel zu tun, sondern eher mit der grundsätzlichen Bereitschaft, abzuwägen und abzugleichen. Im übrigen gehe ich davon aus, daß diese Frau nicht ihre Meinung von sich gegeben hat, sondern die, die ihr eingetrichtert wurde (natürlich auch, weil sie ihr entgegenkam und grundsätzlich übereinstimmte). Empathie und eigenständiges Denken werden ja auch nicht gefördert, was ich sehr bedauerlich finde. Darum mag es einem wie Empathie vorkommen, wenn diese Frau Guttenberg verteidigt – ist es aber nicht. Es ist eine fehlgeleitete Idealisierung: sie verteidigt nicht Guttenberg, sondern sie verteidigt ein idealisiertes Bild von Guttenberg, was ihr zuvor durch die Medien tüchtig eingetrichtert wurde, übrigens von den gleichen Medien, die jetzt auf Guttenberg rumprügeln (von Springer mal abgesehen). Und da das wohl bei vielen Menschen klappt besteht für mich nicht der geringste Grund, anzunehmen, daß dies auch bei Haßpredigern funktioniert (siehe Sarazin). Wenn ich mich sorge, dann darüber, daß trotz der Maschinerie der Nazis die Deutschen erneut auf dem Weg sind, sich kritiklos manipulieren, verdummen und aufhetzen zu lassen. Solch ein Defizit (ein anderes Wort fällt mir dafür micht ein) sollte eigentlich aufgrund der Geschichte nicht mehr möglich sein, ist es aber wohl. Woran liegts? Weil Kleist nach wie vor recht hat mit seinem Ausspruch “Was dem Volk dreimal gesagt wird, glaubt das Volk”? Das finde ich sehr traurig. Gar zu viele Menschen können sich anscheinend immer noch nicht davon freimachen, einen Stellvertreter für sich anzuhimmeln – weil sie meinen, selbst nicht (gut) genug zu sein. Erbarmenswert.
März 8th, 2011 at 06:09
In einem Rethorikkurs habe ich einmal gelernt, gewisse Begriffe solle man nicht benutzen. Darunter das Wort – aber – Ja, aber – sofort wird beim “Empfänger” dieser Aussage eine Abwehrhaltung ausgelöst, denn nun kommt etwas gegenteiliges zur eigenen Aussage zum Beispiel. Sorry flatter, mit fällt im Moment kein besseres Beispiel ein – Wenn ein Raucher fragt ob er sich eine Zigarette anstecken darf (wenn er zu Besuch ist) und der Gastgeber als netter Nichtraucher will nicht direkt NEIN sagen, antwortet mit – ja, aber … dann geht doch der Raucher sofort davon aus, nun kommt was … bitte nicht in meiner Wohnung, denn kalter Tabakrauch stinkt und ausserdem vergilbt das die Wände … so hat der Nichtraucher vernünftige Argumente aber der Raucher wird diese nicht mögen und …
wie man mit so einer Situation besser umgehen kann, hat mir damals der Rethorikkurs aufgezeigt. Aber (lol) ich habe nicht immer Lust den langen Weg zu beschreiten.
Menschen handeln angeblich zu 90 % Emotional, nur zu 10 % Rational
März 8th, 2011 at 07:37
„Wenn flatter beklagt, daß auf seinen Ansatz, daß Fakten zu wenig Einfluß auf Meinungen haben, zu wenig eingegangen wird hat er zwar recht, aber ich stelle mir die Frage, was sind Fakten denn überhaupt? Allein auf Fakten ist fast nix zu begründen. Und dann kommt noch hinzu, daß die Verknüpfung von Fakten teils sehr willkürlich und selten logisch ist. Und selbst da, wo sie logisch ist, [gibt es immer mehrere Logiken]. | Frank“
Großartig! Flatter als Philosoph hätte mehr darauf achten müssen, dass zwischen den Sinnesanreizen und Fakten buchstäblich „Welten liegen“. Und dann gibt es auch sogennante „Werte“. Antiferngi würde vielleicht sagen „was aus dem Bauch kommt“. Und die Werte haben etwas mit den Interessen zu tun, so dass sie gar nicht so irrational sind. (Interesse sind gar nicht so irrational, wie es ein Metaphysiker es predigt.)
Für die Guttifans ist es einfach unwichtig, hat keinen Wert, ob Gutti akademisch betrachtet etwas ist oder nicht ist. Das hat nichts mit der Dummheit zu tun, sondern mit den Werten und Interessen.
„Die Welt ist voll davon, und die fatale Konsequenz daraus ist, dass die Interessensvertreter nur mehr versuchen, alle Menschen als Deppen zu behandeln und zu manipulieren. Ich selbst muss mich ja fragen, ob ich das nicht auch tun soll, um ein Gegengewicht zu den anderen Manipulateuren zu schaffen. Es ist extrem schwierig, dem nicht zu verfallen. Und vielleicht ist es sogar aussichtslos, darauf zu verzichten. | Flatter“
Ich weiß nicht ob es zwischen der „Manipulation“ und der „Begründung der Werte mit der Vernunft“ einen Unterschied gibt. Nur weil ein gewisser Kant an diesen Unterschied fest geglaubt hat, bedeutet mir nichts. (Ich kotze eigentlich, wenn ich das höre – ist aber jetzt egal.)
PS
Übrigens. Gutti war ein Dr. der Geisteswissenschaften. Und womit haben sich diese Wissenschaften in den letzen zwei Jahrhunderten verdient gemacht. Warum sollte sie ein Müller schätzen? Wenn mir das jemand erklären könnte. Einzige Rechtferdigung wäre: Das ist sooooooooooo schwierig!
März 8th, 2011 at 08:10
@flatter: was du zu deiner dissertation schreibst, klingt äußerst spannend für mich. ich würde sie daher gerne als quelle für ein projekt im überlappungsbereich von ökonomie, soziologie und psychologie verwenden, dass wir hier in wien planen. es wird dabei um den zusammenhang von wissen, eigennutz und der einstellung zu wirtschaftspolitischen maßnahmen gehen.
daher hätte ich gerne gewusst: wie lautet denn der titel deiner disseratation und wo kann man auf sie zugreifen?
ps: wir haben schon ein vorläufer-projekt mit einer ähnlichen themenstellung durchgeführt. wenn du willst, kann ich dir gerne die ergebnisse zukommen lassen.
März 8th, 2011 at 08:51
Eine von vielen möglichen Erklärungen für das Verhalten der interviewten Guttenberg-Verehrerin findet ich bei Adorno in den “Studien zum autoritären Charakter”, IV Typen und Syndrome, Abschnitt B: “Die “Spinner” haben die Realität weitgehend durch eine Phantasiewelt ersetzt; ihr Hauptmerkmal ist daher die Projektivität und ihre größte Sorge, die innere Welt nicht “beschmutzen” zu lassen durch die Berührung mit der schrecklichen Wirklichkeit: sie werden von strengen Tabus gequält, vom delire de touche, wie Freud es nennt.”.
off topic: Leider erschließt sich mir in diesem Kontext nicht der Zusammenhang des Themas mit dem abgebildeten nackten Frauentorso. Falls dies Dein ganz spezieller Beitrag zum heutigen 100. intenationalen Frauentag sein sollte…………………………………………………………………………………………………………….(endloses Kopfschütteln).
März 8th, 2011 at 09:00
“Dass alle Rationalität suggestiv ist, dass es kein Wissen gibt, welches nicht von Motiven geprägt ist, meine These.”
Und ich wähne dazu noch schon des längeren, dass es nirgends so viel Propaganda – oder etwas harmloser formuliert ‘Meinungsmache’ – gibt wie in unseren sogenannten Demokratien. Sie komt allerdimgs meist nicht so plump daher wie in Diktaturen – die im Zweifelsfall einfach draufhauen können – und gibt sich gern den Anschein des ‘Pluralismus’. Den freilich gibt es bei Waschmitteln ja auch…
Dazu kommt mir noch was Erhellendes von Chomsky in den Sinn.
März 8th, 2011 at 09:16
Versand und Dekoratie? Versteh sch nich.
Abern geiles Bild!
Hier komm isch öfters kucken!!!!
;-)
März 8th, 2011 at 11:22
also, ich stelle in Frage, ob das Problem, die Unfähigkeit, die eigene Vortstellung an den ‘Fakten’ zu revidieren nicht aus der Art und Weise kommt, wie ‘wir’ im Diskurs als Subjekte konstituiert werden, nämlich in einem diskursiven Raum, in dem dem Anderen als Konkurrent begegnet wird. Und je inniger diese Konkurrenzsituation erlebt wird, umso heftiger die Abwehr. Im verlinkten Artikel wird zB angedeutet, dass Personen bereit waren, die eigene ‘Meinung’ an diese widersprechenden ‘Fakten’ (dieser Dualismus Meinung-Fakt könnte auch ein Teil des Problems sein, wenn man bedenkt, dass unser Weltbezug an sich versprachlicht ist: Fakt ist also an sich bereits sprachlich integriert) anzupassen, wenn die Sprechsituation direkt war, also nicht indirekt wie in der Aufnahme einer medial verbreiteten Nachricht. Das ist interessant, weil im Falle der Sprechsituation mit direktem Austauch der Andere, der den widerstreitenden Fakt eröffnet, real anwesend ist und nicht simulativ wie bei der Aufnahme einer Nachricht in den Medien. Das könnte so interpretiert werden, dass unter bestimmten Umständen, die analysiert werden müßten, das kooperative Element in der direkten Sprachsituation die konkurrierende Grundanlage überlagern kann. Wenn ich den Anderen in der kommunikativen Situation nicht unmittelbar als Konkurrenten erlebe, gegen den ich die Illusion einer eigenen Meinung durchzusetzen habe, sondern als ‘positive Erweiterung’ meiner eigenen kommunikativen Fähigkeit, dann wird das gemeinsame Interesse in der kommunikativen Handlung realisiert, das darin liegt, die ‘Realität’ im beiderseitigen Interesse zu konstruieren.
März 8th, 2011 at 12:04
@altautonomer: Weltfrauentag geht mir ebenso an dem da oben vorbei wie Muttertag, Aidstag und Tag des Urheberrechts (wobei der wenigstens mit dem Tschernobyl-Jubiläum zusammen fällt). Was gibt es sonst noch? Am Tag irgendwelcher Befreiungen keine Kritik an Israel? Das ist genau diese lichterkettende Correctness, die uns schon immer ganz nach vorn gebracht hat.
Das da oben ist das Sinnbild der herrrschenden Vernunft.
März 8th, 2011 at 12:09
@Gerhard Schwarz: Meine Diss gibt’s nur als Microfiche. Dafür ist sie nicht richtig korrigiert, das ist eine Geschichte für sich. Wenn du dir das antun willst, schreib mir ne Mail, ich kann dir zur Not auch ne Version schicken, die noch schlechter korrigiert ist, aber immerhin digital. Es sind einige sehr unschöne Pannen passiert damals.
Ansonsten gibt es noch meinen Versuch, Fürsorge gegen Selbstsorge in Stellung zubringen, schon lange auf diesem Server.
März 8th, 2011 at 13:14
[...] werden in einem weiteren Artikel das Verhältniss von Fakten und Meinungen (mit der Thesen, dass eskein Wissen gibt, welches nicht [...]
März 8th, 2011 at 14:50
@ Orlando Beitrag 16
Genau so ist es mit den “Filtern”. Und wenn man diesen grundlegenden Mechanismus außer acht lässt, der ja erst die hier zu diskutierenden “Meinungen” und “Fakten” generiert, dann stochert man eben im dunkeln…
Auf jeden Fall: Thema NICHT verfehlt!
März 8th, 2011 at 19:52
Sehr guter Beitrag.
Ich hätte diesbezüglich eine Frage an Autor und Leserschaft: Kann man – vollkommene geistige Unabhängigkeit und ausgeprägten Verstand vorausgesetzt – nicht letztlich nur zu einer bestimmten Meinung über unsere derzeitige Welt kommen, die sich aus der Realität ergibt? Meinetwegen mit gewissen Nuancen in Detailfragen
Was mich irritiert ist, dass man in der Forschung häufig schlauen, unabhängigen Menschen begegnet, die komplett andere Auffassungen haben, ohne dass ich sie als sture Böcke bezeichnen würde.
Diese Frage beschäftigt mich schon seit langem, weshalb ich sie hier mal formulieren wollte.
März 8th, 2011 at 20:11
#9 Stefan Sasse
Da möchte ich dir vollkommen zustimmen.
Die Hauptstadt von Kanada ist “leider” nicht Montreal, sondern Ottawa. Nur zur Information;-)
März 8th, 2011 at 20:59
@flatter
Traumatisierung heißt nicht automatisch klein Lieschen wurde von Papa vergewaltigt oder Helmut hat Alpträume, seit er in Afghanistan ein Familienauto in Stücke geschossen hat. Sowas ist zwar häufiger als meist angenommen, allerdings spielt das in dem Zusammenhang keine große Rolle. Was genau damit gemeint ist würde hier aber wohl zu weit führen. Menschen die eine Autorität (und sei es eine kommunistische Partei) als Aushilfsich brauchen sind aber weder selten noch fallen sie vom Himmel.
Die Wirksamkeit von Propaganda allerdings auf einen Herdentrieb zu schieben finde ich ziemlich daneben. Was stimmt ist das wenige den Mut haben gegen den Strom zu schwimmen, doch warum ein Strom überhaupt existiert und gerade in diese oder jene Richtung fließt erklärt sich nicht einfach aus der Chaostheorie oder der praktischen Idee eines PR-Büros.
Jede Propaganda hat dabei eine Botschaft und wenn man sich heute mal umschaut ist diese recht “weichgespült”. Wir führen Kriege mit der propagandistischen Begründung irgendwelche Menschenrechte oder das Selbstbestimmungsrecht der Völker zu schützen. Die Verkaufsstrategie ist dabei immernoch dämlich, doch sie ist in weiten Teilen eben auch anders als früher, was ich dann halt kurzerhand empathisch getauft habe. In welche Politik das letztlich mündet ist eine andere Frage.
Übrigens betrachte ich auch diverse Rechtspopulisten neuester Machart nicht als “besser”, mir geht es lediglich um ihren populistischen Zugang zur Masse, was am Ende eben auch ein psychologischer ist. Es geht heute nicht mehr um Lebensraum im Osten für die deutsche Herrenrasse, sondern zum Beispiel um weggeätzte Nasen afghanischer Mädchen, wobei freilich jede Bevölkerungsschicht am Ende auch ganz maßgeschneiderte “Gründe” bekommt. Du kannst hier im Blog schreiben das diese Gründe scheinheilig sind und versuchen das möglichst eindringlich zu beschreiben. Du kannst die propandistischen Verrenkungen, diese Riesenlücke zwischen schönem Schein und banaler bis grauenvoller Realität versuchen aufzuzeigen, also sozusagen dem über Leichen gehenden Mafiastaat den Spiegel vorhalten und damit das tun was meist “Bewusstsein schaffen” genannt wird. Was könntest du aber tun wenn eine Mehrzahl der Deutschen eine Bekehrung oder Auslöschung der Moslems in aller Welt als nationale Aufgabe erachten würde? Dann könntest du nur noch schreiben was für ein Wahnsinn sowas ist und würdest als Reaktion ernten, dass du das eben nicht verstehst bzw. eventuell sogar ein Volksfeind bist. Auch heute noch gibt es aber Rechte die mit sowas agitieren würden, wenn es denn Erfolg versprechen würde. Bei harmloseren Beispielen ist das ja auch der Fall. Die Nazis beispielsweise waren noch lange gezwungen so zu tun als würden sie Frieden wollen, weshalb die Aufdeckung ihrer Aufrüstung immer eine gewisse Waffe war, wenn auch letztlich wirkungslos. Worüber wir uns also glücklich schätzen können ist nicht Berlusconi an sich, sondern das der nicht einfach sagen kann “wir versenken diese verdammten Flüchtlinge bevor sie unsere Küste erreichen” ohne damit baden zu gehen. Viel gibt sich da aber auch so nicht.
März 10th, 2011 at 18:44
Aus dem Ärzteblatt 2006:
Wie die Gehirne von Politikern funktionieren
Atlanta/Georgia
Wie gelingt es Politikern verschiedener Parteien nur, auf der Basis der gleichen Fakten zu völlig unterschiedlichen Bewertungen zu gelangen?
Die Antwort, die Psychologen auf der Jahrestagung der US-Society for Personality and Social Psychology gaben, ist wenig schmeichelhaft.
Bei der Interpretation diskrepanter Fakten lassen die Politiker den Verstand beiseite. Ihr Gehirn reagiert rein emotional und aktiviert dabei die gleichen “Belohnungszentren”, die Drogenabhängigen einen “Kick” verschaffen. Dabei lassen die Politiker das kognitive Karussell solange drehen, bis eine programmkonforme und emotional befriedigende Antwort gefunden wurde.
https://www.aerzteblatt-studieren.de/doc.asp?docId=102401