Okay, wir haben Heiner Flassbeck und viellicht noch Rudolf Hickel. In Frankreich rotten sich aber gleich Scharenweise Ökonomen zusammen und nehmen den Neoliberalismus nach Strich und Faden auseinander. Interessant: Wie radikal der Umbau der BRD vonstatten ging, sieht man anhand ähnlicher Strategien in Frankreich, die aber nicht ganz so erfolgreich waren. Vor allem wohl deshalb, weil die Löhne dort nicht adäquat abgewürgt wurden.
Eine Analyse einschließlich entsprechender Maßnahmenvorschläge ist dieses Manifest. Besonders gut gefällt mir der deutliche Hinweis darauf, dass ein Staatshaushalt etwas völlig anderes ist als die Kasse der Schwäbischen Hausfrau. Die Argumentationen unserer “Elite” taumeln ins Lächerliche.
Februar 8th, 2011 at 12:47
Irgendwann räche ich mich mal und verlinke hier Seiten auf Russisch, menno^^
Ok, ich geh lesen, kann aber länger dauern.
Edit:
Also – ich hab mich durchgekämpft…
Interessant, nur diese Debatte wird nicht von ‘Offiziellen’ eingeläutet werden (können).
Steht immer noch die Machtfrage vor.
Und wer von denen hat ein Interesse daran, das so zu diskutieren.
Es gibt nunmal nicht den “Vater Staat”, der sich mal eben um alle seine Kinderlein kümmert.
“A real democratic debate on economic policy choices must be opened in France and Europe. Most of the economists who participate in public debates do so in order to justify or rationalize the submission of policies to the demands of financial markets. ”
…
“As a consequence, it seems important to outline and to debate right now the broad orientations of alternative economic policies that will make the reshaping of the European construction possible.”
Jo, es muß und es sollte.
Das wäre für uns wichtig – aber wie könnte das die Macher der Europäischen Union interessieren.
Doch wohl (wieder) erst, wenn wir denen auf die Pelle rücken würden, weil uns hier ‘unten’ das Lebenslicht auszupusten versucht wird…
Die Argumentationen unserer “Eliten” taumeln nicht nur ins Lächerliche, sie taumeln ins Lebensgefährliche – jedenfalls für die allermeisten.
Die Vorschläge beschneiden Gewinne. Sie haben sich nicht die EU ‘gebastelt’, daß die nun kleiner ausfallen.
Daß der eine oder andere von den Großkopferten selbst aussortiert wird, haben sie nicht auf dem Schirm… Jeder kann ja Sieger sein.
Jeder – nicht alle.
Februar 8th, 2011 at 13:17
Seit der Einführung des Euro ist es den Regierungen der Euro-Länder verboten,sich bei Bedarf bei der Zentralbank mit Geld zu versorgen. Wer Geld braucht, muss es sich bei Geschäftsbanken zu deren Konditionen leihen und damit die Aktionäre und Einleger der Banken mästen.
Also: Die Damen und Herren Märkte pumpen ein Land voll mit Krediten und schaffen damit neues Geld, das aus dem vollgepumpten Land sehr schnell als “Gewinn” aus Exportgeschäften auf die Konten der Damen und Herren Märkte fließt. Da das Geld nun den Märkten gehört,und nicht mehr den Schuldnern, können die Schuldner nicht tilgen. Ergo borgt sich die EU jetzt das Geld von den Damen und Herren Märkten und wirft es ihnen unmittelbar wieder in den Rachen, um die Altschulden des niederspekulierten Mitgliedsstaates zu begleichen und nimmt dafür alle 500 Millionen Europäer in Haftung, ohne dass die dazu auch nur Piep sagen dürfen.Jeder der sich ein bisschen mit den hirnzerfetzenden Erklärungen unserer Marionetten auseinander setzt erkennt schnell die wahren Hintergründe … es sind allerdings zu wenige die das tun ;-)
Februar 8th, 2011 at 13:37
@Wat.: Ich traue der französichen Öffentlichkeit sehr viel mehr zu als unserer. Die fragen nicht erst den Präsidenten, ob sie etwas diskutieren dürfen.
@Lazarus: Leider muss man solche Zusammenhänge hier den Ökonomen erklären. Die sind die Letzten, die das kapieren.
Februar 8th, 2011 at 14:04
Ich habe den Artikel nicht gelesen, weil ich heute aus schon besagtem Grunde keine Zeit hierfür habe.
Nehmen wir aber an, sie haben Recht, die Franzosen ;-), dann stellt sich ja wirklich die Frage, “wer” soll es ändern, “wie” überzeugt man die Neoliberalen hierzulande und die Wahlzombies usw.
Nun, es geht nicht, Illusion, weil selbst die besten Argumente bei denen verklingen, die sie gar nicht hören wollen, weil sie sich die angebliche “Wahrheit” jahrelang haben einimpfen lassen oder sogar selbst eingeimpft haben. Das ist genauso sinnlos, wie wenn ich Wat (1.) erklären wollte, weshalb wir einen Leader brauchen. Sie verwechselt dies mit (dem/den) bisherigen “Führer(n)” und “ihrem” Verständnis von “Demokratie”, da hat schon im Vorfeld nicht einmal theoretisch eine andere “Wahrheit” Platz. Aber mit Wat streite ich heute hier sicher nicht, sinnlos auch von ihr, auf meinen Kommentar zu antworten.
Heute kommt der Leader. Freut euch, ihr, die ihr aufgeschlossen seid im Geiste neuen Möglichkeiten gegenüber, ihr, die ihr wirklich etwas ändern wollt, nicht nur reden, ihr, die ihr lieber gestern als heute schon loslegen würdet, ihr, die ihr die Hoffnung nicht aufgegeben habt oder sie wieder aufnehmen wollt, ihr, die ihr wirklich denken und nicht bloß Biomaschinen sein wollt (wobei ich oder der Leader euch von diesem Dilemma auch nicht erlösen kann ;-).
Freut euch, heute kommt der Leader, Stimmung, Alaaf, Helau, es ist Fasching, und wenn Jesus damals zu Weihnachten geboren worden sein soll, so wird der Leader zum Karneval geboren. Was gebe es besseres, um dieses ernste Thema weich zu landen. In Rio brennen die Kulissen ab, während in Deutschland der Leader das Licht erblickt (nein, nicht in Österreich!). Also Brasilianer, freut euch auch, kümmert euch nicht um Kulissen, feiern könnt ihr doch so auch, ist bekannt.
Der Leader, heute
https://bashflash.blogspot.com
Der Prophet aus dem Web
Februar 8th, 2011 at 14:27
@flatter, eigentlich geht es ja auch weniger darum, ob diskutiert wird sondern was mit dem Ergebnis würde.
Allerdings traue ich da einstweilen den Franzosen auch noch mehr zu.
‘Ökonomen’ können das nicht verstehen, sie dürfen das nicht einmal verstehen, diese verdienen ihr Geld damit^^
Die, denen man das nicht erklären müßte, können kein Geld damit verdienen und halten deshalb wohl die Klappe.
Februar 8th, 2011 at 14:32
Warum immer in die Ferne schweifen?
Die Linkspartei hat Ende Januar ein neues Steuerkonzept vorgelegt, rein zufällig bin ich im Netz darauf gestoßen.
Ist dieses “zufällig” tatsächlich so zufällig?
Ansonsten habe ich noch nirgends davon gehört oder gelesen…., Debatten ob für oder wider vernommen…., wohl nur “billiger Populismus”, “abwegig”, soetwas auch nur eines Blickes zu würdigen.
Februar 8th, 2011 at 14:47
->flatter “Leider muss man solche Zusammenhänge hier den Ökonomen erklären. Die sind die Letzten, die das kapieren.”
WOLLEN !! Es ist keineswegs so das die Damen und Herren das nicht wüßten, das ist ja das Übele. Diese Entwicklung ist das Ergebniss bewuster politischer Entscheidungen,kein Irrtum,kein Missverständniss und keine Naturkatastrophe !
Alle negativen Begleitumstände wurden billigend in Kauf genommen ..
Februar 8th, 2011 at 15:23
@lazarus09
“Alle negativen Begleitumstände wurden billigend in Kauf genommen ..”
Das Wort “billigend” ist hier nicht der richtige Ausdruck. Man könnte ihn durch “fahrlässig” oder “mit Vorsatz” ersetzen. Wobei sich dann für mich die Frage der “Haftung” für die Ökonomen und/oder Politiker auftut. Leider sind die wohl nicht dran zu kriegen. Dem kleinen Normalbürger erklärt dies jeder Richter bei Bagatellen. Die “Großen” schließen derweil “einen Deal mit der Staatsanwaltschaft” gehen straffrei und zudem gut versorgt bis zum Lebensende aus dem Gericht. Und hier genau liegt für mich der Hund begraben in unserem System.
Februar 8th, 2011 at 15:31
Lutze meint:
Februar 8th, 2011 at 15:23
@lazarus09
“Alle negativen Begleitumstände wurden billigend in Kauf genommen ..”
“Das Wort “billigend” ist hier nicht der richtige Ausdruck. Man könnte ihn durch “fahrlässig” oder “mit Vorsatz” ersetzen.”
Das alle negativen Begleitumstände billigend oder vorsätzlich in Kauf genommen wurden kann als sicher gelten.
Aber alle diese neoliberalen EinheitsPolitiker haben diese schändlichen neoliberale Konzepte lang und breit in unzähligen Talkshows, Inteviews und Wahlkampfreden bis zum Erbrechen breitgetreten, erläutert.
Und die ganz breîte Masse der Wähler hat diese Konzepte schließlich abgesegnet, egal unter welcher “Farbe”.
Kann man da nur die Politiker und deren Auftraggeber aus dem Großkapital verantwortlich machen?
Sprach Gehard Schröder nicht Klartext in seiner berühmten Agenda-Rede im März 2003 im Bundestag?
Wurde wieder einmal das gute Volk nur “veführt”?
Februar 8th, 2011 at 15:32
Als ich die Bleiwüste sah, hat mich das erst einmal Überwindung gekostet, mich einzulesen. Trotz erfolgreich abgebrochenen VWL-Studiums (3. Sem.)ist dieser Text auch inhaltlich für mich eine Zumutung. Es wird eine Herrschaftssprache bedient, die gerade die Menschen, die der Aufklärung “zugeführt” werden sollen, nicht verstehen.
Hab mich viel lieber bei dem sonnigen Wetter aufs Rad geschwungen und bin 3 Stunden an der Ruhr entlang gebügelt.
Aber es gibt ja auch Musik für Minderheiten.
Februar 8th, 2011 at 15:40
@altautonomer: Ich habe es schon immer für einen fundamentalen Fehler gehalten, die “Herschaftssprache” nicht zu lernen.
Februar 8th, 2011 at 15:55
->Bakunin 9. Dass der westdeutsche Kapitalismus vor 1989 wesentlich sozialer war als jetzt und der Sozialabbau mit der Wiedervereinigung anfing, ist meiner Meinung nach kein Zufall. Als es kommunistische Zukunftsvision gab, musste man sich hier benehmen.Man konnte doch nicht schlechter als der Osten mit seiner komunistischen Planwirtschaft sein. Als der Ostblock verschwand, war diese Notwendigkeit eben nicht mehr gegeben und die Tür offen für den Raubtier-Kapitalismus..
Das gewünschte Ziel, bis 2015 ist die breite Masse der Bevölkerung endgültig vom Wohlstand abgekoppelt.Staatliche Maßnahmen erzwingen zwar so etwas wie Vollbeschäftigung, doch die gezahlten Löhne ermöglichen nur noch einen kargen Lebensunterhalt und die nötigsten Anschaffungen.In den meisten Haushalten finden sich zwar noch Radiogerät,Staubsauger und Kühlschrank, aber selbst Waschmaschinen können sich wegen der Energiekosten nur noch wenige leisten.Immer weniger Haushalte betreiben noch ein eigenes Automobil.Die Bautätigkeit für Eigenheime und Eigentumswohnunge ist fast vollständig zum Erliegen gekommen.Die Preise für den öffentlichen Nahverkehr sind hoch wie nie, doch die Zahl der Züge und Strecken ist massiv ausgedünnt. Die Menschen sind zwar noch nicht wirklich arm, aber es herrscht eine tiefdepressive Stimmung und man ergibt sich widerstandslos der Notwendigkeit,50 und mehr Wochenstunden für einen Hungerlohn zu schuften.
wehret den Anfängen .. nun ist das Kind im Brunnenschacht unterwegs..wie bereits geschrieben
666
Februar 8th, 2011 at 16:54
Die französische Kultur ist mit der deutschen nicht vergleichbar, in Frankreich sind ein paar sehr grundlegende und wichtige Dinge anders geregelt. Während in Deutschland quasi an jedem Tag auf sehr unterschiedliche Art dem Nationalsozialismus und einer faschistoiden Grundhaltung gehuldigt wird, kann sich Frankreich seine Nazis und die Revolten schon leisten. Um die Unterschiede aufzuzeigen: In Deutschland gibt es seit 1985 ein Vermummungsverbot auf Demonstrationen, in Frankreich nicht. In Deutschland darf die Zustimmung zum Zwangsgentest (Klärung der Vaterschaft) von einem Gericht ersetzt werden, in Frankreich nicht. In Frankreich gibt es anonyme Geburten, in Deutschland nicht. In Frankreich erreicht die Front National 5-15 % der Wählerstimmen, in Deutschland ist Sarrazin Mitglied der SPD….
Februar 8th, 2011 at 18:01
Nun, ich habe nie eine Fremdsprache gelernt. So etwas gab es zu meiner Schulzeit nicht.
Und auch später habe ich es nie geschafft eine andere Sprache zu lernen (aber schon Programmiersprachen).
Und einen echten Babelfisch hab ich noch nirgends gefunden.
Februar 8th, 2011 at 18:04
Ich werd das noch mal posten, wenn es eine Übersetzung gibt. Im Augenblick komme ich auch nicht dazu, das zusammenzufassen. Solange gilt es festzuhalten: Es gibt noch eine andere Ökonomie in Europa als die der Sinns und Raffehüschens.
Februar 8th, 2011 at 20:25
Im Grunde ist’s nur ein Aufguss. Gab’s 2000 schon mal, als Pariser Studierende auf die Straße gingen und eine “bessere Lehre” forderten. Etwa ein Jahr später folgte Cambridge.
Siehe: https://www.paecon.net/PAEmovementindex1.htm
Im deutschsprachigen Bereich gibt’s beim Metropolis-Verlag (https://www.metropolis-verlag.de) eine Reihe von Ökonom(inn)en, die sich kritisch äußern (bspw. Peukert und Ötsch). Das dortige Sortiment ist nicht gerade klein. Deshalb wäre ein dümmlich-pauschales Ökonom(inn)en-Bashing den kritischen Ökonom(inn)en gegenüber echt unfair. Denen wird’s ja nicht gerade leicht gemacht.
Kaum eine(r) von denen wird in der Öffentlichkeit wahrgenommen.
Nuja, vielleicht auch ein Anzeichen für unser recht verkrustetes Uni-System?
Arbo
Februar 8th, 2011 at 20:33
@ Klara Fall
Und was ist mit den Babyklappen bei uns? Müsste dann doch anonym sein, oder nicht?
Übrigens hatte ich vor ein paar Wochen einen Filmemacher (Namen vergessen) auf arte gesehen, der meinte, die Deutschen wären viel besser dran (mal so lapidar gesagt), eben genau das, was häufig von der deutschen Seite der französischen geneidet wird, eben nur umgekehrt.
Februar 8th, 2011 at 20:54
@Arbo: “Kaum eine(r) von denen wird in der Öffentlichkeit wahrgenommen.” – Das ist es ja, was den Unterschied macht. Das ist hier echt fein geregelt. Ich erwähen Flassbeck und Hickel, weil die sich immerhin nicht haben totschweigen lassen. Wir wissen freilich, wer die öffentliche Meinung beherrscht (“Deutschlands klügster Professor” muahahaha).
Februar 8th, 2011 at 21:16
@ Julia
Das Ablegen eines Babys in eine deutsche Babyklappe ist eine Straftat, die nur nicht angezeigt wird und darum nicht strafverfolgt wird. In Frankreich hat jeder ein Recht auf Anonymität, auch Frauen und Demonstranten. Dass ein solches Rechtsverständnis auch negativ bewertet wird,ist nicht neu. Ich bewerte es positiv. Zudem finde ich Anonymität als Recht auf Privatsphäre für eine Demokratie extrem wichtig und für erfolgreiche Opposition (auch in einer Demokratie) überhaupt.
Februar 8th, 2011 at 22:43
Es gibt auch in Deutschland ein paar interessante Ökonomen, die meiner Meinung nach zumindest in der Analyse gut sind, z.B. Franz-Josef Radermacher, Karl-Heinz Brodbeck, Bernd Senf. Leider kennen die nicht so viele. Hier links zu Videos:
https://www.youtube.com/watch?v=FXF43EDVsFQ
https://www.youtube.com/watch?v=1dGl1gR-rrg
https://vimeo.com/7536599
Auch immer noch gut: Brodbeck’s Vortrag über den Neoliberalismus (mp3, Linz 2008): https://193.174.81.9/professoren/bwl/brodbeck/linz.mp3