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Auch im letzten Jahr des Aust flaniert der Spiegel auf dem Boulevard, torkelt von rechts nach ganz rechts und illustriert das Böse, von der die Politik der Panik lebt. Alles, was Schäuble, Koch, Bosbach, Jung, Beckstein und sonstige Menschenfresser an die Wand malen, erscheint prompt als Hochglanzbroschüre unter der Flagge “Der Spiegel” am Kiosk. Im Neuen sind es “Junge Männer: Die gefährlichste Spezies der Welt”, die uns das Gruseln lehren, Resultat der “Migration der Gewalt”. Neben dem Aufmacher darf Schäuble selbst seine Paranoia ausleben und – Proporz, Proporz! – Brigitte Zypries ablassen, was sie dazu denkt. Das Gute an dieser Verschärfung des Qualitätsjournalismus’ ist das, was wir schon von denen mit den großen Buchstaben kennen: Man kann sich das Lesen sparen. Und sei es, daß im Blatt alles ganz anders steht: Wie tief muß man im eigenen Morast versunken sein, wenn man solche Titel für verantwortbar hält? Wie funktioniert der Trick, mit dem man den Leuten so etwas noch als “Nachrichtenmagazin” andreht?
Ich habe mich neulich nicht zu einem “Artikel” von R. Mohr geäußert, der stilistisch, handwerklich und inhaltlich verstörend miserabel ist. Hokey hat en passant darauf aufmerksam gemacht, daß die Schelte gegen Hagen Rether, die dort fulminant deplaziert wurde, vermutlich eine Retourkutsche ist. In seinem geschwurbelten Schwachschrieb bedient Mohr ohne Sinn und Zusammenhang Ressentiments, mehr muß dazu nicht gesagt werden. Und dann erlaubt er es sich, einen Kabarettisten anzupinkeln, weil der laue Kritik am Mülljournalismus Austscher Prägung übt. So weit ist das dort schon verinnerlicht: Wer nicht für uns ist, ist gegen uns.
Chat Atkins hält auch noch tapfer dagegen und erklärt den Kamerakindern vom Hamburger Studio Bizarr, daß “weder Alter noch Geschlecht eine ‘Spezies’ sind.” Macht nix, denken sich die Kampfblatthunde, hauptsache gefährlich, denn “Danger sells” in der Terrorrepublik, und wenn man so brav mitbellt in der Meute, kommt auch gern der große Innenminister zu Besuch.
Wundert sich noch irgendwer, daß da niemand, dem etwas an seinem Ruf liegt, den Job des Chefredakteurs haben will?