Es ist schon deprimierend, wie die deutsche Hofjournaille von Springer bis SpOn ihre Leser verdummt und nachgerade untertänig der Kanzlerin huldigt. Ohne jede erkennbare Ironie wird die stets bestens geölte Opportunistin post festum zur “Revolutionärin” verklärt.

speichelEinst war sie FDJ-Funktionärin und mutmaßlich als IM Erika in die jahrelange Observation von Robert Havemann verstrickt, mit besten Kontakten zu denen, die ihr Fähnchen in Windeseile von Hammer und Zirkel befreit haben, um von den sozialistischen Ost- in die marktwirtschaftlichen Westparteien zu wechseln. Dazu war für die Blockflöten ja nicht einmal eine Unterschrift nötig. Die glühenden CDU-Kommunisten der DDR wurden ohne Umweg zu Antikommunisten der BRD-CDU. Überhaupt ist die Geschichte der DDR-Blockparteien das traurigste Kapitel der sogenannten “Wende”.

Während die einen also Haftstrafen und andere Schikanen riskiert haben, marschierte Fräulein Kasner/Merkel stramm in Reih und Glied. Zwanzig Jahre später nennt sie dies und ihre durch bekannte Funktionäre protegierte Karriere “Revolution”. Allein das wäre Grund genug, sie daran zu erinnern, wer auf welcher Seite steht und stand, und zwar lautstark und handgreiflich. Zumal die unverfrorene Lüge auch noch medial verstärkt wird.

Aktive Geschichtsschreibung

Wes Geistes Kind sie ist und wie sie sich an ‘ihre Revolution’ erinnert, spricht freilich wieder Bände. Die D-Mark hätte sie haben wollen, und es hätte ihr und ihren Korevolutionären gar nicht schnell genug gehen können. Nicht die verkrusteten Strukturen der DDR, die Ignoranz der Geronten im Politbüro, Meinungs- oder Reisefreiheit waren also das Motiv für die Montagsdemonstrationen, sondern die Ost-Mark. Das nenne ich “Aktive Geschichtsschreibung”.

Montagsdemonstrationen gegen die Arroganz der Macht und die Entrechtung des einfachen Volkes gab es übrigens auch noch 15 Jahre Später in der BRD. Auch diese wurden z.T. brutal niedergeknüppelt. Vielleicht hätten die Organisationen der Demonstrationen auch die D-Mark fordern sollen.

Wusste, wie man revoluzzt …

bullshitNun gibt die gestandene Währungsrevolutionärin also den Ägyptern Tips, wie man revoluzzt: Indem man sich nicht auflehnt, geduldig wartet und die nötigen Reformen denen überlässt, die sich damit auskennen. Wir holen uns derweil den von der Kanzlerin persönlich schon geküssten Staatschef ins Land und begrüßen ihn zu seinem Aufenthalt in einer Luxusklinik. Dabei lassen wir ihn ehrerbietigst bitten, bei Gelegenheit zu überprüfen, ob die Anwendung von Gewalt gegen das Volk auch unter Einhaltung der Menschenrechte möglich wäre. Wir machen das ja auch so, und schließlich sind es unsere Waffen, mit denen sein Militär schießt. Das wäre doch nur fair.

Auf der einen Seite also Mubarak, auf der anderen die Aufständischen. Wer würde Angela Merkel nicht spontan zu den letzteren stellen? Die Journaille hat sich jedenfalls so entschieden. Das ist es, was ihre visionäre Qualität ausmacht. Deshalb laufen ihnen die Leser ja auch in Scharen zu.