Selbst der Neoliberalismus könnte nicht funktionieren, wenn er im Kern nicht auf Zustimmung für einige seiner Dogmen stieße. Dazu gehören nicht nur die eingeübten Mechanismen und die Wiederholung der Parolen, sondern auch sehr reale Sorgen um die Frage nach einer Alternative. In meinen Gedanken zum Komplex von Selbstsorge und Fürsorge mache ich selbst keinen Hehl daraus, dass die individuellen Motive, sich an produktiver Arbeit zu beteiligen, im Kapitalismus hervorragend besorgt sind: Durch den Zwang zur Arbeit aus Angst vor der Not und das Streben, sich als Einzelner ‘unabhängig’ zu machen, indem man so viel hortet, dass die Not nicht mehr droht zum Beispiel.
Die Gesellschaften sind noch Lichtjahre entfernt von dem Zustand, in dem Einsicht das Handeln der Menschen bestimmt. Die Entsolidarisierung ist nicht nur weit vorangeschritten, es ist auch gefährlich, auf Solidarität zu bauen, weil sie schwer zu organisieren ist und ihr Scheitern wiederum individuelle Not hervorruft.
Soll also eine Alternative zur unsozialen Mentalität der Selbstsorger eine Chance haben, muss ein Modell, das auf Fürsorge bzw. Solidarität beruht, entsprechend attraktiv sein. Den Phantasien vom Lottogewinn und der Herrenmoral von der Gerechtigkeit der ungerechten Verteilung muss also etwas entgegen gehalten werden, das nicht nur plausibel ist, sondern im täglichen Tun und Lassen Ziele setzt.
Die Coaches der Drückerkolonnen sogenannter “Finanzoptimierer” ködern ihre Wasserträger damit, sich selbst materielle Ziele zu setzen. Ein Auto, ein Pferd, eine Jahreskarte für den Puff, was auch immer. Der Antrieb ist unmittelbar zu wecken und sein Ziel plastisch darstellbar. Die von Einsicht geprägten Gedanken, dass man diese Ziele ggf. nie erreicht und sie auf dem Ausnutzen der Mitmenschen beruht, beeinflussen den Prozess kaum.
An dem Punkt komme ich nicht recht weiter. Ich habe keine Idee, die auch nur annähernd an die Effizienz der organisierten Gier herankommt. Selbst wenn man Staat und Wirtschaft mal eben umkrempeln könnte, bleiben die Fragen offen: Wofür tun, was zu tun ist? Wie daran glauben, dass das funktioniert? Wie davon die Menschen überzeugen? Wer zwei dieser Fragen befriedigend beantworten kann, bekommt ein lebenslanges Gratisabo von Feynsinn.
Februar 1st, 2011 at 02:10
“Wofür tun, was zu tun ist?” Für sich selbst!? Wer mehr von dem Anderen erwartet als von sich selbst, braucht keinen Gedanken daran zu verschwenden, was zu tun ist. Es geht natürlich nur ergänzend. Jedes Gewürm auf Erden weiss das und handelt danach. Das wunderte mich schon immer irgendwie.
“Wie daran glauben, dass das funktioniert?” Wenn der Glaube daran stark genug ist wird es funktionieren. Ist der Glaube so stark, dass ihm sogar die Hoffnung gewichen ist, wird es sogar noch besser funktionieren. Wenn daran nicht geglaubt wird, weil sich selbst für wissend haltend, eigene Unzulänglichkeiten unberücksichtigt bleiben, wird es nicht funktionieren. Zumindest nicht so wie gewollt.
“Wie davon die Menschen überzeugen?” Überzeuge mich davon, das es mir selbst etwas bringt, den Schritt zu tun, den Du selbst nicht bereit bist zu gehen.
Nun habe ich 3 Fragen, für die es selbstverständlich auch kein richtig oder falsch gibt:
1. Wer bist Du?
2. Was willst Du?
3. Was erwartest Du von mir?
Februar 1st, 2011 at 02:40
1. ist für mich einfach eine Gewissensfrage – wenn es nicht alllein oder hauptsächlich auf Egoismus fußt.
2. ich glaube nicht, ich mache und prüfe immer wieder, daher weiß ich wenigstens, wovon ich getrost die Finger lassen kann (quasi dann aus Einsicht kraft Erfahrung). Daher nutzen Thesen nix.
3. denke ich auch wie die katze aus dem sack, daß dies eminent wichtig ist in der jetzigen Zeit (wo etwas wie Solidarität ja sogar verpönt scheint), Menschen davon zu überzeugen, daß es auch für sie selbst einen Nutzen hat – unabhängig davon, daß mir Empathie ohne Eigennutz besser gefallen würde.
Februar 1st, 2011 at 02:45
[...] durch ein schwarzes Loch gezogen wurden, landeten wir auf einem unerforschten Planeten not. Die Energietanks der Schutzschilde an Board der brd-democracy haben Schaden genommen. Der ständige Beschuss durch extreme [...]
Februar 1st, 2011 at 02:55
Ist doch alles längst geklärt.
Aljoscha Rompe 1999: “Größte soziale Erungenschaft der DDR war flächendeckende Faulheit.”
Gib ihnen ein sicheres Haus, genug zu essen und nimm ihnen die Angst vorm Morgen, setzen sie sich sehr bald hin und sagen: heute mal nicht.
Dafür bedarf es nur einer kleinen Korrektur, was die Blutspur des Kommunismus vergaß:
Pfaffen enteignen und kochen.
Adel enteignen und lochen.
SS-Adel samt Brut liquidieren.
Hausbesitzer zwangsräumen.
Kleine lustige Bodenreform bis Malaga.
Und wenn das Bier dann alle ist, geht auch einer an die Abfüllanlage.
Ist wirklich so einfach. Gier wächst aus Mangel. Keine Raderfindung ohne die Faulheit des Lastenträgers. Nichts ist stärker als Faulheit.
Grüße
gute Arbeit über die Jahre
c.
Februar 1st, 2011 at 08:25
Ich denke, Menschen haben einfach verlernt, dass ein Miteinander in einem ein sehr befriedigendes und ursprüngliches Gefühl auslöst. Man sieht doch, was dabei rauskommt, wenn alle gegeneinander agieren. Mir fällt jedes Mal auf, wenn ich aus dem Urlaub komme, wie verkrampft und missgelaunt die Leute hier rumlaufen. Nach Glück und Zufriedenheit sieht das jedenfalls nicht aus. Egal, ob derjenige noch zu denen gehört, die Arbeit haben oder schon eine Stufe tiefer stehen. Die einen sind von der Arbeit so überfordert, das sie in ihrer Freizeit nur noch ihre Ruhe haben wollen und sich nicht noch mit politischen Gedanken beschäftigen wollen, auch wenn es sie unmittelbar betrifft. Die anderen zermartern sich täglich das Hirn, wie sie verhindern können, noch weiter abzurutschen. Die dritte Gruppe, die sog. Mittel- und Oberschicht hat das meiner Meinung nach, alles so gewollt. Obwohl ich da bei der Mittelschicht Abstriche mache, denn viele kommen auch schon in die Bedrängnis abzurutschen, wollen es aber bisher nicht so richtig wahr haben.
Ich glaube, Veränderungen gehen nur, wenn grundsätzliche Dinge geschehen. Dazu gehört: kein Eigentum mehr an Grund und Boden, kein Eigentum an lebensnotwenigen Dingen, wie Wasser, Strom usw. Eine völlig neue Schulausbildung. Dazu gehört für mich, Kindern mit Natur, Ethik und Moral in Verbindung zu bringen, und das nicht nur theoretisch. Wie beispielsweise Sepp Holzer sagt: zu jedem Kindergarten, zu jeder Schule und Uni gehört ein Garten, der von den Kindern und Jugendlichen betreut wird. Wissen um die Natur und die Zusammenhänge sind für mich ganz wichtige Ziele. Daraus resultieren dann auch ganz andere Ergebnisse, wenn jeder weiß, wie die Dinge zusammenhängen und wie wichtig in der Natur auch das Miteinander ist, da sonst nichts funktioniert. Dann würde ich es begrüßen, wenn die Ausbildung und der Beruf so gestaltet wären, dass jeder mal in allen Richtungen Arbeiten ausführen sollte, um überhaupt zu wissen, wovon er redet, sollte er später mal wichtige Entscheidungen für andere Mitbürger treffen sollen. Auch Politiker sollten nie länger als 4 Jahre im Amt bleiben dürfen. Das würde das ganze Gemauschel und den Filz sicherlich verhindern helfen. Und ganz wichtig, die Arbeit muss gerecht verteilt werden. Wenn jeder nur einen halben Tag mit Arbeit verbringen müsste, würde er dann auch viel mehr Zeit haben, sich um andere Dinge zu kümmern. Vielleicht sich mehr und intensiver mit seinen Kindern beschäftigen, oder den Nachbarn helfen. Wenn genügend Zeit dazu da ist, und kein sonstiger Druck auf einem lastet, denke ich wird man sich auch freiwillig weiter bilden, denn das ist uns eigentlich ein Bedürfnis, nur das es heutzutage völlig untergeht im Kampf ums Überleben.
So, das war aber jetzt lang. Sorry.
Februar 1st, 2011 at 09:27
Du begehst den Fehler die Gier als absolutes Ideal anzusehen und die Not als Antriebsfeder. Wenn du dich davon nicht löst, wirst du auch keine Alternative finden.
Es gibt andere Ideale, andere Antriebfedern, die allerdings alle als sozialromantisch verschrien sind und nach allgemeiner Ansicht (die du anscheinend ebenfalls besitzt) nicht funktionieren, so wird es uns jedenfalls seit Jahrzehnten vorgebetet und es sieht so aus, als ob selbst kritische Geister inzwischen davon überzeugt sind.
Was ist mir dem Gefühl schlicht etwas sinnvolles zu tun, als Antriebsfeder und Ideal? Was ist mit dem Gefühl anderen zu helfen, als Antriebsfeder und Ideal? Was ist mit dem Gefühl wenn beides auch noch kombiniert wird, wenn man etwas sinnvolles tut, welches einem auch Freude (nicht Spaß!) bereitet und anderen – damit ist auch die (abstrakte) Gesellschaft gemeint – hilft? Was ist mit Respekt und Anerkennung, den man von anderen erhalten “könnte” weil man eine schwierige, nicht ganz so nette aber absolut notwendige Arbeit (z.B. Müllfahrer, Kanalarbeiter) erledigt oder einfach gut arbeitet? Was ist mit dem Sinn und der Antriebsfeder, die Welt für unsere Nachkommen ein Stück besser zu hinterlassen, als wir sie vorgefunden haben?
Aber das sind alles Ideale, die dumm sind, denn der Mensch ist faul, egoistisch und sowieso nur bereit etwas zu tun, wenn ein Mangel herrscht, was absolut den neoliberalen Dogmen entspricht. Ich bin nicht bereit diesen Dogmen Glauben zu schenken….belächelt mich ruhig…^^
Aber wenn der Mensch keine Alternative zu einem bestehenden Ist-Zustand kennt, wird er diesen als einzige Wahrheit und Möglichkeit ansehen.
Februar 1st, 2011 at 09:27
“Wofür tun, was zu tun ist? Wie daran glauben, dass das funktioniert? Wie davon die Menschen überzeugen? Wer zwei dieser Fragen befriedigend beantworten kann, bekommt ein lebenslanges Gratisabo von Feynsinn.”
Das Problem ist, dass das, was motivieren kann, heute nicht mal mehr verstanden wird. Für mich ist es zum Beispiel ein bedeutender Teil meiner Lebensqualität, mich auf die Hilfe anderer verlassen zu können sowie auch selbst helfen zu wollen und zu können. Sei es mit Geld praktisch oder mental – je nach Möglichkeit und Bedarf. Ich bin einfach glücklicher seit dem ich weiß, dass ich so gemocht und akzeptiert werde, wie ich bin. Das entspannt mich. Das helfen, das gemocht werden, Freundschaft, bedingungsloses Vertrauen etc. die zwischenmenschliche Bedürfnisse nach entspannter, beglückender sozialer Interaktion verkommt aber leider immer mehr zur Lachnummer, die isolierte Invividuen fordert, die sich ihre Defizite schön reden oder Surrogate ersteigern. Freunde und Liebe kauft man sich dann eben, dafür muß niemand mehr ein guter Mensch sein. Aber das Glück ein guter Mensch zu sein und damit unter anderen guten Menschen herzlich willkommen alt zu werden, findet heute nur wenige Anhänger. Und es ist ja auch eine Anstrengung und Luxus, denn man muß es ja nicht sein. Leider muß man heute kein guter Mensch sein und das Arschlochsein wird vergoldet und die Kriterien an das soziale Miteinander liegen so tief, dass einem anständigen Menschen Angst und Bange wird. Die eigenen Ansprüche an seine Mitmenschen auf “mitmenschlich” zu erhöhen und sie selbst auch erfüllen zu wollen, ist dabei der erste Schritt zur besseren Gesellschaft. Je mehr das tun, um so besser wird es. Den kolossalen Gewinn aus dem Gutmenschentum kann man aber nur erahnen und schätzen, wenn man denn daran teil hat. Dass es einer ist, möchte man mir bitte einfach so glauben.
Februar 1st, 2011 at 09:32
Der Weg des geringsten Widerstandes, der von den meisten Menschen ge- und benutzt wird, ist es, der es möglich macht, eine Minderheit die offenen Auges durch das Leben schreitet zu unterdrücken und ins Abseits zu stellen.
Was fehlt ist eine humanistische Erziehnung für alle, im Sinne von Erasmus oder Morus. Und es sollte den Menschen klar gemacht werden – so wie es Moliere formulierte – wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun.
Auch die Ringparabel sollte immer und immer wieder ge- und benutzt werden, um die unterschiedlichen Glaubensrichtungen auf eine “menschliche Streitebene” abzusenken. Nicht Gewalt gegen Andersdenkene sondern die Art und Weise der Lebensgestalltung (mit den drei Schlagworten – Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit – schon knapp zusammengefasst) zu zeigen, das es auch anders geht.
Nur, wieviel Menschen könnten dann auf dieser unserer aller Welt leben, mit einem Lebensstandard den wir “Westler” als notwendig erachten.
Also, damit “wir” hier etwas besser leben können, müssen irgendwo viele Menschen sehr schlecht leben. Die erkennen das natürlich, da haben wir doch die Informationsgesellschaft (zwar noch nicht überall) und so führt der Weg eben dahin, das in den einzelnen Ländern eine “Oberschicht” im Luxus lebt, dafür in den reichen Ländern eine verhältnismäßig zu ärmeren Ländern noch gut lebenden Unterschicht, und eben in den “ärmeren Ländern” die kritische Masse (Tunesien, Ägypten, Indien und so) wächst.
Manchmal bin ich froh, mein Bergfest schon länger hinter mir zu haben. Obwohl, nach mir die Sinnflut, ist nicht gerade mein Motto. Und mit dem Bimbeskanzler gesprochen, ich habe in einem Fall die “Gnade der späteren Geburt”, wenn es um Verbrechen geht, und die “Gnade der früheren Geburt”, wenn es um die Zukunftsaussichten der Menschheit geht.
Ach, die Erde braucht uns nicht. Die käme ohne uns viel besser hin. Da passt dann der Witz mit den zwei Planeten, die sich treffen und von dem einer jammert, ach ich hab Homo sapiens – das geht vorbei. Denke ich auch. Vermutlich aber nicht mehr zu meiner Zeit. Schade eigentlich – es wäre doch ein Gag, wenn ich dann als Letzter das Licht ausmachen könnte.
In diesem Sinne – lächelt und seid froh, über den derzeitigen Zustand, es kommt gewiss schlimmer.
Februar 1st, 2011 at 10:10
Ich stimme Caana zu: “Es gibt andere Ideale, andere Antriebfedern …”
Und es gibt auch Leute, die im Gegensatz zu den neoliberalen Mitmäulern die Dinge anders sehen:
Frage:
“Sie glauben nicht, dass Konkurrenzdenken, Gier, Machtstreben in der menschlichen Natur liegen?”
Antwort:
“Nein, das glaube ich nicht. Ökonomen dachten lange, dass Menschen zu allererst so handeln, wie es ihren materiellen Interessen dient. Verhaltensforscher und Psychologen haben bewiesen, dass das nicht stimmt. Menschen haben einen ausgeprägten Sinn für Fairness und Gerechtigkeit.”
https://www.fr-online.de/panorama/-ich-waere-gluecklich–koennte-ich-mehr-steuern-zahlen-/-/1472782/7130994/-/index.html
PS:
Her mit dem lebenslanges Gratisabo von Feynsinn!
Februar 1st, 2011 at 10:46
Solidarität ist doch das geläufigste Wort, das den gewählten Volksführern in Parteien und Gewerkschaften nur so von den Lippen tropft. Lafontaine und Bsirske haben im vergangenen Jahr vom Generalstreik gesprochen.
Das wärs doch zum Bleistift!!!
Ich warte.
Februar 1st, 2011 at 10:59
“Soll also eine Alternative zur unsozialen Mentalität der Selbstsorger eine Chance haben, muss ein Modell, das auf Fürsorge bzw. Solidarität beruht, entsprechend attraktiv sein.”
Im Grunde gibt es solche Modelle schon und die wären auch erfolgreich, wenn sie denn die Unterstützung von der Politik und der Bevölkerung bekämen, die sie bisher für Deregulierung der Finanzmärkte und Privatisierung aufgebracht haben. Dies ist nur eine Frage der Bewußtwerdung.
Beispiel Sparkassen – auch wenn häufig viel zu fett und korrumpiert – sind im Grunde Gemeinwohl-orientierte Unternehmen (Überschüsse müssen gemeinnützig verwendet werden). Sie waren ein sicherer Hort im Chaos der Finanzkrise. Das wird ihnen von der Politik und interessierten Kreisen nur widerwillig zugestanden. Ihnen wurde vorher das Leben von den gleichen Leuten so schwer gemacht wie möglich (EU, Kanzlei Freshfields, etc.)
Beispiel Medizinische Versorgungszentren (MVZ) – Ich wäre sofort Kunde bei einem solchen, wenn es sie denn in meiner Umgebung gäbe. Es kostet uns Unsummen, dass jeder Arzt sein eigener Unternehmer sein will und deshalb die Vorteile der Arbeitsteilung – in anderen Bereichen der Wirtschaft unabdingbar – ausgerechnet bei niedergelassenen Ärzten überhaupt nicht genutzt wird. Nun klagen die Ärzte jetzt, dass überall MVZs entstehen, die irgendwelchen Klinik-Ketten in Form von AGs und anderen Kapitalgesellschaften gehören. Warum schreitet die Politik hier nicht ein, behindert die Gesundheitskonzerne uund fördert konsequent die Unternehmensformen “Kooperative” oder “Genossenschaft” für solch vielversprechende Ansätze zur Förderung der Effizienz im Gesundheitswesen?
Überhaupt sollte die Politik den großen Strukturen ihre Unterstützung entziehen (die können sich selbst helfen) und das ganze Subventions-, Steuer- und Abgabensystem auf die Interessen kleiner dezentraler Wirtschaftseinheiten ausrichten.
Das ist auch unter dem Gesichtspunkt wichtig, weil Konzerne heute ihre Gewinne sichern, indem sie deinvestieren, also kleiner werden. Im Grunde schaffen sich Konzerne in der gegenwärtigen Phase der Überproduktion kontinuierlich ab, aber sie verstehen es, dies so umzusetzen, dass für die Anteilseigner und beteiligten Manager trotzdem riesige Gewinne abfallen. Dieser Prozess darf nicht mehr von der Politik unterstützt werden. Aber das muss man deutlich artikulieren und einfordern! Von allein kommen die Politiker (und die Medien) nicht auf den Bolzen.
Februar 1st, 2011 at 11:09
Zunächst einmal vorweg: Ich lasse mich nicht mit dem Versprechen eines lebenslangen Abos ködern.
Alles weitere später.
Februar 1st, 2011 at 11:10
Du schreibst: “Die von Einsicht geprägten Gedanken, dass man diese Ziele ggf. nie erreicht und sie auf dem Ausnutzen der Mitmenschen beruht, beeinflussen den Prozess kaum.”
Ich kann mir kaum vorstellen, dass den meißten dieser Prozess bewusst ist.
Warum den Menschen nicht vermittelt, dass sie im Esel-Möhre-Spiel ziemlich altruistische Esel sind?
Wie wäre es stattdessen mit “Gier” nach Freizeit?
Unmittelbarer Antrieb ist der zunehmende Wunsch nach Entschleunigung. Als plastisches Ziel könnten Dinge wie höhere Löhne, die Urlaubstage oder die 38-36-34-32-30h-Woche stehen.
Februar 1st, 2011 at 11:37
Ich würde mich mal um ein zumindest zweitägliches kostenloses Feynsinn-Leseabo bewerben wollen, da ich schon mal eine der gewünschten Fragen glaube fundiert beantworten zu können.
Sicherheit ist eines der Grundbedürfnisse eines jeden Menschen. (Siehe auch: Maslowsche Bedürfnispyramide) Sicherheit erlangt er, wenn er weiß, dass die Gemeinschaft der Menschen ihn in einem persönlichen Unglücksfall auffängt und er nicht ins Bodenlose stürzt.
Die vielfältige Wünsche hingegen nach mehr Geld (für den Ferrari, das Springpferd oder die Urlaubsvilla auf den Malediven) sind zum Einen nur für jeweils einen kleinen Teil der Menschen realisierbar. (Das ist auch nachvollziehbar. Wie sollte es gehen, dass jeder ein Haus auf den Malediven hat?) Desweiteren zählen diese auch zu den “unstillbaren Bedürfnissen”. D.h. selbst die Erfüllung dieser Bedürfnisse führt nicht zu einer endgültigen Befriedigung, sondern es bilden sich immer wieder ähnliche Bedürfnisse, auch auf neuer hierarchischer Stufe, heraus.
Würde man nun alle Menschen nach ihrer Priorität befragen: Sicherheit oder eine (mit geringer Wahrscheinlichkeit eintretende) mögliche “Selbstverwirklichung” (Geld, Macht, Status etc.), würde ich mir zutrauen, das überwältigende Ergebnis vorauszusagen: Sicherheit.
Solidarität ist also nicht nur “gefühlt” richtig, sondern auch wissenschaftlich begründet.
Februar 1st, 2011 at 11:54
Dein Gratis Abo darfst du anderweitig verschenken, ich mag keine Gewinnspiele und die dahinter stehende Absicht :-)
So, nun zur Lösung:
Man muss die Gier bis zu einem gewissen Grad zulassen, akzeptieren, man muss sie aber umleiten und kanalisieren.
Zudem, im Sozialismus ist übrigens nicht jeder “faul” gewesen, ebenso in anderen Systemen diverser Art wie den Kirchen etc., es ist nicht unbedingt nur das Materielle im Sinne von Geld, was die Menschen motiviert und antreibt, dafür gibt es genügend Beispiele. Wenn man dem Menschen allerdings auch die Religion in gewisser Weise nimmt, muss man ihm etwas anderes dafür geben.
Vor allem aber gilt ein Satz aus der Praxis:
Handeln statt Reden bzw. Probieren geht über Studieren bzw. Ausprobieren statt Diskutieren und Philosophieren.
Es ist überraschend, was dann plötzlich dabei herauskommt, selbst ohne dass die Auguren, Diskutierer und Philosophierer zuvor damit gerechnet hätten.
Die Lösung liegt im “Leader”.
Er wird kommen, mein Text, müßte mittlerweile eigentlich ein Buch werden, aber ich muss mich beschränken.
https://bashflash.blogspot.com
Für den Rest gibt’s Lena und den Lala Brei, heute bei SpOn und NDS.
Februar 1st, 2011 at 11:57
“Wofür tun, was zu tun ist?”
Woher weiß man, was zu tun ist? Wer entscheidet das? Da geht es doch schon los. Und wie entlohnt man die Menschen für das, was sie tun? Menschen sind nicht gleich. Manche Menschen sind belastbarer als andere, wieder andere sind ehrgeiziger, wieder andere sind klüger oder geschickter.
Der geschickte, kluge und ehrgeizige “leistet” mehr als der ungeschickte, einfache und ebenfalls ehrgeizige (wenn man es nur von einem materiellen “Ergebnis” her betrachtet). Vom Aufwand her leisten beide gleich viel, nämlich so viel sie können. In einer utopischen Gleichheitsgesellschaft erhalten beide für ihre unterschiedliche Arbeit gleich viel. Wird der, der mehr leistet, nicht irgendwann sagen “warum leiste ich nicht weniger, und entspann mich ein wenig?”.
Das ist natürlich nur ein Problem im Gesellschaftsentwurf, das nächste Problem ist: Wie werden denn die Wünsche der einzelnen Gesellschaftsmitglieder bewertet? Der eine möchte ein Auto, das 250 fährt, der andere ein Auto, das 6 Sitzplätze hat. Das Schöne am Markt ist ja, dass er keine Wertpräferenzen hat. Es gibt kein “gut” oder “schlecht”, “richtig” oder “falsch”, nur ein “günstig” oder “teuer”. Man kann sich mit 100 Euro entweder 3 gebundene Bücher kaufen oder 50 gebrauchte Taschenbücher oder 7 Blu-Rays oder 15 DVDs, wie es einem persönlich gefällt. Niemand entscheidet für einen, dass man keine gebundenen Bücher haben soll, weil es ja wichtig ist, was drin steht, nicht wie es gebunden ist.
Insofern ist doch die Frage: Wer entscheidet denn, was zu tun ist? Wer entscheidet, dass ich statt einem Schnitzel nicht lieber einen Nudelauflauf, dafür aber noch einen Nachtisch essen kann? Oder dass ich lieber in einer grösseren Wohnung wohnen kann, dafür aber kein Auto habe?
Die Marktlösung ist einfach, elegant und effizient. Jeder kann seinen eigenen Nutzen innerhalb seiner Budgetrestriktion (und dem gesetzlichen Rahmen) nach Belieben optimieren. Und der Witz an der Sache ist ja, dass dabei durch die Maximierung des Einzelnutzens das Wohl der Gesamtgesellschaft maximiert wird.
Problem ist nur, dass die Budgets nicht gerecht verteilt sind.
Februar 1st, 2011 at 12:05
Was einem das gegenwärtige System mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht geben kann, ist Sicherheit. Das aber liegt doch vielen Menschen am Herzen, könnte also zum Antrieb taugen…vielleicht.
Februar 1st, 2011 at 12:10
Was die Sicherheit betrifft, so habe ich als Jugendlicher zu Beginn der sechziger Jahre auf einen Brief an Heinrich Böll unter anderem folgende Antwort bekommen:
“Die soziale Sicherheit ist eine vom Wetter abhängige Pflanze.”
Es gibt im übrigen keinen Fortschritt in Sachen Humanisierung, der nicht wieder rückgängig gemacht werden könnte.
Februar 1st, 2011 at 12:11
Angst und Gier
scheinen die grundlegenden Antriebe unserer heutigen Zeit zu sein. Allerdings ist dies keine neue Erkenntnis. Ich kenne zwar viele Beispiele (sei es religiöser oder gesellschaftlicher Natur), bei denen versucht worden ist, aus dieser Regelhaftig auszubrechen, doch Keines, dem eine längere Dauer bescheiden war. Selbst in kleineren Gruppen ist nach einer Generation Schluss. Einfluss auf die (Aus-)Bildung der Folgegeneration ist als Lösung ebenso häufig versucht worden und immer gescheitert. Wir lernen nicht aus den Erfahrungen anderer.
Gesellschaftssysteme bleiben nur solange stabil, wie ein äußerer Druck besteht. Letztes schönes Beispiel ist die Verbreitung der allgemein neoliberal genannter Politik seit der Mitte der 80ziger Jahre – parallel zum Niedergang des Ostblocks und die Eskalation der Entwicklung seit Mitte der 90iger.
Gesellschaftsintern führt die soziale Ungleichheit alle paar Generationen zum Eklat, meist ein paar tausend Tote später gibt es eine neue Elite mit universellem Anspruch, die Elite bleibt, der Anspruch wird ausgenutzt und paar Generationen später …
Mehr oder weniger ist diese Ablauf seit den sozial/religiösen Unruhen des 14./15. Jh. in Europa mit einigen Abweichungen je nach aktueller Motivation usus. Eine Erkenntnis daraus können nur wenige dauerhaft gewinnen. Wie viel zählen heute noch Rufe nach ‘Nie wieder Krieg!’? Die Kriegsgeneration ist fast ausgestorben, wir führen mittlerweile Neue. Wie überraschend, das dabei Menschen sterben, gefoltert werden und Soldaten unmenschlich handeln. Gab es da nicht mal einen ‘Soldaten sind Mörder’-Spruch? Unwichtig, halt eine Erkenntnis weniger. Übertragbar auf alles Andere.
Gut nachvollziehbar, dass sich unsere Erde am Liebsten schütteln würde, um uns endlich los zu werden. War es das also?
Februar 1st, 2011 at 12:12
“die Effizienz der organisierten Gier”
wo du effizienz siehst sehe ich pathologie. platt gesagt möchte ich nicht, dass meine kinder als fixer an der börse enden und mit der injektion abstrahierten eigentums kompensieren, was ich ihnen an liebe nicht mitgeben konnte.
sklaven, die menschen werden wollen, suchen sich ihren weg und vielleicht begegnen sie dabei dir oder mir. sklaven, die menschen werden wollen, sind wie der wind. sklaven, die sklaven bleiben wollen, sind wie das gras und das ist weniger eine beurteilung als eine feststellung.
sartre sagte, dass man, um die menschen zu lieben, stark hassen muss, was sie unterdrückt und jean ziegler betont, WAS, nicht wer.
wenn wir also nach und nach über generationen die köpfe an der spitze austauschen muss das einem strukturwandel dienen und das braucht eine immense vorarbeit.
in gewisser weise ist das radikaler, aber auch greifbarer als ein systemwandel, in dem sich substituierbare eliten immer wieder neue namen für den “dienst” an ihrer selektionsgemeinde geben, um ihre privilegien zu begründen und der gleiche mist in den köpfen immer wieder zu den gleichen ergebnissen führt.
Februar 1st, 2011 at 12:41
@Klaus
Es gibt im übrigen keinen Fortschritt in Sachen Humanisierung, der nicht wieder rückgängig gemacht werden könnte.
Eigentlich liegt darin die Hoffnung ja selber. Denn darüber gilt ja auch der Satz.
Es gibt keinen Fortschritt in Sachen Technokratie, der nicht wieder rückgängig gemacht werden könnte.
Die Technokraten sehen im Humanismus einen Rückschritt, die Humanisten in der Technokratie. Ein ewiges Patt, bei welchem die Quantität der Beteiligten entscheidet.
(P.S. mit Technokratie ist das systemimmanente Denken gemeint, nicht ein evtl. technologischer Fortschritt.)
Februar 1st, 2011 at 12:43
@jeromin: die köpfe an der spitze austauschen? na klar, aber wie ist das mit jener sagen-metaphorik, derzufolge dem drachen, dem bösen, die köpfe wieder nachwachsen, die man ihm abschlägt.
Februar 1st, 2011 at 12:44
@antiferengi: d’accord
Februar 1st, 2011 at 12:53
@ antiferengi
Wenn sich Humanisten und Technokraten einem Patt ergeben und sich gegenseitig lähmen, freut sich der Dritte, der nun ungestörter und viel freier arbeiten kann.
Februar 1st, 2011 at 13:10
@Rubber Bot 15:Dein Leader macht mir eher Angst, als dass diese Option für mich überhaupt attraktiv wäre. Mir wurde die Frage nach dem “revolutionären Subjekt” (nicht die in dieser virtuellen politischen Kontaktbörse)immer damit beantwortet: Sieh in den Spiegel!
Februar 1st, 2011 at 13:52
@altautonomer 24.
Die Angst ist historisch auch begründet, in D verständlich. Denke aber an Jesus, Buddha, Gandhi oder Martin Luther King und nicht an Diktatoren und unsere Politoligarchie. Wer macht dir mehr Angst? Die letzteren,die derzeit regieren mit all dem Elend der Welt, das sie verursachen oder aufrecht erhalten für ihre Macht und ihren Vorteil, oder die vorgenannten?
Klar zudem, das ein altautonomer oder Anarchist auch keinen Leader mag, aber dann bleiben halt die Zustände wie sie sind. Was ist dir lieber, was ist besser?
Warte den “Leader” ab, danach sprechen wir uns vielleicht erneut.
Der Prophet aus dem Web.
Februar 1st, 2011 at 13:53
@Die Katze aus dem Sack
Dieser “Dritte” wäre ja das, was wir so gerne als Mitte suchen. Derjenige, der beides drauf hat. Wenigstens zur Hälfte. Hierauf fußt ja auch die Überlegung, dass sich die heutigen Mittenschnitten, aufgrund einer technokratischen Ideologie, – im Gesamtpark genüßlich nach rechts bewegt haben. Dabei gibt es eine kleine Feinheit zu beachten. Humanismus ist keine Ideologie. Die Menschen sind keine Idee, – sondern Existenz. Aus irgendeinem Grund, löst dies bei den Menschen Unbehagen aus.
Februar 1st, 2011 at 14:02
@ antiferengi
Es ist eine Illusion, dass jemand aus der “Mitte” beides drauf hätte. Die sogenannte Mitte ist politisch ein leerer Raum zwischen zwei sprachlich entgegengestellten Grundhaltungen, die als “Extreme” stigmatisiert dem apolitischen Raum und damit der Vagheit und dem Dilemma dramatisch inszeniert Bedeutung verschaffen.
Februar 1st, 2011 at 14:05
@ antiferengi
Ja. Der Mensch ist, die Idee um ihn herum ist nichts.
Februar 1st, 2011 at 14:07
@ Klara Fall
Keine politische Mitte, eher die Mitte zwischen zwei völlig gegensätzliche Extreme.
Februar 1st, 2011 at 14:20
Supercalifragilisticexpialigetisch….
Ist doch ganz einfach:
Wir benötigen die
Ebenizer-Scroogerisierung der Sklaventreiber.
Von alleine werden sie es nicht erkennen. Dazu fehlt’s an sozialer Kompetenz (der edelsten Ausprägung von Intelligenz).
Blöd nur, dass irgendwer die 3 Geister wegrationalisiert hat.
Aber es geht auch so. Dauert nur länger.
- Entschleunigung des persönlichen Lebensstil
Obwohl alles schneller wird, hat man immer weniger Zeit.
Also….Gegensteuern. Nimm dir Zeit !
Zeit für Freunde, Familie, dich selbst
- ziviler Ungehorsam
Boykott der Massenverdummungsmedien,
Heranwachsende davon abhalten, diesem kranken System als Erfüllungsgehilfe in Uniform (als Kanonenfutter) zu dienen
Lügenpack aus Politik und Geldadel auch als solches bezeichnen
- wenig und wenn, dann selektiv konsumieren
Erkennen:
“Was teile ich z.B. den Marktmächtigen mit, wenn ich [b]kein[/b] Kleidungsstück kaufe, dass von asiatischen Kindern in 14 Stundenschichten zusammengenäht wird.”
Auch wenn es kurzfristig besser ins klamme Budget passen würde ;-)
Langfristig spart man viel (nicht nur Geld)
Meine Fair-Trade Hanf-Jeans ist jedenfalls noch wie neu.
Preis damals: 125 DM (man beachte DM !!!)
Gäbe vielleicht noch das ein oder andere hinzuzufügen, aber der Grundgedanke bleibt.
Entzieht/verweigert euch den Sklaventreibern in einem schleichenden Prozeß. Ohne (euch als) Fundament ist der schönste Prunkpalast nur Makulatur.
Begeistert/überzeugt Familie, Freunde, Nachbarn, es euch gleich zu tun.
Wie gesagt…..es wird dauern:
Als Zeitvertreib Musik hören: z.B.:
- Hey you (Pink Floyd)
- Another day in paradies (Phil)
- Time is on my side (Stones) ;-)
Ok…Das wars von mir:
Das Abo bitte zugunsten eines Tierheimes versteigern.
Februar 1st, 2011 at 14:28
@ Katze
Wo sehen Sie denn da einen Unterschied zum vorherigen Post?
Februar 1st, 2011 at 14:37
Sinnloses Gelaber … alles zum x-ten Mal durchgekaut.
Guckst du hier—>
https://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/spitzel-spione-attac-ngo.html
So wird Meinung und ” Demokratie ” gemacht und wer glaubt das er mit einem Kreuz auf einem Zettel was aendert ist selbst Schuld.
” Domokratie ” und Staat haben einzig die Aufgabe die Bevoelkerung ruhig und bei Laune zu halten waehrend sie ausgepluendert wird .. das ist seit Jahrtausenden so wie die Staatsform da heisst ist absolut egal, die einen mit Zuckerbrot die anderen mit Peitsche ..manche mit beidem ..der Rest ist Bullshit
666
Februar 1st, 2011 at 14:40
@Klara Fall
Es ist eine Illusion, dass jemand aus der “Mitte” beides drauf hätte.
Das klingt jetzt ein wenig resignativ. Einen leeren politischen Raum, findet man immer dort, wo Politik vertreten wird. Wir haben nun mal eine repräsentative Demokratie. (Öhhhm, – sorry, – wir hatten ). Das heißt, der größte Teil lässt sich im Bundestag vertreten. Durchaus ein Angriffspunkt. Da die Mitte, auch im apolitischen Raum, momentan hauptsächlich einer technokratischen Mentalität frönt, kann man davon ausgehen, dass die das ja von irgendwoher gelernt haben. Somit ist es keine Illusion, sondern lediglich eine Frage, was wer forciert.
Februar 1st, 2011 at 14:41
zerbrich dir nich den kopf…die antwort ist einfach…
der mensch muss bluten und leiden bevor die einsicht erlangt….und keine sorge…das kommt früh genug
Februar 1st, 2011 at 14:55
@ Klara Fall [Februar 1st, 2011 at 14:28]
Der Unterschied ist, dass sich die Politik mit einer derartigen Geschwindigkeit bewegt, dass sie kaum noch in der Realität einzuholen ist. Es ist somit schwer, sich selbst einer politischen Mitte zuzubewegen, wenn die rechten und linken Lager soweit auseinander liegen, dass sie sich schon, krümmend, selbst zum Kreise schliessen. Die Mitte zwischen Links und Rechts definiere ich als breite Zone der zwischenmenschlichen Gleichgültigkeiten. Dort sollte sich wirklich niemand dauerhaft aufhalten.
Februar 1st, 2011 at 15:15
Wie wär`s mit einem Buch dazu? https://www.dradio.de/dlf/sendungen/wib/1291869/
Februar 1st, 2011 at 15:23
@ antiferengi, @ Katze
Ich halte nichts davon, eine sprachliche Vagheit durch eine andere zu ersetzen. Vielleicht gibt es im politischen Raum überhaupt keine Mitte und die Grenzen zwischen Links und Rechts verwischen. Ganz gleich, wie man die “Mitte zwischen Links und Rechts” definieren und bezeichnen will, ich stelle das alles in Frage.
Februar 1st, 2011 at 15:37
@ Klara Fall
Ich glaube, die Mitte ist exakt die Position zwischen 2 Menschen. Die Distanz zwischen beiden, dehnt diese Mitte. An eine politische Mitte glaube ich auch nicht. Jemand der sich dennoch glaubt in der politischen Mitte zu befinden, steht entweder den Rechten oder den Linken, mitten auf dem grossen Zeh. So betrachtet ist die Mitte kein wirklicher Ort, sondern lediglich eine Instanz mit variabler Ausdehnung.
Februar 1st, 2011 at 15:54
@flatter
Solange “Effizienz” im Sinne der Produktion der angestrebte (ich sag jetzt mal) Wert heißt, musst du natürlich den Kapitalismus unterstützen. Wohin diese Effizienz führt scheint aber allen klar zu sein. Wir brauchen eine größere Akzeptanz der Nichteffizienz. Die Bahn ist heute effizienter als vor 3 Jahren noch aber ist sie deswegen für uns besser? Mir kommt es hier Deutschland schon so vor, dass es auch um ein Stück “Luxus für die Masse” geht und Luxus ist immer überflüssig, sonst wäre es kein Luxus. “Luxus für die Masse” ist aber eben nicht effizient.
Braucht jeder ein Auto, könnte man sicher zurecht fragen.
Müssen wir mehr als 1mal die Woche Fleisch essen?
Geht es wirklich nicht im Winter mit Pulli in der Wohnung zu sitzen?
Klingt sehr nach Sarrazin ich weiß, nur wenn ich diese Fragen mit ja beantworte beanspruche ich ja schon für mich ein luxuriöses Leben in uneffizienten Strukturen zu führen. Ein Leben, dass Verschwendung in Kauf nimmt.
Aber was ist schon mein Stückchen Luxus, wenn ich mir in Düsseldorf die Königsallee anschaue?
Ein genügsamer Überfluss für alle wäre eine gute Basis und ein Luxus der wirklich Luxus bleibt und nicht ein nächstes Statussymbol für jeden, der was auf sich hält. Ich bräuchte kein Auto, wenn es die DB mir gestatten würde. Ich könnte weniger Fleisch essen, wenn dieses wieder etwas besonderes wäre. Ich würde Wälder aufforsten und Kinder bespaßen, meinetwegen auch alte Menschen pflegen wenn diese Art der Arbeit in diesem Land eine angemessene Anerkennung zukäme(wenn es die Stellen überhaupt gäbe).
Effizienz ist der Wert, den es abzulehnen gilt. Warum nicht mal wieder ineffizient handeln. All die schönen Dinge im Leben sind ineffizient. Für effiziente Arbeitsabläufe gibt es schon viele Maschinen und Roboter.
Effizienz kann nicht der Maßstab einer neuen Ordnung sein sondern die Rechte und Anerkennung von Bedürfnissen auf etwas Ineffizientes.
Nichtsdestotrotz glaube ich, dass in Zukunft jeder von uns von den geschaffenen effizienten Strukturen profitieren kann. Wir sind auch keine Lichtjahre mehr von einer neuen gesellschaftlichen Ordnung entfernt. Gerade weil die geschaffenen Strukturen so effizient sind, gibt es eine echte Chance, dass es in einem Umbruch hin einer größeren Beteiligung aller, nicht zu Engpässen kommt, sondern zu einem positiven Staunen darüber, in welch schöner Welt, ohne Angst und ohne Druck, wir von an leben könnten
Februar 1st, 2011 at 15:54
“dass die individuellen Motive, sich an produktiver Arbeit zu beteiligen, im Kapitalismus hervorragend besorgt sind: Durch den Zwang zur Arbeit aus Angst vor der Not und das Streben, sich als Einzelner ‘unabhängig’ zu machen, indem man so viel hortet, dass die Not nicht mehr droht zum Beispiel.”
Altmodisch mit Marx gedacht, liegt diese Motivationskultur in der Organisation der Gesellschaft begründet. Nun ist es leider nicht so, daß man eine andere beschließen und ins Grundgesetz schreiben könnte. Denn es entwickeln sich die Grundformen des gesellschaftlichen Lebens offenbar nicht nach unseren Plänen, sondern nach verborgenen Gesetzen, die wir uns erschließen müssen, ähnlich den Naturgesetzen, ehe wir zielgerichtet und erfolgreich eingreifen können, um sie unseren Zwecken gemäß wirksam werden zu lassen. Man mußte Elektrophysik studieren, um schließlich Straßenbahn, Telefon und Computertomograph bauen zu können.
Wir sind aber bei der Verfassung der sozialen Welt offenbar noch immer nicht übers Handwerkerstadium hinaus, d. h., das Beste, was wir haben, sind hin und wieder tiefblickende Politiker und über Jahrhunderte ausprobierte und immer wieder umgebildete und angepaßte Institutionen. Aber warum diese Institutionen sind, wie sie sind, wissen wir nicht, selbst dann nicht, wenn sie zufriedenstellend funktionieren, so wie etwa das System des bürgerlichen Rechts weithin funktioniert.
Marx sagte erbarmunsglos nüchtern, daß der Kapitalismus den “doppelt freien Lohnarbeiter” geschaffen habe und brauche: frei von den Fesseln feudaler Hörigkeit und – frei von Eigentum. Daß es einen untergründigen Zusammenhang zwischen beiden gibt, scheint ja das Beispiel des leninschen Sozialismus wieder belegt zu haben; der Schutz vor Eigentumslosigkeit war erkauft mit Hörigkeiten. Wo die riskante Chance auf Erwerb von Lebensmitteln durch kapitalistische Lohnarbeit ausgeschlagen werden sollte, kam die Garantie von Lebensmitteln zusammen mit persönlicher Hörigkeit zurück. Das deutet darauf hin, daß der böse Scherz der bisherigen Kultur, persönliche Dispositionsfreiheit nur zusammen mit dem Risiko physischer Existenzgefährdung zu bieten, nicht von schlechtem Willen verursacht und nicht mit gutem Willen zu beheben ist.
Das angenommen, ist die ungeheure Schwierigkeit markiert, vor der wir stehen. Wir müßten eine Ahnung von der Umwandlung der Produktion von ‘Lebensmitteln’ aller Art (bis hin zu Kleinkindpädagogik und Bildung) in eine Form haben, in der die zerreißenden Widersprüche der Gegenwart nicht mehr auftreten.
Gibt es gegenwärtig Tendenzen in der Produktion von Lebensmitteln, mehr Kooperation zu erzwingen ? Daß die deutschen Sofapolitiker wieder demonstrieren, seis auch gegen einen Bahnhofsbau, könnte ein Indiz dafür sein, daß das Wissen um die gemeinsame Abhängigkeit wächst. Könnte. In den Lohnarbeitsverhältnissen ist das nicht der Fall, es ist gewissermaßen vom Konkurrenzkrieg bei anhaltendem Überangebot an willigen und gut ausgebildeten Arbeitskräften behindert. Die dominierende Form wechselseitiger Abhängigkeit ist die von Futterkonkurrenten.
Wie wäre es, den Genossenschaftsgedanken ernstzunehmen? Vielleicht kommt eine Zeit, in der auch dort die Naivität nicht mehr regiert und die Genossenschaften nicht mehr binnen kürzester Zeit zu gewöhnlichen Bereicherungsanstalten für wenige Aktivisten werden. Die alten Griechen hatten, wenn ich nicht irre, für die Bestimmung der politischen Vetretung der kleinsten Gemeindeeinheiten, der Demen, das Los angesetzt, keine Wahlen. Das könnte mit einem hinreichend politisierten Volk zu einer gleichmäßigen Streuung von Verantwortungsbewußtsein führen.
Aber wie so etwas inmitten der politisch wirksamen Übermacht von Großkonzernen, bei quasi kartellierten Märkten und allgegenwärtiger Gehirnwäsche (Max Frisch: “Verblödung durch Ware”) zusammengehen könnte ?
Ob uns die laufende Prekarisierung zuhilfe kommen könnte ? Die Proletarier des 19. Jahrunderts haben ihre Solidarität doch auch aus der Erfahrung gewonnen, ein Schicksal zu teilen. Vielleicht muß diesmal eine andere psychische Qual über die Schwelle der Einsicht helfen -, nicht das Leiden an Herabsetzung, sondern das Leiden an der Dissoziation aller Möglichkeiten befriedigenden Lebens unter dem Druck sinnlos intensiver Verausgabung und sinnlos überhasteten und überladenen Konsums.
Wir müßten das Wissen verankern, daß wir alle zur Geltung und zu etwas Wohlstand kommen wollen, aber das doch ohne Niedertreten der Nächsten möglich sein müßte. In einer komplexen Welt, in der die Absprachen hier und heute zu Zurückhaltung führen können, die sich morgen als verpaßte Chance entpuppt, ist das aber keine leichte Aufgabe.
Und ohne eine geringe Ahnung, wo die herrschenden Verhältnisse nach ihnen einwohnenden Zwängen auf Befreiungschancen für die Individuen zulaufen, ist gewiß gar nichts zu machen.
Februar 1st, 2011 at 15:59
@ Katze
Oder “die Mitte” ist ein sprachliches Phantom, um künstliche Widersprüche zu produzieren wo man mit Suchen nach Gemeinsamkeiten endlich voran käme.
Februar 1st, 2011 at 16:01
Na, jetzt wirds äh weng kompliziert. (Und ich bin fürwahr jetzt nicht ganz unschuldig an der Theorie, – sorry also :-))
Geht doch letztendlich praktisch nur darum, so Worte wie Humanismus wieder gesellschaftsfähig zu machen. Menschlichkeiten wieder zur Normalität zu erklären und den überökonomisierten Wahn der Sachlichkeit mal vom Podest zu stoßen. Das betrifft ja auch jeden. Ist ja jetzt nicht so, das irgendjemand unabhängig davon ist. Ob das nun die ganz unpolitischen Gespräche in der Mitte zwischen Personen mit verschiedenen Ansichten sind, oder breitflächige Meinungsstreuung. Ob die extrem Linken, die extrem Rechten, oder die mittellosen Mittigen. Irgendwie sind alle auf den Zug aufgesprungen. Und jetzt ist es halt Gesellschafts- und auch politische Mentalität mit einem extrem schädlichen einseitigen Schwergewicht. Jemand, der sein Lebensrecht kennt, und sich selber nicht als Sache sieht, ist auch bereit das zu verteidigen. Auch bei der LINKEN, kann hier ruhig mal ein wenig mehr weniger Sachlichkeitsgedröhn stattfinden. Und wenn wir nach Gemeinsamkeiten suchen, …. also wenn das keine ist ????
Februar 1st, 2011 at 16:18
@ antiferengi
Bevor wir also dazu kommen, den Humanismus nun am Menschen zu verproben, ist es doch erforderlich, auf dieser Basis, ein kollektives Arbeitsmodell zu entwerfen, so wie es flatter in etwa eingeworfen hat.
Der Weg also, um aus vorhandenen Arbeitssklaven eben Arbeitsmenschen zu machen, führt über den Humanismus direkt zum realen Individuum Mann & Frau (der Einfachheit halber kurzum Mensch genannt).
Wie könnte wohl ein entsprechendes Vergütungsmodell aussehen, falls es noch jemanden gibt, der auf soetwas nicht verzichten will? *kichert*
Februar 1st, 2011 at 16:29
Tja, – damit sind wir wieder bei der Sachlichkeit.
Februar 1st, 2011 at 16:31
@ antiferengi
Gut, jetzt geht es also ans Eingemachte. Von der Links-Rechts-Mitte-Thematik zum Appell an die radikale Linke doch endlich mal in die Pötte zu kommen, um sich politisch auszubreiten.
Nichts lieber als das.
Aber: In der Linken ist der Humanismus salonfähig. Diskutiert werden muß er “nur noch” darüber hinaus. Die innerlinken Diskurse sind ausgesprochen sachlich, nur die Versuche, linke Politiken nach außen zu tragen, enden meist im Desaster. Weil so ziemlich jeder, der auch noch nie mit Linken diskutiert hat, der Meinung ist, er wäre schlauer und müsse anmaßend belehrend auftreten und den “linken Spinnern” (gestrige Headline Welt Online) endlich das Gute im Menschen eintrichtern. So als bestünde Zweifel an Motiv und Politik. Das beleidigt Menschen, vorallem Linke. Auf Belehrungen reagieren Linke pikiert. Zu Recht, wie ich finde. Ich versichere Ihnen, niemand weiß mehr über das “Gute im Menschen” als Linke und niemand glaubt begeisterter an Humanismus als eben jene Typen, die so gern und nachhaltig als (linke) “Extremisten” aus der “Mitte” verwiesen werden, um sich eben mit humanistischen Idealen nicht auseiander setzen zu müssen. Wenn Sie nun anführen, den “Humanismus wieder gesellschaftsfähig” machen zu wollen, dann suchen Sie den Diskurs mit Linken, aber dann sollten Sie diese auch ernst nehmen und als kluge Denker zur Kenntnis nehmen, wenn mal einer vor Ihnen steht. Es hapert nicht an der Diskurskompetenz der Linken, sondern an der Kompromissbereitschaft des Rests. So lange also die Politik des Ausgrenzung (Extremismustheorie) noch gesellschaftsfähig ist, hat auch der Humanismus keine Chance, weil die glühendsten Verfechter (Linke) nicht zum Diskurs zugelassen sind (“Extremisten”). Linke (im Besonderen) und Humanisten (im Allgemeinen) sind nämlich nur selten Masochisten und lassen sich von Menschen dafür beschimpfen, Humanisten zu sein. Da bleiben die Humanisten dann eben lieber unter sich.
;-)
Februar 1st, 2011 at 16:38
@ Klara Fall
Wieso Politik? Ich dachte der Humanismus soll gelebt und erarbeitet und eben nicht von oben diktiert werden?
Februar 1st, 2011 at 16:42
@ Katze
Ein solches Arbeitsmodell ist die kollektive Selbstverwlatung: https://de.wikipedia.org/wiki/Kollektive_Selbstverwaltung
Und das populärste Beispiel ist das “Projekt A”: https://www.anarchismus.de/libertaere-tage/lt1993/lt93doku/eroeffnung/projekt-a.htm
Die theoretische und praktische Basis solcher Ideen und Projkete ist der Anarchosyndikalismus:
https://de.wikipedia.org/wiki/Anarchosyndikalismus
Februar 1st, 2011 at 16:42
Tolle Diskussion wieder :-) So stell ich mir Parteiarbeit vor.
Linke, Extremisten, Humanisten, Realos usw., alle schön im Diskurs, währendessen machen andere die Politik und scheren sich einen Dreck um das Ganze, selbst, wenn die Linke oder eine der erwähnten Gruppen pro forma daran beteiligt ist.
Und dann dieser Satz (46.)
“Ich versichere Ihnen, niemand weiß mehr über das “Gute im Menschen” als Linke”.
Arggggggg
Der “Leader” wird kommen.
Der Prophet aus dem Web
Februar 1st, 2011 at 16:44
@ Katze
Politik ist kein Diktat, sondern Praxis. Humanismus wird in der Linken vorallem gelebt, aber auch diskutiert, fortgeschrieben und verwissenschaftlicht.
Februar 1st, 2011 at 17:06
@ Klara Fall [Februar 1st, 2011 at 16:42]
Diese Projekte und deren Organisationseinheiten sowie weitergehende Aktivitäten habe ich schon alle studiert und kann sie ebenfalls wärmstens weiterempfehlen. Sie wiesen jeweils einige ‘Macken’ auf, lassen sich ansonsten aber gut übereinander legen. Fakt ist aber, es funktioniert in der Praxis.
Das Projekt A bspw. enthält sehr viele humanistisch geprägte Mechanismen. Auch die ersten anarchistisch orientierten Gewerkschaften um etwa 1915 vetraten schon erstaunliche Selbstbestimmungsmerkmale. Leider haben viele dieser Entwürfe nie eine Fabrik von innen gesehen.
Politik ist meiner Ansicht nach nur solange Praxis, wie ein Grossteil sich an ihr beteiligt. Da das grösste Wählervolumen das der Nichtwähler ist, wage ich zu behaupten, das nur noch das Diktat entscheidet, auch wenn es sich in das durchsichtige Negligé der Demokratie kleidet.
Mir ist eigentlich bisher völlig egal gewesen, ob meine Kollegen links, rechts, andersrum oder religiös sind. Ich arbeite mit 40 Nationalitäten in 60 Ländern weltweit zusammen. Die politische Neigungsrichtung war für mich bisher immer völlig irrelevant, noch nichtmal erwähnenswert. Jetzt frage ich mich natürlich: War das Richtig? Hätte ich dem mehr Gewichtung beimessen müssen?
Februar 1st, 2011 at 17:29
@Klara Fall (46/50)
Da muss ich der Katze aus (46) recht geben. Das ist das Problem generell. Humanismus lebt man. Man kann ihn durchaus diskutieren, er ist aber kein theoretisch diskutierbares Modell oder System. Auch kein Projekt, und nur bedingt wissenschaftlich betrachtbar. Dann wären auch die Menschen wieder als Modell und System zu sichten. Da offenbart sich leider auch wieder eine verdeckte Technokratie dahinter. Das mit den Belehrungen ist ein generelles Problem, welches auch nicht an den äußeren Linken selber vorbeikommt. Ich stimme dir zwar vollkommen zu, daß die letzten Jahrzehnte die Demagogie und die Belehrungen aus der Mitte und von Rechts unbedingt aufgebrochen werden muss. Wir brauchen ganz dringend links was. Und von mir aus, – noch viel mehr. Ruhig auch verschiedene Sachen. Sonst geht das immer weiter einheitlich nach rechts den Bach runter. Aber ich habe ein wenig Probleme damit, bei scharf links jetzt weniger ähnliches Belehrungsdenken zu sichten. Gerade was Humanismus betrifft. Dabei achte und respektiere ich sie absolut als kluge Denker. Ich treffe dort nur genauso viele Leute, die direkt jeden für dumm erklären, der nicht Ja und Amen zu den eigenen Sachen sagt, – wie rechts, oder in der Mitte. Und genau diesbezüglich, sollte eigentlich der Humanismus greifen. Denn der hat unbedingt etwas mit Respekt vor Vielfalt und auch Abbau von Egozentriken zu tun. Das sich die Humanisten zurückziehen, wäre schwer schade. Der beste Weg wäre, auch betreffs der linken sich weiter zu öffnen, und mehr demokratische Fähigkeiten zu zeigen, als mitte oder rechts.
Februar 1st, 2011 at 18:11
Aus Menschen Sklaven machen.
So war ich also heute Teinlehmerin einer Massenbewerbungsveranstaltung, die halbe Jugend der Stadt hatte sich zur Betriebsbesichtigung versammelt. Natürl. alle arbeitslos, denn wer sich hier bewirbt muss sofort einsetzbar sein. Es gibt auf 4-6 Monate befristete Verträge. Danach werden die Karten wieder neu gemischt, wieder neue Arbeitslose einberufen,die meisten über Zeitarbeitsfirmen u. da die Massen ja bereit stehen, geht die Rechnung auch immer auf. Komme da nur keiner auf die Idee, es gebe sowas wie einen sicheren Arbeitsplatz oder einen Lohn der auch nur annähernd seine Kosten deckt. Wer sich hier für einen Vollzeitjob beworben hat, womögl noch Kinder zu ernähren hat, der bewerbe sich am besten auch gleich noch für einen zusätzl. Nebenjob, dann dürfte er mit seinem Gehalt für die nächsten 6 Monate grade so hinkommen. Danach darf er dann wieder bei seinem Bewärhungshelfer vorsprechen.
Alternativen? Nicht in Sicht.
Februar 1st, 2011 at 18:44
@ Katze
Das Modell der kollektiven Selbstverwaltung ist in Praxis erprobt und konnte überzeugen. Das damit niemand eine Fabrik betreibt, liegt wohl vorallem daran, dass Fabriken menschenunwürdige Arbeitseinrichtungen sind.
Ein weitere, weit verbreitete Illusion erkenne ich in der Meinung, dass Nichtwähler unpolitisch oder gleichgültig wären. Viele von ihnen boykottieren nur die Stellvertreterpolitik und fordern passiv Direktdemokratie. Nicht zu wählen, ist eine Protestform in repräsentativen Demokratien und sollte als solche auch erkannt und positiv bewertet werden. Diese Leute sind mit der Gesamtsituation unzufrieden und verzichten darum auf das Recht, ihre Vertreter zu legitimieren. Dass die Volksvertreter sich trotzdem legitimiert fühlen, wird irgendwann einfach lächerlich und darauf kommt es an.
Ob Sie sich politische Integrität im Beruf leisten können, müssen Sie selbst wissen. Dazu kann ich nichts sagen.
@ antiferengi
Es gibt doch überall linke Projekte und Zusammennänge, nur Sie sind noch nicht dabei. Sie werden erwartet und herzlich empfangen. Man wartet dort auch auf ihre Kritik sowie anschließende Begeisterung, die sowieso nicht ausbleiben wird.
Die besonderen demokratischen Fähigkeiten der Linken sind überall zu sehen, nur werden die leider als “ineffektiv”, “extremistisch” oder “chaotisch” verkannt, aber wenn Sie all diese Adjektive auch positiv besetzen können, werden Sie recht bald fündig.
Februar 1st, 2011 at 19:04
Es kann keine gerechte Welt in einem ungerechtem Geldsystem geben. Deshalb gilt es genau da anzusetzen. Alle Ansätze dagegen, die versuchen innerhalb dieses Geldsystems eine Lösung zu finden werden scheitern.
Silvio Gesells Freiwirtschaft käme in der Effizienz an den Kapitalsmus heran, wenn man ihn nur lässe. Nur ist der Wohlstand unter allen Menschen verteilt. Das Geld muss altern, daher in regelmäßigen Abständen an Wert verlieren. Dadurch bliebt alles Geld in der Wirtschaft(achtung, kein Neusprech) und dient den Menschen. Geld wird wieder ein reines Tauschmittel, nicht mehr.
Als Einstieg in Silvio Gesells Thesen empfehle ich “Wer hat Angst vor Silvio Gesell” von Hermann Benjes.
Freiwirtschaftliche Grüße vom Apfel
Februar 1st, 2011 at 19:45
Effienz braucht es nur, wenn man Gewinn machen will.
Ansonsten kann man getrost darauf setzen, dass die Menschen von ganz allein jede Menge tun, wenn sie es für sich tun – und für die, die sie an ihren Bemühungen teilhaben lassen wollen. Wie sonst ist zu erklären, dass auch in unserer von Gier und Effizienz geprägten Welt jede Menge Menschen völlig freiwillig arbeiten? Sich um andere kümmern? Und damit meine ich nicht nur das freiwillige soziale Jahr oder Betreuungs- und Hausarbeit innerhalb der Familien, sondern überhaupt – wer es sich zeitmäßig leisten kann (oder neuerdings auch muss) tut gern einmal was für andere. Und für sich, warum auch nicht. Klar, ein paar faule Arschlöcher gibt es immer, aber die kommen im derzeitigen System besser durch als in einem, in dem man nicht gezwungen wird, für seinen Lebensunterhalt zu arbeiten, wenn man es nicht auf andere Weise schafft, sich das, was andere zusammenschaffen, unter den Nagel zu reißen.
Diesen ganzen irren Wirtschaftskram, mit dem ohnehin zumeist schädliches Zeugs produziert wird, was die meisten weder brauchen noch haben wollen, bräuchte es gar nicht, wenn man sich darauf beschränken würde, zu produzieren, was die Leute tatsächlich brauchen und haben wollen. Die allermeisten wollen weder einen vergoldeten Bentley noch ein Haus auf den Malediven oder dreiundzwanzig Sorten Erdbeerjoghurt ohne Fett und ohne Erdbeeren, dafür aber sicherlich eine gemütliche Wohnung, gesundes Essen und genug Zeit, um neben der objektive notwendigen Arbeit, die halt getan werden muss, das Leben zu genießen – wofür man auch nicht schnell am Wochenende nach New York fliegen muss. Das ist locker drin, ohne dass sich die Massen dafür tot schuften müssen.
Klar, was notwendig ist, und was nicht, darüber muss gestritten werden. Aber ich bin mir sicher, dass vernünftigere Lösungen dabei herauskommen, wenn man die Leute, für die etwas hergestellt werden soll, direkt fragt was sie wollen und welchen Aufwand sie dafür zu leisten bereit sind – und nicht irgendwelche Marktforschung betreibt, die ja letztlich nur herausfinden soll, wofür man den Leuten Geld aus der Tasche ziehen kann. Um reale Bedürfnisse von Menschen geht es doch schon lange nicht mehr.
Februar 1st, 2011 at 20:01
Wenn ich von “Effizienz” rede, meine ich Wirkungsgrad. Heroin ist effizient. Hammer auf Kopf ist effizient. Löffel in Badewanne ist nicht effizient.
Februar 1st, 2011 at 20:44
Nach der Definition kommt wohl nichts an das derzeitige System ran. Es lässt alle möglichst viel Leistung erbringen, wer sich verweigert, wird aus der Gemeinschaft ausgeschlossen.
Da es aber auch effizient ist Kriege führen zu lassen und Menschen an der Armutsgrenze zu halten, sollten wir versuchen ein anderes Gesellschaftsmodell nicht an der Effizienz, sondern vielmehr an anderen Werten wie Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Freiheit zu messen.
Werte, die ganz von allein zum Vorschein kommen, wenn man nur die Wurzel der Probleme angeht…
Februar 1st, 2011 at 21:29
Wofür das alles tun? Für meinen direkten Nächsten, den ich liebe wie mich selbst. Wenn jeder nach der Befriedigung seiner individuellen Bedürfnisse strebt, dann kann die Rechnung nicht aufgehen, denn es gibt dann zu viele Opfer meines Lebensstils. Nur, wenn ich mich um meinen Nächsten kümmere und er um mich, dann geht die Rechnung immer auf. Dem andern zu geben, was er braucht, das macht viel mehr Spass und gibt viel mehr Befriedigung, als wenn man nur an sich selbst denkt. Ich schaue also, dass es meinen Nächsten gut geht, und mein Nächster schaut, dass es mir gut geht. Es gibt doch dieses alte Sprichwort: Geben ist seliger als Nehmen. Bei genauer Betrachtung ist das der einzige Weg. In den Medien wird uns allerdings etwas anderes suggeriert. Danke für das Jahresabo :o)
Februar 1st, 2011 at 21:36
Klara Fall (54)
Oh. Ich bin absolut fündig geworden. Ich wähle ja selber die LINKEN und kann das nur bestätigen, was du schreibst. Ein Grund dazu, ist auch unbedingt, das dort weniger Dogmatiker das Feld bestimmen, als in anderen Parteien. Meine Kritik geht auch nur dahin, dass jedesmal wenn unsereiner was erreicht hat, und dies bedeutet auch hundertprozent neoliberalen Geistern den Blick nach links zu öffnen, – kommen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, vollkommen vernagelte Gestalten aus der ultralinken Szene auf den Plan und machen alles zunichte, was man erreicht hat. Und es sind immer die Systemtechnokraten, denen jedes Gefühl für die Menschen fehlt. Mir ist absolut bewusst, dass es eine Minderheit ist, aber die tritt mit einer Vehemenz auf den Plan, dass es vollkommen kontraproduktiv ist.
Februar 1st, 2011 at 21:42
Warum ist es eigentlich so schwer, Menschen dafür zu gewinnen, daß sie zuallererst für ihr eigenes Brot arbeiten (sollen)?
Warum lassen sie sich davon beeindrucken, daß ‘da unten’ welche sind, die dafür nicht arbeiten.
Bei diesen ‘da unten’ aber nicht sehen, daß diese sehr gern würden, wenn sie denn ‘dürften’.
Warum sehen sie dafür nicht, daß sie ‘die da oben’ komplett durchfüttern, daß denen schon die Kühlschränke platzen, daß diese ihr Essen wegwerfen müssen (Milchsee, Fleischberge) und nicht mehr genug Plätze für ihre Yachten haben.
Was verflixt noch mal hält Menschen davon ab, die sonst von dieser Gesellschaft, die auf Konkurrenz und Eigennutz baut, selbiges gelernt haben – es endlich mal auch wirklich zu sein.
Auf ihre ganz besondere Art egoistisch. ;-)
Weil jeder, so wie @_Flin_ # 16 sinngemäß schreibt, andere Ansprüche an das Leben hat?
Ja, dann sollen sie das tun.
Essen müssen wir alle – also sollten das auch alle selbst erarbeiten (auch ganz oben).
Wer darüber hinaus was möchte, der schafft sich das eben.
Kann er nicht? – Wird er es lernen müssen.
Kann er nicht allein? – Wird er sich für diesen speziellen Wunsch Helfer suchen müssen, solche, die diesen ‘Wunsch’ auch haben.
Aber ich werde ganz bestimmt nicht dafür den Buckel krumm machen, weil ein anderer ein Auto haben will, das 250 km pro h fährt und 6 Sitzplätze hat. Ich will das nicht, ich brauche das nicht – mir reicht eine funktionierende Bahn oder ein 0815 Auto zur gelegentlichen Benutzung.
‘Sein spezielles Auto’ macht er hübsch selbst bzw. ist wenigstens tatkräftig dabei.
Es gibt nichts was mich dazu bringen würde, auf mein Essen zu verzichten, daß dieser sein Auto kriegt.
Braucht er für seine Kinder einen Spielplatz, helfe ich dagegen gern – aber auch erst, nachdem ich selbst gegessen habe – aber eben trotz dem ich den für meine Kinder nicht brauchen werde.
Februar 1st, 2011 at 22:54
Wat. meint:
Februar 1st, 2011 at 21:42
“Aber ich werde ganz bestimmt nicht dafür den Buckel krumm machen, weil ein anderer ein Auto haben will, das 250 km pro h fährt und 6 Sitzplätze hat. Ich will das nicht, ich brauche das nicht – mir reicht eine funktionierende Bahn oder ein 0815 Auto zur gelegentlichen Benutzung.
‘Sein spezielles Auto’ macht er hübsch selbst bzw. ist wenigstens tatkräftig dabei.”
Besonders schön:
“Es gibt nichts was mich dazu bringen würde, auf mein Essen zu verzichten, daß dieser sein Auto kriegt.”
Doch, so meine ich, nicht nur Essen, auch unterbezahlte Leiharbeit, Aufstockerei, Wohngeldbettelei, “Bildungspakete”, Bettellei um Zuschüsse zu Klassenfahrten bei Ämtern oder gar Schulfördervereinen etc…. !
Die ganze heutige kap.Ausbeueterei, Sinn und Zweck dieser in einfachen Worten sehr anschaulich auf den Punkt gebracht, ganz ohne endlos abstraktes “akademisches” Gelalle, kleinbürgerliche Belletristik zur eigenen Ergötzung!
Februar 1st, 2011 at 23:01
Ein Stück weit Antwort auf den Artikel dürfte
dies liefern: https://www.youtube.com/watch?v=u6XAPnuFjJc&feature=channel
Wenn man der Wissenschaft halbwegs folgt, hat das notwendige altruistische Verhalten genetische Wurzeln, böse Zungen behaupten, genau dies mache den Menschen aus (OK, Ansätze gibt’s auch bei anderen Arten). Nur weil dies ständig durch den neoliberalen Leim überpinselt wird, verliert es nicht an Substanz.
Februar 1st, 2011 at 23:12
thom meint:
Februar 1st, 2011 at 23:01
Ein Stück weit Antwort auf den Artikel dürfte
dies liefern: https://www.youtube.com/watch?v=u6XAPnuFjJc&feature=channel
(1)”Wenn man der Wissenschaft halbwegs folgt, hat das notwendige altruistische Verhalten genetische Wurzeln,…”
(2)”Wenn man der Wissenschaft halbwegs folgt,…” “Bild der Wissenschaft” 2/2011 finden Biologen Gene(!) für Geiz und Gier!!!
Von welcher “Wissenschaft” wollen wir nun sprechen, welcher folgen?
Hätte letztere “Wissenschaft” Recht, könnten sich unsere unvergleichlichen Eliten für genetisch besonders “wertvoll” halten, folglich für – Übermenschen!
Und da glauben verschiedene politische Tagträumer noch immer oder wollen glauben machen, gewisse “Wissenschaften” wären 1945 ganz einfach ausgestorben…..
Februar 1st, 2011 at 23:20
@Bakunin (62)
Nanu? Auf neuen Wegen? Begrüßenswert. Aber Vorsicht mit den adaptiven Rhetoriken. Allzuoft, wirft man anderen das eigene Problem vor.
Februar 1st, 2011 at 23:31
Wat. meint:
Februar 1st, 2011 at 21:42
“Warum ist es eigentlich so schwer, Menschen dafür zu gewinnen, daß sie zuallererst für ihr eigenes Brot arbeiten (sollen)?”
Diese Frage ist ganz leicht zu beantworten.
Tagtäglich wird den Menschen durch die elektronischen und gedruckten Massenmedien vorgeführt wie “süß”, wie schön das Leben für eine parasitäre Existenz auf Knochen, Gesundheit und Kosten der wirklich arbeitenden Menschen hier und anderswo sein kann, was diese “freiheitliche Gesellschaft” so einer Existenz alles “bieten” kann, wie viele “Träume” so “gelebt” werden können.
Der oft eigene klamme Geldbeutel beflügelt dann erst recht die meisten so erzogenen Menschen dazu, in diesê “Sphären”, diesem “Himmelreich schon auf Erden”(mein Opa immer über Reiche) – wie auch immer! – vorzustoßen.
Und so lange eine Mehrheit der Menschen das akzeptiert, (fast noch mittelalterlich) für “gottgewollt” und “natürlich” hält, so lange wird sich nichts ändern!
Februar 1st, 2011 at 23:40
65.antiferengi meint:
Februar 1st, 2011 at 23:20
@Bakunin (62)
“Nanu? Auf neuen Wegen? Begrüßenswert. Aber Vorsicht mit den adaptiven Rhetoriken. Allzuoft, wirft man anderen das eigene Problem vor.”
Sehr gut, dieser sanfte Hinweis! In dieser Richtung muss ich zuweilen auch an mir selbst noch arbeiten, falle immer wieder mal in alte abstrakt- schwafelnde Angewohnheiten zurück.
Februar 2nd, 2011 at 08:33
@ antiferengi
Meine Einwürfe sollten keine Parteiwerbung sein und ich bin einigermaßen irritiert, dass Sie mich so missverstanden haben. Mir ging es vielmehr um außerparlamentarische, linke Basisarbeit und Alltagspolitik – also das, was Sie nun als “ultralinks” und “kontraproduktiv” ausgrenzen. Dass die Partei “Die Linke” so heißt wie sie heißt, halte ich eher für einen merkwürdigen Zufall. Stellvertreterpolitik und das linke Ideal (auch) politischer Selbstbestimmung, sind nach meinem Dafürhalten nicht kompatibel.
Die Vehemenz der (Ultra-)linken erkläre ich mir zum Beispiel durch die Ausgrenzungspolitik: Sie verstehen unter linker Politik ja auch nur die Partei und lehnen die radikale Linke als “kontraproduktiv” ab. Gegen diese Praxis erhebe ich auch Widerspruch.
Februar 2nd, 2011 at 09:16
@Bakunin #64,
was möcht er mir sagen ?
Das ich Wissenschaft von Backenmalerei nicht unterscheiden kann? Ich sach mal, gefährliche Tretmine. Darf man bei Dir eigentlich nichts äußern ohne daß ein Hinterhalt erwartet wird ?
Lediglich wollt ich darauf verweisen, daß es einige Eingebaute Faktoren für Motivation gibt, die halt weniger offensichtlich funktionieren.
Und drücken wir das mal ganz nett aus, zuviel ausgeholt und dabei Flurschaden angerichtet ;-)
Februar 2nd, 2011 at 10:57
Mich fasziniert diese fremde Welt, die man auf dieser Seite in den Kommentaren vorfindet. Wo jeder, der viel Geld hat, ein Ausbeuter ist, wo große, gesichtslose und undefinierbare “Systeme” für jeden möglichen Unbill verantwortlich gemacht wird. Wo von Produktionsmitteln für Arbeiter geredet wird, obwohl sich doch jeder, der will, Aktien kaufen kann. Wo die “Angst vor der Not” und der daraus resultierende Zwang zur Arbeit beklagt wird, um dann ein paar Sätze später “Not” so zu definieren, dass man andere darum bitten muss, dass das Kind mit zur Klassenfahrt kann.
Da wird hochnäsig auf die verdummten Massen, willenlos gesteuert durch Medienkonglomerate, hinabgeschaut, und kurz darauf eine romantisierte Agrargesellschaft beschworen, in der es keine “überflüssigen” Dinge gibt, mit denen die Masse verführt wird und jeder selbst für seine Ernährung arbeitet. Ohne zu erkennen, dass das dann ist wie jetzt, nur schlimmer, weil auch jetzt schon jeder für seine Nahrung arbeitet, nur dann keine Dinge mehr zur Verfügung hätte, die ihm Freude bereiten, aber überflüssig sind.
Jeder hat in Deutschland die Möglichkeit, es zu fast allem zu bringen, was er möchte. Nur wird es niemandem geschenkt. Und den Eindruck hat man hier in den Kommentaren, dass viele das grundsätzliche Leben geschenkt haben möchten, nur halt mehr als jetzt. Weil eine verfassungsrechtlich garantierte Ernährung + Dach über dem Kopf + grundlegende Teilnahme am sozialen Leben + kostenlose Bildung offensichtlich nicht ausreicht.
Irgendwelche Systeme dafür verantwortlich zu machen, das es einem selber schlecht geht, empfinde ich als feige. Kopf hoch, Arschbacken zusammen, losmarschieren, auf die Schnauze fallen, aufstehen, Lernen, weitermachen. So ist das Leben. Aber Selbstmitleid gekleidet in hochtrabende, aber unpräzise Systemkritik, in der immer nur die anderen Schuld sind und man selber ja könnte, wenn man dürfte, und die anderen Bösen mit dem vielen Geld einen nur nicht lassen, das empfinde ich als eine verquere Weltsicht. Und die bösen Reichen haben sich natürlich alles erschwindelt, oder Andere ausgebeutet, die sind nicht etwa reich, weil sie sich pro Woche 80-100 Stunden jahrelang den Arsch aufgerissen haben. Diesem “System” die Schuld zu geben, spricht in meinen Augen nur dafür, nicht bereit zu sein, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.
Wir leben hier in einem der freiesten Staaten der Welt. Fahrt doch mal in die USA, nach Russland, nach Indien, in den Kongo. Überall geht’s den Leuten schlechter als hier. Vielleicht mit Ausnahme von Skandinavien. Und gute Menschen sind gute Menschen, und glückliche Menschen sind glückliche Menschen. Das hat weder mit Einkommen noch mit Vermögen was zu tun. Ich kenne reiche Arschlöcher und nicht reiche Arschlöcher, und freundliche und hilfsbereite reiche Leute und freundliche und hilfsbereite arme Leute. Und fast alle Leute, die ich kenne, die mehr Geld als ich verdienen (das sind die meisten), sind alle fleißiger als ich, klüger als ich, gebildeter als ich, organisierter als ich, ehrgeiziger als ich, zuverlässiger als ich oder können besser mit Menschen umgehen als ich. Oder alles zusammen.
Wenn Ihr die Welt verändern wollt, fangt mal damit an, Eure Mitmenschen als Mitmenschen zu sehen und nicht als dummes, Euch unterlegenes Vieh, das Ihr irgendwie erziehen müsst und das zu blöd ist zu kapieren, was “wirklich” wichtig ist.
Februar 2nd, 2011 at 11:44
thom meint:
Februar 2nd, 2011 at 09:16
@Bakunin #64,
“was möcht er mir sagen ?” – Jede Wissenschaft, ihre Ergebnise oder zuweilen auch nur Behauptungen mit größter Vorsicht genießen! That´s all! :-)
Februar 2nd, 2011 at 11:48
@70. Der Zorn des Propheten packt mich mal wieder.
“Jeder hat in Deutschland die Möglichkeit, es zu fast allem zu bringen, was er möchte.
…
Kopf hoch, Arschbacken zusammen, losmarschieren, auf die Schnauze fallen, aufstehen, Lernen, weitermachen.”
Ich muss kotzen, neoliberale Propaganda vom Allerschlimmsten, wie hat dieser Arschbackenimfaceträger sich hierher verirrt. Solche Worte kommen immer von Agenten oder Menschen, die nie ganz unten waren, die richtigen bzw. langanhaltenden Schmerz, Not, Hoffnungslosigkeit und völlige Ohnmacht nie kennengelernt haben.
“Mitmenschen”, ha, etwa der “Homo monstrosus” oder der “Wahlzombie” (Hinweis: Wahlzombies wissen oft genau, was sie tun, bzw. könnten es wissen, siehe nachfolgend).
“Zu blöd zu kapieren”, trifft es in vielen Fällen exakt. Für den Rest gilt größtenteils: Zur Aufklärung lese man NDS oder indymedia oder flatter hier. Das ist den meisten aber schon zuviel Arbeit, und falls sie doch mal etwas gelernt haben sollten, so vergessen sie es allzu gerne allzu schnell, damit alles so bequem und behaglich bleibt, wie es ist.
Kneif in Zukunft einfach nur DEINE “Arschbacken” zusammen!
Der Leader wird kommen, zu richten die “Nehmenden” und die uneinsichtigen Idioten.
Februar 2nd, 2011 at 11:49
“Wenn Ihr die Welt verändern wollt, fangt mal damit an, Eure Mitmenschen als Mitmenschen zu sehen und nicht als dummes, Euch unterlegenes Vieh, das Ihr irgendwie erziehen müsst und das zu blöd ist zu kapieren, was “wirklich” wichtig ist.”
Das Problem ist wohl, dass solche Zumutungen wie das Erziehen wollen und die Vermittlung einer reinen Leere keine böse Absicht ist und dass bestimmte Maßnahmen mit unterschiedlichen Inhalten anders wahrgenommen werden, was nicht zuletzt an der Art und Weise der Vermittlung der mitgelieferten politischen Bewertung liegt.
Die Ausgrenzung linker Politiken wird zum Beispiel – selbst im Internet! – mit einem behaupteten Zwang und Hang zur Gewalt versucht, der so nur Ausdruck antilinker Propaganda ist, und dabei aber zu bestimmten Diskussionsergebnissen führt, weil auch nur bestimmte Haltungen zugelassen werden. Als Linke/r hat man sich immer gegen viele Fronten durchzusetzen und nur eine davon ist die Ausgrenzung linker Inhalte durch die Extremismustheorie, die tatsächlich Mainstream ist.
Februar 2nd, 2011 at 12:04
@fin: Meine Fresse, aus welchem Eimer schöpfst du diese Parolen?
“obwohl sich doch jeder, der will, Aktien kaufen kann” – genau, und wenn kein Brot da ist, essen wir Kuchen.
“in einem der freiesten Staaten der Welt”;
“Überall geht’s den Leuten schlechter als hier” -
Sollen das Argumente sein? Erzähl das mal vor einem Jobcenter, kämpf für deine Wahrheit!
Im übrigen geht es da oben um Solidarität, das bedeutet nicht, dass man dem Hund genügend Knochen hinwirft, wenn er artig Männchen macht. Dir geht es gut? Schön. Sieh dich um, da gibt es andere, die sind fertig. Einmal zuviel hingefallen und in den Boden getrampelt.
Auch der Unsinn, Reiche würden hier als Arschlöcher betrachtet – was soll das? Hast du dich schon mal mit Korruption befasst oder mit Steuerhinterhinterziehung? Mit Boni oder Finanzgeschäften? Lebst du in dieser Welt?
Reichtum ist ein Arschlöcher, weil er Armut schafft. Das ist eines der Grundgesetze des Kapitalismus.
Da hilft es auch wenig, wenn dein Einwand gegen die Verächtlichmachung der “blöden” Masse berechtigt ist.
Februar 2nd, 2011 at 12:35
@flatter
“Meine Fresse, aus welchem Eimer schöpfst du diese Parolen?”
Sicher nur eine rethorische Frage deinerseits, die Latrinenausräumer oraler und analer Ausflüsse sind doch selbst für Blinde erkennbar.
Eine kleine Spamerkung am Rande, den “Leader” schaffe ich wohl noch vor dem Kongress bloggender Weise, passend zum Karneval.
Ich bin ja eigentlich etwas enttäuscht ;-)
“Die interessantesten, Deutschen, politischen, BLOGS ” (Zitat von der Startpage), gemessen am Lesererfolg mag das ja richtig sein :-D))
Na ja, vielleicht will ja jemand meinen Text dorthin mitnehmen, sozusagen in die Bütt werfen, fass, ihr “Erfolgsblogger”.
Februar 2nd, 2011 at 13:26
@Bakunin #71
….mit größter Vorsicht genießen!…
Nun, ich gebe mir mühe, klappt nicht immer, aber immer öfter. Leider nimmt ja der Anteil an Pseudowissenschaft erschreckende Ausmaße an ;-)
Februar 2nd, 2011 at 14:20
@_Flin_: Du darfst Dir zu Deinem wahrscheinlich schwer erschufteten Wohlstand gratulieren. Und Du solltest Dich etwas schämen für Deine Blindheit für die Zustände um Dich herum. Beispiel: “[…] obwohl sich doch jeder, der will, Aktien kaufen kann.”? Und ein Einhorn zähmen, um über den Regenbogen zu springen? Dann träum mal schön weiter!
Februar 2nd, 2011 at 15:17
_Flin_ meint:
Februar 2nd, 2011 at 10:57
“Mich fasziniert diese fremde Welt, die man auf dieser Seite in den Kommentaren vorfindet. Wo jeder, der viel Geld hat, ein Ausbeuter ist,…”
DAS kann ich mir nach dem Durchlesen des restlichen Textes gut vorstellen!
Was für flüssige oder mediale(?) Drogen muss man wohl einnehmen, um zu so einer affirmativen Sicht auf die Zustände in diesem Land zu kommen?
Wird jemand nur deshalb, weil er 80 Stunden pro Woche arbeitet oder einfach was studiert hat, schon reich?
Noch nicht mitbekommen, dass in diesem Lande wirklicher Reichtum fast nur noch ererbt oder man/frau da rein geboren wird?
Und man komme mir nicht mit diesen “phantastischen Gründern” aus der Zeit unmittelbar nach 1945 oder gar mit den vielen “Arisierungsgewinnern” des 3.Reiches.
Ja, jeder kann Aktien kaufen, aber wie viele?
Wer sind die wirkliche großen Share Holder und Abstauber der Großindustrie, der Versicherungen und Banken,
etwa kleine Piefkes, die es mit 60-80 Stunden Arbeit pro Woche zu “Reichtum” gebracht haben?
Überhaupt schon mitbekommen, dass es fast nur noch guter Beziehungen und Seilschaften bedarf, um im öffentlichen Dienst oder vielen großen Privatunternehmen zu einem lukrativen Posten zu kommen?
Wie viele “Stellenangebote” gerade im öffentlichen Dienst sind nur der gesetzlichen Ausschreibungsvorschrift geschuldete Scheinangebote, da die Besetzung dieser “vakanten” Stelle schon längst intern ausgemacht ist? Im Grunde weiss es dort jeder!
Eines der “freiesten Länder der Welt”…., klar, so lange man in der “Firma”, aber auch außerhalb möglichst die Klappe hält, alles mitmacht, akzeptiert.
Wenn nicht, dann “Bagatellkündigungen”, auf den Argen “Sanktionen” bis zum Wohnungsverlust trotz mindestens 6-9 Millionen fehlender Voll- und Teilzeitstellen mit ausreichender Vergütung, Wasserwerfer, Videoüberwachung an allen Orten rund um die Uhr, Verfassungsschutz-Observation…, inoffizielle Berufsverbote…., weil “extremistisch”….
Unter den Reichen soll es auch liebe nette Menschen geben? Gewiss, besonders dann und so lange, wie niemand ihren Reichtum und alle daraus resultierende “Ansprüche” an die “restliche” Gesellschaft hinterfragt.
Jeder kann es “zu etwas bringen”…., klaro, besonders, wenn man als 10 jähriges Kind schon einer bestimmten “Schulform” ganz weit unten zugewiesen wird, nicht wahr?
Ich höre an dieser Stelle einfach auf……
Februar 2nd, 2011 at 15:19
RSA Animate
Drive: The surprising truth about what motivates us :
https://www.youtube.com/watch?v=u6XAPnuFjJc&playnext=1&list=PL39BF9545D740ECFF
Gerade von Spiegelfechter den Links gefolgt und dieses schöne Video angesehen.Sehr interessant, was Menschen motiviert, es ist NICHT das Geld.
Schaut es Euch bitte an, auch die anderen sind sehr gut:
Changing Education Paradigms:
https://www.youtube.com/watch?v=zDZFcDGpL4U&feature=channel
Was ich endlich loswerden muss:ich hätte ohne die tägliche Lektüre von NDS, Spiegelfechter,Feynsinn usw. bestimmt schon den Verstand verloren, vielen Dank an alle(auch die Kommentatoren) dass ihr meine geistige Gesundheit erhält. :-)
Kann man Dir was “Gutes” tun Flatter?(ich mag nicht “flattern”) gibt es eine andere Möglichkeit für ne kleine Spende(ohne Paypal wenns geht ;-))? Lese seit Monaten hier…
Februar 2nd, 2011 at 15:30
Klara Fall meint:
“Die Ausgrenzung linker Politiken wird zum Beispiel –(Klara)- .. ” —-
“gekontert” mit den allerdümmlichsten “Argumenten” und Schlagworten wie “Stalin”, “Mao” “Mauer”, “Mauertote”, “Mauerfall”, “Scheitern des Kommunismus”….,”100 Millionen Opfer”, “Marx ist Murx”…… obwohl keiner der heutigen Linken dafür verantwortlich ist und mindestens 98% von einer Diktatur gar nichts wissen wollen,eher von einer irgendwie friedlichen Umgestaltung des Kapitalismus träumen(mit welcher Berechtigung auch immer!).
Februar 2nd, 2011 at 15:44
@ Bakunin
Das liegt dann aber an der zweifelhaften Qualität des Mediums und der mangelhaften Moderation. Das ist ja eigentlich dann nur inhaltsleerer Bullshit, reine Provikation mittels Menschenverachtung. Solche Diskussionen zuzulassen, ist ja Teil der Ausschlußpraxis, sichere Methode um alles Linke hinauszuekeln. Eigentlich braucht es nur einen durchgeknallten Menschenhasser und eine wegschauende Moderation und schon ist jedes Forum nachhaltig um linke Politiken beräumt. Die, die sowas zulassen, wissen aber, was sie tun und wollen das genau so. In einem begrenzten Raum kann man so selbst aus Horst Mahler noch einen Linken machen, weil einfach alles, was linker als er ist, weggebissen wird.
Februar 2nd, 2011 at 15:47
“Die Coaches der Drückerkolonnen sogenannter “Finanzoptimierer” ködern ihre Wasserträger damit, sich selbst materielle Ziele zu setzen. Ein Auto, ein Pferd, eine Jahreskarte für den Puff, was auch immer. Der Antrieb ist unmittelbar zu wecken und sein Ziel plastisch darstellbar.”
“An dem Punkt komme ich nicht recht weiter. Ich habe keine Idee, die auch nur annähernd an die Effizienz der organisierten Gier herankommt.”
Ein Finanzoptimierer verkauft wie die meisten Arbeitenden seine Lebenszeit für Geld. Für das kurze Vergnügen, einen Porsche zu fahren, darf so ein armer Sack jahrelang schuften. Es sollte nicht so schwer sein, so jemanden klar zu machen, dass er dieses zweifelhafte Vergnügen auch auf andere, schonendere Art kriegen kann (zB über Car-Sharing). Und selbst wenn er es nicht kapiert, spätesten wenn er mit Burnout in der Klinik liegt, wird er es begreifen.
Februar 2nd, 2011 at 16:20
lebowski meint:
Februar 2nd, 2011 at 15:47
Hallo Lebowski, bei den heutigen “Finanzoptimierern” geht es leider nicht nur ums Porschefahren(damit allein könnte man ja leben), sondern darum, dass besonders Erfolgreiche von dieser Species sich gleich “sozialdemokratische” oder “christliche” oder “liberale” oder “grüne” Politiker im DUTZEND kaufen können und so auf die verschiedenste Art Einfluss bekommen auf die Gesetzgebung.
“Listenplätze” – AFFEN winken anschließend ALLES nur noch durch…., schleichende Auflösung der Sozialversicherungssysteme….
Und welcher “Finanzoptimierer” finanzierte 1997/98den Landtags- und den Bundeswahlkampf des “Sozialdemokraten” G.Schröder zu welchen Zwecken?
Februar 2nd, 2011 at 16:24
Klara Fall meint:
Februar 2nd, 2011 at 15:44
@ Bakunin
“Das liegt dann aber an der zweifelhaften Qualität des Mediums und der mangelhaften Moderation.”
Klara, Medien und alle darin irgendwie vorkommende Moderation haben einen klaren ideologischen Auftrag:
Den Status Quo zu rechtertigen, zu verteidigen, gegebenenfalls zu beschönigen, jegliche Alternativen darüber hinaus schon im Keime zu ersticken!
Februar 2nd, 2011 at 16:36
@ Bakunin
Das erklärt aber nicht, warum dabei auch noch vermeintlich neutrale und so genannte unabhängige Publizisten und Blogger mitmachen, die glaubhaft angeben, eine Gegenöffentlichkeit aufbauen zu wollen oder zu bedienen und dann doch nur den Status Quo verteidigen. Teile der “Gegenöffentlichkeit” sind ja systemverliebter als die Besitzstandswahrer und Systemverteidiger selbst und die verdienen wenigstens dabei noch. Ich sage ja gerade, dass die Gegenöffentlichkeit ausgerenzt und unsichtbar gemacht wird, Diskurse beeinflußt werden, natürlich von Auftragsmedien, aber auch weit darüber hinaus und das ohne Not. Es findet nirgendwo mehr eine außerparlamentairsche Opposition mehr statt und das liegt nicht daran, dass es allen so verdammt gut geht. Und ich möchte gern wissen, wo die Systemkritiker sind und warum sie so selten und nur zaghaft zu Wort kommen. Kapitalismuskritik findet in den Auftragsmedien nur höchstselten statt, das ist einsichtig, aber auch nur sehr selten darüber hinaus. Und da wäre doch nun echt genug Spielraum. Mir fehlt da einfach was: Medienwirksam Politik von Links.
Februar 2nd, 2011 at 16:58
Klara Fall meint:
Februar 2nd, 2011 at 16:36
@ Bakunin
“Das erklärt aber nicht, warum dabei auch noch vermeintlich neutrale und so genannte unabhängige Publizisten und Blogger mitmachen, die glaubhaft angeben, eine Gegenöffentlichkeit aufbauen zu wollen oder zu bedienen und dann doch nur den Status Quo verteidigen. Teile der “Gegenöffentlichkeit” sind ja systemverliebter als die Besitzstandswahrer und Systemverteidiger selbst…”….
Das ist ein sehr wichtiger Punkt, auf den du zu sprechen kommst.
Wie viele dieser (tatsächlich?) unabhängigen Blogger und “Gegenöffentlichkeit”- Aufbauenden sind da wirklich so… unabhängig?
Diese Frage zu beantworten ist deshalb so schwierig, da zur Zeit ja wirklich JEDER(was im Prinzip auch richtig und gut, demokratisch ist!) im Internet seinen “Senf” verbreiten kann, man aber niemals weiß, WER da wirklich dahinter steckt.
Man weiss zunächst nie, ob da wirklich Suchende, Diskutieren-Wollende, wirklich Unzufriedene sich äußern oder aber gedungene Auftragsschmierer, gedungene Verwirrer, gedungene Esoteriker, gedungene Blogger, um so Proteste, Gefühle, Ansichten systemkonform zu kanalisieren.
Über eines sollte man sich aber immer im Klaren sein: Auch im Internet ist der “Feind”, d.h. die Verteidiger, Nutznießer, Abzocker dieser Ordnung immer präsent, ob nun höchtspersönlich oder durch gedungene Schmierer oder Blog-Betreiber.
Ich rate daher ganz vorsichtig, dem Internet, dieser ganzen virtuellen Welt nicht zu viel “Macht” anzudichten!
Zwei kleine Beispiele: 1, Die NDS
2, Jahnke, Globalisierungs-Info..
Beide verbreiten unermütlich Informationen über Mißstände, “Fehler”, Unzulänglichkeiten, “falsche Politik” in unserer Gesellschaft, über die neoliberale Politik, besonders in Deutschland.
Gleichzeitig BESCHÖNIGEN sie aber pausenlos die Verhältnisse in “Skandinavien” und der Schweiz, alle Fakten störrisch ausblendend, was füe eiskalte kapitalistische Gesellschaften auch diese Länder sind, wie Ausländerinnen-Prostitution, Fremdenfeidlichkeit, Ausländerhass, Rassismus, rassistisch motivierte Morde auch DORT ihr Unwesen treiben! WARUM?
Weil man suggerieren möchte, oder naiverweise einfach glauben MÖCHTE, das man den Kapitalismus durch erfolgreiches “Management” zur Zufriedenheit “ALLER” meistern kann, OHNE sich mit den wirklch Mächtigen, Herrschenden und ihren Bütteln ernsthaft anlegen zu müssen?
A. Müller und h. Flassbeck versuchen pausenlos den Kapitaleignern, den Firmen und Konzernen einzureden, um die Eurozone zu “retten” müsste man den Proleten bzw. Lohnabhängigen ganz dicke Lohnerhöhungen spendieren… – frei nach dem Moto: (Liebe)Unternehmer, Kapitalisten, Konzerne und Banken: Die Eurozone ist in Gefahr,”wankt”, spendiert dicke Löhne und Gehälter an eure Untertanen um den EURO, die Eurozone für uns “Alle” zu retten”!
Ich kann mir das Gelächter ob dieses pseudo- “makroökonomisch-gedachten” kleinbürgerlichen Weltbeglückungs-Gelabers in dem MAßGEBENDEN “Kreisen” dieser Gesellschaft bestens vorstellen!(zügelt ein wenig die Ausbeutung, damit sie anschließend unvermindert und noch profitabler fortgehen kann….)
Nochmals: Sehr gut hinschauen, aufpassen, und vor allem: selbst Denken!
Beste Grüße von Bakunin
Februar 2nd, 2011 at 19:15
@_Flin_ # 70
“Jeder hat in Deutschland die Möglichkeit, es zu fast allem zu bringen, was er möchte.”
Stimmt!
Das gilt nicht einmal nur für Deutschland.
Jeder – nicht – Alle!
Gruß.
Februar 2nd, 2011 at 19:47
Nochmals @_Flin_ # 70
Da wird [...] und kurz darauf eine romantisierte Agrargesellschaft beschworen, in der es keine “überflüssigen” Dinge gibt, mit denen die Masse verführt wird und jeder selbst für seine Ernährung arbeitet.
Was der eine zuwenig Phantasie, hat der andere zuviel, oder ist es umgekehrt, sorry.
Woraus ist bitte zu schließen, daß, wenn jeder für seine absolute Grundversorgung bitte selbst (mit-)tätig wird, das in einer Agrar-Gesellschaft mündet, in der es keine “überflüssigen” Dinge gibt?
Sind wir in dem Moment alle gehirnamputiert, haben wir durch Menschen entwickelte Technologien und Werkzeuge vergessen, ist uns alles Wissen, das es seit Menschengedenken gibt, dann auf einmal abhanden gekommen?
Das halte ich, ehrlich gesagt, für Unsinn.
Wie hoch ist heute bereits die Produktivität?
Wieviel tatsächlicher Arbeitsaufwand ist nötig um für alle eine Grundversorgung sicher zu stellen, wenn an dieser Sicherstellung auch alle, die gesundheitlich dazu in der Lage sind, teilnehmen?
Eben – wären wir in null-komma-nix mit fertig.
Sogar mit zu erbringenden Pflegeleistungen für Menschen, die selbst nicht mehr beitragen können…
Die andere Zeit am Tag, im Monat, im Jahr – was weiß denn ich, wie sich Menschen dann über die ‘Zeitkontingente’ einigen – tut oder läßt jeder (hier sind wirklich alle gemeint), was immer sie wollen oder nicht wollen!
Eine Einschränkung wird es wohl geben (müssen), die da wäre, es können an Ressourcen halt nur die verwendet werden, die vorhanden sind.
Sie dürfen eben nicht zur Einschränkung der Grundversorgung führen.
Ich für meinen Teil würde rein spekulativ sogar meinen, sie dürfen auch dann nicht zu Einschränkungen in der Grundversorgung führen, wenn ‘glaubhaft’ versichert wird, daß damit später, irgendwann mal, die Grundversorgung noch besser werden kann.
Von mir aus flieg zum Mond, bau Dir das Auto, ‘streich die Sonne an’ – nach der Grundversorgung bist Du frei, alle anderen (endlich) auch und ihr könntet zum ersten Mal in der entwickelten Geschichte der Menschheit wirklich frei entscheiden, was ihr jeweils wollt.
Über das Essen müssen, wie ich hier vorher immer die Grundversorgung nannte, gab es nie eine freie Entscheidung und wird es auch (leider) nie eine geben können – wir sind Menschen, keine Häuser – unsere Energie-Tanke geht übers “Futter”.
“Ohne zu erkennen, dass das dann ist wie jetzt, nur schlimmer, weil auch jetzt schon jeder für seine Nahrung arbeitet, nur dann keine Dinge mehr zur Verfügung hätte, die ihm Freude bereiten, aber überflüssig sind.”"
Das ist auch nicht zu erkennen.
Es arbeitet eben nicht jeder für seine Nahrung, schon gar nicht alle.
Die ‘da ganz unten’ sind davon ‘aussortiert’, die ‘da ganz oben’ brauchen nicht, da der ‘Rest der Menschen’ sie miternährt!
Februar 2nd, 2011 at 20:18
@ Bakunin, #86
Sehe ich ganz ähnlich und unterstütze den Aufruf, auch im Internet skeptisch zu bleiben!
Februar 3rd, 2011 at 03:56
Ach! In jedem siebten Ei steckt also ein zukünftiger Langzeitarbeitsloser!
* Die Führungskräfte sehen 14% (jeden siebten) der
Arbeitsplätze von insgesamt 1,26 Mio. Arbeitnehmern
in der Wertschöpfungskette gefährdet.
* Lediglich 29% der Manager glauben, dass die Unternehmen
gut auf die Bewältigung des Konjunktureinbruchs
vorbereitet waren. Das Ende der automobilen
Nachfrage- und Struktur-Krise wird von jedem Dritten
erst 2012 oder später erwartet.
Zusammengefasst lässt sich sagen, das keiner soooo doof ist wie immer angeprangert wird. Die da Oben und auch die Leidenden da Unten wissen in etwa, was Sache ist. Die einen sprechen es nicht aus um “nichts herbei zu reden” (quasi alternativloses Schweigen), die anderen mockieren sich ungehört. Über beide Stimmen legt sich der mediale Soundteppich das Belanglosen.
Februar 3rd, 2011 at 15:02
@Bakunin
“Und welcher “Finanzoptimierer” finanzierte 1997/98den Landtags- und den Bundeswahlkampf des “Sozialdemokraten” G.Schröder zu welchen Zwecken?”
Das war der Maschmeyer. Aber der stellt eben nur die Spitze des Unternehmens dar. Am unteren Ende der Pyramide stehen die wirklichen armen Schweine, die die Lebensversicherungen drücken müssen. Die können sich keine Politiker, Autos und blonde Schauspielersimulantinnen mit dicken Hupen kaufen.
Die stehen am Ende der Nahrungskette und das einzige, was die haben, ist die vage Hoffnung, dass sie in der Nahrungskette aufsteigen.
Die sind linken Argumenten eher zugänglich.
Februar 8th, 2011 at 12:17
Man kommt nur selten an die allokative und organisatorische Effizienz der marktorganisierten Gier heran.
Aber man kann die marktorganisierte Gier steuern, ihre Rahmenbedingungen und auch die Formen, in der sie auftritt. Es ist ein harter Kampf, und anders als es viele Linke glauben, ist es nicht reinweg nur ein reformistischer – aber es lohnt sich.
Außerdem könnte man Freiräume schaffen für eine Ökonomie, die teils oder sogar vollständig von der “marktorganisierten Gier” unabhängig ist. Ich hätte z.B. nur wenig dagegen, wenn es gut gemacht ist, rund eine Million “Bürgergelder” in Gestalt einer z.B. 5-jährigen Förderung zu verteilen, im Gegenzug für wissenschaftliche, soziale oder kulturelle Taten.
Auch könnte man sich Gedanken machen z.B. ganz allgemein über Kooperation – und wie diese in die “marktorganisierte Gier” einzubetten ist. Sogar ein Stadtteilfest kann sich für solche Überlegungen eignen (d.h. Bierstand zwecks Überschusserzielung selbst betreiben, lokale Geschäftsleute/Gastronomen einbinden, und lustige Aktionen organieren zusammen mit den Bürgern, z.B. ein “römisches Fest” anti Westerwelle – von wegen Dekadenz – mit dem Obdachlosenarbeit oder die Eröffnung eines Stadtteilladens finanziert wird.
Alternativen und Wahlmöglichkeiten schaffen, die “marktorganisierte Gier” bändigen und humanisieren.
Es gibt viel zu tun. Imho.
Februar 8th, 2011 at 12:21
Hmm. Vielleicht kein lebenslanges Gratisabo – aber eine ganz gute Antwort habe ich doch gegeben, oder? Außerdem, als weiterer Ansatzpunkt: Menschen streben nicht nur dem Gelde zu. Auch (vernünftig gestaltete bzw. funktionierende) soziale Räume und Gemeinsamkeiten können einen starken Anreiz bilden, dafür, um etwas Sinnvolles zu tun.
Auf den Einwand, dass nicht jeder Mensch damit zu locken ist, gebe ich zurück: Auf die Motivationsmethoden der Drückerkolonnen spricht auch nicht jeder an.
Menschen sind verschieden.
Februar 8th, 2011 at 13:40
Noch ein Ansatzpunkt: Solidarische Formen von Demokratie (d.h. inkl. Minderheitenschutz, Machtbegrenzung, Normenüberprüfungsmöglichkeiten u.ä.) sind in der Lage, marktorganisierte Formen von Gier umzugestalten bzw. zu humanisieren.
(Verbraucherschutz in Gestalt von Transparenzerhöhung und Verbraucherschutzzentralen uvm. könnte man als Formen der Zivilisierung der Gier verstehen – das Verbraucherinteresse wird im “Gierprozess” also gestärkt, auf Mikroebene mitunter ganz ähnlich wirken mitunter schlichte Testberichte, welche Produkte aus Verbrauchersicht bewerten. Um diesen Ansatz zu übernehmen bzw. zu transformieren, könnte man z.B. die Qualität und Ernsthaftigkeit von Bürgerbeteiligung bewerten lassen oder das sogar ethische Nivau von verkäuferisch tätigen Callcentern, die ich eigentlich als plagreiche Vorhöllen des Kapitalismus einstufe)
Noch ein Ansatz: Begutachtungen – z.B. von Arbeitsbedingungen durch Bürgerkomitees.
Noch was anderes:
— schnipp —
The future will be largely characterized by the path we choose to follow today. Exaggerated competition will lead to an Apartheid like system in which the rich compete against the poor, the powerful against the weak and in which one part of the population will live – protected by a police state – in eaver greater comforts, whereas the other part will struggle to survive. Social trust will be very low. A path with more cooperation would not throw away the achievements of the market economy, but it would blend it with mechansims of solidarity, such as insurances against social risks as well as cooperative forms of work organisation, which goals are a high work participation and an inclusion of as many as possible citizens into an active life.
— schnapp —
Quelle: https://answerstothecrisis.wordpress.com/