Im April 2006 erschien bei SpOn ein Artikel mit dem Titel “Steinbrück gegen Mindestlohn“. Heute schreiben sie: “Steinbrück fordert gleichen Mindestlohn für alle“. Der erste Artikel wurde damals unkritisch vom deutschen Qualitätsjournalismus zitiert, so von der RP, der “Welt”, der Berliner Morgenpost, dem Tagesspiegel und anderen.
Tatsächlich hat Steinbrück im Hamburger Abendblatt gesagt:
Ich kann mir einen bundeseinheitlichen gesetzlichen Mindestlohn bei den völlig unterschiedlichen Produktivitätsverhältnissen von einzelnen Branchen und auch bei unterschiedlichen Lebenshaltungskosten etwa in Stralsund und München nur schwer vorstellen. Aber die Tarifpartner könnten da was tun“. Diese Haltung deckt sich weitgehend mit dem Bericht des “Spiegel”, weicht aber insofern ab, als daß Steinbrück keinen “Konfrontationskurs” zu den Genossen fuhr, sondern sich in Sichtweite zür Hintertür positionierte. Er war klar dagegen, ließ aber durchblicken, daß er sich einer Übermacht nicht in den Weg stellt.
Jetzt geht ausgerechnet dieses Knetgummimännchen hin und trommelt für den Mindestlohn. Es ist ja zu begrüßen, daß die SPD sich inzwischen einige Positionen gönnt und diese auch vertritt. Aber es ist nicht eben überzeugend, einen Parteisoldaten vorzuschicken, der auch seine eigene Hinrichtung anpreisen würde wie Sauerbier, bloß, weil er an seinen Parteipöstchen hängt.
Achja, der Qualitätsjournalismus scheint sich übrigens nicht zu erinnern. Die Frage nach dem Grund von Steinbrücks Sinneswandel suche ich jedenfalls vergeblich.