Inspiration… liegt es am Alter? Ich kann mich immerhin noch erinnern, daß ich einmal voller Inspiration war und nichts draus gemacht habe – sei es, daß ich sie nicht filtern konnte, sei es, daß ich zu faul war. Das hat dazu geführt, daß es ziemlich viele Talente gibt, die ich verschlissen habe. Ich kann von allem ein bißchen und nichts wirklich gut. Es gibt Tage, da denke ich, Jimi H. lebt in mir weiter, an anderen Tagen verfluche ich mich, weil ich bis heute nicht anständig Gitarre spiele. Ich bin in diversen Sportarten gut unterwegs gewesen, ohne je auch nur in die Nähe der Hoffnung auf Perfektion gekommen zu sein. Eine zeitlang habe ich nicht schlecht Pool gespielt, inzwischen behandle ich das Queue, als sei es ein Baseballschläger. Ähnliches gilt für die Darts. Eine 180, sonst nichts. Ich habe keine Geduld für dieses Spiel, rege mich auf und treffe dann keinen Möbelwagen mehr.
Ich habe Bücher geschrieben, die mir alle nicht gefallen. Schreiben kann ich. Aber Dramaturgie, Tempo, das Feilen an Charakteren lassen mich immer wieder zweifeln, ob ich mehr bin als ein weinerlicher Dilettant, der sich nicht entscheiden kann, ob er ehrgeizig sein soll oder sich bei einem Bier zuviel als verkanntes Genie feiern, das halt keine Zeit hat für seine große Kunst.
Dann sind da diese Tage, wenn es auch noch grau, kalt und madig ist, an denen ich mich an der ganz großen Horrorkante hochziehe: Wie habe ich nur diesen oder jenen Artikel zustande gebracht, wie kommt man nur auf Ideen? Sicher degeneriere ich zum dauernörgelnden Begleiter eines widerwärtigen Kulturzustandes. Ein frühseniler Grantel, der mangels Eingebung auf Wrackteilen surft und nicht untergeht, weil die See ihn zu unappetitlich findet. Ja, das gefällt mir.