Politische Blogs – wozu?
Posted by flatter under HintergrundKommentare deaktiviert
13. Dez 2007 0:38
Anfangs hatte ich vor, ein Blog im Wortsinne zu führen, in vor allem satirischer Absicht, womöglich, nennen wir es despektierlich “kulturkritisch”. Ein Tagebuch im Netz, in dem ich das Tagesgeschehen kommentiere. Nun ist dieses erstrangig politisch, jedenfalls in meiner Denke. Ganz folgerichtig hat es sich zu einem “politischen” Blog entwickelt – mehr als die Hälfte der Beiträge firmieren unter dieser Rubrik, und der Rest hat auch meist mit Politik zu tun. Nicht zuletzt weil das so ist, stellt sich die Frage, wo der Sinn liegt.
Will man Erfolg im Sinne hoher Besucherzahlen haben, ist die Idee, politische Gedanken in einem Blog zu äußern und sich dabei noch differenziert zu äußern (bei aller persönlichen Färbung), ganz schlecht. Noch interessiert das kaum jemanden in diesem Land. Das liegt keineswegs daran, daß Blogs nicht informativ wären. Ich wage zu behaupten, daß mein Archiv einen besseren Überblick über das politische Geschehen in Deutschland seit Ende 2005 bietet als manche Zeitung. Ich bin der Überzeugung, daß es einfach noch nicht so weit ist, damit mehr Menschen zu erreichen. Immerhin einige tausend echte Leser tun sich das hier jeden Monat an, aber verglichen mit den Großen ist das ein Karnickelschiß.
Was tun? Das Streben nach Bedeutung der besagten Art bietet viele Wege, die gemeinhin bekannt sind: Die Zeit, die man zum Kommentieren anderer Blogs hat, auf die großen konzentrieren, dort möglichst auffallen und immer einen Link hinterlassen. In eigenen Artikeln verlinken, bis der Notarzt kommt, so macht man auf sich aufmerksam, und viele werden sich zu Dank verpflichtet fühlen. Dementsprechend gehört auch nicht auf die Blogroll, was man selbst liest, sondern wo man ankommen will. Das geht immer, aber einem politischen Blog wird es nicht viel Glaubwürdigkeit bescheren.
Was sehr gut geht, ist der Bezug auf Themen, die mit dem Netz selbst zu tun haben. Nichts ist erfolgreicher, nichts interessiert die Gemeinde mehr als der Bezug auf sie selbst. Vor allem auf Webangebote zwonull, die riesigen Zulauf haben, konzentrieren – das bringt Klicks en masse. Wenn man Glück hat, sogar Leser. Mein gefragtester Artikel ist nicht zufällig der über SchülerVZ. Mir ist mehr als recht, daß er häufig gelesen und gar von der FAS/FAZ werlinkt wird, aber mit meinem Blog hat er eigentlich recht wenig zu tun. Mein Blogpreis “Feynsinn Underdog” hat deutlich mehr Kommentare als alle früheren, es geht darin halt um Blogs. Auch nicht wirklich mein Thema.
“Politische” Blogs werden darüberhinaus besonders gut gelesen, wenn sie völlig starr eine Linie verfolgen, ein eingefahrenes Klientel bedienen und dabei möglichst radikal daherkommen. Es gibt Ausnahmen, den “Spiegelfechter” etwa, den ich persönlich für überschätzt halte, der aber trotzdem ein verdammt guter Auftritt ist. Aber selbst der wird noch von rechtsradikalen Schmierfinken an “Polularität” übertroffen. Dort trifft sich ein losgelassener Mob, der in keiner Kneipe derart auftrumpfen würde.
Meine Konsequenz aus all dem? Keine. So ist halt das Netz, und wie in allen Medien sind die meist vorn, die das Medium selbst bedienen, anstatt es sich nutzbar zu machen. Ein politisches Blog ist für mich aber Politik pur, die Gesamtheit der erntzunehmenden Blogs sind die Polis oder der Ort der res publica. Hier findet das statt, was “Politik” jenseits verkrusteter Strukturen ausmacht. Hier kann sich jeder äußern, und zwar auf dem Niveau, das er für angemessen hält.
Dezember 13th, 2007 at 10:56
Für mich spielt die Zahl der Leser keine Rolle. Ich habe schon knapp 500 Besuche täglich verzeichnet, genauso gibt es Tage, da komme ich auf ‘nur’ 40 Leser. Das ist egal.
Ein politisches Weblog zu führen, bedeutet für mich in erster Linie, mir Wut und Enttäuschung über Dinge von der Seele zu schreiben, die ich eigentlih nicht ändern kann.
Ob alle meine Ansichten und Ideen schlecht sind, kann ich nicht beurteilen. Meine Texte sind lediglich Spiegel eines Teils der Gesellschaft.
Die Besucher garantierende Thematisierung des Web 2.0 langweilt mich dagegen. Die ständige Selbstbeweihräucherung einer selbstdefinierten Bolggerelite und die Diskussion über Qualität sind in meinen Augen totaler Quasch.
Ein LOG, ein persönliches Tagebuch, ist in seiner Eigenschaft doch vor allem anderen von persönlichkeit geprägt. Dazu gehört auch, dass man seine (subjektive) Sicht der Dinge darstellt.
Das wird von Journalisten einerseits verurteilt, andererseits sind auch deren Artikel all zu oft von persönlicher Sichtweise geprägt (s. ungeprüft übernommene Meldungen auf Kosten der hochgelobten Qualität).
Ein Weblog ist da einfach ehrlicher und bietet eine alternative Informationsquelle. Der Blogautor beansprucht selten seine Sicht der Dinge als die einzig richtige, ganz im Gegensatz zur Presse. Deshalb: carry on…
Dezember 13th, 2007 at 10:56
Für mich spielt die Zahl der Leser keine Rolle. Ich habe schon knapp 500 Besuche täglich verzeichnet, genauso gibt es Tage, da komme ich auf ‘nur’ 40 Leser. Das ist egal.
Ein politisches Weblog zu führen, bedeutet für mich in erster Linie, mir Wut und Enttäuschung über Dinge von der Seele zu schreiben, die ich eigentlih nicht ändern kann.
Ob alle meine Ansichten und Ideen schlecht sind, kann ich nicht beurteilen. Meine Texte sind lediglich Spiegel eines Teils der Gesellschaft.
Die Besucher garantierende Thematisierung des Web 2.0 langweilt mich dagegen. Die ständige Selbstbeweihräucherung einer selbstdefinierten Bolggerelite und die Diskussion über Qualität sind in meinen Augen totaler Quasch.
Ein LOG, ein persönliches Tagebuch, ist in seiner Eigenschaft doch vor allem anderen von persönlichkeit geprägt. Dazu gehört auch, dass man seine (subjektive) Sicht der Dinge darstellt.
Das wird von Journalisten einerseits verurteilt, andererseits sind auch deren Artikel all zu oft von persönlicher Sichtweise geprägt (s. ungeprüft übernommene Meldungen auf Kosten der hochgelobten Qualität).
Ein Weblog ist da einfach ehrlicher und bietet eine alternative Informationsquelle. Der Blogautor beansprucht selten seine Sicht der Dinge als die einzig richtige, ganz im Gegensatz zur Presse. Deshalb: carry on…
Dezember 13th, 2007 at 17:11
Mhm, ich hatte nie vor, ein politisches blog zu führen – mittlerweile ist ein Mix draus geworden von Kunst, Kultur, Gesellschaft und Politik.
Das läßt sich nicht vermeiden, da die realen Gegebenheiten nun mal ihren Anteil daran haben, wie “geistvoll” eine Kultur sein kann. Und in Zeiten der Massenverdummung, der Desinformation, der dreisten Lügen und des Sozialabbaus bleibt mir keine Wahl. Ich muß Stellung beziehen. Es wäre schön, würden das auch andere tun, die sich jetzt noch auf dieses gefährliche “Politik? Igitt” zurückziehen und sich weigern, sich mit Politik zu beschäftigen.
Ich finde Politik nämlich auch “igitt”, aber sich darum rauszuhalten ist die falsche Entscheidung. Gerade heute!
Dezember 13th, 2007 at 17:11
Mhm, ich hatte nie vor, ein politisches blog zu führen – mittlerweile ist ein Mix draus geworden von Kunst, Kultur, Gesellschaft und Politik.
Das läßt sich nicht vermeiden, da die realen Gegebenheiten nun mal ihren Anteil daran haben, wie “geistvoll” eine Kultur sein kann. Und in Zeiten der Massenverdummung, der Desinformation, der dreisten Lügen und des Sozialabbaus bleibt mir keine Wahl. Ich muß Stellung beziehen. Es wäre schön, würden das auch andere tun, die sich jetzt noch auf dieses gefährliche “Politik? Igitt” zurückziehen und sich weigern, sich mit Politik zu beschäftigen.
Ich finde Politik nämlich auch “igitt”, aber sich darum rauszuhalten ist die falsche Entscheidung. Gerade heute!
Dezember 16th, 2007 at 13:50
alles richtig. alles richtig. entscheidend ist doch aber nicht die klickrate oder die kommentarhäufigkeit. entscheidend ist doch, sich uneingeschränkt öffentlich äußern zu können und zu wissen, dass die chance besteht, dass potentiell jeder, der einen internetzugang hat, lesen könnte, was man sich so denkt.
und bei jedem kommentar, den man bekommt, bei jeder blogroll, die man abgrast, besteht die chance, einen geistesverwandten zu finden.
p.s. ein vollständiger feed ist für mich übrigens ein entscheidendes ausschlußkriterium. ein bißchen geduld habe ich noch übrig :o)
Dezember 16th, 2007 at 13:50
alles richtig. alles richtig. entscheidend ist doch aber nicht die klickrate oder die kommentarhäufigkeit. entscheidend ist doch, sich uneingeschränkt öffentlich äußern zu können und zu wissen, dass die chance besteht, dass potentiell jeder, der einen internetzugang hat, lesen könnte, was man sich so denkt.
und bei jedem kommentar, den man bekommt, bei jeder blogroll, die man abgrast, besteht die chance, einen geistesverwandten zu finden.
p.s. ein vollständiger feed ist für mich übrigens ein entscheidendes ausschlußkriterium. ein bißchen geduld habe ich noch übrig :o)