Die “Welt” macht ihren Lesern weis, es gebe keine Möglichkeit, der Gier der Managerkaste etwas wirksames entegenzusetzen. Tatsächlich finden sich dafür Indizien, etwa amerikanische Gesetze, mit deren Hilfe nicht der erhoffte Effekt erzielt wurde, daß nämlich die “Gehälter” der Topmanager nicht ins uferlose wachsen.
So wird immer argumentiert, wenn die Interessen des Staates und vor allem seiner Bürger denen der Wirtschaft entgegenstehen. Es sind Argumente der Depression: “Wir haben alles schon versucht, doch nichts hat gewirkt. Das Leben ist so grausam.”
Man stelle sich einmal folgendes Szenario vor: Eine in Deutschland gegründete Firma müßte in Deutschland Steuern zahlen, eine in Schweden gegründete Firma in Schweden usf.. Sie dürften jeweils das Land nicht verlassen, ohne daß alle ihre Ressourcen beschlagnahmt würden. Nun würde die Steuerschraube beliebig angezogen, so daß die Firmen mit Mühe und Not über die Runden kämen. Und obwohl die Steuereinnahmen ins Unermessliche steigen, werden die Steuern nicht gesenkt.
Was macht der Unternehmer dann? Er organisiert sich mit anderen Firmen, macht seinen Einfluß geltend und macht dem Staat klar, daß dieser nicht ohne gute Firmen auskommt.
Anders herum geht gar nichts? Irgend woanders sind die Steuern niedrig, also müssen sie auch in Deutschland niedrig sein? Selbst, wenn es nicht einmal in Zeiten der Hochkonjunktur zu einem anständigen Einkommen der Bevölkerung reicht? Man verzichtet auf Vermögens- und Erbschaftssteuern, damit die gütigen “Investoren” nicht woanders sterben gehen? Man verzichtet darauf, unverschämt hohe Gehälter unverschämt zu besteuern und sorgt also dafür, daß der gesellschaftliche Reichtum systematisch nach oben umverteilt wird? Und man kann nichts, gar nichts dagegen tun?
Nein, denn wenn man es nur versucht, so seufzt der depressive Staat, dann gehen noch mehr Arbeitsplätze verloren! Na und? Jeder Aktionär weiß, daß aus weniger Arbeitskräften bei gleicher Produktion mehr Gewinn entsteht. Das ist doch wunderbar! Man muß nur den Gewinn, der eben nicht “Privateigentum” ist, der weit vor der ersten “selbstverdienten” Milliarde aufhört, “Privateigentum” zu sein, halbwegs gerecht verteilen. Dazu sind Steuern da. Als ob sich in Europa keine Arbeitgeber und guten Angestellten mehr fänden, wenn deren Steuern erhöht werden! Als ob Leute, die genug zum Leben haben, nicht mehr arbeiten wollten! Wem dieses Argument aber noch nicht zu lächerlich ist, der höre sich einmal an, wie in diesen Tagen der Passepartout “Arbeitsplätze” auf dem Kriegsschauplatz der Briefzusteller zu Tode geschleift wird: Wenn man die Leute nicht ausbeutet, gehen also Arbeitsplätze verloren? Selbt, wenn irgendwer solche “Arbeitsplätze” wollte, soll mir mal einer erklären, was dann aus den Briefen wird. Werden die nicht mehr geschrieben? Tragen die sich selbst aus? Oder gibt es einen Trick, in derselben Zeit mit dem halben Personal das gleiche Pensum zu schaffen? Einem Personal, das heute schon nur so durch die Straßen hetzt?
Ein gottverdammt armseliges Land ist das, in dem man solchen Schwachsinn glaubt.