Exportschlager Demokratie: Nordafrika
Posted by flatter under Politik[34] Comments
17. Jan 2011 13:58
Während der Talkshowjournalismus sich in Entsetzen über die ‘Blutspur des Kommunismus’ ergeht, fliegen dem freien Westen mit seiner ‘sozialen Marktwirtschaft’ die selbst eingerichteten Diktaturen um die Ohren. Das fing schon 1979 an, als sich Iran vom Schah befreite, und aktuell ist Tunesien an der Reihe. Wie die Bilder sich gleichen: Korrupte Diktatoren und ihre mindestens so korrupten Frauen plündern ihr Land aus und finden nachher in den USA oder einem befreundeten Land zuflucht – mitsamt ihrem Vermögen. Das gelang etwa Farah Pahlavi und Imelda Marcos – die inzwischen auf die Philippinen zurückgekehrt ist -, und jetzt kommt das Traumpaar Ben Ali/Trabelsi hinzu, die in der islamischen Diktatur Saudi Arabien unterkommen, unseren besten Freunden im Nahen Osten.
Nordafrika ist fest in der Hand von Demokratoren, Leuten, die sich eventuell irgendwann haben wählen lassen und irgendwie gar nicht mehr loskommen von ihrer Macht. Inzwischen alle von den USA unterstützt. Im Osten (Ägypten) der Dauerbrenner Mubarak, der demnächst die demokratische Herrschaft an seinen Sohn weiterzugeben gedenkt. Kein Stress mit Israel, nicht zu radikal daherkommen, und man darf in Ruhe ‘diktieren’. Das gilt auch für Freund Saddam zwo, dem Revolutionsführer Gaddafi im angrenzenden Libyen. Seit er den Blutzoll für das Lockerbie-Attentat gezahlt und die USA im dritten Golfkrieg unterstützt hat (ganz im Gegensatz zum zweiten), lässt man ihn in Ruhe.
Die Demokratoren
Im Westen Libyens liegt Tunesien, der aktuelle Krisenherd. Dann kommt Algerien, ein ganz spezieller Fall. Nach Jahrzehnten von Militärherrschaft und Bürgerkrieg waren die ersten freien Wahlen abgehalten, deren Auszählung aber nicht zu Ende geführt wurde, weil mit der FIS eine islamische Gruppierung haushoch gewonnen hätte. Das Militär drängte die FIS in den Untergrund, was zu weiteren Jahren blutigster Anschläge und Gegenreaktionen führte. Inzwischen werden die restlichen Kämpfer der Guerilla wahlweise als “Banditen” oder “Al Qaida” wahrgenommen. Derweil herrscht in Algerien ein Regime, das sich durch traumhafte Wahlergebnisse und neoliberale Reformen hervortut. Die Akzeptanz dieses Regimes im Volk entspricht nicht im mindesten den Wahlergebnissen, die z.T. sogar von der OSZE als Resultat “fairer” Wahlen zu gelten haben.
Im Westen schließt sich Marokko an, eine Monarchie mit teils religiöser Gerichtsbarkeit und einem konservativen Ministerpräsidenten aus einer betuchten Familie. Das System ist recht komplex, und ich kann nicht beurteilen, inwiefern es stabil ist. Allgemein wird berichtet, dass Kritik am König massiv unterdrückt wird, insbesondere solche, die von Korruption spricht. Marokko ist eine Marktwirtschaft und unterhält sehr gute Beziehungen zur EU.
Alles paletti, wenn man Geschäfte machen will. Der Nordrand Afrikas, der Europa nicht zuletzt die Flüchtlinge aus dem Kontinent von Hals halten soll, ist eine typische Landschaft nachkolonialer Pflege durch den Westen. Zu den Standards und Bedingungen für gute Beziehungen mit den USA und ihren Verbündelten gehören weder die Einhaltung der Menschenrechte noch demokratische Wahlen. Ruhe muss sein, Israel darf nicht angegriffen werden und Geschäfte müssen möglichst geschmeidig laufen. Die Mullahs dürfen nicht das Sagen haben. Und schon gar nicht die Kommunisten.
Alles paletti, wenn man Geschäfte machen will
Nach dem Ende des kalten Krieges hat der Westen den Krieg gegen den Islam begonnen, wo zuvor der Kommunismus der Feind war. Natürlich nicht jede Form von islamischer Herrschaft: Ein brutales Unterdrückungsregime wie das in Saudi-Arabien, eine korrupte Oligarchie mit feudalem Auftreten, die sich auf die Scharia stützt, ist hoch willkommen, wenn es etwas zu bieten hat (Öl) und erkennt, dass die Geschäfte mit dem Westen wichtiger sind als ideologische oder politische Ambitionen. Genau darin aber liegt die Schwäche dieser Politik. Wer nach der Stabilität von Staaten fragt, sollte sich wohl oder Übel den Völkern zuwenden, denn was die pseudodemokratischen Taschenspieler verdrängt haben, ist dass “Demokratie” nur stark ist, wenn sie nicht bloß so heißt. Die Menschen müssen wenigstens das Gefühl haben, nicht völlig übergangen zu werden.
Die Politik des Westens hat derweil alles gefördert, was der Stabilität abträglich ist: Korruption, fehlende Identität, Kampf gegen gewachsene Strukturen, Unterstützung von Regimes aus privilegierten Minderheiten. So lange nur der Westen die Möglichkeit hatte, solche Machtpolitik zu betreiben, konnte das gutgehen, spätestens nachdem die Sowjetunion als militärischer Gegner ausfiel. Man konnte sich darauf verlassen, dass das Öl nur gegen Dollars getauscht und nur Fanatiker sich gewaltsam auflehnen würden. Inzwischen ist das anders.
Öl kann man auch an China verkaufen
Niemand glaubt mehr, Amerika bringe Recht und Demokratie. Im Gegenteil werden Korruption und Ungerechtigkeit zunehmend auch von ‘aufgeklärten’ Kräften mit westlichem Einfluss identifiziert. Das Öl kann man inzwischen auch an China verkaufen, genau wie alles andere, was eine Wirtschaft so hergibt. Das Selbstbewusstsein des Islam wächst auch angesichts des Versagens amerikanischer Politik. Im Zweifelsfall wird sich kaum jemand mehr weltlicher geben als ihm zumute ist, im Gegenteil. Kurzum: Der westliche Einfluss schwindet und mit ihm die Marionettenregimes.
Ein deutliches Symptom für das Missverständnis sind die Empfehlungen des inzwischen abberufenen US-Botschafters in Tunis, die einen eklatanten Haltungsfehler offenbaren. Aufgrund der ganz richtigen Einschätzungen der Lage in Tunesien kommt er dennoch immer wieder auf die vermeintliche Notwendigkeit zu sprechen, man müsse vor Ort bessere Möglichkeiten schaffen, die englische Sprache zu erlernen. Welch ein Unfug!
Während Araber, so sie es für opportun halten, längst ihr Scherflein Englisch gelernt haben, spricht kein Mensch im Westen Arabisch. Es wäre sogar ‘verdächtig’, Arabisch zu lernen. Wenn wir aber nicht langsam in unseren Schulen ganz selbstverständlich auch Arabisch anbieten, werden wir nie damit anfangen, diese Welt zu verstehen. Für die Unterdrückung der Völker ist das auch nicht nötig. Wer etwas mit Demokratie am Zettel hat, sollte hingegen schreiben und lesen lernen.
Januar 17th, 2011 at 14:07
ich sehe, wohin ich auch in den nachrichten und berichten blicke, im moment nur die blutspur des kapitalismus.
Januar 17th, 2011 at 14:22
aus dem Buch “Confession of an economic hitman” ist noch zu entnehmen, dass Saudi Arabien den USA mehr noch als “nur” Öl liefert. Das Land dient nämlich als 1A Geldwaschmaschine. Die ganzen schmutzigen Dollars (zb aus CIA Deals) landen bei den Saudis und die stecken das brav in die US-Wirtschaft (weswegen sich Michael Moore einst in einem seiner Filme wunderte, dass große Teile der US-Volkswirtschaft den Saudis gehöre).
Januar 17th, 2011 at 14:30
kleine ergänzung zu marokko: im westlichen teil der sahara passieren seit jahren widerwärtige dinge – natürlich auch unter stiller und schweigsamer duldung des “freien westens”.
Januar 17th, 2011 at 14:40
Nuja, Ghaddafi. Der Mann ist sehr schlau. Damals 69 die Monarchie umgeworfen, als die Kacke so richtig am dampfen war, dann bei der UdSSR gekuschelt und sich – mit Umweg Lockerbie – bei den USA untergestellt. Trotzdem Sanktionen bis 2003. Dem kam der 9.11 wohl eher recht um sich zu positionieren.
Als ich 76 dort in die Schule ging, war Arabisch übrigens erste Fremdsprache für Ausländer wie mich, Englisch gabs erst in der dritten. Einen Unfall hat eine DDR-Ärztin versorgt. edit: gearbeitet hat bei den Libyern übrigens nur der Ägypter. Und Blondschöpfe wie ich wurden teilweise mit Steinen beschmissen. War ne prägende Zeit damals.
Der Bilfinger hat dann lange Jahre wenig Geschäft mit Libyen machen können, es gab dann da dieses Man Made River Project, aber in den 70er Jahren war alle Welt ganz anders drauf als heute. Man sollte das nicht aus den Augen verlieren:
Da kam der Abbau der Steinkohlejobs in Westfalen und man war froh, wenn man wenigstens im Ausland noch einen Job bekam um seine Familie zu ernähren).
Damals waren die Kriegskinder im besten Alter (so Jhrg. 37-41) und hatten gerade als Jungfamilien zu tun.
Januar 17th, 2011 at 15:35
Demokratie?
–> Das Biotop für Demokratoren, Kapitalisten, Neoliberale, westliche Politikeroligarchie und Wahlzombies.
Übrigens, die einen gehen, die anderen “kommen”
Baby Doc in Haiti gerade.
Ach ja, wer erinnert sich, davor, Papa Doc.
Ändert sich eh nix, global betrachtet. Nach der “Eckmayerschen Globaltheorie” (o.s.ä., eines quasi Unbekannten bzw. nicht unbedingt zu Nennenden) bleibt die Menge getrunkenen Alkohols (in etwa) gleich, d.h., trinkt der eine weniger, trinkt der andere dafür mehr. Ähnlich ist’s mit der Demokratie.
Comprende?
Der Leader wird kommen :-))
Januar 17th, 2011 at 16:53
Man kann ja von den sog. Mainstreammedien halten, was man will. Aber manchmal…
Da war doch was letzten Sommer: Fa. Ferrostaal, Araber, Korruptionsvorwürfe:
“Handelsblatt 21.12.10: “Ferrostaal galt als Außenstelle der Deutschland AG, die Maschinen im Ausland verkaufte und bei heiklen Rüstungsprojekten die Abwicklung übernahm.”
Heikle Rüstungsgeschäfte…, sososo
Ferrostaal: Arabischer Investor, MAN, Daimler, ThyssenKrupp ..
Also Internet für Kurzrecheche angeschmissen:
Man sehe auch hier:
Börse ARD, 9.8.10: “Der Autokonzern Daimler wolle ein geplantes Rüstungsgeschäft in Algerien ohne Ferrostaal durchziehen….”
Algerien, sososo
“Ein von Ferrostaal geführtes Konsortium sollte dort ursprünglich eine Produktion für Panzer und Geländewagen….”
Aber Daimler baut doch keine Panzer, oder?
Zeit online, 9.8.10:
“Es klang wie ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht: Als die Manager so namhafter deutscher Konzerne wie Rheinmetall, Daimler, MTU, Deutz oder Ferrostaal im vergangenen August mit Vertretern des Staates Algerien einen Vertrag unterschrieben, träumten sie von Milliardenumsätzen, von neuen Fabriken in der Wüste, Perspektiven im internationalen Rüstungsgeschäft. Drei neue Werke zum Bau leicht gepanzerter Fahrzeuge sollte das Konsortium in die algerische Wüste setzen, dort jährlich gut 10.000 Radpanzer, Jeeps und Unimogs hauptsächlich für die algerische Armee bauen.”
Hehe: 10.000 (!!!) Panzers für die algerische Armee, jährlich, lol
Oh! Deutz, MTU und Rheinmetall auch dabei
Rheinmetall hat doch vor dem WK I Kanonen an den Franzmann, Briten und Deutschen verkauft oder?
Welt online, 11.8.10
Gleicher Tenor
Alsooo:
Ich bin sicher, dass in es Algerien keinen Aufstand geben wird,…, hehe. Oder vielleicht gerade doch? Vielleicht wollten die ‘Kameltreiber’ ja zuviel?
Eine für mich undurchsichtige Lage. Es wundert mich nur, dass da nicht mehr rauskommt, wenn selbst die Medien darüber berichten. Was is denn nu mit der Panzerfabrik?
Eins noch:
Gab es nicht mal sowas wie Rüstungs(-export-)kontrollesuperbehörde? Motto: Nicht allzu offensichtlich in Kriegsgebiete liefern? Naja wird woll auch bereits abgeschafft und / oder privatisiert worden sein.
Januar 17th, 2011 at 16:59
Diese Behörde ist das Wirtschaftsministerium / Brüderle. Der ist ganz stickum, während Gutti und Niebel um die Wette landsern. Er wird wissen, warum.
Januar 17th, 2011 at 17:14
Mit den Sprachen ist das so´ne Sache. Nach Englisch und Russisch jetzt Arabisch und Chinesisch. Jungs, das wird nich einfach!
Januar 17th, 2011 at 17:24
Es geht ja 1) um ein Angebot und 2) um den Umgang mit anderen Kulturen. Hier faseln sie was von “Integration”, und die Tunesier sollen Englisch lernen, damit sie die Amis verstehen, die in ihrem Land rumlaufen. Unfassbar.
Januar 17th, 2011 at 17:51
@flatter: das ist bei den deutschen Türkei-Urlaubern doch auch nicht anders.
Januar 17th, 2011 at 17:54
Die gelten gemeinhin auch nicht als Diplomaten ;-)
Januar 17th, 2011 at 19:38
“Die Akzeptanz dieses Regimes im Volk entspricht nicht im mindesten den Wahlergebnissen, die z.T. sogar von der OECD als Resultat “fairer” Wahlen zu gelten haben.”
Kann hier jmd. gerade ein paar Links zur Verfügung stellen? Nicht, weil ich daran zweifle, bloß aus Interesse.
Januar 17th, 2011 at 20:03
ohh jeee Marrokko ist ein Fall an sich….
Da passiert was letzte Zeit wundersame Sachen in Marokko.
Ich habe Marokko 2000 verlassen. Ich bin nach Deutschland als Student gekommen. In der Zeit 70% der Absolventen hatten einfach keinen Job und kamen jählich tausende dazu. Also hatte gar keine Persvektive. Das war ja die Regel und ist noch für die Leute ohne Ausbildung. Dazu kommt das verführerische Image , dass der Westen von sich gibt. Na Ihr weisst schon party und Titten.
Na ja die Realität sieht anders aus.
Ich komme aber zum Thema.
Ich letzten Sommer wieder da. Alter Schwede. Das Hafen und Flughafen verfielfacht. Neue Autobahn. Die junge Generation haben jobs und die Banken geben leicht dicke kredite ( bis 100000 Euro für ein Gahalt um 800Euro, vieles Moderniert. Apropos beometrisches Pass, Ausweis und Führerschein eingeführt und noch vieles…
the Machine lässt grüssen. Wer steckt wohl dahinter???!!!!
Das sieht gut auf dem ersten Blick. Aber der Hacken ist nicht zu übersehen. Das sind schulden und Kredite und Ausbeuteverträge. Ob die Maroks mitmachen und die Parole Arbeit macht frei bedienen werden. Das bezweifle ich. Das Geld wird unter den Kumpel geteilt und Wenn es so weit ist, ist man Gast bei Freunden.
Erstaunlicherweise, die Nuten fahren dicken Wagen und haben Fete Kontos. youuhaaa maroko wird demokratisiert und modernisiert.
Was passiert in Tunisien ist sehr vorstellbat in Marrokko, denn da der König ist nur Köing sondern staatchef und Militäroberhaupt. Also er vereint Teflon und Vom ZU dem nächsten Loch. Oben drauf kommt der Artikel 35 von der Verfassung. Nur der könig bestimmt den Ausnahmenzustand und der kann es entscheiden, wann er will. Das Volk hat kein Chance. nur ein Militärputsch kann helfen. Zwei sind fehlgeschlagen….
Ich habe das Gefühl, dass die Amerikaner und Europa (Bürger) und somit der Rets der Welt sitzen fest in einem System, dass sich schon vor dem ersten Krieg anfängt zu entwicklen. Illumatie, Zionisten, neolichter..wie auch immer weiss ich net genau. Fakt sieht so aus als ob es nicht aufhören wird bis die Französische Revolution sich wiederholt. Nun das Problem dabei ist das, die Massen sind schon zum grössen teil manipuliert und unter Kontrolle sind, dass es auch , wenn es zum krachen kommt, wird die ganze Wucht umgeleitet in die falsche Richtung.
Januar 17th, 2011 at 20:05
Was passiet in Tunisien ist unvortellbar ( korrektur)
Januar 17th, 2011 at 21:43
[...] Demokratie: Nordafrika Nordafrika ist fest in der Hand von Demokratoren, Leuten, die sich eventuell irgendwann haben [...]
Januar 17th, 2011 at 21:44
@Levi(12) Ich meinte OSZE; nicht OECD. Die Bookamrks hab ich leider nach der Ferstigstellung gelöscht, du findest aber u.a. bei Wikipedia einige gute Artikel dazu.
Januar 18th, 2011 at 00:28
Wenn ich so lese, daß die Tunesier weitgehend gut gebildet sind und deswegen rebellieren und gar ihre Regierung zum Teufel nach Saudi Arabien jagen, frage ich mich schon was unsere Kanzleuse daraus schließen wird?
Früher hieß es ja mal bei uns in Deutschland: “Mehr Bildung führt nur zu mehr Bildung von kriminellen Vereinigungen”. Angelas Schwester im Trunk, Von der Leyen, wird das genau verfolgen und demnächst ein Analphabetierungsprogramm auflegen, weil wer viel weiß, regt sich auch viel auf. Obwohl doch hier eigentlich Friedhofsruhe herrscht. Gibt es eigentlich auch eine Pisa-Studie für Deutsche ab 40?
Januar 18th, 2011 at 06:58
[...] Irgendwie kann ich nicht so recht glauben, dass jetzt alles Friede-Freude-Eierkuchen wird in Tunesien. Hierzulande hört man ja nur noch Nachrichten, die klingen, als würde dort jetzt das Paradies installiert. Den Nicht-fefe-Lesern unter euch dürfte allerdings die Nachricht entgangen sein, dass Ben Alis Ehefrau auf ihrer Flucht 1,5 Tonnen Gold mitgehen ließ. Ganz interessant auch feynsinns Artikel "Exportschlager Demokratie: Nordafrika" [...]
Januar 18th, 2011 at 11:12
***Die Menschen müssen wenigstens das Gefühl haben, nicht völlig übergangen zu werden.***
Das lässt sich zu 100% für “unsere” westlichen Demokraturen übenehmen.
Januar 18th, 2011 at 16:04
“…fliegen dem freien Westen mit seiner ‘sozialen Marktwirtschaft’ die selbst eingerichteten Diktaturen um die Ohren.”
War das eine kleine Hommage an Rainer Brüderle?
Wie meinte der am Sonntag bei “Anne Will”: wir haben in D keinen Kapitalismus sondern die soziale Marktwirtschaft.
Januar 18th, 2011 at 16:42
@carlo
Wenn Merkel und vdL von Bildung reden, dann meinen sie ja wohl nicht, dass Sie Sartre oder Marx lesen sollen; die meinen, dass Sie noch 1 oder 2 Programmiersprachen lernen sollen, damit sie von irgendeiner Industrie als Nützling ausgebeutet werden können. Fachidioten sind gefragt nicht Bürger mit Bildung. Und erst wenn der Fachidiot merkt, dass seine ganzen soft- und hard-skills nicht gebraucht werden und er trotz Uni-Abschluss in Hartz-IV landet, wird der eine oder andere mit dem Denken anfangen.
Januar 18th, 2011 at 17:15
Fragt sich nur, was kommt, wenn diese Art der Altherren-Diktaturen der marktwirtschaftlichen EU um die Ohren geflogen sein werden. ich tippe auf Demokratie. Und dann? Dann kann sich keiner mehr beschweren…
Januar 18th, 2011 at 17:46
[...] gibt es auch noch Blogs, die frohen Mutes sind, daß in Tunesien und anderswo in Nordafrika „dem freien Westen mit seiner ‘sozialen Marktwirtschaft’ die selbst eingerichteten Diktatu… fliegen. Das wäre zu schön, um wahr zu sein. Dieser Artikel wurde veröffentlicht in Produktion [...]
Januar 18th, 2011 at 22:08
Demokratoren in Nordafrika, Quasi-Demokratoren in Westeuropa, ich sehe da kaum einen Unterschied. OK, in Stuttgart hat nur einer sein Augenlicht anscheinend teilweise eingebüßt, in Tunesien etliche ihr Leben, aber prinzipiell besteht kein Unterschied. Nur in Deutschland macht sich nicht der Ehemann der Kanzlerin eines Tages mit 1,5 Tonnen Gold auf die Socken, es sind u.a. Ackermänner, Zumwinkels und Middlehofs, die sich absetzen.
Ein Führer wir kommen …
Januar 19th, 2011 at 13:38
[...] Exportschlager Demokratie: Nordafrika Während der Talkshowjournalismus sich in Entsetzen über die ‘Blutspur des Kommunismus’ ergeht, fliegen dem freien Westen mit seiner ‘sozialen Marktwirtschaft’ die selbst eingerichteten Diktaturen um die Ohren. Das fing schon 1979 an, als sich Iran vom Schah befreite, und aktuell ist Tunesien an der Reihe. Wie die Bilder sich gleichen: Korrupte Diktatoren und ihre mindestens so korrupten Frauen plündern ihr Land aus und finden nachher in den USA oder einem befreundeten Land zuflucht – mitsamt ihrem Vermögen. Das gelang etwa Farah Pahlavi und Imelda Marcos – die inzwischen auf die Philippinen zurückgekehrt ist -, und jetzt kommt das Traumpaar Ben Ali/Trabelsi hinzu, die in der islamischen Diktatur Saudi Arabien unterkommen, unseren besten Freunden im Nahen Osten. Quelle: Feynsinn [...]
Januar 20th, 2011 at 11:38
Gute Schreibe flatter, dennoch hätte ich eine kleine Objektion: Ich bin Perser (Iraner) und wenn ich dein Eintrag richtig verstanden hab geht es da primär um Nordafrikanische oder arabische Belange, da ist das Bild des iranischen Shahs und seine Frau deplaziert. Die Perser sind alles nur keine Araber und Nordafrikaner sind wir ja bekanntlich auch nicht. Die Araber mögen die Iraner nicht so besonders weil sie uns “Ajam” nennen. Dieses Wort ist fast für uns allein reserviert. Wir sind die “anderen”, die “fremden” in der Region. Mit die einzigen nichtsemiten sondern Indogermanen in mittleren Osten.
Also wenn du die Absicht verfolgt hattest, die Lage des mittleren Ostens zu beschreiben, dann gehören wir ganz klar dazu, aber wenn dein Anliegen speziell die Problematik der arabischen Welt, Araber, Tunesien, Algerien..oder generell Nordafrikaner sind, dann gehört der iranische Schah ganz klar nicht da mit dazu.
Gruss
Januar 20th, 2011 at 13:40
@Chinaski: Ein guter Hinweis, wenn auch im Iran Arabisch gesprochen wird. Ich erwähne ja auch Imelda Marcos, die ganz sicher keine Araberin ist ;-) – in dieser Zusammenstallung geht es um die geförderten Dikaturen, nicht (nur) um die in Nordafrika.
Januar 20th, 2011 at 17:26
Im Iran wird persisch gesprochen und kein arabisch. Das Land hat eine kleine arabische Minderheit von 2 bis 3% die im Südwesten leben. Die sprechen arabisch. Der rest spricht persisch und persisch ist eine indogermanische Sprache die von altariern in der Gegend gesprochen wurde. Wir haben über die Jahrhunderte arabische Wörter übernommen die mit der gewaltsammen besetzung der islamischen Armee und die Zwangsislamisierung Irans vor 1500 Jahren zusammenhängt, aber die Sprache ist dennoch Persisch. Kein Araber versteht persisch und umgekehrt genauso. Es ist genauso wenn man Deutsch eine romanisch- latinische Sprache nennen würde nur weil mittlerweile viele latinischen Ausdrücke und Wörter in die Deutsche Sprache integriert wurden.
Das aber nur am Rande. Wenn nicht spezifisch Nordafrika oder die arabische Welt gemeint waren, dann ist natürlich alles beantwortet.
Danke
Januar 20th, 2011 at 22:47
“…was die pseudodemokratischen Taschenspieler verdrängt haben, ist dass “Demokratie” nur stark ist, wenn sie nicht bloß so heißt. Die Menschen müssen wenigstens das Gefühl haben, nicht völlig übergangen zu werden.”
Netter Textbaustein für künftige Inlandbeobachtungen…
Januar 21st, 2011 at 09:55
Ich kann Chinaski gut folgen bei seinen Ausführungen. Ich stutze nur hierbei:
“…und die Zwangsislamisierung Irans vor 1500 Jahren zusammenhängt,…”
Meiner Meinung nach ist der Islam noch keine 1400 Jahre alt oder übersehe ich was? Sorry für die Haarspalterei.
Januar 21st, 2011 at 11:48
Persien iast aber noch viel älter, heißt nur nicht mehr so. “Zwangsislamisierung” ist durchaus noch einen Gedanken wert. WIe kommt die “Religion” ins Volk? Selten durch Erleuchtung. Wäre vielleicht an der Zeit, Max Weber zu aktualisieren.
Januar 21st, 2011 at 16:56
@Produktivkraft, nein es ist schon richtig, die Zwangsislamisierung ging nicht genau vor 1500 Jahren vor sich aber wir unter uns sagen halt immer vor 1500 Jahren weil es eine runde Zahl ist und wir in Gesprächen jetzt nicht unbedingt 1398 oder 1435 Jahren sagen wollen. Ein bisschen Haarspalterei war es schon aber es ist völlig in Ordnung.
@flatter,
Ja wie kommt die Religion ins Volk. Die Sachsen als eines der letzten germanischen Stämme wurden von den Franken geführt von Karl, auf blutigste art und weise zwangschristianisiert. Das sächsische Volk wollte bis zum Schluss das Heidentum nicht aufgeben und wurde wirklich auf grausame Art und Weise doch in die Knie gezwungen. Die Iraner als ein arisches Volk beteten Zarathustra an. Die Sassaniden im Iran waren eine mächtige Dynastie die sich allerdings durch Jahrhunderte Herrschaftskämpfe gegen das römische Reich selbst geschwächt hatte. Die moslemischen Araber haben die schwächephase des persischen Reiches ausgenutzt und sie in die Knie gezwungen und haben begonnen unter der Bevölkerung Blut zu vergiessen und den Islam mit Schwert zu verbreiten. Sie kamen aus der Wüste und hatten nun die fruchtbaren Täler Persiens erreicht also fingen sie an die Perser zu enteignen und arabische Siedler dorthin zu bringen um das “persische auszurotten”. Das Land genetisch zu semitisieren gelang Ihnen bei weitem nicht so gut aber den Islam konnten sie den Menschen aufzwingen weil die Menschen irgendwann Ruhe haben wollten und die Schikanen nicht mitmachen wollten.
Die abrahamitischen Religionen sind allesamt mit Blut behaftet und sind mit Schwert ausgebreitet worden. Nur die jüdische Religion moses’ ist in der Hinsicht etwas harmloser weil sie zumindest nicht auf Missionierung und Ausbreitung ihrer Religion aus waren bzw. sind.
Danke
Januar 22nd, 2011 at 00:16
“Genetisch zu semitisieren” im Kontext Arier/Semiten ist für mich nicht akzeptabel. der ganze Genetik-Schwachsinn – ob von Globke, Sarrazin oder sonstwem – gehört in die Tonne. Ich kannte mal einen Iraner, der hielt sich ernsthaft als Arier für rassisch überlegen und nannte sich freimütig selbst einen “Rassisten”. Das braucht kein Mensch. Ich finde das auch angesichts deiner sonst sehr gut informierten Argumentationen äußerst überflüssig.
Januar 22nd, 2011 at 09:54
Dieser Iraner den du kennst ist einfach nur ein Idiot. Idioten gibt es überall. Der ganze genetik Schwachsinn ist sehr wohl für die Tonne gedacht aber die Araber haben ja nach eigenen Aussagen bewusst versucht das arische -was wir ja einfach nunmal sind, ob gut oder schlecht sei dahin gestellt- zu vernichten. Das ist für mich ebenfalls nicht akzeptabel. Wenn du angegriffen wirst und dein Gegner gezielt versucht deine Herkunft, deine Kultur..alles wofür diese Gemeinschaft für über 5000 Jahre gestanden hat zu vernichten, und zwar mit Schwert und per Vergewaltigung, dann ist das ebenfalls nichts schönes und für mich absolut Inakzeptabel. Die Araber wollten -ganz recht- die Iraner nach eigenen Angaben semitisieren. Deshalb hab ich das Kind auch beim Namen genannt. Der Iraner den du kennst ist einfach nur ein rassistischer Idiot der versucht aus Dinge wofür er nichts kann (Die Rasse!)auf irgendeine billige Art und Weise Profit zu schlagen und sich zu profilieren. Hat vielleicht sogar Komplexe die er abzubauen versucht. Ich baue fest darauf dass du den Unterschied zwischen Ihm und mir erkennst.