Ein T-Shirt mit dieser Aufschrift sollte jedem Lehrer zum Staatsexamen geschenkt werden. Keinen Satz höre ich in meinen häufigen Kontakten zu diesem Berufsstand so oft wie diesen. Berufsbedingt bin ich in der Sitaution, mit Lehrern kommunizieren zu müssen, wenn es Schwierigkeiten mit einem Schüler gibt. Manchmal ist es möglich, Absprachen zu treffen, die umgesetzt werden und für die nötige Ruhe sorgen. Aber wehe, wenn nicht!
Dann springt in Windeseile das ganze System in den Schützengraben und ballert aus allen Rohren. Klassenlehrer, Schulleiter, Schulräte, bis hoch zur Bezirksregierung schallt es unisono: An uns liegt es nicht, repariert den Schüler! Die Eltern, deren Meinung selten erfragt wird, werden dann gern zitiert, und zwar “die anderen”, die “sich beschweren”. Schuld ist immer der Schüler, der auffällt. Auf der Angebotsseite sieht es mithin äußerst mager aus. Der Schüler hat ein lösbares Problem, das sich in der Schule bemerkbar macht, auf das die Schule auch durchaus einen Einfluß hat. Darauf eingehen? Um Gottes Willen, ich habe 30 Schüler, das kann ich das nicht leisten. Den Spruch kenne ich im übrigen auch schon in der Variante mit “12 Schülern”, auf deren Probleme man nicht individuell eingehen könne. Aktuell habe ich einen Fall, der zeigt, wie schön es ist, zu viele Schüler zu haben: In einer Grundschulklasse mit 34 Schülern gibt es Zoff. Ich versuche u.a. zu erwirken, daß die Klasse geteilt werden kann, bemühe mich um mehr Personal für die Schule. Das trifft auf große Begeisterung: Mit Händen und Füßen wehren sich Schule und Behörden dagegen. Alles ist gut, wenn nur der störende Schüler erstmal weg ist. Selbstverständlich zu seinem Besten. Es gibt ja Sonderschulen. Daß die es oft auch “nicht leisten” können und Schüler, die durchaus Potential haben, ganz aus dem System kicken, ist der traurige Zustand ganz unten im deutschen Schuldesaster.
Da nimmt es nicht wunder, wenn jemand, der erklärt, daß es keinen Grund zum Jubel gibt angesichts neuer PISA-Statistiken, von der Meute gehetzt wird. Ist doch alles in Ordnung in Deutschland! Wenn Deutschland als Wirtschaftsmacht auf einen geschönten 13. Platz käme, hinter Estland, Liechtenstein und Südkorea, wäre der Jubel sicher nicht so groß. Aber “Wirtschaft” ist ja ein Wert. Der himmelschreinde Skandal, daß Kinder einkommensschwacher Eltern hier keine Chance haben, ist da noch gar nicht berücksichtigt. Dahinter steckt aber nicht nur soziale Selektion, sondern ein weiteres Armutszeugnis: Kinder lernen zunehmend nicht mehr in der Schule, sondern zu Hause. Der einzelne Lehrer muß sich nicht dafür schämen, daß die Zustände sind, wie sie sind. Aber jeder, der damit auch noch zufrieden ist, gehört öffentlich ausgepeitscht.
Und gleich ein Wort an diejenigen, die wieder hier und da “ganz tolle Arbeit” vorfinden: Setzt euch zwei Wochen in ein Kollegium und versucht dort, für Neuerungen und Verbesserungen zu sorgen. Wenn ihr damit nicht beim Psychiater landet, seid ihr reif für die Front.