Schon ein Blick in die große Suchmaschine zeigt, daß nicht nur ungleich öfter von “Linksruck” die Rede ist als von “Rechtsruck”. Noch erstaunlicher ist, daß es den “Rechtsruck” nur im Ausland zu geben scheint, während der Linksruck sich hier sehr heimisch fühlt. Nach der SPD wurden die Grünen rund um ihren Parteitag von innen und außen eindringlich vor einem “Linksruck” gewarnt, und beiden Parteien wurde im Nachhinein ein solcher attestiert.
Nach der Agenda 2010, die Rot-Grün in die Welt gesetzt hat, mußte man sich schon fragen, wie neoliberal die ehemals linken Parteien wohl noch werden können, und nach Schily fragte man sich, wie reaktionär sozialdemokratische Innenpolitik wohl noch werde. Die eher zaghaften Kurskorrekturen dieses Jahres sind demnach ein kleiner Schritt der Rückkehr zur Normalität. Wenn man sich die Entwicklung der Grünen seit den 80ern anschaut, wäre eine Alternative zu solchen Kurskorrekturen auch der Durchmarsch in die rechtsliberale Ecke. Da stehen aber nicht nur schon andere, eine solche Politik wäre auch nicht mehr als “grün” zu verkaufen. Wenn Oswald Metzger, ein eifernder neoliberaler Misanthrop, die Grünen also vor einem “Linksruck” warnt, ist das sein schales Bier. Er ist halt so: Eindimensional, egozentrisch und immer zur falschen Zeit am falschen Ort. Wenn aber die versammelte Journaille solchem Unsinn plappert, muß man sich wundern. Spiegel, FAZ, WAZ, Focus, Welt, WDR, Tagesschau, um nur einige zu nennen, schließen sich der großen Sorge an. Oswald Metzger wird hofiert, als sei er ein Grüner, nein, als sei er deren neu gewählter Vorsitzender.
Nach dem staatstragenden Theaterstück “Schröder-Schily-Fischer” scheint die Gesellschaft der Hofschreiber zu glauben, man hätte jetzt einen verbrieften Anspruch auf konservativ-liberale Politik in allen Lagern. Nur der Linkspartei billigt man zu, “links” zu sein, denn es steht ja drauf. Diese “Linken” werden allerdings zu Unpersonen erklärt, ihre Führungsfigur auf billgste Weise immer wieder zum Rotfaschisten gestempelt. Oskar ist das inkanrnierte Böse, und zwar nicht, weil er die SPD verlassen hat, sondern vor allem, weil er der Letzte war, der eine eigentlich linke Mehrheit in die Regierung geführt hat. Und damit sind wir bei des Pudels Kern: Es gibt nach wie vor eine linke Mehrheit, wenn die SPD denn noch links sein möchte und die Grünen es bleiben. Es gibt sie heute, und es wird sie auf absehbare Zeit geben. Deshalb muß man das Linke dort ausrotten, wo es lebt. Nützliche Idioten wie Oswald Metzger kommen da nur zu gelegen.
Den Linken aller Fraktionen einen Linksruck vorzuwerfen, ist so durchschaubar und banal, daß bei der Nennung dieser überflüssigen Vokabel jedesmal eine Glocke klingen müßte. Allein die Staatsträger in den Fraktionen lassen sich davon einschüchtern, anstatt sich daran zu erinnern, daß Politik auch etwas mit Überzeugung zu tun hat.