bahn
Der Streik der GdL und die Reaktion der BahnAG nehmen Züge an, die keiner mehr bestreiken muß, um die Vernunft lahmzulegen. Ich habe mich lange nicht zur GdL geäußert, auch, weil ich es unterstützenswert finde, daß sich eine Gewerkschaft endlich nicht mehr mit Almosen abspeisen läßt. Was sich aber immer deutlicher zeigt, ist das unsolidarische, unprofessionelle und kontraproduktive Gestümper einer Riege planloser Angeber.
GdL-Lautsprecher Schell, von dem ich bis heute nichts als Plattitüden gehört habe, spielt der Bahn vortrefflich in die Karten. Wenn Mehdorn jetzt die Einrichtung einer “Lokführer-Servicegesellschaft” ankündigt, ist damit das Ende der GdL schon beinahe besiegelt. Es muß ein irrsinniges Gefühl sein, mit einer kleinen Gruppe mittlerer Angestellter die Republik auf den Kopf zu stellen. Mit solchen Aktionen kann man einiges bewegen, aber einiges war den Lokführern nicht genug. Sie haben alles falsch gemacht: Keine Absprache mit der Transnet und der GDBA, kein Konzept für Gespräche mit Mehdorn, keine realistischen Forderungen und schließlich die völlige Fehleinschätzung des Kräfteverhältnisses. Hat Schell denn nicht eine Minute darüber nachgedacht, warum andere, echte Gewerkschafter so auf den Flächentarif pochen? Hat er geglaubt, es wäre wirklich eine Alternative, eigene Verträge für einzelne Berufsgruppen mit solchen Mitteln zu erstreiten? Hat er geglaubt, die Lokführer könnten die Bahn AG ganz allein umkrempeln?
Das “naiv” zu nennen, ist die freundliche Variante.
Wenn jetzt die Transnet an der GdL vorbei streikt, können wir passend zur Jahreszeit die Narrenkappen aufsetzen. Jeder gegen jeden, und alle gegen die Kunden.
Das ist vor allem ein Verdienst des kongenialen Bahnchefs Mehdorn, der von Anfang an kein Interesse gezeigt hat, sich mit der GdL zu einigen. Daß auch ein Arbeitgeber nichts davon hat, wenn er die Gewerkschaften entzweit, muß er experimentell lernen. Ein klügerer Mann an seiner Stelle hätte das vorher gewußt und Schlimmeres verhindert. Aber scheinbar ist die Verachtung gegen Arbeitnehmer Bedingung für die Mitgliedschaft im Vorstand. Sollte Mehdorn kein heimlicher Gegner des Börsengangs sein, ist er die denkbar peinlichste Witzfigur, die man in ein solches Rennen schicken kann.
Der einzige Ausgang aus dem selbstverschuldeten Desaster bei der Bahn wäre ein Rücktritt der Protagonisten. Geht nach Hause und überlaßt den Job Leuten, die es können!