zuckerbWen das “Time Magazine” für den Mann des Jahres hält, kann einem eigentlich am Arsch der Woche vorbei gehen. In diesem Jahr stehen sich aber zwei Gestalten gegenüber, deren Bedeutung unterschiedlicher kaum sein könnte. Die Protagonisten selbst, Zuckerberg und Assange, sind sich in einigem gar nicht so furchtbar unähnlich, während der eine aber meist als autistischer Nerd beschrieben wird, hat der andere es eher mit der publikumsträchtigen Variante des Narzissmus.
 

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Die beiden stehen für diametral entgegengesetzte Konzepte von Transparenz, der eine für den gläsernen Menschen im Netz, der andere für die gläserne Macht dank Netz. Der eine ist ein gewissenloser Kapitalist unter der Maske eines naiven Wohltäters, der andere ein manischer Manager des Geheimnisverrats. Der eine also gut – im Sinne der neuen Weltordnung ihrer alten Herren – und der andere böse.

Facebook trampelt auf der Intimsphäre seiner Nutzer herum wie das SEK bei der morgendlichen Hausdurchsuchung. Die User dort sind Kunden und Produkt gleichzeitig, alles, was sie von sich geben, muss raus. Alles ist käuflich und wird verkauft. Wer da nach Rechten und Datenschutz schreit, ist ein Miesmacher, Gutmensch und Feind des freien Marktes. Die Gegner Zuckerbergs sind auch gegen Amerika.

assangeGenauso wie die Freunde und Förderer von Wikileaks. Amerika wurde mehr als einmal verraten, erst im Krieg und dann auch noch im Frieden. Der Staat und seine Vertreter, die Abgesandten der Finanziers ihrer Wahlkämpfe, die Hinterzimmerdiplomatie der unilateralen Weltmacht, durchleuchtet und der Öffentlichkeit preisgegeben. Solche Transparenz verabscheut das freie Amerika, dessen Freiheit seit Bestehen ganz vorne an die ist, Kriege zu führen und Ränke zu schmieden. Ein Mann wie Julian Assange, eine Organisation wie Wikileaks, das darf keinesfalls in einen positiven Zusammenhang gesetzt werden. Assange ist schlimmer als Bin Laden. Assange ist gefährlich.

Bildquelle: Wikimedia Commons / New Media Days

Dass sein Gegenpol Zuckerberg stattdessen gehypt wird, weist darauf hin, dass die Revolution im Netz und durch das Netz ausbleibt. Zuckerberg steht für die alten Mächte, die Verachtung der Bürger durch die Eliten und die Ökonomisierung aller Lebensbereiche. Ein Bub, den man einfach lieb haben muss.
Das Nähere regelt die nähere Zukunft. Denn ob die Machthaber und ihre journalistischen Zuarbeiter das mögen oder nicht, Informationen lassen sich nicht mehr ohne weiteres unterdrücken. Egal, ob sie Assange hängen und Zuckerberg zum Präsidenten wählen – etwas hat sich geändert. Etwas, das man nicht einfach kaufen, benutzen und wegwerfen kann.