windstrom
Daß sowas von sowas kommt: Die Energiekonzerne drehen an der Preisschraube. Warum? Weil sie’s können. Warum können sie’s? Eine wirklich interessante Frage. Das Elend beginnt mit der sogenannten “Privatisierung” von Ressourcen, dem Verkauf öffentlichen Eigentums an private “Investoren”. Warum wird so etwas getan? Am Anfang ist es immer ein maroder Haushalt, der den Kämmerer dazu verführt, ein Unternehmen zu verkaufen. Das bringt sofort Geld. Um nun nicht zugeben zu müssen, daß solche “Pivatisierungen” nichts anderes sind als eine verdeckte Kreditaufnahme, wird gelogen, daß sich die Balken biegen: Es wird behauptet, die zu verkaufenden Betriebe produzierten nur Schulden, und man müsse “der Wirtschaft” dankbar sein, daß sie sich zur Übernahme erbarmt. In Fällen besonders korrupter Seilschaften wird noch Geld hinterher geworfen, damit noch mehr verdient wird.
In Einzelfällen ist es gar nicht ausgeschlossen, daß Betriebe der öffentlichen Hand defizitär sind. Wenn dem aber so ist, ist dazu festzustellen: Entweder ist das Managment schlecht und gehört ausgewechselt, oder es läßt sich nicht vermeiden, daß man zumindest kurzfristig draufzahlt. Das wissen ganz selbstverständlich diejenigen am besten, die am lautesten das Gegenteil behaupten: Konzerne und ihre politischen Handlanger. Niemand kauft etwas, um damit Verluste zu machen. Im Gegenteil machen gerade die Energiekonzerne seit Jahren fette Gewinne. Sie machen diese Gewinne unter anderem mit reichlich Staatseigentum, das sie sich über die Jahre hinweg günstig eingekauft haben. Warum verzichtet der Staat auf diese Gewinne? Wie können Entscheidungen rechtfertigt werden, die diejenigen auf ewig belasten, deren Eigentum verhökert wird: die Steuerzahler? Für eine kurzfristige Aufbesserung des Haushalts werden den Bürgern unkontrollierte dauerhafte Kosten aufgebürdet.
Nun ist es auf dem Energiesektor zum Schlimmsten gekommen: Den Konzernen gehören die Leitungen und die Kraftwerke, einige wenige diktieren die Preise für die Allermeisten. Der Staat hat sich entschlossen, das nicht mehr kontrollieren zu dürfen, und die Verbraucher zahlen die Zeche. Die EU hat längst bemerkt, daß hier Räuberbanden am Werk sind und versuchte, gegenzulenken. Vor allem am deutschen Wirtschaftsminister ist das gescheitert. Ist das bei Michel Glos noch Ahnungslosigkeit, gepaart mit der bekannten Inkompetenz, oder riecht das schon nach Korruption?
Das Argument, mit der das Trauerspiel von Privatisierung und entstaatlichter Wirtschaft verkauft wird und mit der von Hartz IV bis zu Geschenken an Großkonzerne jeder Unfug legitimiert wird, ist das der “Globalisierung”. Eine Lachnummer, wie im Fall der Energieversorger sehr unschön deutlich wird: Einerseits wird “dereguliert” auf Teufel komm raus, wird nicht mehr zwischen sinnloser Bürokratie und notwendiger Kontrolle unterschieden. Resultat sind Monopole, die den Leuten das verkaufen, was ihnen eigentlich längst gehört. Was das mit “Globalisierung” zu tun hat, muß mir mal einer erklären. Kann man die Leitungen, die den Strom in mein Haus führen, auch nach China verlegen? Andererseits, wenn es wirklich global oder zumindest international wird, schreien die hiesigen Monopolisten zeter und mordio: Das böse Gazprom soll nicht den europäischen Energiemarkt beherrschen! Da sind sich Provinzpolitik und Nationalmonopol einig: Globalisierung muß da aufhören, wo andere die Gewinne abschöpfen könnten, die hier bereits als aufgeteilt gelten. Der Clou: Gazprom ist ein Staatskonzern. Zwar durchsetzt von zwielichtigen Besserverdienern, die sich nach Kräften bereichern, aber absolut unter staatlicher Kontrolle.
Die andere Gefahr, die im übrigen immer beschworen wird, ist das kommunistische China. Wie hoch ist da eigentlich die Staatsquote?
Strom und Gas sind dabei noch lange nicht alles. Noch so Manches steht auf dem Plan der Heuschrecken: Wasserversorgung , Straßenreinigung, Gartenbaubetriebe, Kliniken, Müllabfuhr, Messehallen, Busverkehr, Wohnungen, Schulhausbau etcetera. Und es finden sich natürlich allerorten windige Verkäufer, die das Spiel mitmachen. Zu Lasten der Allgemeinheit. Nicht zu vergessen die Deutsche Bahn und die bereits verhökerte Post.
Und wenn dann alles verdealt ist, folgen ganz zufällig die Preiserhöhungen, wie bei einer echten Monopolbildung. Womit rechtfertigen das die Monopolisten? Richtig: Mit dem “Markt”. Gestiegene Rohstoffpreise seien Schuld. Und die Erneuerbaren Energien. Sah ich da eine Träne im Augenwinkel des Eon-Pressesprechers?
Fazit: Was derzeit am Strommarkt passiert, ist die logische Folge eines faulen Plankapitalismus’, der durch nichts zu rechtfertigen ist, wenigen nützt und fast allen schadet. Dabei haben die armseligen Halbhirne vom Stamme “Nimm” noch obendrein Angst vor dem, das sie selbst anbeten: Dem “Markt”. Dem kleinen Rest Konkurrenz, der ihnen geblieben ist. Und diese Angst ist begründet: Ich habe heute den Stromanbieter gewechselt. Statt 7% mehr zahle ich nächstes Jahr knapp 30% weniger. So viel zu “gestiegenen Rohstoffpreisen”. Aber vielleicht ist das ja auch ausländischer Strom, der durch Kinderarbeit produziert wird.

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