Stuttgart 21: Schlichtung ohne Aussicht
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30. Nov 2010 18:24
Heiner Geißler hat seinen Schlichterspruch kundgetan. Ein kurzer Rückblick auf den heutigen letzten Tag:
Was sich in den zähen Verhandlungsrunden nur angedeutet hatte, wurde in den Schlussplädoyers noch einmal verdichtet. Die Gegner von Stuttgart 21 hatten die um Längen besseren Argumente auf ihrer Seite. Billiger, effizienter, ökologischer, mit einer angemessenen Rücksicht auf historisch gewachsene Strukturen, ist der Kopfbahnhof das Mittel Wahl, ein Konzept, das in Paris und New York ja auch funktioniert. Muss man sich jetzt Sorgen um New York machen, weil dort nie wieder ein größeres Projekt genehmigt werden wird? “Stillstand statt Fortschritt” ist das einzige Argument der Befürworter. Es ist machbar, es ist neu, also muss es gemacht werden? Das traurigste Bild gab Tanja Gönner ab, deren phrasenhafter Vortrag Verlauf und Ergebnisse der Schlichtung völlig ignorierte.
Was Mappus und der CDU die Schuhe ausgezogen haben wird, sind die konservativen Ansätze ihrer Gegner. Es geht nicht nur um den Erhalt alter Bäume und Gebäude, sondern ebenso um den sprichwörtlich historischen Kern der Stadt, den ‘Stuttgart’, Stutengarten, heute Schlossgarten. Solche symbolträchtigen Hintergründe mögen für ein Bauprojekt irrelevant sein, hier aber sticht das Argument, dass eine Stadt zuerst die Gesamtheit ihrer Bürger ist und nicht die ihrer Infrastruktur. Begrüßenswert übrigens: bei den Plädoyers seiner Gegner hörte Bahnvorstand Kefer endlich einmal auf zu grinsen.
Gefällt uns zwar nicht, aber wir bezahlen das dann mal
Was vor der Schlichtung noch ein zugespitzter Vorwurf war, hat sich am Ende zu einem nachhaltigen Eindruck verdichtet: Die Betreiber von Stuttgart 21 verhökern Jahrhundertealte Traditionen, die Ökologie, das Stadtbild und vor allem die Interessen ihrer Bürger. Es soll sich vieles ändern, und nichts davon kann den Stuttgartern und ihren Besuchern gefallen. Obendrein sollen sie auch noch selbst dafür einen gewaltigen Preis in Euro und Cent zahlen.
Wem nützt es? Diese Frage wurde ausgeklammert, was zu erwarten war, aber dennoch zu bedauern ist. Wie kommt man auf ein solches Projekt? Ein großes Manko der Schlacht um den Bahnhof ist nämlich, dass man nicht erfährt, warum so etwas wie Stuttgart 21 überhaupt geplant wird. Gerade wenn die Parkschützer und Bewahrer des Kopfbahnhofs Recht haben, kann man sich das nicht erklären. So lange nicht klar wird, wer in welcher Höhe an S21 profitiert oder profitieren sollte, ist mit der Schlichtung höchstens die Hälfte der Aufklärungsarbeit getan. Sehr zu loben ist in diesem Zusammenhang übrigens die Berichterstattung von Phoenix, die in diese Kerbe schlägt. Mal sehen, was davon noch in den Mainstream-Medien ankommt.
Wem nützt es?
Geißlers Hauptargument liegt darin, dass eine Alternative zum beschlossenen Projekt S21 nicht mehr in einem vertretbaren Zeitrahmen realisierbar ist. Eine erstaunliche Übereinstimmung zwischen den Kontrahenten besteht in der Vereinbarung, die frei werdenden Grundstücke “der Spekulation zu entziehen“. Damit fällt zwar vermutlich ein Grund für das Projekt weg, der Zug ist dennoch nicht mehr aufzuhalten.
Ist er nicht? Die Bahn und die Finanziers werden sich überlegen müssen, ob sie das wirklich wollen, dem sie da zugestimmt haben. Denn man wird sich vielleicht scheel aus der Verantwortung stehlen und künftige Mehrkosten der Schichtung in die Schuhe schieben, sie werden aber absehbar astronomisch. Die schon “optimistischen”, also frech herabgerechneten Kosten werden durch weitere nötige Investitionen explodieren. Zusätzliche Gleise an allen Anschlussstrecken, zwei zusätzliche im Bahnhof, zusätzliche Maßnahmen für Sicherheit und Barrierefreiheit, Kosten zur Erhaltung der Bäume und so fort werden ergänzt durch wegfallende Einnahmen bei den Grundstücksverkäufen.
Astronomische Kosten
Eine weitere Hürde stellt der anstehende “Stresstest” dar, mit dem festgestellt werden soll, ob ein “30-prozentiger Leistungszuwachs” wirklich möglich ist. Wer am Ende darüber befindet, ob der Beleg erbracht sein wird oder nicht, ist eine Sollbruchstelle. Die sofort aufbrandenden Proteste nach dem Schlichterspruch zeigen bereits, dass die Schlichtung keinen Frieden bringt. Neben der Hoffnung auf die anstehenden Landtagswahlen bleibt den Befürwortern des besseren Konzeptes ‘K21′ auch eine realistische: Dass den Betreibern von Stuttgart 21 schon sehr bald die Kosten völlig über den Kopf wachsen werden.
Der politischen Schaden, den die CDU hinnimmt – gerade in bezug auf eine konservative Wählerschaft, hat offenbar keinen Einfluss auf die Entscheidung. Und auch die Landtagswahlen lassen nichts wirklich Gutes erwarten. Oder glaubt jemand, die vor sich hin eiernde SPD würde einem Stopp von S21 auch nur zustimmen? Eine Rotgrüne Regierung würde also weiter bauen lassen, vermutlich sogar eine Grünrote. Wenn aber diejenigen, die bislang fleißig Volksnähe simuliert haben, dann dem Sachzwang folgend die Seiten wechseln, wird das Spiel sicher nicht fairer werden. Der Irrsinn hat mit dem Schlichterspruch jedenfalls noch lange kein Ende gefunden.
November 30th, 2010 at 19:42
Kann voll zustimmen!
Das was da als “Schlichtung” von Geißler zelebriert wurde, war im Grunde nichts weiter als eine erweiterte Anhörung wie sie in jedem BimSchG-Verfahren oder bei Raumordnungsverfahren durchgeführt wird.
Geißler hat die “Geschichte” zu einem Novum stilisiert, aber das Ergebnis entspricht der “alten” Verfahrensweise:
Wir hören euch zu – sogar auf “Augenhöhe” – aber wir machen doch, was wir für notwendig erachten.
Also nichts Neues in diesem Land!
Trotzdem bin ich zuversichtlich, dass sich die Argumente des Bündnisses pro K21 verbreiten werden.
Die Show von Geißler sollte vertrauensbildend wirken. Ich denke mir, dass immer mehr Leute jetzt besser erkennen können, wem sie auf alle Fälle misstrauen sollten – der CDU und den Fortschritts-Wachstumsgläubigen.
November 30th, 2010 at 20:05
Festzuhalten ist, dass der Schlussakt, der noch eine Stunde zuvor für 13.oo Uhr angesetzte Schlichtungsspruch, gegen 16.3o Uhr zu Gehör kam. Dazwischen lagen also nicht geplante dreieinhalb Stunden Textverhandlung unter Ausschluss der Öffentlichkeit und Umgehung der viel gerühmten Transparenz.
Ich glaube, die Bahn hätte sich auch verpflichtet, im Tiefbahnhof zwei zusätzliche Feldwege als Gleise 11 und 12 für einspännige Pferdedroschken in die Planungen aufzunehmen.
Mein Gesamteindruck: aus Stuttgart kann noch ein Stück posttraumatische Erinnerung werden.
November 30th, 2010 at 20:14
Was sollte man auch von einem alten Parteigeneral Geissler als Schlichter erwarten? Daß er sich hinstellt und “seinen” Leuten in die Parade fährt, indem er empfiehlt den Kopfbahnhof zu bauen? Doch wohl eher nicht.
Zu hoffen bleibt nur, daß sich bei den Zuschauern die besseren Argumente der S21-Gegner eingebrannt haben, daß mal wirklich darauf geachtet wird, ob Vorgaben auch transaprent umgesetzt werden und daß sich jetzt der Mappus nicht als Heilsbringer in den Medien hochschreiben lässt, der den Schwaben die Demokratie gebracht hat.
Ich für meinen Teil bin gespannt wie es weitergeht, und ob und wie die aktuelle Regierung die Schlichtung für ihre Zwecke nutzt. Denn das wird sie ganz sicher ….. leider.
November 30th, 2010 at 21:57
[...] https://archiv.feynsinn.org/?p=5960 [...]
November 30th, 2010 at 23:46
Mit der Teilnahme an den Schlichtungsrunden konnten die Gegner von S-21 nur verlieren, wenn auch Gesprächsbereitschaft demonstriert werden musste. Ein fauler Kompromiss ist nun herausgekommen und darüber hinaus ist der Schlichterspruch nicht bindend. Aber egal, jede weitere Ablehnung dieses Projekts wird von nun an als Fundamentalopposition und “Dagegen-Mentalität” gebrandmarkt werden. Herr Kefer wird auch weiterhin gut zu grinsen haben.
Dezember 1st, 2010 at 00:38
Top. Endlich mal eine Einschätzung, die auch den Blick über profane Kostenkalkulationen hinweg schweifen lässt.
Dezember 1st, 2010 at 06:58
Widersprechen muss ich bei den Kosten. Es ist zwar anzunehmen, dass der Kopfbahnhof billiger ist, aber es gab eben kein komplettes Planungsverfahren um die “tatsächlichen” Kosten festzustellen.
Was mich an den Schlichterspruch wundert ist ein wenig die schwache Argumentationsgrundlage. Die Bahn muss vom Bauvorhaben zurücktreten, dann kann das Ganze gestoppt werden. Nun sehe ich rechtlich das Problem nicht, da die Bahn ein Staatsunternehmen ist. Die Kosten liegen also in jedem Fall beim Steuerzahler. Dieses rechtliche Hauptargument Geisslers ist keines. Neben den Kosten (was solls) hat mich die schlechte Verkehrsplanung erstaunt. Als ob man eine 5 spurige Autobahn baut um sie an einer Stelle auf eine zu reduzieren (mit Kopfsteinpflaster). Die Haltezeiten sind unrealistisch, dass weiß jeder der mal Zug gefahren ist. Selbst ohne technische Pannen gibt es Selbstmörder, Tiere, etc. auf den Gleisen.
Der nächste Widerspruch in meinen Augen war, dass die Ulm Trasse noch nicht mal genehmigt ist. Ohne sie soll das Projekt keinen Sinn machen. Das heißt, wenn man baut und diese Trasse kommt nicht, dann ist das Projekt gescheitert. Man hofft wahrscheinlich, dass wenn der Bahnhof steht die Pistole auf der Brust der Bundesregierung liegt. Mal sehen ob ein Milliardenprojekt möglich ist, wenn man eine Schuldenbremse im Grundgesetz hat.
Dezember 1st, 2010 at 10:37
@ No 7 chriwi
Das Argument hatte ich noch nicht auf dem Schirm, weil ich glaubte, die Neubautrasse nach Ulm sei bereits planfestgestelltgenehmigt. Aber da kann mensch Pferde kotzen sehen.
Schuld war der Juchtenkäfer. Als der ins Spiel kam, hieß es Sofortvollzug, Wasser marsch. Damit hatten die Gegner ein formaljuristisches Instrument, das schnell erledigt werden musste. Ein Unding, dass ein Ekelding, das in Schleimbeuteln haust, den Stuttgartern ihren Bahnhof madig macht!
Kefer II habe ich dann kurz in der Verhandlung gesehen, als er mithilfe Geißlers der verdutzten Laienspielschar weissmachte, da sei ein Tippfehler passiert – nee, da waren keine D-Mark gemeint, wie geschrieben, sondern €.
Das Ergebnis steht: für jegliche Überziehung kann im nachhinein die Gegnerschaft verantwortlich gemacht werden, hat sie doch die Mehrkosten verursacht. Dass S21 ein Vielfaches teuerer wird als K21, ist klar, jetzt gibt ´s S21+. Wenn S21 zur Insel wird, weil die Anschlüsse mangels Geld und mit Schuldenbremse nicht gebaut werden, wird Talkessel-Stuttgart vollends Maulwurfsstadt.
Dezember 1st, 2010 at 10:48
“Stillstand statt Fortschritt”
Ein seltsames “Argument”, das allein von einseitiger Konnotation lebt…
Aber Stillstand bewahrt eben oft auch Notwendiges und Fortschritt ist nicht selten ein gewöhnlicher Schritt: in welche Richtung bleibt offen.
Es gilt wieder der Satz: Verallgemeinerungen sind generell Mist.
Gleiches gilt für die “Dagegen-Mentalität”.
Wobei ja der Eindruck vermittelt wird, Gegnern eines Projekts fehle es grundsätzlich an eigenen Konzepten. K21 darf als eindringliches Gegenbeispiel anerkannt werden.
Dieser Kampf der Begrifflichkeiten ist hohl und unsinnig zeittraubend. Warum ist es so verdammt attraktiv, sich statt mit konkreten Sachverhalten mit ihrer Bennenung zu beschäftigen?
Erst heute morgen war in dradios Radiofeuilleton von den bösen Zukunftsverweigerern zu hören, wobei freilich vergessen wurde, dass natürlich auch die Bewahrung von Geschichte ihren Beitrag zur vernünftigen Zukunftsgestaltung leistet.
Kaum etwas ist generell besser als die ALternative. Einzelfallprüfung, verdammt!
Wenn man täglich sieht wie stets nur mit Kampfphrasen um die Deutungshoheit gerungen wird, kann’s einem nur schlecht werden… Besonders, wenn man sieht, dass es doch tatsächlich funktioniert.
Dezember 1st, 2010 at 11:22
Wird der “Geissler”,(sic) übrigens einer der sich selbst schlägt um höhere Weihe zu erhalten, von Attac rausgeschmissen. Solche schrägen Vögel braucht man dorten wirklich nicht!
Dezember 1st, 2010 at 11:49
@ dekaha #3:
Was glaubst Du, wieviele Menschen überhaupt die Zeit hatten, sich die Diskussion im Fernsehen anzutun? Wieviele von denen, die prinzipiell die Zeit dafür hatten, haben sich diese ewig lange, dröge Diskussion auch angetan? Um dann die besseren Argumente der S21-Gegner überhaupt aufnehmen zu können?
Die allermeisten der Menschen sind darauf angewiesen, was in den Kurznachrichten im Radio oder Fernsehen dazu gesagt wird. Dies bestimmt ihre Meinung.
Was wird also überhaupt von den besseren Argumenten bei denen ankommen? Nichts bis gar nichts.
Ich teile die Einschätzung, dass der jetzt noch verbliebene Widerstand gegen S21 öffentlich als “fundamentalistisch” gebranntmarkt werden dürfte. Sofern der Widerstand nicht weiterhin eine Massenbewegung ist. Dann dürfte es Medien und Politik schwer fallen, diesen kleinzureden.
Die sogenannte “Schlichtung” war ein Kuckucksei, welches den S21-Gegnern ins Nest gelegt wurde. Samt Brutapparat Geißler. Solange sich die Allgemeinheit über die wirkliche Rolle Geißlers nicht klar ist, wird sie sich diese Schlichtung des “unabhängigen”, “unparteiischen” Geißler als “Kompromiss”, als “angemessen” oder “ausgewogen” verkaufen lassen.
Dezember 1st, 2010 at 12:01
Guter Artikel. Gut geschrieben!
Meiner gefühlten Wahrnehmung nach ist Stuttgart21 der berühmte Tropfen auf den heissen Stein.
Viele Menschen haben es satt, dass über ihren Kopf entschieden wird. Besonders wird es einem klar bei der stetigen Steigerung der sozialen Ungerechtigkeit.
Die Menschen werden immer zorniger bzw. wütender. Einerseits sehe ich das positiv, denn wir wollen uns nicht mehr so regieren lassen. Aber andererseits wird zum Teil geschickt von diesen Problemen abgelenkt in dem man z.B. Minderheiten wie Migranten, Hartz4ler oder Rentner diskriminiert.
Dezember 1st, 2010 at 12:44
“Stefan Mappus rechnet nach dem Schlichterspruch allerdings nicht mit wesentlich höheren Kosten für das Bahnprojekt.”
“Gönner rechnete daher nach dem Schlichterspruch am Dienstagabend mit “vertretbaren” Mehrkosten in Höhe von 150 bis 170 Millionen Euro.”
Das ist doch genial! Für diesen Fauxpas dürfen die K21er ihnen sehr dankbar sein.
Dezember 1st, 2010 at 13:55
@ Lutz Hausstein
Die sogenannte “Schlichtung” war ein Kuckucksei, welches den S21-Gegnern ins Nest gelegt wurde. Samt Brutapparat Geißler. Solange sich die Allgemeinheit über die wirkliche Rolle Geißlers nicht klar ist, wird sie sich diese Schlichtung des “unabhängigen”, “unparteiischen” Geißler als “Kompromiss”, als “angemessen” oder “ausgewogen” verkaufen lassen.
Dieser Absatz zeigt genau das Dilemma auf. Selbst die S21 Gegner, ob die auf der Straße oder die am runden Tisch, loben Heiner Geißler über den Klee. Damit schwächen sie sich nur selber und bauen Mappus und Co. auf. Was soll das Gerede, wir haben damit in alle Wohnzimmer unsere guten Ideen von K21 getragen. Vermutlich wird sich das in Wahlen mit höchstens einem Prozent niederschlagen. Ich befürchte aber, dass im Schnitt 30% weniger Demonstranten auf die Straße gehen. Die Parkschützer, die an der Schlichtung nicht teilgenommen haben, sind, so scheint es, die größeren Realisten.
Dezember 1st, 2010 at 15:08
@ hajomueller
Ob es denn wirklich 30% weniger Leute werden, wird man sehen. Ich werde jedenfalls das 1.x am 11. Dezember in Stuttgart dabei sein.
Vielleicht denken noch mehr so.
Dezember 1st, 2010 at 15:08
Hier noch ein Text von Winfried Wolf, zur aktuellen (Nieder-)Lage
https://www.bei-abriss-aufstand.de/2010/12/01/winfried-wolf-schwere-niederlage-der-s21-gegner/#more-7477
Dezember 1st, 2010 at 18:23
Die ganze Diskussion diente wohl nur der Ablenkung… soweit steht es ja schon in so gut wie jedem Artikel. Nur die entscheidene Frage tauchte weder bei der Schlichtung noch hier im Forum auf; wem gehört eigentlich der Bahnhof und wem gehört die Bahn? Die Eigentumsfrage kann nun freilich nicht im Stuttgarter Rathaus geklärt werden, sie hätte an anderer Stelle geklärt werden müssen, genauso wie alle Konsequenzen, die sich daraus ergeben.
Es ging natürlich nie darum, wem was gehört. Es ging um Effizienz und Prozente… alles Nebenschaukriegsplätze, die vom eigentlichen Konflikt doch eher ablenkten und auch ablenken sollten.
Dazu kommt der im Grunde ungeheuerliche Vorgang, dass eine Person, als Schlichter, nach gut dünken Entscheidungen treffen kann. Was war denn Geißler am Ende?! Ein demokratisch gewählter Volksvertreter? Nein! Er trat am Ende auf wie der rettende König, oder Kaiser oder aufgeklärter Herrscher. Mit Demokratie hatte diese Schlichtung doch nichts zu tun!
Und wieso machen die Grünen eigentlich soetwas mit?
Die Eigentumsfrage, um die es hier im Kern geht, wurde nie innerhalb der Schlichtung gestellt und das ist die große Verfehlung dieser “Schlichtungsshow”. Das ist aber auch die Verfehlung der Grünen.
Dezember 1st, 2010 at 21:51
“Eine Rotgrüne Regierung würde also weiter bauen lassen, vermutlich sogar eine Grünrote. Wenn aber diejenigen, die bislang fleißig Volksnähe simuliert haben, dann dem Sachzwang folgend die Seiten wechseln, wird das Spiel sicher nicht fairer werden.”
Also ich sehe da eher eine Chance als ein Risiko:
Lass die “Opposition” doch alternativlos gegen die Wand aus Sachzwängen rennen.
Je eher werden die Menschen verstehen, dass die herrschenden parlamentarisch-repräsentative “Demokratie” nicht Teil der Lösung sondern Teil des Problem ist und das wirkliche veränderung aus dem System selbst nicht möglich ist.
Könnte uns vielleicht vor einem unschönen rot-grünen-Horror-Revival auf Bundesebene bewahren.
Dezember 1st, 2010 at 22:52
Unterstellen wir einmal, Dr. Heiner Geißler hat da Auflagen durchgesetzt, die Bauchschmerzen verursachen, weil sie im Rahmen der Finanzplanung nicht mehr realisierbar sind. Was heißt das? Muss ein neues Planfeststellungsverfahren her, weil ihm die Befürworter so vehement geklatscht haben?
Heiner war immer ein Schlitzohr. Wer geht ihm auf dem Leim? Was soll das alles? Wird gebaut, oder nicht? Kefer II, was ist? Leimrute!?
Dezember 2nd, 2010 at 00:02
Alvar Hanso meint: “Könnte uns vielleicht vor einem unschönen rot-grünen-Horror-Revival auf Bundesebene bewahren.”
Gebe Gott, dass uns ein erneutes “ROT-GRÜN” Horrorszenario erspart bleibt.
Dann hätte der Geissler doch noch irgendwie einen Erfolg gehabt.
Zumindest was heuchlerische Verlogenheit gepaart mit absoluter Kapital-Willigkeit betrifft, darin sind SPD und Grüne auch heute noch unübertroffen!
Dezember 2nd, 2010 at 01:00
Na bitte.
Wir verstehen uns doch.
Dezember 2nd, 2010 at 17:27
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