“Jahresendflügelfigur”, dröhnte der Facility-Manager zur Raumpflegerin, “ihr habt ja sowas von bescheuerte Wörter gehabt in eurer kranken DDR!”
“Jahresendflügelfigur”, dröhnte der Facility-Manager zur Raumpflegerin, “ihr habt ja sowas von bescheuerte Wörter gehabt in eurer kranken DDR!”
November 21st, 2010 at 17:43
Ist “Facility-Manager” gesünder?
November 21st, 2010 at 17:44
Mag sein, dieses Wort kenne ich trotzdem nur aus Kabarettvorführungen.
Das Christkind hieß allerdings Weihnachtsmann…
und Weihnachten war für mich der Heilige Abend, was meine Mutter stets zu verbessern suchte.
Btw. Ein A…loch war aber ein A…loch – und man konnte sogar den Betriebsdirektor so bezeichnen und flog nicht hinaus.
Andere Länder andere Sitten?
Menschen machen Verhältnisse und Verhältnisse machen Menschen.
November 21st, 2010 at 17:54
@Scribine: Natürlich, der Begriff belegt genetische Überlegenheit.
@Wat.: Die “Flügelfigur” wird sogar von Wikipedia als Satire-Produkt ausgewiesen.
November 21st, 2010 at 18:22
@Wat.
“Menschen machen Verhältnisse und Verhältnisse machen Menschen.”
Eben. Genau so war’s auch gemeint. Immer schön locker bleiben ;).
November 21st, 2010 at 19:24
geht es hier um einen engel?
November 21st, 2010 at 19:31
Um zwei, wenn du Mrs. Mop dazu zählst
(ich bin schon ewig nicht mehr auf meiner eigenen Spur ausgerutscht).
November 21st, 2010 at 19:39
“Jahresendflügelfigur”
Einer solchen Wortschöpfung bin ich nie begegnet. Entstammt vielleicht der Freizeitbeschäftigung eines Facilitymanagers, spezialisiert auf Parterre. Mittlere Elite eben.
In der Zone inzwischen tolle Entwicklung zum wettbewerbsfähigen Hausmeisterstandort. Voll facilitysiert. Ich ergreife da ungefragt das Wort; habe selbst die fehlgezündete Versuchsanordnung DDbrrR als Migrationshintergrund. – Der alte Ulbricht, mit seinem und nachfolgenden Mumienkomitees vor langer Zeit entsorgt, dachte ich.
Er erscheint mir immer öfter als Gespenst. Unter welcher Losung traten seine ArbeiterBauern die Flucht nach vorn und Westen an? Richtig: Bananen holen ohne einzuholen.
Totensonntag. Wir sind eben vom Friedhof gekommen. Etwas Fichtengestrüpp auf Styropor getackert, ein paar Kunststoffstengel eingesteckt, sechsfünfundneunzig. Natürlich nicht gekauft.
November 21st, 2010 at 21:04
Kann man das benoten, bewerten, katalogisieren, – oder sonstwie im Ranking der sozialen Mobilität einen Stellenwert verpassen????
Übrigens, der gute alte Müller, heißt heute auch;
Verfahrenstechnologe in der Mühlen- und Futtermittelwirtschaft
Der Werkzeugmacher, ist sich noch nicht sicher, ober er sich nun Mechapraktiker, oder Produktionsmechaniker nennen soll.
November 21st, 2010 at 21:42
@antiferengi: Da kann man ja froh sein, dass die Nachnamensfindung so weit abgeschlossen ist, wenn ich da an die Sprechstundenhilfe vorm Wartezimmer denke…
@flatter: Darf ich Ihnen aufhelfen? Obwohl, bei der Frau würd ich dir da schon zustimmen :)
November 21st, 2010 at 22:34
Ich habe 30 Jahre DDR hinter mir. Das Wort “Jahresendflügelfigur” habe ich erst nach der Wende gehört. Ich denke das dieses Wort vielleicht in irgendeinem offiziellen Gesetzblatt o.ä. stand. Ich möchte nicht wissen, was heute in einigen Gesetzblättern steht. Wenn ich manchmal lese, welche Gesetzte noch gültig sind (Ende 18. Jh, 1940iger Jahre usw), dann ist das auch kein Wunder. Und über Beamtendeutsch brauch man nicht reden. Also was soll der Unsinn sich über lumpige Wörter aufzuspulen? Es gibt wirklich Wichtigeres!
November 21st, 2010 at 22:46
Fragen Sie den Facilty-Manager. Oder die Raumpflegerin. Meinetwegen auch einen Callcenteragenten.
November 22nd, 2010 at 01:07
Wenn es etwas von Einem zu wenig gibt, erfinde viele unterschiedliche Namen dafür, dann klingt es nach verwirrlich viel Mehr.
November 22nd, 2010 at 01:31
Mei Gudster,
auch in der DDR hießen die Reinigungskräfte offiziell
R a u m p f l e g e r i n n e n
Tja…
November 22nd, 2010 at 08:34
@Lesefuchs. Ob es unwichtig ist, steht dahin. Aber es ist schön. Und der Artikel dahinter, ist noch schöner. Eigentlich, sagt er das wichtigste überhaupt aus. (Für mich jedenfalls)
November 22nd, 2010 at 08:51
@Mrs Mop: müsste es dann nicht ‘Kinder haften für ihre Eltern’ heißen? Und überhaupt – der arme Mond. :(
November 22nd, 2010 at 11:13
Ich frage mich ja immer wieder, wie man feynsinn rrträgt, ohne Ironie zu verstehen …
November 22nd, 2010 at 11:37
Ich glaube, einige haben die Ironie von flatter nicht richtig gelesen.
Wenn sich der “Facility-Manager” gegenüber der “Raumpflegerin” über die “bescheuerten Worte in eurer kranken DDR” lustig macht, kann man doch die Ironie eigentlich gar nicht mehr überlesen, oder?
@ Lesefuchs: Der Begriff “Jahresendflügelfigur” oder “geflügelte Jahresendfigur” ist natürlich typisches Bürokratendeutsch und es wurde im Sprachgebrauch der “normalen” Bevölkerung auch nicht wirklich gebraucht. Nur ab und zu hörte man es dort. Aber auch nur dann, wenn diese sich über diese alberne Sprachverhunzung lustig machen wollte.
Dieser Begriff ist wohl darauf zurückzuführen, dass im Gedächtnis der Bevölkerung langfristig die Erinnerung an den Ursprung und den Hintergrund von Weihnachten gelöscht werden sollte.
So, wie die heutige Gesellschaft eben in christlich-jüdischer Tradition ;-) steht, war die damalige DDR-Gesellschaft nunmal nicht-regiliös. Heute hängen Kreuze in den Schulen (in manchen Regionen), damals keine.
Aber diese ganzen “Neu-Erfindungen” bei altbekannten Begriffen sind, so glaube ich, auch irgendwie ein bisschen “typisch deutsch”. Ich kann mich da noch (zu DDR-Zeiten) daran erinnern, dass man unbedingt den “alten” Begriff “Schraubenzieher” durch den “Schraubendreher” zu ersetzen versuchte. Das wurde wohl den Lehrlingen auch angekreidet, wenn sie diesen falsch bezeichneten. Hat sich im normalen Sprachgebrauch dennoch nicht durchgesetzt. (Obwohl es natürlich sprachlich sogar richtiger ist. Denn die Schraube wird ja gedreht und nicht gezogen. :-) )
November 22nd, 2010 at 11:57
Don Olafio meint:
November 22nd, 2010 at 01:31
Mei Gudster,
“auch in der DDR hießen die Reinigungskräfte offiziell
R a u m p f l e g e r i n n e n ….
Und auf unserem Arbeitsamt heißen die zeitlich immer nur befristeten Putzfrauen offiziell(auch am Schwarzen Brett in der Kantine so bezeichnet) Reinemachefrauen.
Und was ist nun richtig oder “angemessen”?
Eine sehr “wichtige” Dikussion hier! :-(
November 22nd, 2010 at 12:18
Das Wort habe ich auch noch nie gehört, naja jedenfalls nicht in der DDR!
November 22nd, 2010 at 15:40
@ Bakunin:
Stimmt! Jetzt, wo Du es schreibst. Reinemachefrau. Obwohl dies, rein sprachlich, ein schreckliches Deutsch ist. Das grenzt schon an infantile Sprache. Aber es war halt eben der gebräuchliche Begriff.
Und sei mal nicht so sarkastisch. ;-) Auch so ´ne Diskussion kann doch mal ganz interessant sein. Und informativ.
Gucke ma. :-) :-) Ohne diese wäre ich wohl eher nicht über die Seite von Mrs. Mop gestolpert. Und diese hat mich aktuell ziemlich gefesselt. Die Seite. ;-)
November 22nd, 2010 at 19:09
Da fällt mir immer RodaRoda ein: “Es gibt Tiere, und es gibt Tierärzte. Es gibt aber auch einen Oberkreistierarzt, aber kein Oberkreistier.” Und da gings um Österreich um die Jh.Wende – kurz: die Menschen waren schon immer bekloppt.
November 22nd, 2010 at 20:27
@Frank
:-)))))
November 22nd, 2010 at 23:28
@Peinhart
#15
Völlig korrekt, die Kurzen sollten die Alten anleinen.
(Du beziehst dich jetzt aber auf einen anderen Post als den von Flatter verlinkten, gell? Gott, wie verwirrend.)
Und der Mond hat halt den Vorteil, dass er weit weg ist.
November 23rd, 2010 at 09:54
Wer sich hier über ‘nen Mangel an Belang aufregt, muss vergessen haben den verlinkten Artikel zu lesen… -.-
Das ist doch mal ein schöner Erklärungsversuch für all die perversen Wortneuschöpfungen, die allesamt hundertmal beleidigender sind als die Worte, die sie ersetzen sollen.
Als “Mensch mit sogenannter Behinderungserfahrung” jedenfalls sehe ich das so und vielleicht würden mir auch einige “Mitbürger mit Migrationshintergrund zustimmen.
Auch die Sprache macht den Menschen und wer derart spricht, hat sie nicht mehr alle beisammen. Darüber zu schreiben ist relevantestens!
Vielen Dank jedenfalls für den hübschen Verweis auf den erhellenden Artikel. :)
November 23rd, 2010 at 17:52
Das hier ist auch ganz nett: Weil “Migrationshintergrund” klinge wie “Zylinderkopfdichtung” führt ein Türkdeutscher das Wort “Bio-Deutscher”ein.
November 25th, 2010 at 14:46
Jahresendflügelfigur? Ein Glück, dass ich als ehemaliger DDR-Bürger diese Apparatschik-Sprache nicht mehr benutzen muss.
Heute bin ich so frei und gehe mit meinen Fruchtstilbonbons im Weichraumcontainer an den Großvieheinheiten vorbei zu meinem Erdmöbel, um ein paar Schlitzkopfgewindebolzen nachzuziehen. Anschließend besuche ich dann noch schnell den Deli, um mir eine Soljanka mit Sättigungsbeilage zu holen.
November 26th, 2010 at 16:59
Na ja, wenn sich zu der ganzen deutschen Großkotzigkeit auch noch relatives Unwissen gesellt, wirds eben lustig.
Es ist für mich nicht mehr nachvollziehbar, wann und wie ich auf diese unsägliche Gleichsetzung “facility manager” = Hausmeister stieß. Das ist aber auch zweitens, weil der Depp, der seinen Hausmeister erstmals so titulierte, keinen blassen Schimmer hatte. In englischsprachigen Ländern hat so ein facility manager ein wesentlich breiteres Aufgabenfeld als ein deutscher Hausmeister, und meist einen ganzen Stab von ihm unterstellten Angestellten…
Ansonsten hat mir die Geschichte von der Raumpflegerin so gut gefallen, dass ich gleich meine Winkelemente freudig geschwenkt habe.