“Muhammad Yunus bringt mit Krediten in Pfennighöhe tatsächlich Frieden in die Welt“,
schrieb die “Zeit” im Oktober 2006 über den Friedensnobelpreis für einen Banker. Inzwischen ist die preisgekrönte Maßnahme “Mikrokredit” auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Viele Kreditnehmer suchen demnach ihren Frieden inzwischen im Jenseits.
Petra Pinzler schrieb vor vier Jahren:
“Denn der Friede kann nicht nur durch den Kampf gegen den Terror gewonnen werden, vielmehr muss er durch wirtschaftliche Entwicklung dauerhaft gesichert werden“.
Sie war wohl der von Apologeten der Marktwirtschaft vehement verbreiteten Meinung, wo Marktwirtschaft sei, herrschten Wohlstand, Frieden und Freiheit. Das hätte besser wissen können, wer es hätte wissen wollen. Am Rande sei bemerkt, dass es frivol ist, für die Anpreisung solcher Freilandexperimente “Willi Brandt” zu bemühen. Der Willy wäre damit wohl kaum einverstanden gewesen.
Die Banken reichen aber in der Praxis offenbar den Konkurrenzdruck an ihre Mitarbeiter und die Kunden weiter,
merkt die Frankfurter Rundschau also heute an, und ich bin nicht wirklich überrascht. Wieder einmal erweist sich die Mär vom Sozialen des Profits als Nonsens. Brutaler Egoismus schafft keinen Frieden, keine Freiheit und Wohlstand immer nur für dieselben: die Shareholder. Als weiterer eindrucksvoller Beleg dieser Weisheit darf das Experiment “Mikrokredite” gelten. Und überdies als Hinweis darauf, in welchem Stakkato die Einschläge eines gescheiterten Wirtschaftskonzepts inzwischen näher kommen.
In Windeseile ist eine Idee, die durch ein marktwirtschaftliches Gewinnstreben zu Wachstum führen sollte, in zerstörerische Ausbeutung gemündet. Schon nach wenigen Jahren rufen alle nach dem Staat, der es regeln soll. Und zwar vor allem so, dass die Geschäfte weitergehen. Ein bisschen Zinsnachlass hier, ein wenig Streckung dort, und schon hat man wieder ein Jahr Luft oder zwei. Zeit, die man in die Erwartung eines Wunders investieren darf. Man kann sich darauf verlassen, dass bis dahin die nächste Wunderwaffe angepriesen werden wird. Und dass es wieder keine sein wird, die irgendeinen positiven Bezug zu Solidarität oder ‘Ergebnisgerechtigkeit’ hat.
November 17th, 2010 at 19:39
Seinen Frieden im Jenseits zu suchen, ist eine Praxis, die ich gerade Bankern dringend ans Herz legen möchte. Ich empfehle hierbei insbesondere die gründliche Verwendung von Roundup des Konzerns Monsanta, mit dem man nicht nur erstklassig den indischen Bollwurm bekämpfen kann, sondern das sich auch wunderbar eignet, um noch ganz andere Parasiten zu exterminieren.
Das den Betroffenen ihre Lage so aussichtlos erscheint, dass sie sich prostituieren, ihre Kinder verkaufen oder sich umbringen ist wirklich entsetzlich.
Das nächste Großprojekt der Investitionsmafia ist vermutlich ein gentechnisch veränderter Dritt- oder Zweitweltler der gleichzeitig Callcenter-Agent, Insulin-Produzent, Organspender und williger Knecht auf völlig zugespritzten Biobenzin-Plantagen ist.
Mein nächstes Großprojekt sind übrigens Barrikaden und wärmende Nachtfeuer.
November 17th, 2010 at 20:17
Hier werden mal wieder Dinge in einen Topf geworfen, die nicht in einen Topf gehören. Mikrokredit ist nicht gleich Mikrokredit. Yunus Mikrokredite waren zinslos(!), zumindest stand das in allen Meldungen und ich habe nichts Gegenteiliges dazu gefunden. Zudem konnten sich Kreditnehmer nicht so einfach überschulden, weil die Kredite nur gestaffelt ausgegeben wurden, Am Anfang standen Minimalbeträge, die nur erhöht werden konnten, wenn der vorherige Kredit vereinbarungsgemäß zurückgezahlt wurde. Dazu gab es eine Reihe weiterer begleitende Maßnahmen, die sicherstellen sollten, daß die Kreditnehmer sich nicht ins finanzielle Unglück stürzen.
Wie kann man DAS mit Mikrokrediten in einen Topf werfen, die z.T. 50% Jahreszins aufschlagen und nichts als ein dickes dickes Finanzgeschäft mit den Ärmsten der Armen sind? Vielleicht sollte man mal recherchieren, wie sehr sich die Modelle unterscheiden und wie die jeweiligen Erfolgsraten sind. Das sich profitgeile Banken das Modell kopiert und massiv modifiziert haben um aus den Ärmsten auch noch anständigen Profit rauszuquetschen, sagt nichts über die Wirksamkeit der ursprünglichen Idee.
Differenzieren ist doch wirklich nicht sooo schwer!
November 17th, 2010 at 20:28
@ Julia
ne, zinslos sind Yunus Kredite nun auch nicht. Trotzdem gibt es enorme Unterschiede und es stimmt dass Mikrokredit nicht gleich Mikrokredit ist. Die Bänker der Reichen haben die Mikro-Idee allerdings für ihre eigenen Zwecke der Makro-Profitmaximierung missbraucht. So schossen vielerorts Mikro-Makro-Kredithaie wie Pilze aus dem Boden. Ist ein weites Feld. Der Vollständigkeit halber sei hier aber schon noch drauf hingewiesen, dass es durchaus sehr viele Kleinunternehmen u. Dorfgemeinschaften gibt, die eben gerade auch in puncto (Energie)-autonomie sehr vieles auf die Beine gestellt haben. Aber wie flatter hier eben feststellt: Der Mikrokredit als Idee ist leider auf dem Boden der Tatsachen angekommen – mit tödl. Rendite.
November 17th, 2010 at 20:36
Und selbst diese armen Schweine wehren sich nicht adäquat. Es lässt mich schaudern, wie tief wir noch sinken werden bis endlich nenneswerter Widerstand entsteht.
November 17th, 2010 at 20:36
@Julia (2) Genau, und soziale Marktwirtschaft ist ja sozial, wie kann man die mit Kapitalismus in einen Topf werfen? Die Entwicklung der Mikrokredite hin zu einem Instrument der Ausbeutung war absehbar. Wo der Staat nicht kontrolliert und limitiert, läuft das eben so. Private Kreditfinanzierung führt immer dazu, dass der Kreditgeber nimmt, was er kriegt und der Kreditnehmer gibt, was er hat. Das heutige Resultat ist der Idee von Yunus immanent. Wer jetzt erzählt, diese sei nur ‘missbraucht’ worden, hat fundamental den Kapitalismus nicht verstanden.
November 17th, 2010 at 20:36
@Julia
Ich sehe jetzt keine Verhältnißmäßigkeit zum Differenzieren. Schließlich reden wir mittlerweile über Menschenleben. Was hier gesagt wird ist letzendlich, dass der Glaube an die Errungenschaften der Marktwirtschaft letzendlich immer an der Profitgier scheitern werden. Ich kenne bisher kein Modell, egal ob es sich um Geld handelt, um neue Erfindungen etc, – welche am Ende nicht durch die profitorientierten Kopierer überollt wurden. Die Idee am Anfang, ist immer Klasse. Was am Ende dabei rauskommt, – zählt.
Was den Glauben betrifft, lies dir mal die Kommentare dazu in der FR durch. Speziell den von “Profit”. Das ist das Denken dahinter.
November 17th, 2010 at 20:48
@ flatter
ja da gebe ich dir auch recht – ich wollte auch nicht behaupten, dass das nur “missbraucht” wurde. Natürlich sind Mikrokredite ein kapitalisitsches Insturment. Und kein Heilmittel gegen die Armut. Yunus selbst weiss das im Übrigen sehr gut. Ich wollte auch nicht die Idee und Yuns als solches “reinwaschen” sondern lediglich drauf hinweisen, was da schon alles entstanden ist. Ich streite ja selbst schon seit Jahren mit Familienmitgliedern über dieses Thema,(die in diesem Bereich aktiv sind) dennoch hätte auch ich selbst via Kiva gerne Mikrokredite zinslos vergeben, als ich das noch konnte. Leider kam meine eigenen Pleite dazwischen ;-)
November 17th, 2010 at 21:02
@flatter (5): Yunus hat das über 20 Jahre gemacht, bevor er den Nobelpreis dafür bekommen hat. Und er hat den Preis auch für den lokalen Erfolg seines Modells bekommen. Ich halte Mikrokredite ganz sicher(!) nicht für die Lösung der weltweiten Ungleichgewichte (um es mal ganz Allgemein auszudrücken), die Wurzeln liegen natürlich woanders. Aber in Bangladesh hat sein Modell, das vor allem auch geschaffen wurde, damit sich die Mittellosen nicht von den Wucher-Geldverleihern an der Straßenecke abhängig machen, ganz klare Erfolge gehabt. Dem Projekt ging es eben NICHT um Profit und Yunus selbst hat kritisiert, das immer mehr Banken die Mikrokredite zur Profitzwecken misbrauchen. Es sind und bleiben zwei Paar Schuhe. Wenn ich einer Bekannten zinslos oder gegen 100,- Aufschlag 10000 Euro leihe, damit die sich günstig Selbständig machen kann, ist das nicht das Gleiche, als einen Kredit bei einer Bank zu xx% Zinsen zzgl. Zinseszinsen zu nehmen, inkl. der ‘Unanehmlichkeiten’, die sie bei nicht pünktlicher Begleichung der Raten erwarten würde.
November 17th, 2010 at 21:16
@Geheimrätin (3):
“Die Bänker der Reichen haben die Mikro-Idee allerdings für ihre eigenen Zwecke der Makro-Profitmaximierung missbraucht [...] Aber wie flatter hier eben feststellt: Der Mikrokredit als Idee ist leider auf dem Boden der Tatsachen angekommen.”
Sehe ich nicht so. Es handelt sich um zwei grundlegend unterschiedliche Ideen, die leider den gleichen Begriff tragen. Der Einen geht es um betreute Hilfe zur Selbsthilfe, die andere Idee ist nichts anderes als das von den Banken übernommene Geschäft der früheren Wucher-Geldverleheiher, die gab es allerdings auch schon vor Yunus, nur hießen die da noch nicht ‘Mikrokredite’.
November 17th, 2010 at 21:28
@Geheimrätin: Ich meinte auch gar nicht deinen Kommentar (es sind 3 quasi gleichzeitig erschienen). Ob die Idee missbraucht wurde, darüber kann man evtl. diskutieren, aber nicht darüber, dass sie nur missbraucht wurde, denn das war ja wie gesagt zu erwarten.
@Julia: Die Kredite von Yunus waren nie zinslos. Es ist auch nicht relevant, ob etwas eine Zeitlang irgendwo funktioniert hat, weil es auf eine bestimmte Weise angewandt wurde, wenn es eben um die generelle Anwendung geht. Die Mikrokredite wurden ja gerade gefeiert als wunderbare marktwirtschaftliche Selbstregulierung, als Wachstumsschub durch private Initiative. Tatsächlich sind sie da, wo sie keinen Schaden anrichten, Resultat einer Zurückhaltung, die völlig unüblich ist für Marktwirtschaft. Und es bedarf eben der duchgesetzten gesetzlichen Kontrolle, um diese notwendige Einschränkung aufrecht zu erhalten. Wo diese fehlt, regieren Gier und Brutalität. Insofern sind die Mikrokredite auch zu Unrecht hochgejubelt worden. Die Einschränkung des Machbaren (Pofits) hätte den Nobelpreis verdient.
November 17th, 2010 at 21:41
@flatter: Und wie denkst du über ‘social lending’ und ‘peer to peer credits’ die ebenfalls nicht profitorientier sind? Das sind ebenfalls Mikrokredite und der SPIEGEL hat sie mal kritisiert, weil die den lokalen Banken das Kreditgeschäft kaputtmachen würden.
November 17th, 2010 at 21:43
@ Julia
nochmal, die Yunus Kredite werden nicht zinslos vergeben. Yunus hält das irgndwie für notwendig, um den Menschen das Gefühl zu geben, sie würden für voll genommen. Bin da persönl. allerdings ganz anderer Meinung. Und dass Mikrokreditanbieter wie Pilze aus dem Boden schossen, hat eben mit dem positiven Image diseer Mikrokredite zu tun und dem Zug der da angestossen wurde u. auf den dann immer mehr (renomierte!) Banken aufgeprungen sind.
später mehr, hab grad zu tun…
November 17th, 2010 at 21:53
@Geheimrätin: aber nicht nach dem banküblichen Zinseszins-Gedöhns mit tatsächlich existenzbedrohendem exponentiellen Wachstum der Schulden, sondern m.W. als Gebühr auf den Kreditbetrag. Außerdem gibt es etliche andere Mikrokredit-Projekte, die Kredite zinslos vergeben.
November 17th, 2010 at 22:03
@ Julia
yep, – und ja, hab ja auch schon kiva erwähnt. daruf bezog sich m. W. auch dieser ätzende Spiegelartikel, auf den du o. Bezug genommen hast
Wir sollten halt bitte nicht die Augen vor der Realtiät verschließen – es ist wie flatter sagt, es gibt diese selbstreguliernde Kräfte im Kapitalismus nicht ohne diese “Einschränkung des Machbaren” wie flatter es nannte.
ps. ich finde im übrigen dieses Argument, “die menschen wollen selbst zinsen zahlen um zu beweisen dass sie das können” ganz entzückend, vor allem wenn die Waren der kl.Händler dann von den Kreditgebern “ehrenamtlich” vermakartet werden, weil sie auf dem Menschenfressermarkt sonst keine Chance hätten…
November 17th, 2010 at 22:09
Welchen Nobelpreis hat Herr Yunus nochmal gewonnen, zählt Ökonomie neuerdings zu den Natur- oder irgendwie exakten Wissenschaften?
Wann wurde eigentlich die letzte Fields-Medaille für niedere Arithmetik verliehen?
Wunderlich.
November 17th, 2010 at 22:15
Ist ein Problem des Konzeptes.
Die Kredite selbst können überhaupt erst durch eine Art ausgeweitete Sippenhaft vergeben werden, da die Einzelnen nicht genug Sicherheiten aufbringen können, um einen Kredit auf normalem Wege zu bekommen.
Zahlt dann einer nicht, müssen die Anderen um ihre eigenen Kredite und kargen Besitztümer fürchten.
Angesichts der Gegenden und Länder, in denen solche Kredite vergeben werden geht es dabei dann um die nackte Existenz, entsprechend werden Säumige Verfolgt.
Von den Umständen abgesehen ist es eigentlich nichts anderes als eine Bürgschaft.
Hierzulande führt es dann im Falle des Scheiterns natürlich nur zu Famielienkrach o.Ä., da es nicht gleich ums nackte Überleben geht.
Trotzdem befürworte ich das Konzept, denn was man dazu sagen muss: Die Beteiligten wissen um die Risiken und Konsequenzen – und sind offensichtlich bereit sie einzugehen.
Diese Kredite bieten eine Chance für Menschen, die sonst mit ziemlicher Sicherheit nie eine haben würden.
Natürlich ist es trotzdem nur eine richtige Sache innerhalb eines kaputten Systems.
Dass diese Kredite nötig sind ist unnötig, wie so vieles andere auch.
November 17th, 2010 at 22:22
https://de.wikipedia.org/wiki/Grameen_Bank
Licht und Schatten.
“Kredite” für Bettler waren wohl anfangs wirklich zinslos.
November 17th, 2010 at 22:33
@Julia (11): “Social lending”? Ja, ich habe auch schon Geld zinslos verliehen. Das, was sich so nennt, ist allerdings nicht sozial, sondern es fallen die üblichen Zinsen an und statt einer Bank verdienen ein Vermittler und eine Einzelperson. Kann ich eine Menge zu sagen, ist aber nicht das Thema gerade.
November 17th, 2010 at 22:56
“Seinen Frieden im Jenseits zu suchen, ist eine Praxis, die ich gerade Bankern dringend ans Herz legen möchte. Ich empfehle hierbei insbesondere die gründliche Verwendung von Roundup des Konzerns Monsanta, mit dem man nicht nur erstklassig den indischen Bollwurm bekämpfen kann, sondern das sich auch wunderbar eignet, um noch ganz andere Parasiten zu exterminieren.”
Ich möchte ja eigentlich nicht die Nazikeule schwingen, aber manche Leute erinnern mich mit ihrem Vokabular einfach daran.
November 17th, 2010 at 23:05
@ 18 flatter
das hatte ich leider befürchtet :-(
November 17th, 2010 at 23:11
@flatter (18): also siehst du keinen Unterschied in einem Mikrokreditverfahren, daß
a)
- von Privatbanken angeboten wird
- zu üblichen bis horrenden Zins- & Zinseszinskoditionen abgewickelt wird
- bei dem Kreditnehmer bei Nichtbegleichung ihren Besitz verlieren (Pfändung, Zwangsversteigerung)
b)
- mit einer einmaligen Gebühr von z.B. 15% für einen Vermittler belastet wird
- bei manchen Hilfe- / Entwicklungsprojekten ein Kredit auch komplett zins- und Gebührenlos angeboten wird
- bei Pleite des Kreditnehmers die Geber leer ausgehen, also keine Pfändung etc. stattfinden
Niemand behauptet, das b) ein Wundermittel ist, aber wie man den Unterschied zwischen den üblichen Profitgeschäften von Privatbanken und manchen Entwicklungshilfeprojekten, die mit tatsächlich zinslosen Krediten bzw. minimalen Gebühren arbeiten nicht sehen will, ist mir ein Rätsel.
November 17th, 2010 at 23:35
@Julia: Ich sehe Unterschiede, die existieren. Ich bewerte sie nach Relevanzkriterien. Ich habe gesagt, dass ich beim Thema bleibe.
Dass “die Geber leer ausgehen” – was der einzige Unterschied wäre, ist ebenfalls nicht richtig. Und wenn das offiziell so ausgemacht wäre, glaubst du wirklich, die “Geber” hätten keine Mittel, das Geld plus Zinseszins einzutreiben? Ein gebrochenes Nasenbein ist schon sehr überzeugend, ein entführtes Kind erst recht. Das gibt es alles schon.
Voraussetzung dafür, das solidarisches Wirtschaften nachhaltig funktioniert, ist ein stabiler Staat, der dafür sorgt. Jede anderere Form privater Finanzierung ist anfällig für mafiöse Strukturen und befördert diese.
November 17th, 2010 at 23:57
@flatter: na jetzt wirds aber kurios. Nenn uns doch bitte einen Fall mit Quelle, wo zinslose Darlehen von Non-Profit-Organisationen (Islamicrelief macht sowas z.B.) mit gebrochenen Nasenbeinen oder entführten Kindern wieder eingetrieben werden sollten?
November 18th, 2010 at 00:18
Ich spreche nicht von “Krediten”, die durch Non-Profit-Organisationen vergeben werden, sondern von privaten Krediten ohne Bankbeteiligung. Zinslose Darlehen von Non-Profit-Organisationen sind keine Kredite, schon gar nicht, wenn man sie im Zweifelsfall nicht zurückzahlen muss. Dieses Konstrukt hat auch nichts mit dem Thema zu tun. Was du ansprichst, sind allgemeine Strategien zur Wirtschaftshilfe. Auch dazu kann man sich Gedanken machen.
November 18th, 2010 at 02:04
Danke, flatter, das hatte ich schon länger auf’m Schirml: Wenn einer ‘ne Idee hat, und ‘n Mikrokredit … aber kein Markt (weil alle um ihn ‘rum sind arm) … ja dann freut sich nur das kreditgebende Elitariat …
M.Y. kann die Kugel auch nich anners rum drehen, gell?
November 18th, 2010 at 02:13
all’ die Kommentare hier … sry (alle Klasse, aber …) … durchschnittlich einssiebzig hochgestapelt … was erwartet man … Perlen vor die Säue … falsche Gedanken … “Money makes the world go round”
November 18th, 2010 at 02:16
2. Nachtrag: https://www.dradio.de/dlf/sendungen/andruck/1212802/
jezz aber in’nen Pfuhl!
November 18th, 2010 at 08:53
“Wieder einmal erweist sich die Mär vom Sozialen des Profits als Nonsens.”
Dazu einen kleinen Aufsatz über die Begriffsgeschichte des ‘Interesses’ – was ja bekanntlich als ‘interest’ im Englischen auch den Zins bezeichnet.
November 18th, 2010 at 10:26
Zu diesem Thema gibt es eine recht interessante Diskussion auf DemocracyNow aus dem Jahre 2006 zwischen der Microkredit-Kritikerin Vandana Shiva und Susan Davis von der Grameen Bank
https://tinyurl.com/yf489g3
Shiva sieht – ganz abgesehen von der Zinsproblematik – die Gefahr, daß durch Mikrokredite autarke Strukturen zerstört und vormals unabhängige Produzenten zu abhängigen Konsumenten gemacht werden. Was ebenfalls aus der Diskussion hervorgeht ist, daß beinahe eine Kooperation zwischen Yunus und Monsanto zustande gekommen wäre, um – richtig geraten – den Ankauf von Monsanto Saatgut mittels Microkrediten zu finanzieren. Gott sei Dank ist nichts daraus geworden, aber “man merkt die Absicht und ist verstimmt”.
November 18th, 2010 at 11:20
@ Peinhard
Auf jeden Fall bist du ein recht qualitätsbewusster Link”produzent”. Der gestrige Hörmann auf Telepolis war noch interessanter als der erste im “Standard”.
Dafür Dank
November 18th, 2010 at 12:30
Nachdem ja schon das Recht auf Arbeit in die Menschenrechtscharta der Vereinten Nationen aufgenommen wurde, fehlte da wohl noch das Menschenrecht auf Verschuldung.
https://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25443/1.html
Einen schönen Gag über Mikrokredite hat noch der Spiegelfechter bereit. Der schrieb vor einiger über die HRE-Katastrophe. Die hatte sich ua mit dem Kauf der DEPFa übernommen. Deren Chef hieß Gerhard Bruckermann. Und hier der Gag:
“Für 5,2 Milliarden Euro übernahm Georg Funkes HRE am 23. Juli 2007 die irische Depfa. Gerhard Bruckermann konnte drei Kreuze machen – er kassierte bei dem Deal rund 100 Millionen Euro und machte sich nach Südspanien aus dem Staub, wo er seitdem Orangen züchtet. Vom Bankgeschäft konnte er allerdings auch als Privatier nicht lassen – als Direktor der kambodschanischen AMK-Bank vergibt er seit neuestem Mikrokredite mit Zinssätzen zwischen 28 und 32 Prozent.”
https://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30915/1.html
November 18th, 2010 at 13:22
Hallo!
Gestern abend kam auf SWF2(Radio) ein Feature zu diesem Thema: “Ein Wunder aus Bangladesh”…(hab´s
leider nicht mitgeschnitten)..das Manuskript der
Sendung ist als PDF einsehbar auf der SWF-Seite.
Ein desillusionierender Bericht…
November 18th, 2010 at 14:01
Hi Kroken
danke, habs rgefunden, obwohl es “Ein Märchen aus Bangladesch” und der SWF seit längerem SWR heisst ;-)
https://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/feature/-/id=659934/nid=659934/did=7002296/1b40k02/index.html
hier als textdatei:
https://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/feature/-/id=7002298/property=download/nid=659934/1gs0zq5/swr2-feature-20101117.pdf
audio gibts keins.
November 18th, 2010 at 14:22
sehr gutes feature, das die diversen Punkte die hier angesprochen wurden, ordnet.
zb.einmal hier:
Erzähler
Wirtschaftswissenschaftler wie Anu Muhammad aus Bangladesch kritisieren die gesellschaftlichen Folgen des Wirtschaftsmodells, für das die Grameen-Bank steht.
O-Ton Anu Muhammad
It has contribution in increasing GDP …it is a political crisis, it is an ideological crisis.
Sprecher 4
Mikrokredite haben zum Wirtschaftswachstum beigetragen und sie haben die Armen in den Markt integriert. Die Wirtschaft in Bangladesch ist stärker von den Gesetzen
20
der Marktwirtschaft durchdrungen denn je. Aber das Wachstum stellt nicht sicher, dass sich auch die sozialen Verhältnisse verbessern. Vielmehr sind durch Mikrokredite individuelle Lösungsansätze von sozialen, gesellschaftlichen Problemen zur Norm geworden. [..] Geschwächt sind die kollektiven Ansätze, die zum Beispiel in der Bauernbewegung Bangladeschs so weit verbreitet waren. Den Ngos, Grameen, ASA und BRAC ist es erfolgreich gelungen, die Landbevölkerung zu spalten. Die Armen konkurrieren heute miteinander: Wer zieht mehr Mikrokredite an Land, wer zahlt am erfolgreichsten zurück, wer verliert. Es gibt kaum eine kollektive Antwort. Das ist eine politische und ideologische Krise
und einmal hier, ein ganz anderes Gruppen-Modell
O-Ton Sukanto Sen
Microcredit is not the response…and also there is no interest here.
Sprecher 3
Mikrokredite sind nicht die Antwort, denn sie helfen nicht, sich langfristig aus eigener Kraft über Wasser zu halten. In unserem Fall bekommen nicht einzelne, sondern die ganze Gruppe das Geld, das sie nicht an uns, sondern in einen eigenen Topf zurückzahlen muss. Damit kann sich dann wieder eine andere Gruppe finanzieren.
Außerdem müssen sie keine Zinsen zahlen. Das ist ein wesentlicher Unterschied zu den Mikrokrediten.
hier noch ein artikel aus dem freitag
https://www.freitag.de/community/blogs/joachim-petrick/aechtungsfalle-mikrokredit-in-europa-angekommen
November 19th, 2010 at 19:20
Und noch ein kleiner Nachtrag…
November 20th, 2010 at 23:34
[...] den Beitrag weiterlesen: Feynsinn » Tödliche Rendite durch Mikrokredite Tags:konnten-sich, habe-nichts, kreditnehmer, ist-nicht, meldungen, gegenteiliges, Schulden, [...]