Heute meldete WDR2, es gäbe einige Änderungen in der Berechung der Prämien für die Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherungen. Es kam dabei zur Sprache, daß etwa Hauseigentümer besser gestellt würden als Mieter. Sie besäßen in der Regel Garagen und pflegten ihre Autos besser. Diese “Erklärung” ist nicht nur inhaltlich ausgemachter Blödsinn, sie verkennt auch, daß Statistik solcher Erklräungen nicht bedarf. Statistik wird verkauft als nüchternes Zahlenwerk, objektiv und nicht beeinflußbar. Tatsächlich ist sie, wie das Besispiel zeigt, ein Werkzeug, nichts anderes.
Die Versicherungen leisten sich statistische Albernheiten bei der Berechnung der Prämien, die nicht mehr zu toppen sind. Dabei sind die Häuslebesitzer nur ein Beispiel. Wie errechnet sich die “Typ-Klasse” eines Kraftfahrzeugs? Der Grundgedanke ist nicht unbedingt falsch: Man geht davon aus, daß Autos, die höhere Schadenssummen verursachen, quasi gefährlicher sind. Das ist dann etwa plausibel, wenn ein Auto mit einem großen Gewicht und Metallstoßstangen den Unfallgegner als Knautschzone benutzt. Solche Wagen verursachen schneller hohe Schäden als leichtere, kleine KFZ. Genau dieser Effekt aber wird durch statistische Spielereien zunichte gemacht. Es geht nicht an, daß kleine oder billige Autos weniger teuer in der Versicherung sind, das paßt nicht ins Bild der Wirtschaftssolidarität. Die Versicherungen drehen daher den Spieß um:
Tendenziell am teuersten, klassenunabhängig, sind ältere und billige Autos. Warum? Weil sie von Fahranfängern gefahren werden, die besonders viele Unfälle verursachen. Männliche Fahranfänger verursachen dabei gern auch besonders hohe Kosten.
Daß dieser Umstand keinerlei Einfluß auf die Unfallwahrscheinlichkeit hat, die durch as Auto selbst bedingt ist, interessiert die Versicherer nicht. Wer wenig Geld hat, zahlt daher mehr.
Aberwitzig ist das System schon allein deshalb, weil es die Kosten stets aus Sicht der Unfallverursacher rechnet, nicht aber aus der der Opfer. Wer also mit einem Auto im Wert einer Luxusvilla umherfährt, wird dafür nicht besonders zur Kasse gebeten. Wer aber unvorsichtigerweise in so ein überflüssiges Vehikel hineinrutscht, verursacht immense Kosten. Diese werden dann auf dem Wege der Typklassenbrechnung all denjenigen aufgehalst, die zufällig das gleiche Auto fahren wie der Verursacher. Der traurige Clou dieser Angelegenheit ist aber die Behandlung der Opfer durch die Solidargemeinschaft der Versicherer. Während die Verursacher von Unfällen versichert sein müssen, interessiert sich kein Mensch für die Opfer. Wird etwa ein Unfall vorsätzlich verursacht, entfällt der Versicherungsschutz. Kommt jemand bei einem solchen Unfall schwer zu schaden, geht er meist leer aus. Mehr als der Verursacher zahlen kann, gibt es nämlich nicht. Bleibende körperliche Schäden werden also in der Regel nicht aufgefangen. Das kann ein Leben zerstören. Vielleicht sollte man sich dagegen versichern?
Daß die Statistik der Versicherer grober Blödsinn ist, zeigt sich auch in den Regionalklassen und der Einbeziehung der gefahrenen Kilometer. Wenn jemand mit einem einem “gefährlichen” Auto in einer “gefährlichen” Region extrem viel fährt und unfallfrei bleibt, was hat er davon? Wird er als Genie der Straße geehrt und zahlt daher bundesweit weniger? Nein, natürlich bezahlt er mehr.
Welchen Einfluß die Statistik auf die Prämien hat, hängt allein davon ab, was in die Statistiken einbezogen wird und was nicht. Sind Hausbesitzer bessere Autofahrer? Quark. Sie sind aber gute Versicherungskunden, ebenso Menschen, die mehr Geld in der Tasche haben. Es macht also Sinn, sie zu bervorzugen gegenüber dem Plebs, der eh nur die allernötigsten Versicherungen abschließt.