Schon vor einigen Tagen erfuhr ich von dem Einsatz französischer Polizisten gegen Castor-Demonstranten, in dem Fall wollte ich aber sicher gehen, dass die Geschichte belegbar ist. Inzwischen ist sie ja so sprichwörtlich hiebfest bewiesen, dass eigentlich niemand mehr das anzweifeln kann – außer deutschen Behörden. Diese im rechtsfreien Raum prügelnden Hobbymilizionäre “Elite” zu nennen, wie die TAZ das zu tun beliebt, ist freilich originell.

Wer das ohne Beweis verbreitet häte, wäre zum Verschwörungstheoretiker erklärt worden, und einmal mehr ist es ein Segen, dass Bildbeweise inzwischen so leicht und zahlreich zu erbringen sind. Da der Damm nun gebrochen ist, wird es wohl erlaubt sein zu fragen, worauf das hinaus läuft. War in den letzten Jahren in der Regel ‘Deeskalation’ das Mittel der Wahl, so dreht sich der Wind inzwischen heftig. Das brutale Vorgehen gegen Wehrlose in Stuttgart war der erste Streich, der illegale Einsatz von Söldnern ist jetzt der zweite.

pflasteWie soll die andere Seite darauf reagieren? Es wäre völlig legal gewesen, den vermummten Franzosen eins auf die Mütze zu hauen. Zwar illegal, aber eben Waffengleichheit wäre es, bei künftigen Demos uniformiert aufzumarschieren, mit einem chicen “Police”-Aufnäher, und den überraschten ‘Kollegen’ bei Gelegenheit zu demonstrieren, wie irre komisch so ein Mummenschanz mit anschließendem Prügeleinsatz ist. Nicht wenige werden längst darüber nachdenken.

Niemand wird glauben, es sei nur ein CRS-Beamter dabei gewesen, andernorts kursieren Gerüchte um Bundeswehrsoldaten. Es muss erwartet werden, dass offenbar alle militärischen und paramilitärischen Einsatzkräfte europäischer Staaten ohne viel Aufhebens gegen Demonstranten eingesetzt werden, wenn den zuständigen Behörden das beliebt. Es ist dies eine neue Qualität der Aufrüstung, denn das offen illegale Auftreten der Behörden provoziert eine ‘passende’ Antwort, die ersterem wiederum eine falsche Legitimität verleihen wird. Schon prophylaktisch werden sich Autonome darauf vorbereiten, und sie werden ebenfalls Zulauf haben, da die Illegalität auf der anderen Seite das eigene Handeln noch folgerichtiger erscheinen lässt.

Strategisch ist dies nicht ungeschickt, denn die zuletzt sehr agilen und friedlichen Bürgerkinder, ihre Eltern und Großeltern werden entweder zuhause bleiben oder sich radikalisieren. Ganz gleich welchen Weg sie wählen, sie werden nicht mehr als ‘friedliche Bürger’ wahrgenommen werden, sondern als Gewalttäter. Für die ‘richtige Presse’ wäre wie von selbst gesorgt. Wenn es dann soweit ist, sollte man daran erinnern, wer den ersten Stein geworfen hat.

update: Mich würde einmal sehr interessieren, wer diese eifrigen Kommentatoren sind, die da in der TAZ den Einsatz rechtfertigen und relativieren. Was gäbe ich für die Datensätze!