Der freie Markt regelt alles. Woher das Geld kommt, wird nicht gefragt. Aus Schutzgelderpressung, Kinderarbeit, Ausbeutung, geerbt oder aus harter Arbeit, Geld ist Geld, da ist der Markt ganz demokratisch. Was den Hütern des Marktes allerdings nicht gefällt, ist, wenn der Staat sich einmischt. Sie nehmen ihm nicht nur übel, wenn er böse bürokratische Regeln erläßt oder Steuern erhebt, was der Wirtschaft schadet. Sie haben auch sehr erfolgreich die Mär verbreitet, es sei schädlich für Staat und Wirtschaft, wenn der Staat Anteile an Betrieben hält oder gleich ganze Betriebe besitzt.
Die dummen Kommunisten in China und die lupenreinen exkommunistischen Demokraten in Rußland sehen das anders. Und siehe da, plötzlich werden sie zur Gefahr für den Markt! Die Helden, die sonst bei jedem lauen Versuch der Regelung ihrer Geschäfte den bösen Sozialismus an die Wand malen, schreien plötzlich nach dem Staat. Die Besserverdiener, die bislang keine Grenze akzeptierten, die ja ihre Gewinne hätten beeinträchtigen können, wollen jetzt unter die Fittiche der politischen Macht kriechen, um nicht von den Milliarden überrollt zu werden, die China und Rußland gehortet haben. Die Amerikaner haben natürlich längst dergleichen Gesetze, sie waren sich noch nie zu schade für rücksichtslosen nationalistischen Protektionismus. Bislang konnten sie sich das auch leisten.
Jetzt wollen deutsche Großkonzerne auch ein bißchen davon. Ein bißchen Schutz, damit nicht die Falschen profitieren. Und ganz selbstverständlich stehen die Großkoalitionäre Gewehr bei Fuß. Anstatt aber jetzt das Faß endlich aufzumachen und die entscheidende Frage aufzuwerfen, wie ein sozial ausgewogenes Verhältnis von Politik und Wirtschaft aussehen könnte, ist ihr Blickwinkel schlicht reaktionär: Es geht vordergündig nur um die Frage, wie “deutsche” Konzerne vor “ausländischem” Einfluß geschützt werden können. Im Endeffekt geht es aber darum, daß die Kaste westlicher Kapitaleigner, die es für ihr Geburtsrecht hält, allein die Gewinne abzuschöpfen, auch weiterhin ungestört “Markt” spielen darf. Das kann aber nicht gutgehen. Hier tut sich eine recht interessante Lücke auf, die Nationale wie Sozialisten gleichermaßen nach vorn bringt: Wer fordert, daß deutsche Arbeitnehmer bei der Verteilung der Gewinne Vorrang haben müssen vor ausländischen Mächten, kann hier ganz groß abräumen. Die Suppe, die da gekocht wird, ist so ekelhaft, daß einem schon von ihrem Geruch übel wird. Das Absonderliche ist, daß außer den Nazis niemand davon profitieren wird. Nicht die CDU und ganz sicher nicht die SPD. Wieder einmal bleibt bei dem Versuch, es dem hiesigen Ökonomenmob recht zu machen, jede Vernunft auf der Strecke. Aber daran haben wir uns ja inzwischen gewöhnt.