Michael Naumann beschreibt in der ZEIT unter dem Titel “Folterstaat Amerika” detailiert, warum man nicht umhin kommt, die U.S.A. dieser Tage so zu betiteln. Dabei findet auch Berücksichtigung, daß die Menschenrechte dort schon lange relativiert wurden:
“Wenn die Hinrichtung eines Menschen die ultimative Form der Folter ist, dann trifft das Etikett ‘Folterstaat’ schon längst auf die Vereinigten Staaten zu. Alle zehn Tage wird ein Mensch in den Vereinigten Staaten exekutiert – seit dreißig Jahren geht das so.” Inzwischen aber wurde die Palette der Menschenrechtsverletzungen vor allem durch US-Geheimdienste so erweitert, daß sie es mit den Miltäjuntas und Diktaturen in aller Herren Länder aufnehmen können. Wer dafür noch argumentiert, sie täten das zum Schutz ihrer Bürger und gegen Terroristen, hat damit bewiesen, daß er selbst nichts von Menschenrechten hält. Das Prizip “schuldig bei Verdacht” kommt hier ebenso zum Tragen wie die unmenschliche Behandlung von Entführten. Muß man noch darauf hinweisen, daß die fanatisierten Mörder aller Art sich stets auf ein Recht und eine angeblich höhere Moral berufen?
Aber das alles ist nichts Neues. Was mich wirklich umtreibt, ist, daß ich als alteingesessener Amerika-Kritiker, vulgo “Antiamerikanist” erschüttert bin ob der dumpfen Brutalität dieser “Politik”. Das hätten wir ihnen nicht zugetraut, und es ist alles andere als eine Genugtuung aus Rechthaberei, es zu erfahren. Ich möchte die Amis wieder fröhlich doof finden können und nicht mit einer Mischung aus Furcht und Verachtung über den großen Teich schauen müssen.