Welch ein Segen für Boulevard und Trash-TV. Die schnittige Ministerschnitte, edel von Blut und Adel von Figur, im Kleidchen der Unschuld auf der Jagd nach Pädophilen. “Unschuld in Gefahr”, das ist ein heißes Motto für die Genitalgegend der Lolita-Liebhaber ebenso wie für die Tränensäcke lustvoll schockierter Großmütter. Das arme Wurm, so jung und schon vergewaltigt!

engelfrankNaja, es ist halt nicht so einfach, an echte Opfer heranzukommen. Womöglich sind die noch selber schuld oder erweisen sich als ganz und gar unästhetische Fälle, psychische Wracks, die sich einen Fettpanzer anfressen und dergleichen. Oder es stellt sich heraus, daß die Bereitschaft zum schnellen Kontakt einer gewissen Übung entspringt, weil Papi schon viel früher ihr Liebhaber war.

Man weiß es nicht, und wer noch halbwegs bei Verstand ist, will es auch gar nicht wissen. Kindesmißbrauch ist kein Spaß fürs Familienfernsehen und kein Catwalk für Schutzengel. Was es für die Opfer ist, wissen nur die Opfer. Für Helfer, denen wirklich etwas an den Opfern liegt, ein knallharter Job, in dem es inmitten der gröbsten Unbilden auf höchste Sensibilität ankommt. Wer derart bis zu den Knien in der Scheiße steht, gibt in der Regel keinen gloriosen Schutzengel ab und muß obendrein damit rechnen, auf nichts als Undank zu stoßen.

Prinzessin Stephanie zu Guttenberg hat sich die Sache daher fein zurechtschminken lassen. Sie nett und adrett im Studio, ihre Jagdgesellschaft am PC und in geschützten Räumen, in denen dann vor der Kamera ein bißchen ‘Pädophilie light’ gegeben wurde. Für jeden bösen Kinderschänder aus dem bösen Internet erhoffte sie sich wohl einen Gummipunkt auf dem Weg zur Heiligsprechung. Ganz en passant sollten die Zuschauer in dem Glauben bestätigt werden, daß dort – im Internet – die Horden der Abartigen nur darauf warten, sich auf junges unschuldiges Blut zu stürzen.

Nichts ist für eine solche Show zu zynisch, nichts zu lächerlich. Der Lockvogel freut sich schon diebisch darauf, wie der Perverse am Ende hochgenommen wird. Daß in freier Wildbahn die Mädels in der Regel weniger erpicht sind auf ein Blind Date mit Hannibal Lecter, who cares? Hier sorgt der Sender für den letzten Schliff zur Quote.

Das Konzept ist hirnzerreißend und abgefuckt genug für ein paar ansehnliche Magenkrämpfe. Daß sich aber eine Ministergattin diesem Mist nicht nur hingibt, sondern ihn auch noch für ein Zeichen besonderen Engagements hält, ist der Gipfel bitterböser Realsatire. Wenn diese Barbie ins Kanzleramt einschwebt, sind wir endgültig im Operettenstaat angekommen. Die Gala lesende Mehrheit kann sich dann an Pomp und Tüll ergötzen, während in den Nebenstraßen die Knüppel sprechen. Da wüchse wohl zusammen, was sich für eine echte Bananenrepublik gehört.