Noch drei Jahre bis “frei Parken”
Posted by flatter under Wirtschaft[20] Comments
13. Okt 2010 22:38
Eine herzerfrischend provokative Analyse des großen Bankirrtums zu unseren Ungunsten liefert der Wiener Wirtschaftsprofessor Franz Hörmann. Ob die von ihm vorausgesagte Ereigniskarte wirklich innerhalb der nächsten drei Jahre am Monopoly-Tisch gezogen werden wird, da sind Zweifel angebracht. Dennoch ist es sehr erfreulich, einmal etwas ganz anderes zu lesen als den neurotischen Optimismus unserer “klügsten” Professoren.
Oktober 13th, 2010 at 23:36
Danke für den Link. Das ist hochinteressant… Nur müsste man es so erklären, dass es auch jeder versteht.
Oktober 14th, 2010 at 00:28
Super Link! Ich hatte vor einiger Zeit ein Streitgespräch, in dem ich genau dieselbe These vertreten hatte, dass unser Geldsystem mittelalterlich ist. Und jetzt muss ich lesen, dass es im Grunde altertümlich ist! Leider konnte ich damals keine Quelle als Beleg für meine These nennen, zum Glück ist das jetzt Geschichte :)
Auch glaube ich, dass es bald mehrdimensionale Geldsysteme geben wird. Sie werden google-money, facebook-thaler & Co. heißen.
Oktober 14th, 2010 at 00:38
Naja, nach hinten heraus wird´s dann aber schon ziemlich dünn, wenn auch vielleicht nicht neurotisch, dann aber doch sehr optimistisch i. S. v. historisch widerlegtes Wunschdenken: “Ihr (sogenannte Elite) werdet zwar etwas verlieren, aber das sind nur Zahlen auf Papier oder Displays. Und wenn ihr mitarbeitet, dann können wir jede Form von Lebensstandard schaffen und zwar für eine breite Bevölkerung.” Wie oder mit was soll das denn kommuniziert werden?
Das mit dem Staatsverschuldungs-Oxymoron habe ich genau so schon eingige Male, auch ökonomisch versierten Menschen, versucht zu erklären. Bis auf ungläubiges Schweigen kam da aber nix…
An der Uni Wien gibt´s übrigens noch andere gute Profs: https://www.vidc.org/index.php?id=1326
Oktober 14th, 2010 at 11:26
Uneingeschränkten Glückwunsch zu diesem Link, auch wenn die Argumentationen des Professors aus Wien sicher hinsichtlich der Zeitschiene ein paar Schwachstellen haben.
Ich freue mich besonders über die inzwischen über 2000 Postings zu dem Artikel; als ich ihn vorgestern fand, waren es 1.600. Wobei die mit der ausgewiesenen Herkunft hinter dem Bretterverschlag klar in der Minderheit waren.
Vielleicht kann man diesen Prof. bei der Bewertung der politischen Inszenierungen jetzt und künftig immer ein bisschen im Hinterkopf haben. :-)
Oktober 14th, 2010 at 13:06
wie bitte? noch so ein prof in amt wuerden, der die allgemeine lehrmeinung derartig mit fuessen tritt? jemand der wirklich durchsieht ist doch prof max otte. der wird ja auch immer wieder oeffentlich als derjenige vorgefuehrt, der die finanzkrise vorhergesagt hat…
Oktober 14th, 2010 at 13:41
Nu ja..ich bin da nicht ganz seiner Meinung und was er anscheinend total übersieht:
“Denn wir müssen ihre Verlustängste berücksichtigen und sagen: Ihr werdet zwar etwas verlieren, aber das sind nur Zahlen auf Papier oder Displays. Und wenn ihr mitarbeitet, dann können wir jede Form von Lebensstandard schaffen und zwar für eine breite Bevölkerung.”
Als ob es um Geld als Selbstzweck ginge, Geld dient zur Machterhaltung oder Erlangung. Daher wird der obrige Zustand niemals eintreffen, denn mit einer anderen Verteilung des Geldes fände auch ein Machtverlust statt und dieses wird die sogenannte Elite friedlich niemals zulassen.
Oktober 14th, 2010 at 17:20
China das Preussen des 21. Jahrhunderts.
Werden sie gegen die Amerikaner kämpfen müssen?
Werden die Amerikaner , die selben schmutzigen Tricks wie einst die Briten anwenden?
Oktober 15th, 2010 at 09:40
“…Elite friedlich niemals zulassen.”
Vielleicht läuft es ja gerade auf das, in dieser Aussage unausgesprochen Implizite hinaus.
Vielleicht geht es wirklich nicht anders.
https://horribile-dictu.blogspot.com/2010/10/ungleichgewicht.html
Oktober 15th, 2010 at 13:33
Wirklich eine lustige Person, dieser Herr Hörmann. Seinen Optimismus teile ich nicht, sehr wohl aber die Erwartung eines ultimativen Crashs in nicht allzu ferner Zukunft. Also dann, in ca. zwei Jahren frei Parken, endgültiger Finanzcrash, Bewusstseinssprung (von Däniken) und Weltuntergang. Have a nice day.
Oktober 15th, 2010 at 14:06
OT:
hermann scheer ist tot!
verdammte scheisse! das ist ein wirklich herber verlust! einer der letzten echten sozis geht. die seeheimer bleiben. verdammte scheisse!
Oktober 15th, 2010 at 18:05
Mann, Mann, Mann… wenn der Herr Professor recht haben sollte mit seiner Prognose, dann kommt mir demnächst schon wieder ein System abhanden. Da habe ich in meinem kurzen Leben verdammt viel erlebt… ;-) Ich bedanke mich hiermit bei meinen Produzenten, dass sie mir ermöglicht haben, in eine so spannende Zeit hineingeboren worden zu sein.
Natürlich, ein sehr schöner Link auf einen tollen Artikel, den ich aber wohl noch mehrmals lesen muss, bis ich restlos Alles kapiert habe.
In Vorfreude wünsche ich Euch ein schönes Wochenende!
Ralf
Oktober 16th, 2010 at 00:31
Hört sich für mich wie eine Beschreibung der Utopie an, die in “Zeitgeist II – Addendum” geschildert wird trotzdem erstrebenswert wenn auch nie zu 100% so umsetztbar.
Oktober 16th, 2010 at 05:56
Wollen denn die Banken nicht einige Sicherheiten, für das in Umlaufbringen des Geldes? Wenn die das Geld an die Kreditnehmer ausgeben, was machen die dann mit den Werten der eingebrachten Sicherheiten (Schuld)? Entweder jemand verfügt über Vermögenswerte, oder ist gezwungen, dieses Geld auf dem Arbeitsmarkt abzuarbeiten.
Was passiert, während die Bank das Geld aus der Luft bucht (somit selbst keine eigenen Werte hat), mit den (scheinbar) eingebrachten Bürgschaften der Kreditnehmer?
Oktober 16th, 2010 at 11:58
Nee, nee! Als Machtmittel ist Geld einfach zu verlockend, um es nach ein paar tausend Jahren, in denen es sich für die Mächtigen bestens bewährt hat, wieder abzuschaffen. In drei Jahren wird sich GAR NICHTS ändern, auch wenns eine noch so schöne Utopie ist. Solange sich alle Verluste bequem vom einfachen Volk bezahlen lassen gibts keinen Grund zur Umkehr.
Oktober 16th, 2010 at 12:34
Das ist alles nichts weiter als ein typisch gesellianischer Ansatz.
Bereits Keynes meinte, dass wir dermaleinst mehr von Gesell als von Marx lernen würden. Die Crux mit den Freiwirten ist jedoch, dass sie 1.) immer noch sehr rechtsgebördelt sind und 2.) keine konstruktiven Vorschläge für die Umsetzung des “Schwundgeldes”, des “Freilandes”, etc. pp. machen können. Ihr Hoffen auf den großen Zusammenbruch der Finanzwirtschaft und Wörgl erinnert an das Warten der Linken auf die Weltrevolution. Dabei ist der Kapitalismus nun einmal (leider) ein Pudding, der sich nicht an die Wand nageln läßt.
Oktober 16th, 2010 at 16:45
Ich muss hier mal die deutsche Professorenschaft in Schutz nehmen.Nicht alle sind so blöd wie Hans-werner Sinn.
ZB der hier:
https://www.soziologie.uni-halle.de/huber/docs/aeuk-wer-regiert-das-geld-23-maerz-2009.pdf
oder der:
https://www.metropolis-verlag.de/523/book.do
Oktober 16th, 2010 at 17:59
Nee, wir haben ja auch Hickel und Flassbeck. Während aber auf der neoliberalen Seite jeder noch so extremistische Unfug publiziert wird, werden die Alternativen gemeinhin gern verschwiegen.
Oktober 16th, 2010 at 20:37
Hickel+Flassbeck+Flatter und noch ´n Senf!
Oktober 30th, 2010 at 11:13
Ein paar spontane, daher unsortierte Einfälle zum Interview:
1. Das System geht nicht von selbst zugrunde. Solange niemand die Machtfrage stellt bzw. die herrschenden Mächte in Frage stellt, würde selbst ein Megacrash wohl 100x eher einen Re-Boot des selben Systems zur Folge haben, als dass die ihren Laden einfach abgeben.
2. Zurecht verweist der Prof. darauf, dass Geld kein Tauschmittel ist, sondern ein Vermögenstitel (mit Anspruch auf Verzinsung). Streicht man das Geld aus der Welt, ist die Welt sachlich kein Stück ärmer geworden, weil wir Brot essen und in Häusern wohnen und nicht in Geld oder Aktien oder Bilanzen. Deshalb fordert der Prof. zurecht als Alternative eine Versorgung mit nützlichen Gütern statt mit Geld, was ihn angenehm von sonstigens Fans des BGE abhebt.
3. Die Banken schaffen es tatsächlich aus dem Nichts lauter Vermögenstitel in die Welt zu setzen. Aber der Prof. vergisst, dass diese sich in ihrer Eigentumsqualität überhaupt nicht unterscheiden von dem “normalen” Geld (das ja auch bloß ein Titel in Ziffernform ist). Man kann ja auch jederzeit diese “Lufttitel” zu Geld machen, z.B. durch Hinterlegung bei der Zentralbank. Leute, die damit ihr Geld verdienen leben ja gerade nicht von Luft und Liebe sondern in Saus und Brauß. Dank staatlicher Garantie ist das alles eben nicht nur eingebildetes Vermögen.
4. Gewiss: Jede Bank wäre pleite, wenn die Leute auch nur 20% ihrer Einlagen zurückverlangen würden. Aber solange niemand die Nagelprobe stellt, gibt es keinen Grund, warum dieses System nicht noch Jahre bestand haben sollte. Gibt es immerhin schon seit ca. 250 Jahren.
5. Dass der Reichtum dieser Welt zu 90% aus Luftbuchungen besteht ist leider nicht halb so irre wie die Grundtatsache, dass der Reichtum überhaupt in Geld besteht, einem Ding, das für sich zu nichts nuitze ist an dem aber alles hängt: Wer kein Geld hat ist arm dran, obwohl es alles in Massen gibt, was er zum Leben bräuchte. Millionen Menschen sterben sogar nicht aus Nahrungsknappheit, sondern weil sie kein Geld in ihrem Besitz haben. Da sind Luftbuchungen echt nur der i-Punkt auf einem sehr viel grundsätzlichern Wahnsinn.
Oktober 30th, 2010 at 11:24
Der Prof. wird auch scharf kritisiert (“Irrer!”, “Faschist!” “Stalinist!” etc.), aber u.a eben auch mit Variationen folgender Worte:
“Aber wie könnte sich ein kleiner Mann ein Haus bauen, wenn er es nicht über eine Bank finanzieren würde?”
Geld baut also Häuser. Ich glaube es war Karl Marx, der sich schon vor 150 Jahren im Fetischkapitel seines Hauptwerkes “Das Kapital” über diese Vorstellung lustig gemacht hat. Da glauben Menschen ernsthaft, wir Menschen könnten nichts produzieren und müssten alle sterben, wenn es kein Geld gäbe.