Auf vielfachen Wunsch und weil ich auch nicht den Eindruck erwecken möchte, es interessierte mich nicht, will ich dann doch noch einige Worte verlieren zu dem Rumble am Stuttgarter Prestigeobjekt. Zunächst einmal ist ja völlig folgerichtig, dafür zu sorgen, daß ein Bauvorhaben durchgesetzt wird, gegen das man schon jahrelang hätte opponieren können, an Ort und Stelle und in den zuständigen Gremien. Ein auch von mir hoch geschätzter Schriftsteller hat das bereits Ende der 70er Jahre auf den Punkt gebracht: Wenn die Sprengung der Erde schon 15000 Jahre lang geplant worden ist, kann es nicht angehen, daß am Tag des Vollzugs so getan wird, als sei das sei das ein Unrecht.
Die Dimensionen, von denen wir heute sprechen, sind eine Aufregung umso weniger wert. Es gab in der Geschichte der Bundesrepublik viele Protestaktionen und Demonstrationen, die einen durchaus vergleichbaren Verlauf genommen haben. Vor allem Nuklearanlagen, von Wyhl über Wackersdorf bis Kalkar wären da zu nennen, aber auch Proteste gegen weniger gefährliche Vorhaben. Tatsächlich gibt es einige gewichtige Unterschiede. Nicht ganz so wichtig wie es derzeit gemacht wird, ist dabei die Tatsache, daß es sogar in den meisten Medien zurecht der Lächerlichkeit preisgegeben wird, es handele sich bloß wieder nur um Chaoten und linke Spinner, die da auf die Straße gehen – wie generell bei früheren Demonstrationen.
Immer diese linken Spinner
Es stimmt nicht, daß die immer als “linke Spinner” geltenden Demonstranten weniger Recht gehabt hätten. Es stimmt überhaupt nicht, daß die Anlässe, aus denen sie auf die Straße gegangen sind, weniger legitim gewesen wären – im Gegenteil. Es stimmt ebensowenig, daß nicht schon immer auch ‘normale Bürger’ – dies aus Sicht eines konservativen Menschenbildes – massenhaft dabei gewesen wären. Daß dies so wahrgenommen wurde, verdankt sich einer politisch-medialen ‘Elite’, der eine solche Darstellung stets zupaß kam.
Der Hauptunterschied besteht aber darin, daß der Verdruß, der sich am Symbol “Stuttgart 21″ Bahn bricht, andere Dimensionen erreicht hat. Ich teile dabei keineswegs die Ansicht der Optimisten, es formiere sich da eine nachhaltige außerparlamentarische Opposition.
Die Geldverschwendung, die Vetternwirtschaft, das Täuschen und Tricksen, die Prestigesucht, die Sturheit und schließlich die schulterzuckende Brutalität gegen die Stampede des Stimmviehs sind allesamt Busines as usual. Das Unverständnis der Exekutive hingegen ist noch nie so groß gewesen: “Was wollen die plötzlich von uns?”
Gegen die Privatisierungsorgien der vergangenen Jahrzehnte, geplant oder vollstreckt, gab es keinen spürbaren Widerstand. Gegen die fatale Bankensubvention, verkauft als “Rettungsschirm” ebenso. Man könnte eine meterlange Liste politischer Entscheidungen anfügen, die bei weitem Schlimmeres angerichtet haben. Ein Volk, das dies alles frißt, kann keinen Aufstand gegen einen blöden Bahnhof proben. Das können nur Verschwörer sein. Linke Verschwörer, versteht sich, denn die sind nun mal die Bösen in diesem Land.
Zu oft, zu dreist, zu offensichtlich
Die Standardreaktion auf eine Standardreaktion greift aber ins Leere. Zu plötzlich, zu breit und zu heftig angesichts des Problems sind die Proteste. Zu wenige Kapuzenträger und Steinewerfer. Und dann reihen sich auch noch weichgespülte Grüne und neoliberale “Sozialdemokraten” ein. Sogar ganz und gar konservative Schwaben jenseits eines politischen Kalküls tun kund, was sie umtreibt: Sie haben die Schnauze gestrichen voll.
Ich möchte hier auf die Motive und die Seelenlage gewisser Parteigänger nicht eingehen, die sich etwas davon versprechen, volksnah aufzutreten. Ihre Taktik ist nicht entscheidend für den Protest und wird sich noch als das falsche Spiel erweisen, das sie eben ist.
Die Wut der Widerständler ist das Symptom, das dem Ganzen die Würze gibt. ‘Stuttgart 21′ ist prototypisch für die Segnungen einer ideologischen Praxis, die von Lobbyisten und Profiteuren beherrscht wird und die dem Volk erst mit Worten übers Maul fährt, um dann den Knüppel hinterher zu schieben.
Zu oft, zu dreist, zu offensichtlich und inzwischen in einem wahren Stakkato wurden Entscheidungen getroffen, die kaum mehr einen Zweifel daran lassen, daß sie Schaden mehren und wenigen nützen. So wenig Demokratie bei so viel Profit läßt sich nicht mehr als ‘alternativlos’ und rechtmäßig verkaufen. Zumindest dann nicht, wenn obendrein versäumt wird, die Massen gehörig zu spalten. Und das ist die äußerst ambivalente Essenz des begrüßenswerten Aufbegehrens: Es kann nur stattfinden, weil es einmal nicht gelungen ist, Arm gegen Ärmer, Ängstlich gegen Panisch und Dumm gegen Klug aufzuhetzen. Nur wenn das einreißt, hat solcher Protest Zukunft. Daraus lernen werden vermutlich zuerst die auf der Innenseite der Zäune.
Oktober 2nd, 2010 at 01:06
Ich verstehe nicht ganz, wieso immer wieder gesagt wird, die Leute hätten ja vorher demonstrieren können. Es gab doch genug, die dagegen opponiert haben, aber einfach übergangen wurden. Wie das Bürgerbegehren undemokratisch abgewürgt wurde, ist doch beispielhaft für die ganze Chose. Selbst wenn damals keiner was gesagt hätte, so wäre es absolut angebracht, bei veränderter Faktenlage (unsicheres Fundament, explodierte Kosten absehbar etc.) dagegen zu protestieren.
Oktober 2nd, 2010 at 01:17
Erklären Sie das dem intergalaktischen Planungsrat, wir machen hier nur unseren Job.
Oktober 2nd, 2010 at 01:58
KEINE PANIK. (schöne große freundliche Buchstaben – grins)
Immer diese Vogonen, dass die nun auch in Stuttgart anfangen wollen, wer hätte das gedacht. Der Bahnhof ist nur der erste Schritt, wetten?
Tja, und Danke für den Fisch. vielleicht sehen wir uns im Restaurant am Ende des Universums wieder, bevor es nach Rupert und zurück geht.
42 – grins -
Oktober 2nd, 2010 at 02:00
[...] noch abgerissen werden sollten, aber immerhin was, was ich trotzdem in weiten Teilen teilen kann: Die Ordnung muß gewahrt bleiben [...]
Oktober 2nd, 2010 at 02:11
Kürzlich habe ich gelesen: “Wieso demonstrieren die Leute nicht. Was hält sie in der Duldungsstarre?”
Und dann lese ich wieder – die dummen Deutschen, sie lassen sich alles gefallen . . .
Ist irgendwie witzig, da proben “normale” Bürger den Aufstand – und schon sind “scheinbar Linke” verschnupft:
Denn: schließlich haben sie das “Recht zu intervenieren” “gepachtet”.
Umso mehr freut mich das Fazit dieses Textes:
“Zu oft, zu dreist, zu offensichtlich und inzwischen in einem wahren Stakkato wurden Entscheidungen getroffen, die kaum mehr einen Zweifel daran lassen, daß sie Schaden mehren und wenigen nützen. So wenig Demokratie bei so viel Profit läßt sich nicht mehr als ‘alternativlos’ und rechtmäßig verkaufen. Zumindest dann nicht, wenn obendrein versäumt wird, die Massen gehörig zu spalten. Und das ist die äußerst ambivalente Essenz des begrüßenswerten Aufbegehrens: Es kann nur stattfinden, weil es einmal nicht gelungen ist, Arm gegen Ärmer, Ängstlich gegen Panisch und Dumm gegen Klug aufzuhetzen. Nur wenn das einreißt, hat solcher Protest Zukunft. Daraus lernen werden vermutlich zuerst die auf der Innenseite der Zäune.”
Auch wenn mich die “Resignation” des letzten Satzes ein wenig belustigt. Der erste Teil des Abschnitts ist grandios! Und nun zeigt mal etwas Empathie und helft mit, dass diese Proteste Zukunft schaffen . . . Gutes Nächtle!
Oktober 2nd, 2010 at 06:33
Auch ja, es wäre aber schon schön, wenn der eine oder andere Blogger sich auch mal die Mühe machen würde, nachzuforschen, wie lange schon gegen dieses Projekt mobilisiert wird. Und wie dieser Protest sowie Fakten u. Gefahren das Projekt betreffen seit Jahren unter Verschluss gehalten werden. Genau dazu wurde gestern abend auch nochmals lautstark Stellung zu bezogen, von einer Aktivistin die seit 25 Jahren dabei ist.
Ps. Eine Frau hat ihr Leben verloren, sie starb auf dem Weg ins Krankenhaus nachdem sie von der Polizei niedergeprügelt wurde, 2 Menschen verloren ihr Augenlicht.
Oktober 2nd, 2010 at 07:33
Wackersdorf, was ist daraus eigentlich geworden?
Und ist Kalkar nicht das schönste Schwimmbad des Landes geworden? ;-)
Oktober 2nd, 2010 at 08:29
Auch ich habe meine lieben gemischten Probleme mit Stuttgart-21. Zwei Drittel der Stuttgarter haben wie alle anderen jahrelang zugesehen, wie Unterschichten diskrminiert, demagogisiert und immer weiter fertig gemacht wurden. Und jetzt wird ein Park gerettet. Das hat schon etwas absurdes an sich. Es stimmt schon, dass auch bereits lange vorher schon dagegen protetiert wurde. Dies hätte durchaus aber auch als Parallele für die anderen, noch schlimmeren Umstände benutzt werden können.
Und der Grund ist ziemlich einfach. Stuttgart-21 betrifft zum Großteil das, was sich Mittelschicht nennt. Und die geht plötzlich auf die Straße. Das ist das wirklich neue daran.
Das zeigt einmal deren Ignoranz und den Umstand, dass nur etwas geht, wenn man selber betroffen ist. Letzteres zeigt sich auch an anderen Stellen. Auf Facebook z.B. wird eine richtige Propaganda-Aktion “für Stuttgart-21″ betrieben. Da fallen Sätze wie “Boahhh, wie geil ist das denn…” usw. usf. Fast ausschließlich von Nicht-Stuttgartern.
Sei’s drum. Ich freu mich ja, dass sie wenigstens wegen Bäumen und Baustellen auf die Straße gehen, wenn es denn schon nicht wegen Menschen ist.
@Unbequemer (3). Ahh. Babylon V
Oktober 2nd, 2010 at 09:04
Ich als Beteiligter kann keine tatsächlichen Argumente finden, die gegen S21 sprechen. Wir bauen seit 180 Jahren Eisenbahnstrecken und in den letzten Jahren entsprechend viele Neubaustrecken/NBS (schau mal unter Wiki: Neubaustrecken nach). Und S21 ist eine davon. Es gibt bisher keine NBS die infrastrukturelle Nachteile gebracht hätte. Dieser politische Tamtam, dagegen aus allen möglichen und unmöglichen Gründen verbinde ich mit dem Abwrackprämieneffekt. War sinnlos und nicht erklärbar, hat aber funktioniert.
Gestern sagte mir ein Kollege der in Stuttgart wohnt: Hanei, jetsch fahn hal koi Dampflöckle mea wie frieha no…
Und bei dem Argument konnte ich auch nichts mehr sagen. Den Stuttgartern (die mit verlaub KEINE Schwabnen sind) ist ihr “Städle” fei…so wie bei den Heidelbergern…das dauert alles “ebbs länga”;
trotzdem wählen die im März die CDU…warts ab.
Oktober 2nd, 2010 at 10:10
@ Oliver Mark
https://www.seemoz.de/2010/09/16/was-sie-immer-schon-uber-stuttgart-21-wissen-wollten/
lesen!
Und lieber Anti, es geht nicht “nur” um einen Park, oder nur um einen Bahnhof und die Stuttgarter sind auch bei weitem nicht alles fette Egomanen u. Mittelständler.
Ich bin schon vor über 20 Jahren aus Benztown weggezogen und als ich kürzlich für ein paar Tage an den diversesten sozialen u. anderen Brennpunkten in der Stadt unterweges war, konnte ich kaum glauben, wie verwahrlost u. heruntergekommen diese Stadt innerhalb dieser etzten 20 Jahre ist. Auch darum geht es bei den Protesten.
Im übrigen ist es sehr erfreulich, wenn auch die Mittelschicht endlich aufwacht und sich immer mehr Menschen darüber bewusst werden, was in diesem LAnd tatächlich los ist.In Stuttgart treffen sich die unterschiedl. Schichten, tauschen sich aus und lernen was es heißt, solidarisch und aktiv zu sein.
Oktober 2nd, 2010 at 10:12
Hallo Mark,
wenn sie als Beteiligter keine Argumente gegen Stuttgart21 finden können – liegt es vielleicht daran dass Sie gar keine gesucht haben ?
https://www.kopfbahnhof-21.de/index.php?id=141
Oktober 2nd, 2010 at 10:34
ein interessanter vortrag ueber sinn und unsinn von s21.
Prof. Dr. Karl-Dieter Bodack – Stuttgart 21 und Alternativen
Oktober 2nd, 2010 at 11:30
Hallo flatter
Deiner Sicht auf das Thema und vor allem diesem Satz:
…“Ich teile dabei keineswegs die Ansicht der Optimisten, es formiere sich da eine nachhaltige außerparlamentarische Opposition“…,
kann ich mich anschließen.
Ein Großteil der Demonstranten scheinen mir eher das Gegenteil von Opposition, mehr die bewussten und strammen Wähler einer Schwarz Gelben Politik. (naja, das unterscheidet sie aber zumindest von denen, die glauben mit nicht-Wählen-gehen irgendetwas erreichen zu können).
Ich wünschte mir ein Bruchteil von dieser Empörung, als es darum ging zu hinterfragen für wen und was „unsere Jungs“ am Hindukusch oder anderswo, das Land und die Umwelt dort zerstören oder gar anderer Leute Kinder töten (Kolateralschaden).
Bisher nur Schweigen oder gar Zustimmung zur Politik der selben Politiker aus dem bürgerlichen Lager und der Scheinlinken von SPD/GRÜNEN, wenn es darum ging und geht die Opfer (Überflüssige) der Deindustrialisierung und Globalisierung, in ein Leben mit Hartz IV an den Rand der Gesellschaft abzuschieben.
Stuttgart21. Nein, hier sehe ich derzeit noch keine „Bewegung“ die diese Gesellschaft verändern will. Noch sehe ich da vor allem nur eine satte Mittelschicht, die ihre Interessen vertritt und zuschaut oder billigt, wie auch bei uns zunehmend Millionen Menschen im Elend verschwinden.
MfG Lutz
Oktober 2nd, 2010 at 12:34
50 jahre lagen die pläne auf alpha centauri aus.
nicht 15.000 werter feynsinn
Oktober 2nd, 2010 at 13:15
@ bojenberg: Lebensqualität verbessern: S21: 0, K21 +3…Summe K21 Pro 16 zu 14 bei S21. Klingt nach einem Motorradtest bei dem am Ende immer BMW gewinnt ;-)
*lol* Lustige Fachbeiträge fangen schon mal gut an. Aber ernsthafte – harte – Fakten sind das keine.
@ Geheimrätin: K21 Alternativen kenne ich schon. Und diese Kartellsammlungen und wie-es gebraucht wird- Contraargumente kann jeder zu jedem Projekt sammeln. Geht es also darum, dass Sie K21 wollen? Die NBS auch? Oder nicht? Oder wie? Gibts Probleme bei möglichen Kungeleien? Könnte man das bei K21 nicht auch argumentieren? Gehts um ein einfaches Dagegen sein? Wäre Zufriedenheit da, wenn K21 kommt?
Apropos: Duisburg….*nachdenk*…war da was? Schon vergessen, gell? Auch erbaulich dass der SWR bei der “Pro21″-Aktion nicht dabei war, sondern der Bayrische Rundfunk kommen musste.
Aber nee, die Lobbyisten und ihr Machteinfluss in den Medien…genau…und SWR ist ja ein gutes Beispiel für freie, unabhängige Berichterstattung. Komisch, denen glauben Sie aber jetzt in diesem Falle mal.
Meine Meinung: dort protestieren satte Menschen. Dort weinen satte Menschen über böse Maschinen die Bäume rausreissen. Jeden Tag wird eine neue Sau durchs Dorf getrieben und während Duisburg schon völlig vergessen ist und Sarrazins Thesen sich in den Köpfen der gleichen Bevölkerung gegen den Islam vorbereiten lässt, wird es nächste Woche wieder ein neues Thema sein.
Zwischenzeitlich installieren die Banken Bad Banks, verdienen Heuchler weiter Boni, verlängert die Energielobby ihre Schrottkraftwerke.
Wo sind die satten Menschen dort?
Oktober 2nd, 2010 at 13:17
edit: ich meinte @geheimrätin und @r.föderlich…sorry
Oktober 2nd, 2010 at 13:54
Einer der interviewten Protestler vorgestern im Fernsehen war ziemlich bezeichnend. Man könnte es die neue “Stolzheit der Mitte” nennen, die sich jetzt zusätzlich zur “Stolzheit der Leistungsträger” nach unserem Brot-und-Butter-Philosophen Sloterdijk manifestiert. Dieser Protestler formulierte es ungefähr so: “Wir sind hier die Mitte der Gesellschaft. Wir gehen alle arbeiten!” Hätte man ihn jetzt noch gefragt, was er von den Thesen Sarrazins hält, was hätte der wohl geantwortet?
Die Ressentiments gegen Migranten und HartzIV-ler kommen aber nicht von ungefähr. Ihre Protagonisten kommen nicht etwa von unten oder aus der Mittelschicht, sondern aus der “besseren” Gesellschaft. Es sind übrigens die gleichen, die an S21 verdienen.
Ihre Ideologen und Sympathisanten sind intellektuell degenerierte (ich will ja nicht behaupten, ‘genetisch’) Angehörige der besseren Gesellschaft (Sloterdijk, Sarrazin, Heynsohn, FDP-Klientel, etc.) und finden offene oder mindestens klammheimliche Zustimmung und logistisch-mediale Unterstützung bei führenden Meinungsmachern (Diekmann, Mascolo, Schirrmacher, …). Die Versuche zur Spaltung der Gesellschaft kommen also von oben. Dort sind die subversiven Nester für latenten Rassismus und Entsolidarisierung zu finden. Man könnte quasi die Bundesbank noch dazu zählen, denn was ist denn sonst deren Aufgabe? Mir fällt da nichts ein, wozu die noch gut sind. Initiative Finanzstandort Deutschland? Verbeamtete Lobbyisten also? Ich denke, unser Geld ist woanders besser angelegt als in S21 und Bundesbank.
Insofern muss man flatter absolut zustimmen. Die Spaltung der Gesellschaft ist noch nicht vollendet. Deshalb gibt es noch diese lästigen Proteste. Deshalb wirkt die korrupte, ähhhh politische Klasse im Moment so hilflos. Sie hat zur Zeit nur noch “schlagenden” Argumente, weil sie intellektuell ein so erbärmliches Bild abgibt. Gerade diese intellektuellen Defizite sind auch der Grund für das “Durchstechen” der aktuellen Reformen (Finanzen, Gesundheit, Atompolitik). Denen ist mittlerweile ihr Ruf egal. Sie machen sich gar nicht mehr die Mühe, etwas logisch zu begründen. Das würde ihnen ja auch nicht gelingen. Denn sie erzählen uns Unsinn. Und das wissen sie auch. Also sichern sie nur noch ihre Pfründe. Mitnehmen bis zur nächsten Wahl, was man mitnehmen kann, heißt deren Motte jetzt nur noch.
Die tatsächlich interessante Frage wird sein, ob sie dadurch gefährlicher geworden sind, oder ob das Ende ihrer Ära eingeläutet ist. Hoffen wir letzteres.
Oktober 2nd, 2010 at 13:54
Mark Oliver
SWR- Dem Agenda 2010-Propagandasender. What the hell are you talking about?!
Was ziehst du hier eigentlich für ne show ab und für wen???
Oktober 2nd, 2010 at 14:04
@geheimrätin: (edit):
?hä? What the hell are U talking about? Schreiben die Pro oder Contra? Glaubst Du denen oder nicht? Was gibts da nicht zu verstehn?
“und für wen?”
aha…hab ich doch gesagt oder? Ist das schwer zu verstehn? Ich seh keine schlüssigen Argumente dagegen. Ich hab meine Meinung. Ich bin beteiligt und mein echter Name steht da oben. Ist das jetzt ein Problem für Dich “Geheimrätin”? *lol*
*plonk* ich bin raus…bye
Oktober 2nd, 2010 at 15:22
@ Gerhard Schrödibär
Und warum greift man sich immer nur die Laberköpfe raus, die sich hier auf Kosten anderer profilieren? Warum werden nicht diejenigen auch mal zietiert, die auch in Stuttgart zur Geschlossenheit aufrufen, für soziale Gerechtigkeit starkmachen und die die richtigen Prioritäten setzen? Zugegebenermaßen hüpfen gerade auf der Showbühne und an den Mikros ziemliche viele Affen rum, aber nur denen auch in den Blogs das Wort zu geben, finde ich offen gestanden sehr einseitig. Um nicht zu sagen kontraproduktiv!
Es liegt auch auf der Hand, warum nur diese Stimmen von den Mainstream-Medien aufgegriffen werden und nicht diejengien, die wirklich was zu sagen haben und die zudem noch die eigentl. Inititatoren dieser Großveranstaltung waren u. sind.
Oktober 2nd, 2010 at 15:43
sehr guter Artikel, gefällt mir!
Oktober 2nd, 2010 at 15:50
Hey flatter,
google mal S21 und “Rote Khmer” ..^^
Oktober 2nd, 2010 at 16:00
@Geheimrätin
>>>>> “Und warum greift man sich immer nur die Laberköpfe raus, die sich hier auf Kosten anderer profilieren?”
Das weiß ich auch nicht? Ein Schelm, der böses dabei denkt? :-)
Mögliche Erklärung? Begriff “Mitte” von Meinungsumfragern als Distinktions-Kriterium erfunden und dann irgendwie gemessen, über die Medien in die Köpfe der “Job-Inhaber” implementiert und in Interviews von denselben “reproduziert”. Ein Mechanismus, der sich wie gewünscht, selbst verstärkt. Man nennt diese Technik auch “Produktion von Konsens”. Ist aber nur eine Theorie aus der Lameng heraus.
Oktober 2nd, 2010 at 16:16
Fehlende Opposition gegen das Projekt in den letzten Jahren kann man wohl kaum allen Beteiligten vorwerfen. Eher die Tatsache, dass der Protest nicht schon früher lautstark auf die Straße getragen wurde. Allerdings ist es immer sehr schwer Otto-Normal-Mittelschicht-Mensch auf die Straße zu bekommen, wenn solche Vorhaben noch abstrakt in der Planungsphase sind. Bagger und Bauarbeiter sind konkret und Polizei sowieso.
Abgesehen davon geht es auch gar nicht mehr allein um S21, sondern um die Tatsache dass selbst die Legitimierung durch diverse gewählte Gremien noch lange keine Demokratie gemacht. Es ging bei den Planungen kaum jemals um die Einbeziehung der Bürger. Und auch jetzt geht es nicht nur darum. Vor allem nicht mehr seit den Ereignissen von Donnerstag. Das hat ja sogar dazu geführt, dass in anderen Städten Mahnwachen gegen Polizeigewalt stattfanden und -finden.
Richtig interessant wird es erst noch: Wie geht’s weiter und vor allem wie lange noch?
Oktober 2nd, 2010 at 16:22
noch was wesentliches: Nicht ohne Grund warnte eine Leipzigerin die Stuttgarter gestern, dass es mit einem Regierungswechsel allein nicht getan ist. Auch nicht mit dem Stopp des Irrsinns. Eine korrupte Regierung gegen eine neue korrupte Regierung auszutauschen, kann nicht das Ziel derjenigen sein, die sich hier niederprügeln lassen mussten und im schlimmsten Fall wie der einer 60 jährigen Frau (über die keine Radio-u. TV Sender bislang berichtete) die ihr leben ließ u. nach der Prügelorgie an einem Herzinfarkt auf dem Weg ins Krankenhaus starb
Oktober 2nd, 2010 at 17:27
Antiferengi meint, dass der Aufwand zu groß sei, weil es doch nur um ein paar Bäume gehe . . .
Hmmm, sagen wir mal so: Seit Jahren kämpfen, ja es entwickelt sich tatsächlich zu einem Kampf – also seit Jahren kämpfen wir hier im Lande gegen grüne Gentechnik, gegen Unternehmenskonzepte von Kapital – und Landbesitzern, die mit Massentierhaltungsanlagen und industrieller Biogasproduktion das gesamte Land in einen Feudalstaat zurückversetzen. Die Leute hier haben praktisch keine Möglichkeiten mehr, von diesem Land zu leben. Ihr “Lebensraum” wurde verkauft.
Die Investoren und Käufer tun dies mit Unterstützung der Landesministerien. Da sind ganz muntere “Netzwerke” am arbeiten. Das Ziel – ausschließlich finanzieller “Mehrbehalt” für alle Beteiligten.
Wir “kämpfen” bisher noch mit legalen Mitteln – wir schreiben hundertfach Einwendungen, Briefe an Minister, Parteien etc.
Wir erreichen damit zwar Anhörungsverfahren und Raumordnungsverfahren. Doch all diese “scheinbaren” Erfolge haben nur Alibifunktion.
Dank der “veralteten” Gesetze – flächendeckend – gelingt es den agierenden Ministeralen uns auszubremsen. Denn Verfahren nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz z.B. dienen ja “nicht dazu, um Anlagen zu verhindern.” Es geht ausschließlich darum durch irgendwelche Pseudoersatz-Ausgleichsmaßnahmen die Anlagen dann doch bauen und in Betrieb nehmen zu können.
BürgerInnen dürfen dann eventuell den Klageweg beschreiten – und wie der in der Regel ausgeht, wissen wir ja – siehe BVG- Urteile zu Hartz IV.
Die Bezüge zu Stuttgart 21 liegen klar auf der Hand:
Was bedeutet denn die Aussage: Die Unterlagen sind schließlich lange Zeit ausgelegt worden. Jeder Bürger hätte dagegen sein Einwendung vorbringen können. . .
Na genau, viele haben dies bestimmt getan – doch die “planenden staatlichen Akteure” interessiert das nicht. Sie haben genügend Verordnungen und Gesetze, die sie für ihre Interessen zurecht zuppeln können.
Insofern: Aktionen von “Bedeutung” geschehen “nur”, wenn die Leute persönlich betroffen sind. Wenn es ihnen unter die Haut geht – ist halt menschliches Prinzip.
Und ich bin mir ziemlich sicher, dass auch die so gescholtenen Wohlstandsbürger in und um Stuttgart allmälig begreifen, dass sie gegen das “Machtmonopol” dieser Politerkaste von Schwatz-Geld und deren Handlangern faktisch ohne Macht, also ohnmächtig gegenüber stehen.
Und wozu führt diese dauernde Gefühl der Ohnmacht?
Bei mir führt es zu Aggression!
Und das ahnen wohl diese Politniks – dass es immer mehr werden, die dieses “Ohnemachtsein” nicht mehr länger ertragen wollen . . .
Oktober 2nd, 2010 at 17:28
@ Geheimrätin
Versuch doch mal die Sache gelassener zu sehen, dich nicht in etwas rein zu steigern und etwas sehen zu wollen, was es dort in Stuttgart gar nicht gibt. Hier geht es um eine Demo, in der Bürger ihre Interessen (Bahnhofsprojekt) vertreten wollen und zu Recht mehr Demokratie und Mitentscheidung einfordern. Das ist ja nichts schlechtes, im Gegenteil. Hat aber mit Gesellschaftskritik, Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit oder gar in Frage stellen von sozialen Verwerfungen nichts zu tun.
Denn wer für sozialpolitische Veränderungen wäre, der ginge auch auf Demos, die eben diese Umwälzungen forderten. Dem ist aber nicht so! Und deshalb zu Recht der Vorwurf, das diese „Wohlstandsbürger“ von Stuttgart21 eben bei Demos, die genau solche Missstände anprangern und eine Veränderung herbeiführen wollen, nicht zu finden sind. Im Gegenteil. Ein Großteil dieser Demonstranten ist der Wählerkreis, der Hartz IV oder Sarrazinsche Ideologie erst machbar werden lässt. Und sei es nur durch die bewusste permanente Wahl bestimmter Parteien mit unzweideutig neoliberaler Gesinnung!
MfG Lutz
Oktober 2nd, 2010 at 17:30
@ einige hier:
Selbstgerechtigkeit ist immer wahnsinnig toll, nicht? Vielleicht ist Kritik an den Leuten in Stuttgart sogar gerechtfertigt, aber man muss nunmal mit dem arbeiten, was man hat. Sollen also alle Demonstranten erst Sarazin abschwören, bevor sie gegen S21, Politik-Willkür und Polizeigewalt protestieren dürfen und von euch ernstgenommen werden?
“Keine Veränderung der Verhältnisse, kein Protest, wenn er nicht von gesinnungsgeprüften und für gut befundenen Übermenschen kommt”? Please, get real!
Oktober 2nd, 2010 at 17:40
@ Frank Powers
Einfach erst mal in Ruhe meine Zeilen lesen und dann mal darüber nachdenken.
Hast du nicht, sonst würdest du nicht solchen Mist schreiben. Sorry!
Oktober 2nd, 2010 at 17:48
Liebes ruhiges, gelassenes Lutz
Dürfen Stuttgarter deiner Meinung nach für ihre Interessen auf die Straße gehen? Dürfen Stuttgarter nicht mitentscheiden was in ihrer Stadt passiert?
Ist es deiner Meinung nach rechtmäßig, Stuttgart 21 durchzuziehen, nach all den unterschlagenen Befunden etc ppp? Ist es deiner Meinung nach Rechtens, dass die Polizei Leute tot prügelt? Ist es deiner Meinung nach gerechtfertigt, dass die Öffentlichkeit weiterhin betrogen und belogen wird?
Sind selbsgefällige Mittelschichtler nur auf der Seite der Demonstranten zu verorten, oder evtl. sogar unter den S21 Befürhwortern zu finden?
Und was hat Sarrazin mit Stuttgart 21 zu tun?
gelassene, heitere, schlaftrunke und freundliche Grüße
Oktober 2nd, 2010 at 18:06
Liebes unaufmerksam lesendes „Geheimrätiges“
Auch für dich noch einmal in doppelter Ausführung. Ich schrieb unter anderem:
…“Hier geht es um eine Demo, in der Bürger ihre Interessen (Bahnhofsprojekt) vertreten wollen und zu Recht mehr Demokratie und Mitentscheidung einfordern. Das ist ja nichts schlechtes, im Gegenteil“….
Deine auf mich etwas dümmlich provozierend wirkender Absatz beginnend mit …“Ist es deiner Meinung nach“…, kommentiere ich höflichkeitshalber nicht.
MfG Lutz
Oktober 2nd, 2010 at 18:52
Na also, dann lies halt auch du mal was andere schreiben! ist ja nicht auszuhalten! in stuttgart ist nunmal nicht ein fetter mittleschichtiger stuttgarter auf der staße sondern zahlreiche u. vielfältige menschen die sich u. a. auch austauschen und über diverste themen miteinander kommunizieren! so schwer nachzuvollziehen?
Oktober 2nd, 2010 at 19:16
flatter, wenn das stimmt, was mir ein stuttgarter leser schreibt, basiert deine argumentation auf einer unrichtigen annahme. proton pseudos heißt das, glaube ich.
hier das zitat:
Entgegen der Aussagen der Politik, hatten die Bürger nie die Gelegenheit, gegen den Bau zu stimmen oder sich daran gar zu beteiligen.
Oktober 2nd, 2010 at 19:28
@ Geheimrätin #30
Schön das du wenigstens begreifst das man erst einmal lesen und dann nachdenken sollte, bevor man schreibt. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass du dein persönliches Defizit nun pauschal mangels Argumenten an andere ungerechtfertigt zurückgibst.
Du schreibst: …“ sondern zahlreiche u. vielfältige menschen die sich u. a. auch austauschen und über diverste themen miteinander kommunizieren!“…
Wie Sinnreich. :-)
Ich halte mich an die rein nüchternen Fakten. Es ist derzeit eine Protestbewegung gegen örtlich bestehende Willkür der Politik, die von Menschen wie dir ohne jede nachvollziehbarer Substanz an Argumenten aufgebauscht wird zu einer Aktion, die diese nicht ist!
Wir werden sehen ob demnächst Zig-Tausende endlich für eine andere Gesellschaft, gegen Krieg und Hartz IV dabei sind!
MfG Lutz
Oktober 2nd, 2010 at 19:30
@ klaus baum – das ist das eine, die initaitve aber, die sich seit den 90ger jahren gegen das projekt engagiert hat sehr wohl oponiert, was aber einfach unter verschluss gehalten wurde, zusammen mit den diversen befunden
Oktober 2nd, 2010 at 19:33
@ lutz
ich habe nirgendwo behauptet dass es bei den protesten gegen stuttgart 21 um frieden und soziale gerechtigkeit geht. was ich gesagt habe ist aber, dass bei den protesten eben auch das thema soziale gerechtigkeit aufgegriffen wurde und immer mehr wird. auch wenn du davon nix mitbekommst, kannst ja mal vorort mäuschen spielen. also projeziere hier nicht deinen eigenen unausgereiften gedanken in mich.und wundere dich nicht, wenn ich nicht so argumentiere, wie du das gerne hättest.
Oktober 2nd, 2010 at 19:42
so, last one – nochmal auf das wesentliche zurückzukommen – https://archiv.feynsinn.org/?p=5037#comment-16876
das ist in m. Augen das Ziel das nicht aus den Augen verloren werden darf. Auch wenn die wenigsten es verfolgen mögen. Sollten die Protestaktionen in letzter Instanz doch noch erfolgreich mit einem Baustopp enden und die Regierung abgwählt werden, heisst das eben nicht, dass dann die Demokratie gesiegt hätte, die Demokratie fängt dann erst an.
Wir können uns jetzt hier noch stundenlang darüber zoffen, wer sich hier nun auf wessen kosten profiliert, wen welche motivation beseelt und was das ganze soll – es kann aber auch darum gehen, den fokus darauf zu legen, weiterhin gemeinsam und gestalterisch aktiv zu bleiben. in stuttgart und anderswo.
Leztlich sind wir alle global betrachtet Mittleschichtler, die sich bislang nur um ihre eigenen Belange gekümmert haben. Nun sind wir selbst auf Spenden angewiesen, wohlwissend dass mit Spenden zwar der eine oder andere Hungerbauch vorübergehend gefüllt werden kann, der Hunger aber weiterhin die Menschen hinwegrafft
ps – noch ist es aber nicht soweit – https://stuttgart21.blog.de/2010/10/02/massiver-zaun-schlossgarten-errichtet-9505646/
Oktober 2nd, 2010 at 19:43
Die Art und Weise, wie hier eine eigentlich grundgute demokratische Praxis (Demonstrieren) von einigen Superschlauen herabgewürdigt und denunziert wird (sind ja eigentlich Anhänger von Sarazzin), ähnelt in seiner gedanklichen Stumpfheit zum Verwechseln den Argumenten des politischen Gegners.
Nach der Logik so einiger hier hätte ich vor ein paar Tagen auf der Anti-Atom-Demo in Berlin nichts zu suchen gehabt, weil da bestimmt ein paar Christen, Fleischesser und Menschen mit Jack-Wolfskin Jacken aus chinesischen Sweatshops dabei waren.
Es gibt sicherlich zunächst mal ein Abstandsgebot zu den Diskursen des Mainstreams, aber man kann doch nicht ernsthaft erwarten, dass man in einem Demonstrationszug, der sich der Verhinderung eines Bauprojektes widmet, lauter Heilige anzutreffen, die sich der Revolution im Allgemeinen und dem Anarcho-Syndikalismus im Besonderen verschrieben haben.
Man mag vom Bürgertum und seinen Werten halten was man will, es sollte immerhin schon mal erstaunen, das sich hier scheinbar größere Teile einer Klasse nicht mehr von den Korruptlingen an der Spitze vertreten lassen wollen.
Oktober 2nd, 2010 at 19:58
doch noch eins: stichwort toronto und anderswo:
Vorsicht, Provokateure!
aus einem Interview mit Wolfgang Schorlau (K21-Unterstützer), nachzulesen unter
https://www.tagesspiegel.de/politik/der-protest-wird-in-die-flaeche-getragen/1944746.html :
“Durch meine Arbeit als Krimiautor habe ich gute Kontakte zu Polizisten. Aus diesem Umfeld habe ich Hinweise erhalten, dass es im Innenministerium Überlegungen geben soll, Provokateure einzuschleusen, die Gewalttaten begehen, die man den Demonstranten in die Schuhe schieben kann. Möglicherweise eine Gewalttat an Bereitschaftspolizisten. Das wäre schrecklich.”
Das ist zunächst nur mal ein Szenario – aber wissen wir, ob und wann die das wirklich machen?
https://stuttgart21.blog.de/2010/10/02/bahnhof-himmlischen-friedens-9506086/#c14131813
Oktober 2nd, 2010 at 20:06
Ich zitiere. …“ ich habe nirgendwo behauptet dass es bei den protesten gegen stuttgart 21 um frieden und soziale gerechtigkeit geht“…
Dann sind wir uns einig in diesem Punkt und wie ich schon erwähnte, halte ich mich an die derzeitige aktuelle Situation. Unausgereift sind allenfalls deine Gedankengänge! Gespräche vor Ort unter Menschen über verschiedene Themen sind das Eine, reales Wahlverhalten und reale politisch motivierte Aktionen das Andere!
Wie ich eben schon schrieb. „Wir werden sehen ob demnächst Zig-Tausende endlich für eine andere Gesellschaft, gegen Krieg und Hartz IV dabei sind!
Ärgern tut mich, wenn Einige immer wieder „bestimmte“ Aktionen so aufbauschen und darstellen, als wenn wir vor einem grundlegendem Wertewandel in diesem Land ständen. Es ist nicht zuletzt dieser kindliche naive Selbstbetrug der mit verantwortlich ist, das Millionen in diesem Land im Elend verschwinden.
MfG Lutz
Oktober 2nd, 2010 at 21:07
Also der Flatter der, so süffisante Artikel, die les ich mit freuden…
Ich denke auch, diese Krankheit wird bald wieder vorüber sein. Speist sich die Aktivität doch vorwiegend aus Wut und nicht Überzeugung.
@Geheimrätin #37,
Das ist Basishandwerkszeug, Abteilung Propaganda und psychologische Kriegsführung. Traurig genug, daß die Menschen davon wenig Kenntniss besitzen. Bekannt sein sollte auch, daß die Zusammensetzung der Aktionsgruppen nicht dem Zufall überlassen wird.
Oktober 2nd, 2010 at 21:12
@thom
hast du Toronto u. Heiligendamm verfolgt?
https://www.youtube.com/watch?v=eu5o5891JS8&feature=player_embedded
u. wer wird jetzt von wem gebasht?
Oktober 2nd, 2010 at 21:22
neues aus stuttgart, soeben eingetroffen:
Hallo Klaus. Vielen Dank für die Info. Du darfst das auch gerne mit meinem Namen veröffentlichen.
Stuttgart steht am Rande des Bürgerkriegs. Die Versammlung im Park war sehr erstaunlich und auch beängstigend. Noch nie gab es so eine große Demonstration hier. Ein falsches Wort eines der Wortführer und ein Großteil der Menschen wäre zu Rathaus gezogen und hätte dort gewütet.
Herr Stocker redet sehr bedächtig und ist sicher für viele CDU Wähler mittlerweile eine echte Alternative.
Wir Bürger sind deshalb so sauer, weil wir von unserem Bürgermeister an der Nase herum geführt wurden. Ein Volksentscheid wurde durch Tricks von ihm verhindert, obwohl mehr als die 3fache Menge an Stimmen innerhalb kürzester Zeit gesammelt wurde. Jetzt wird das so dargestellt, als ob erst jetzt Proteste wären. Das ist nur die Spitze des Eibergs.
Ich kenne niemanden hier, der noch für das Projekt ist.
Das die CDU jetzt uns Bürger als Linke bezeichnet (was ich nicht als Beleidigung sehe) und durch Provokation militante Fernsehbilder erzwingen wollte, ist ungeheuerlich.
Oktober 2nd, 2010 at 22:02
Du hast recht, liebe Geheimrätin, wenn du an Heiligendamm erinnerst.
Es ist immer (!) die gleiche Strickart – die Demonstrierenden werden von den “Uberwachungskräften” – ob vermummt oder mit Wasserwerfern und Schutzschilden – provoziert.
Das sind die Methoden, die sich ja auch zum Ende der DDR “bewährt” haben. Die Machthaber von Staatsdiktaturen schwören also immer noch auf die Effizienz. Und das obwohl das damals für die “Größen” mächtig in die Hose ging – anfangs jedenfalls. Danach haben die sich ja wieder hoch gewählt oder wählen lassen, um nun wieder “die Alten” zu sein und ihre Menschenverachtung offen zu zeigen.
Oktober 2nd, 2010 at 22:34
@Geheimrätin,
nur das wir nicht aneinander vorbeireden, besonders die dunklen Kollegen sind hier gemeint, die rein zufällig immer passend auftauchen, genau die stehen auf der Payroll durch den Steuerzahler. Eigenartiger Weise verschwinden die genauso schnell wie sie aufgetaucht sind. Quasi Rainer Zu_fall!!1!
@Scribine,
das kann auch missverstanden werden, es gab da auch das ein oder andere Dokument, in dem das ein oder andere Beförderungsmittel in Leipzig ein D bei dem Nummernschild hatte.
Oktober 2nd, 2010 at 22:51
@thom
hatte mich schon gewundert, weil ich nicht wusste ob du die warnung nun als bashing u. psycholog. kriegsführung auslegst, oder die aktionen an sich. und mich gefragt, welcher thom jetzte hier schon wieder unterwegs ist;-)
in toronto kann man das ja auf dem verlinkten video besonders schön beobachten, wie die kapuzis seelenruhig fenster einschlugen, autos in brand setzten, während weit u. breit keiner der berufsschläger zu sehen war, sondern die dann zielgerade auf die friedliche menge losgingen.
es gibt zig zeugenaussagen von völlig unbeteiligten, die regelrecht überfallen, verprügelt, besprüht u. anschl. in käfige gesperrt wurden, wo sie teilweise fast verdursten mussten.
Oktober 3rd, 2010 at 10:08
Eine Beschreibung der historischen Entwicklung von Polizeigewalt fand ich hier:
https://www.konkret-verlage.de/kvv/txt.php?text=a2
Als ich hörte, dass an der Prügelorgie in Stuttart auch Hundertschaften aus meiner NRW-Region dabei waren, dachte ich spontan: Nach der Blamage und dem dilletantischen Verhalten bei der Love-Parade in Duisburg hatten diese Polizeieinheiten wieder Gelegenheit, zu zeigen, was sie am besten kann. Draufhaun.
Oktober 3rd, 2010 at 10:27
@ 1 – 44
Bitte ein Gruppenbild. Der Herr dort links hinten: Würden Sie bitte die schwarz-rot-goldene Fahne schwenken?
Oktober 3rd, 2010 at 10:34
@ 45
Bitte neben den Herrn mit der Fahne. Warum kommen Sie ausgerechnet heute so spät?
Oktober 3rd, 2010 at 10:34
In NRW verfestigen sich die Strukturen: Wir laden euch ein zur 2. NRW-weiten Vollversammlung für autonome Politik am 09.10.2010 um 14.00 Uhr im Sozialen Zentrum Bochum (Uni-Campus).
Oktober 3rd, 2010 at 10:46
Blogs wie Feynsinn und Spiegelfechter klicke ich eigentlich immer wieder gerne an. Was mir allerdings immer mehr unangenehm auffällt, sind gewisse Kommentare auf die Artikel. Am Beispiel Stuttgart 21 möchte ich das erklären. Da gibt es Kommentatoren, die sich wohl als sehr kritische Zeitgenossen verstehen. Dabei ist festzustellen, die meisten haben ihr Wissen aus der Zeitung und von den Fernsehsendern. Was was bedeutet, wissen inzwischen viele aus der Region Stuttgart. In diesem Blog, aber nicht nur da, werden die Demonstranten zwar nicht als Kriminelle, aber häufig als satte Schwaben gesehen, die um ihre Pfründe fürchten und deshalb eigentlich nicht ernst zu nehmen sind. In ihren Kommentaren hört man heraus, dem Protest fehlt die nötige Moral und Ethik, die hätte nur ein Protest gegen Hartz IV, Afghanistan und die Atompolitik. Ich stelle mir die Frage, wieviel von den Kommentatoren haben sich je einmal einem Wasserwerfer und einer Polizei entgegengestellt, die mit Pfefferspray und Schlagstöcken gegen Demonstranten vorgeht?
Etwas ganz anderes ist, ob man nach allen in den letzten 40 Jahren gemachten Erfahrungen glauben mag, dass der Protest über Stuttgart 21 hinaus gesellschaftlich Erfolg haben wird.
Oktober 3rd, 2010 at 13:00
Die Arroganz der Macht ist beachtlich:
“Bahnchef Rüdiger Grube hält den Widerstand der Gegner des umstrittenen Bahnprojekts “Stuttgart 21″ für nicht gerechtfertigt. “Ein Widerstandsrecht gegen einen Bahnhofsbau gibt es nicht”, sagte er der “Bild am Sonntag”. Entscheidungen träfen in Deutschland die Parlamente und “niemand sonst”. Das Projekt sei demokratisch ausreichend legitimiert.” Quelle
Diese ‘Demokratie’ ist eben wirklich nur die Legitimation von Herrschaft, und ‘sonst nichts’… und davon würde ich nun eben gerade nicht mehr wagen wollen. ;)
Oktober 3rd, 2010 at 13:20
Bin mal so frei und verweise hier mal, in Unkenntniss, inwieweit es dem Betreiber recht ist, auf den Stand der Planung S21 laut Stern….
https://www.stern.de/wirtschaft/immobilien/geheime-akten-stuttgart-21-nichts-als-chaos-1608267.html
Oktober 3rd, 2010 at 14:25
“Wir danken Ihnen für Ihre Bemühungen und wünschen viel Erfolg bei Ihrem weiteren Werdegang.”
https://www.wir-treten-zurueck.de/
Oktober 3rd, 2010 at 15:20
@rainer (#51) wollt ich auch grade reinstellen. Hab ohne langes zögern unterzeichnet.
Zu S21:
Nein, die da im park stehn und demonstrieren werden nicht für einen cent oder leyermann mehr bei ALG II oder für “banken sollen zahlen” auf die straße gehen. Davon sind die halt nicht betoffen. Aber der protest gegen S21 ist eben auch ein protest GEGEN ein unsinniges großprojekt, mit dem dann weitere einschnitte ins soziale netz, in die infrastruktur und in die ganz allgemeinen bürgerlichen lebensverhältnisse legitimiert werden. Das haben die schon verstanden, dafür gehen die halt dann schon auf die straße und das ist dann doch richtig, auch wenn die braven schwaben im park halt mit dem autonomen block in berlin so viel gemein haben wie die schusterpalme aufm fensterbrett mit dem tropischen regenwald.
Zm zweiten, ich beginne grade “L’insurrection qui vient” zu lesen, dummerweise hab ich mir das auf deutsch gekauft und mich schon auf den ersten drei seiten grüngespreckelt geärgert ob der miesen übersetzung. Ich werde trotzdem brav weiterlesen, hätte aber die idee zu einer motivation: es zusammen zu lesen.
Hat jemand interesse?
Ich halte es für eine der wichigsten schriften zur zeit.
Falls jemand grad nur bahnhof versteht, ich spreche von: “das unsichtbare kommitee: der kommende aufstand”
(bitte mal selber gugln).
Erschienen 2004 in Frankreich.
Gruß
bel
Oktober 3rd, 2010 at 16:05
@geheimrätin
Mir kommen bei S21 Erinnerungen an die “Startbahn West”. Was mich allerdings sehr verwundert ist, daß schon bei der ersten größeren Demonstration Tote und Schwerverletzte zu verzeichnen sind. Wie werden die Polizisten für ihren “eigentlichen Ordnungsdienst” vorbereitet? Da läuft was aus dem Ruder!
Oktober 3rd, 2010 at 17:54
-> carlo (56) “Da läuft was aus dem Ruder!” Häh, bitte? Jetzt hatte ich doch gehofft, daß die gestrige Diskussion hier überwunden wäre, ob man sich eher der judäischen Volksfront oder der Volksfront von Judäa zugehörig fühle. ;-)
Nachtrag: Ich fahre morgen nachmittag nach Stuttgart und sehe mir das einfach mal aus der Nähe an. Nach der überstandenen Erkältung brauche ich viiiel frische Luft.
Oktober 3rd, 2010 at 23:03
[...] hats wieder mal perfekt gegegn den Strich gelesen. Auch feynsinn erdet Revolte-Träume. Da wär ich dann jetzt gerne im Bunde der Dritte. By hf99, on Oktober 3, 2010 at 9:03 pm, [...]
Oktober 4th, 2010 at 10:37
@hajomueller
“In ihren Kommentaren hört man heraus, dem Protest fehlt die nötige Moral und Ethik, die hätte nur ein Protest gegen Hartz IV, Afghanistan und die Atompolitik. Ich stelle mir die Frage, wieviel von den Kommentatoren haben sich je einmal einem Wasserwerfer und einer Polizei entgegengestellt, die mit Pfefferspray und Schlagstöcken gegen Demonstranten vorgeht?”
Ich denke, es dürfte eher umgekehrt sein. Vielmehr dürfte sie gerade diese Unterstellung ärgern, da sie diese von vielen jetzt völlig überrascht als ‘einmalige Brutalität’ des Staatsapparates dargestellte Praxis seit 20, 30 oder gar 40 Jahren bereits zur Genüge kennen. Und dies auch entsprechend ‘kommuniziert’ haben, ohne aber gerade bei diesem Typus des ‘satten Schwaben’ und seiner Artgenossen irgendwie Gehör zu finden. Da ging es – so die nicht ganz unbegründete Deutung des Desinteresses – wohl immer nur gegen ‘Chaoten’ und ‘Radikale’. Und nun sollen sie zu ihrer großen Überraschung auf einmal selbst welche sein und fallen aus allen Wolken.
“Etwas ganz anderes ist, ob man nach allen in den letzten 40 Jahren gemachten Erfahrungen glauben mag, dass der Protest über Stuttgart 21 hinaus gesellschaftlich Erfolg haben wird.”
Zumindest regional vermag so etwas schon die ‘politische Landschaft’ zu ändern. Das Wendland war bis Gorleben ein ‘tiefschwarzer’ Landstrich – was Albrecht ja auch glauben liess, mit denen könne man es machen. Die waren dann auch erstmal völlig überrascht, was sich die Staatsmacht ihnen gegenüber, die doch ihre Steuern zahlten und nur ihr bäuerliches Erbe schützen wollten, herausnahm. In Wackersdorf und vielen weiteren Atomstandorten dürfte es ähnlich gewesen sein, dennoch blieb das Bewusstsein eines ‘Legitimationsbruchs’ jeweils ziemlich regional begrenzt.
Zumindest das könnte sich mit S21 durchaus etwas ausweiten, weil es erstens um kein direkt ‘ideologiebehaftetes’ Projekt geht, es zweitens auf einen breiten bürgerlichen Protest trifft und bislang nur wenige ‘Berufsdemonstranten’, drittens auf eine allgemein krisenhafte Lage, in der die Proportionen des ‘Sparens’ (sprich Kürzens) einerseits und der Gigantomanie der ‘Bankenrettungen’ und eben solcher Projekte wie S21 andererseits eh schon völlig aus dem Ruder gelaufen sind. Die Schülerdemo mit ihrer Forderung, die Gelder doch lieber in ihre maroden Schulen zu investieren, ist dafür ein gutes Beispiel.
Viertens und not least steht ihnen eine sowohl völlig verkrustete wie andererseits rat- und konzeptionslose ‘politische Klasse’ gegenüber, die zudem – siehe Zitat in #53 – völlig arrogant und in offensichtlicher Unkenntnis des GG reagiert. Auch wenn das nicht direkt zu ‘gesellschaftlichen Veränderungen’ führt – der Krug dürfte ein paar neue Sprünge bekommen.
Und sollte der Protest gegen S21 tatsächlich Erfolg haben, dann könnte das die von Resignation geprägte ‘Demonstrationskultur’ in diesem Lande durchaus wiederbeleben und es könnte eng werden für die gesamte wirtschaftliche und politische ‘Elite’, die in den letzten drei scheinbar so unterschiedlichen Regierungskoalitionen nie andere, geschweige denn bessere, sondern gerade auch ‘handwerklich’ immer nur noch schlechtere Politik gemacht hat, was der Mehrheit jenseits aller demoskopischen Verzerrungen mE durchaus bewusst ist. Auch wenn – oder gerade weil – es gar keinen ‘Gegenentwurf’ gibt, über den man sich zerstreiten könnte.
Insofern sehe ich die Sache verhalten optimistisch, zumindest etwas mehr als der veehrte Hausherr, der das meiste des hier Angeführten freilich auch schon formuliert hat. Und sollte dennoch gebaut werden und die Stuttgarter Innenstadt in einem Trichter verschwinden…
Oktober 5th, 2010 at 18:41
Welchen Effekt die Protestbewegung aus S21 für die politische Haltung der Gesellschaft haben wird, ist nicht absehbar. Mein trainierter Hang zur immer größerem Pessimismus läßt mich schlechtes ahnen. Ich habe bald die Befürchtung, dass sich Menschen auch ganz bewußt an Sündenböcke hängen, wenn die Alternative bedeuten würde, teilen zu müssen.
Dennoch. In S21 bekommt endlich auch mal Otto-Normal von den Bullen auf die Fresse und wundert sich bitterlich, weil in seinem Kopf das Zerrbild von vermummten Steinewerfen, Bettelpunks, Anarchisten und wirrkommunistischen Jungantifas spukt. Dazu bekommt er zudem das ganze Brett staatlicher Ignoranz und zynischen Dogmatismus zu spüren.
Vielleicht begreift da der eine oder andere, dass es mit allen Dingen in unserem Land so geht.