Mit dieser Parole zog die CDU in den Siebzigern in Bundestagswahlkämpfe, die sie verlor. Die FDP war damals Koalitionspartner der SPD und regierte mit Brandt und Schmidt. Die Parole richtete sich gegen die Ostpolitik, die einhellig von der sozialliberalen Regierung getragen wurde, wenngleich diese vorrangig mit den Namen Brandt, Bahr und Wehner verbunden wird.
Heute hält es die F.D.P. für opportun, ihrerseits “Freiheit statt Sozialismus” zu fordern, und sie stellt damit unter Beweis, daß sie noch blöder kann als Kohl, Dregger und Co. anno dunnemals. Der Gigant Westerwelle wurde heute mit fast 90% als Parteichef wiedergewählt, das verrät alles über den Zustand der Partei. Die “Freiheitsstatue der Republik” wiederholt die Formeln, die sie seit der Steinzeit herunterbetet – Leistung belohnen, Steuern senken – und hat den neuen Feind ganz links entdeckt. Da von den “Liberalen” nicht viel mehr erwartet werden darf als alter Muff in häufig wechselnden Verpackungen, ist sie mit ihrem Griff in die Klamottenkiste zwar nahe bei der Wahrheit, aber sie dürfte sich noch schwer über den Effekt dieser Identitätsfindung ärgern.
A propos ärgern: Das kann kaum einer so gut wie der Oskar, und darum ist er das personifizierte Böse im politischen Deutschland. Ausgerechnet die “Süddeutsche” verstieg sich in ihrer heutigen Printausgabe zu der Betitelung “fürchterlichster Demagoge” und stellte Lafontaine dar, als sei er eine Mischung aus Göbbels und Stalin. Ihm wird ständig vorgeworfen, daß er nicht nur unsachlich argumentieren, sondern dabei auch noch überzeugend reden kann. Letzteres im Gegensatz zur nicht weniger polemischen Konkurrenz aus allen Lagern. Was soll der Mann denn machen? Lallen wie Stoiber? Kantholz spucken wie Westerwelle? Leiern wie Merkel? Er ist fürwahr ein großer Rhetor, daran kann ich nichts “Fürchterliches” finden. Fürchten muß sich hingegen die SPD. Aber das liegt nicht daran, daß Lafontaine jetzt von links stichelt, sondern, daß er ihr fehlt. Und einiges andere noch viel mehr.
Angesichts des aktuellen Zustands der politischen “Mitte” kann man sich nur freuen über die Konkurrenz von links. Und auf das sauer verdiente Sommerloch.