Ein erbärmliches Beispiel politischer Willensverwurstung gibt Ortwin Runde in der TAZ. Der “SPD-Linke” ist zwar gegen die Senkung der Unternehmenssteuern, stimmt aber dafür, denn

letztlich ist es ein Kompromiss mit der Union, ausgehandelt im Koalitionsausschuss – und deswegen stimme ich im Bundestag zu.

Links schwadronieren, rechts stimmen, und dann wundert sich die SPD, wenn sie bald niemand mehr ernst nehmen wird.
Herr Runde hat übrigens auch prima Argumente gegen die “Reform” der Erbschaftssteuer:

Mir ist kein Fall bekannt, wo eine Firma durch die Erbschaftsteuer kaputt gegangen wäre. In extremen Notsituationen kann man die Steuer auch jetzt schon stunden oder sogar erlassen.

Und daraus folgt? Richtig, daß er für diesen Unsinn stimmt, denn
Es war eben ein Kompromiss“.

Der Abgeordnete ist zwar nur seinem Gewissen verpflichtet, aber das bleibt halt nach der Weichspülung im Unterausschuß und dem Schleudergang in der Fraktionssitzung vor der Tür des Koalitionsausschusses zum Trocknen hängen. Gleich neben den Teilen des Hirns, die zum Nicken und Handheben nicht unbedingt benötigt werden.
Schließlich muß aber ein Satz von Herrn Runde korrigiert werden:

Wir Linken haben leider immer noch nicht die Mehrheit. Aber wir arbeiten dran.

“Wir Linken?” Sie sind kein Linker, Herr Runde, Sie sind ein Funktionsmöbel. Und Sie haben nichts, aber auch gar nichts kapiert, wenn Sie ernsthaft formulieren:

Bei Gewissensentscheidungen muss man natürlich seiner Meinung folgen. Aber die Unternehmensteuerreform ist ‘nur’ eine politische Sachfrage“.

Die weitere Entwertung der Erwerbsarbeit, schon wieder eine Entlastung von Kapitaleinkünften, das ist für einen “Linken” keine Gewissensfrage. Alle Achtung!