Der Irak ist eine von Bürgerkriegen gebeutelte Hölle. Was soll’s, es gibt dort eine menge Öl zu fördern. Die Überschrift bei SpOn “Wie der Irak ein gerechtes Ölparadies werden könnte” ist wohl der Qualitätsoffensive des Blatts geschuldet, er ist völlig ironiefrei und hat auch wenig mit dem darunter gefaßten Artikel zu tun. Dennoch sind die beiden Aspekte, das Chaos und die Zukunft der Ölförderung, die entscheidenden Parameter der Entwicklung des zerstörten Landes.
Der Krieg hat willentlich und zumindest fahrlässig das Chaos erzeugt, und es ist klar, daß sich keiner ernsthaft Gedanken über das Schicksal der Menschen gemacht hat, als die Koalition der Gnadenlosen dort einmarschiert ist. Umso mehr interessiert die neuen Herren das Öl und die Macht darüber. Die wahnsinnige Idee, den Staat darauf zu verpflichten, für 30 Jahre die Förderung den großen amerikansichen und britischen Konzernen zu überantworten, ist genau so idiotisch wie die Invasion selbst. Auch wenn man den Zynismus unbeachtet läßt, angesichts der humanitären Katastrophe jetzt erst einmal die Ressourcen an sich reißen zu wollen, können die Urheber dieses Einfalls nur Opfer einer unerschütterlichen Einfalt sein. Resultat dieses Irrsinns wäre nämlich die Fortsetzung des Krieges für weitere Jahrzehnte. Niemandem im Irak würde die Förderung durch die Feinde nutzen, und es ist undenkbar, eine Marionettenregierung im Amt zu halten, die eine derartige Vereinbarung einzuhalten gedächte. Und da man die stabile Diktatur nun einmal gestürzt hat, wird sich so leicht keine neue einsetzen lassen. Alle Wege zur kurzfristigen Stabilisierung des Irak sind verbaut, und mittel- oder langfristig sind nur Lösungen denkbar, die einen unabhängigen Staat oder auch mehrere vorsehen, unter der Prämisse, daß die Iraker selbst von ihren Bodenschätzen profitieren. Wer dabei mitmachen darf, können ebenfalls nur sie selbst entscheiden.
Dafür aber sind die Truppen dort nicht einmarschiert, ebensowenig wie für irgend einen anderen Zweck, der das Wohl des Volkes auch nur berücksichtigt. Dies wird noch einmal sehr deutlich. Vielleicht findet sich ja wenigstens sich ein erhlicher Weg, und ein US-Präsident erklärt seinem Volk, daß Soldaten und Zivilisten dort für banale ökonomische Ziele sterben.