Jeder Achte lachte, weil er dachte
Posted by flatter under Journalismus[43] Comments
08. Sep 2010 23:58
Wie ich heute lese, ist jeder achte “Migrant” “unwillig zur Integration“. Das ist sehr wichtig zu wissen, darum wird es ja auch verbreitet. Immerhin hat der Bundesinnenminister persönlich das gesagt. Jetzt kann man natürlich erst einmal diskutieren. Wieso denn nur jeder achte? Das glaube ich nicht. Das müssen doch viel mehr sein. Und selbst wenn es doch jeder achte ist oder es nur ein paar mehr sind, dann sind das ja trotzdem Tausende. Hunderttausende, die sich nicht integrieren wollen. Da haben wir ja jede Menge zu tun. Die haben hier nämlich nichts zu suchen. Bis wir die alle abgeschoben haben, das wird ein hartes Stück Arbeit.
So oder ähnlich wird das in die tabufreie Diskussion gehen. Was bedeutet aber eigentlich in diesem Zusammenhang “Migrant”? Was “Integration” und was “unwillig”? Das muß man nicht so genau wissen, oder? Hauptsache, wir haben soundso viele. Die unsere Gastfreundschaft nicht wert sind. Eine Meldung ohne Inhalt, die aber anhand einer Zahl, die womöglich keiner Überprüfung standhält, quasi als unzweifelhaft zu erkennen ist. Jeder achte ist integrationsunwillig. Und zwei von drei Frauen haben das Gefühl, nach Benutzung der Kräme weniger Mimikfältchen zu haben. Bis zu 43% weniger Mimikfältchen.
Wie stellt man so etwas wohl fest? In einem narrativen Interview?
“Ey, Ali, du bist doch Migrant, oder?”
“Was willst du? Ich hab zu tun.”
“Sachmal, willst du dich nicht mal integrieren?”
Wir wissen nicht, was der unbekannte Ali geantwortet hat, aber jeder achte ist unwillig. Wem das jetzt unsachlich erscheint, hat das schon mal ganz richtig erkannt. Die Tatsachenbehauptung hingegen darf als ‘sachlich’ gelten, schließlich ist sie aus den Nachrichten. Wie solche Sachlichkeit allerdings in Gedankengut umgemünzt wird, das läßt nicht unbedingt erwarten, daß es dabei sachlich zur Sache geht.
Dem unbekannten Journalisten empfehlen wir bei dieser Gelegenheit, nicht wie üblich “Egal” aus seiner Pillenpackung zu fummeln und es sich reichlich einzuwerfen, sondern ab und an den Sinn solcher Meldungen zu hinterfragen. Sollte er keinen finden, wäre das eine gute Gelegenheit, welchen herzustellen – oder auf die Veröffentlichung zu verzichten.
September 9th, 2010 at 00:44
Ui Zahlenspiele. Das liebe ich.
Heute im Schwarzwälder Boten (So ne Art deutsche Holzfäller-Lokalzeitung für den mündigen Süddeutschen)
Ich zitiere:
Nachdem von Sarrazins Buch bereits 150.000 Exemplare im Handel sind, kann der Kauf als stumme Volksabstimmung gesehen werden.
Also für jeden 533sten Bundesbürger stehen Sarrazins Weisheiten nun frei verkäuflich zur Verfügung, was einem Volksentscheid gleichkommt.
Nehme ich die realen über 18 Jährigen Wahlberechtigten, ist das immerhin schon jeder 120ste.
Bisschen müde das ganze. Als ich mit meinem Nachwuchs bei Harry Potter angestanden habe, war das noch jeder 20ste.
September 9th, 2010 at 05:20
Leider fehlt der Link zu dem Artikel – oder ist das Absicht? ;-)
Dass die rechten Gesellen mit erlogenen Zahlen “argumentieren”, hat vor kurzem ja sogar Sarrazin unumwunden in der Süddeutschen zugegeben – nachzulesen nebst Kommentar hier: https://narrenschiffsbruecke.blogspot.com/2010/09/guido-thilo-maul-halten.html
Konsequenzen hat das selbstredend nicht – wo kämen wir denn da hin, wenn man nun plötzlich seriös diskutieren müsste?
Das interessiert niemanden – denn einzig das Ziel zählt. Wozu soll man sich da mit irgendwelchem wissenschaftlichen Popanz aufhalten. Das würde das schöne Bild der Integrationsunwilligen (egal, ob es sich dabei nun um Migranten, Arbeitslose, Kranke, Behinderte, Alte oder derlei Geschmeiß mehr handelt) nur stören.
September 9th, 2010 at 06:49
@Charlie Moin,moin (Keine Sorge, habe nicht durchgemacht, sondern muss heute früh raus).
Oi, bevor ich da selbst was falsches behaupte. Das geht beim Schwabo unter Lesermeinung. Die sind hier seit Sarrazin so aufgebaut, das jede Lesermeinung mit Überschrift und Foto und allem wie ein kleiner Artikel aussieht. Merkwürdige Aufmachung. Ich sammel die jedesmal, weil mir die hier jeder um die Ohren haut. Online sind die aber merkwürdigerweise nicht vorhanden. Habs aber in Print hier, und kann’s bei Bedarf einscannen. Allerdings muss ich vorwarnen. Da kann einem richtig schlecht werden.
September 9th, 2010 at 07:37
Jeder achte?
Ich hab gestern Abend die laufenden Nr´n. 1 bis 7 erfahren dürfen.
Also eegendlich waren es 4 rischdisch indegrierde Deudsche un auch 3 indegradiefe Dürge.
Wo war ich … was wollt isch gleich noch saache?
Uffbasse:
MANNEEEEEEEEEM!!!
Rischdisch: Bülent Ceylan gastierte gestern just in Dresden. Eine absolut integrative ossi-türkische Wahnsinnsshow! Wer versteckte Seitenhiebe auf den unsäglichen Adolf S. vermutete, wurde nicht enttäuscht.
Einmalig! Grandios! Habe bestimmt die ganze Woche noch Muskelkater vom Lachen und kaum Stimme mehr.
Hab mich also in seinem Sinne “vor Lache bebrunzt”…
Achso, wegen der Zahlen:
Es waren mehr Leute bei der Vorstellung, als für den statistisch rechstradikalen Süd-Osten zu erwarten -> immerhin mussten 3 (in Worten: drei) Stühle zusätzlich beigestellt werden.
Und es flogen (laut einer durch das Bundesamt für Realitätsverweigerung durchgeführten Erhebung) bedeutend weniger Messer Richtung Bühne, als bei einem “türkischstämmigen Kulturschmarotzer der in der statistischen bundesrepublikanischen NPD-Hochburg über Ossis herzieht” zu erwarten gewesen wäre …
So macht Integration von Deutschen Spaß (a.k.a. Schapaß).
September 9th, 2010 at 07:42
Auch ich bin nicht bereit, mich in eine Gesellschaft zu integrieren, die fremdenfeindlich und unsozial agiert.
Dummerweise bin ich in diesem Land von deutschen Eltern als Deutscher mitten in diese Gesellschaft hineingezeugt worden.
So wurde ich ein Unbequemer – von Bekannten auch als Nihilist bezeichnet – weil ich die bestehenden, herkömmlichen Werte verachte.
Dafür aber NEUE Werte erschaffe, wenigsten für mich.
September 9th, 2010 at 08:28
Auch ich bin zutiefst integrationsunwillig und habe aus dem 30jährigen Krieg (1618 – 1648) sogar noch einen Migrationshintergrund, bin somit bestenfalls ein Pass-Deutscher. Ich bitte, die Statistik entsprechend anzupassen.
September 9th, 2010 at 10:05
Oh, wo wir gerade bei Zahlen sind…
Jeder achte Migrant ist integrationsunwillig. Das sind 12,5%. Soweit so schlecht.
Aber offensichtlich sind – so sugerriert es “BILD” – 18% der deutschen ebenfalls integrationsunwillig. Wie kann man sich sonst den Zuspruch zu einer potentiellen “Sarrazin-Partei” erklären.
Erschreckend, was man mit Zahln alles anrichten kann :(
September 9th, 2010 at 10:31
Unabhängig davon, ob die Zahl stimmt oder nicht – wieso liest man die Schlagzeile nirgendwo andersherum:
“7 von 8 Ausländern sehr gut integriert! Wir sind auf einem guten Weg!”
Und jeder 8. ist auch so ein Formulierung, womit man nicht viel anfangen kann. Das klingt irgendwie viel und besorgniserregnd. Wenn wir uns da nicht anstrengen und diese Leute abschieben, dass wird es bald jeder 10. sein ;-)
September 9th, 2010 at 11:30
Jeder 736. Bundesbürger liest regelmäßig Feynsinn. Tendenz: gefährlich ansteigend.
September 9th, 2010 at 11:31
Ich erfahre jeden Tag am eigene Leib wie es ist ausgeschlossen zu werden. Ich bin deutsch und konvertiert zum Islam. Ich werde auch als Deutsche teilweise ausgeschlossen.
Wie soll man sich dann als Ausländer intigieren wenn man nicht gelassen wird?
Wie soll man als Ausländer seine deutschkenntnisse verbessern wenn man keinen Kontakt zu Deutschen bekommt?
Wie soll man als Ausländer den lust dazu zu haben sich zu intigrieren wenn man so komisch angemacht wird?
Wie soll man den als Ausländer seine Familie ernähren wenn man bestenfalls einen 400€ Job bekommt, obwohl man Studiert hat?
Es muß endlich damit schluß sein das die Medien so schlecht über Migranten reden. Erst wenn diese Angstmacherei ein ende hat kann sich hier was bewegen.
Salam aleikum, Friede sei mit Euch.
Anja
September 9th, 2010 at 11:57
Ich bin 43, Tischler und ein echtes Deutschländerwürstchen und ich habe überhaupt keine Lust mehr, mich in dieses fake empire zu integrieren.
Die Leistungsträger müssen endlich abgeschoben werden!
September 9th, 2010 at 13:00
-> ThomasX (4)
Es heißt richtig ‘Monnem’. Pah! Bist Du Ausländer?
-> unbequemer (5)
Mir erscheint bereits mein Nachbar fremd. Dabei ist mir gleich, ob sein Stammbaum bis zu den Hunnen zurückreicht oder nicht. Seien wir doch ehrlich: Bis zur Reichsgründung 1871 wärst Du bestimmt mein Feind gewesen.
Es ist schon schwer für diejenigen, bei denen sich nicht automatisch der Verbrüderungsgedanke einstellt, nur weil der Tischnachbar auch den Sauerbraten bestellt hat.
-> Wolfgang (8)
Du hast vollkommen recht, denn laut einer von mir erstellten repräsentativen Umfrage sind 95% aller Deutschen nicht fähig, prozentuale Werte richtig einzuordnen. Die restlichen 5 Millionen schon.
Die Jounaille, die immer alle Jahre wieder dieses Thema in die Schreiberhand nimmt, möchte ich gerne mal fragen, was sie bezwecken möchte. Seit Jahrzehnten arbeiten hier Menschen aus vielen Herkunftsländern Hand in Hand. Ich glaube tatsächlich nicht, daß es so etwas wie ein Integrationsproblem gibt. Der Normalbürger dürfte – auch ohne Ausländer – sich nichts vom Silbertablett nehmen. Das muß klar sein. Man würde es ihm nicht einmal offerieren.
Ganz anders die Besitzenden: Die oberen Zehntausend haben noch nie in entsprechenden Stadtvierteln gewohnt und durch eigene Erfahrung feststellen müssen, wie freundlich, höflich und geistreich diejenigen sind, die mindestens genauso brav wie die Deutschen ihre (Sklaven-)Kraft und -Zeit einbringen.
Die unaufgelöste Angst vor allem, was fremd ist, kann meiner Meinung immer nur in denen Bestand haben, die sich nicht konfrontieren. Geht doch mal zum Psychologen ihr ‘Steuern im Ausland’-Verstecker.
Hat man nicht einen der Erfinder der Uhr in Europa geblendet? Ich hoffe, den ersten Errichtern von Zäunen vor zehntausenden Jahren, haben sie auch eins über den Dummschädel gezogen. Hier geht es für mich um Macht über Menschen durch die Macht über Landbesitz. Wenn es wieder so weit wie 1933 gekommen ist, dann sagt mir kurz Bescheid, damit ich mein Bündel packen kann.
September 9th, 2010 at 13:17
-> Anja
Aleikum Salam! Deine Erfahrungen mit den Christen-Menschen tut mir Leid aber Du wirst daran sicherlich persönlich wachsen. Ich bin irgendwann zum Atheismus konvertiert. Die Mehrzahl meiner Freunde und Bekannten stammen aus unterschiedlichen Regionen der Welt. Mit denen teile ich ein universelles Verständnis vom Mensch-Sein und vor allem dem Mensch-Sein-Lassen.
September 9th, 2010 at 13:36
@ Rainer
Danke :]
September 9th, 2010 at 15:03
@ R@iner #12:
Danke für die Richtigstellung. Zu deiner Frage:
Nujaa, zumindest kein Hannoveraner – dafür Ossi – also eigentlich so´ne genetische Unterart rechtselbischer innerer Ausländer … irgendwie so ein integritierterer Rrrrüüüdiigooor?
Wennsch jeenfalls so schreibm wirde wiesch gwadsche, gehds fir misch zwoar schnellor, obor dann ganns geenor moer leesn, weesde?
Soviel zu Thema Völker”verständigung” contra Dialektik.
September 9th, 2010 at 15:23
Das Bild-Prinzip der Wirklichkeits-Produktion. Gibt die Wirklichkeit keinen Aufreger her, dann wird sie eben aufregend gemacht. Damit dann: the same neoliberalism as every year. Jetzt hat man ein schnuckeliges, süßes Katastrophenszenario, das die entsprechenden Gegenmaßnahmen legitimiert: Strenge walten lassen, Druck ausüben, Fordern & Fördern etc. Aus Gründen der Neo-Effizienz natürlich höchst unselektiv auf alle angewandt.
Eine andere Erklärung wäre die, daß man unter Ausländern eine Umfrage gemacht hat, in der unter anderem die Frage: Sind Sie als Migrant unwillig sich zu integrieren? gestellt wurde. Und weil ein Teil der Probanden gar kein Deutsch konnte, hat er einfach schnell, weil er sich nicht anders zu helfen wußte, das unmittelbar unter der Frage stehende Ja angekreuzt/angehalbmondet. Voilà! Hätte dort stattdessen ein Nein gestanden, wären jetzt alle integrationswillig.
September 9th, 2010 at 15:55
-> ThomasX
Meine Eltern ‘ham indn fuffdzschern oaus Laipdzsch riewergemoachd’. Mein Dad hat einem Straßenbahnfahrer am 17 Juni anno 53 auf die Nuß gehauen und ist dann mit seinem Arbeitskollegen solange gefahren, bis ein russischer Panzer auf den Schienen stand und meine Mama ertrug die Stimme Ulbrichts nicht. Ich fürchte, ich leide wegen meines ‘Wir sind das Volk’-Gen. oft unter Wahrnehmungsstörungen. ;-))
Viele Grüße
September 9th, 2010 at 15:59
-> Blog Roaming (16)
Schlimmer: Es wurden nur 4 Leute befragt, die alle ihr Kreuzchen bei ‘Ja’ machten. Das wurde dann unter Einbezug von ‘Erfahrungswerten’ extrapoliert.
September 9th, 2010 at 21:36
Private Erhebung:
Also, die acht Ausländer, mit denen ich so in der Kneipe rumhänge, sind ab 10 alle schon reichlich desintegriert…aber Portugiesen. Den besten Raki gibt ´s beim Türken. Muslim? Gehen wir hin, wenn der Portoclub schließt. Treffen Ahmed. Schreiner. Hat zwei Häuser hier in der hessischen Kleinstadt und zwei Kinder aufm Gymnasium. Der Ahmed, mit dem ich VWL studierte, ein anderer, ist jetzt Deutscher, wohnt in ´ner andren Kleinstadt, hat drei Kinder, die sind Schwaben. Fühlt sich irgendwie unwohl, ging mir auch immer so unter Schwaben. Und sonst? Ich muss mal meinen nigerianischen H-Dealer fragen, ob der zufällig Muslim ist…
September 9th, 2010 at 21:55
Nachtrag:
Sommer 2009 lief ich neben Chicco her, der fuhr Fahrrad auf seinem Kinderrad, weil die Beine verkrüppelt sind, und das die beste Möglichkeit für ihn ist, sich fortzubewegen. 23.30 nachts. Wir waren reichlich besoffen und auf dem Weg vom Portoclub zu besagetem Türken. Wir trafen auf Jugendliche. Chicco wurde halbtot getreten von einem, der hatte ein Pit-Bull-T-Shirt an. Der sitzt jetzt ein, 3 Jahre Jugendstrafe wegen versuchtem Totschlag. Der jugendliche Täter ist Kurde. Eine traurige Geschichte.
Chicco hat übrigens fünf Kinder.
September 9th, 2010 at 23:00
@Anja, #10
Na, so erfährst du, was in D sich Religionsfreiheit nennt. Nichts anderes kannst du erwarten. Es is a Graus, der sich noch steigern lässt (Sarrazynimus).
Ich hab offensichtlich einen Migrationshintergrund (wie ich dieses Wort liiiiebe!), die letzten 3 Buchstaben meines Nachnamens erinnern stark an eine winterliche Sportart. Da geht’s nur bergab.
Fast täglich mühe ich mich ab in Foren mit Posts gegen evangelikale Fundamentalisten und Islamophobikern (beides geht Hand in Hand), deren einzige Bildungsquelle der PI-Blog und die B**D sind.
Als Deutscher hat man stolz zu sein auf das Land, dessen BuyPass man hat. Ist mir nie gelungen, das so zu empfinden. Wie auch, wenn’s purer Zufall ist?
Bin übrigens auch konvertiert – zum Agnostiker, was für mich nahezu dasselbe ist wie ein Atheist. Der einzige Unterschied liegt darin, dass der Agnostiker die Existenz eines Gottes nicht widerlegen kann. Wie denn auch?
Freut mich, dass du hier von dieser inksextremistischen Banditenbande geschriebene Unterstützung bekommen hast.
Be straight, stand tall.
September 10th, 2010 at 06:23
@ 10 – Anja –
Ich verstehe nicht, warum Frauen, die emanzipiert sein wollen, sich dann einer Religion unterwerfen, in der sie nichts zu sagen haben.
Religionen wurden erschaffen, um zu Herrschen. Über das “gemeine Volk”. Es wurden Regeln aufgesellt, und zur Stärkung ein höheres Wesen erfunden, damit sich Menschen aus Angst daran halten, weil ihnen sonst im Jenseits Strafen drohen. Die versprochene Belohnung lässt sie Unrecht im diesseits erdulden oder sogar zu begehen (Selbstmordattentäter).
Der Kampf der Religionen ist doch nur ein Mittel Menschen gegeneinander zu hetzen, damit sich niemand gegen die “Oberen” wendet, die mit Hilfe der Religionsgesetze ihre Macht sichert.
Mein Vorbild – die Ringparabel – SO sollten Religionen im Wettstreit treten, welche der Religionen am Besten für ein harmonisches und friedliches Miteinander geeignet ist.
Das Religionen nur ein Machtmittel sind, belegen die Kriege innerhalb der Religionsvertreter gleicher Glaubensrichtung.
Ich (Mann) arbeite ehrenamtlich, auch als Jurymitglied (dort bin ich der einzige Mann) in einer gemischten zusammensetzung (Türken, Russen, Deutsche) dort kommen eben auch muslimische Frauen. Ich kenne diese Personen seit 10 Jahren. Sie reden mit mir, aber sobald ich sie dann irgendwo treffe, weichen sie aus, grüßen nicht, geben vor mich nicht zu kennen.
Nur ein muslemischer Mann, Hadschi, mit dem ich in einer anderen Gruppe in engem Kontakt stehe, gibt zu, das er dieses Verhalten für dumm hält.
Und dann der Hammer – diese muslimischen Frauen haben ihren Männern nicht erzählt, das ICH als Mann in der Jury sitze, die glaubten, das seien dort alles nur Frauen. Nach einem Zeitungsartikel, mit Foto, auf dem auch ich zu sehen bin, kommen diese Frauen nicht mehr alle, nur die etwas “freieren”, die auch ohne Kopftuch herumlaufen, die erscheinen noch wenn die Jury zusammengerufen wird.
Sorry, aber Religionen dienen der Unterdrückung, und im Fall des Islams eben auch der Unterdrückung von Frauen. Und wer sich freiwillig so behandeln lässt …
ich wehre mich gegen Unrecht und Unterdrückung.
September 10th, 2010 at 09:10
In der Debatte um fehlende Integration will sich auch Dr. Hajo Schumacher, Läuferpapst, Spiegelredakteur und Buchautor und auf seinen “Achim-Achilles”-Webseiten, den Hirtenbriefen für MarathonläuferInnen mit Kritik und Vorschlägen nicht zurückhalten.
https://www.achim-achilles.de/achilles-radio/15522-schoener-laufen-mit-achim-achilles-integration.html
Dieser als witzig und originell zu verstehende Beitrag befördert aber nur Klischees und Vorurteile und ist nichts anderes, als Humor auf Kosten einer Minderheit. Dazu habe ich ihm folgenden Text gemailt:
Vielleicht ist Ihnen nicht bewusst, dass Ringen (nicht Wrestling) in der Türkei Nationalsport ist. Anders als Sie sehe ich durch aus viele Menschen, männlich wie weiblich, die bei Ausdauersportarten wie Triathlon, Radfahren (unter dem Helm) und Joggen ein Kopftuch tragen. Man nennt das Ding “Buff”. Schon mal gehört? Sie unterstellen also, dass diese Buff-TrägerInnen alle der Mehrheitsgesellschaft (ohne “Migrationshintergrund”) angehören. Würde mich interessieren, wie Sie darauf kommen. MfG!
September 10th, 2010 at 12:50
Der Innenminister hat es auf eine kurze Formel gebracht: Kein Sprachkurs = Ausweisung. Voraussetzung fürs Bleiben ist also die Beherrschung der deutschen Sprache. Also fangen wir mit der Ausweisung bei Till Schweiger an “Das König der Biere!”, gehen weiter zu Verona Poth “Da werden Sie geholfen!” und gelangen so zu den Fragen von Talk-Mastern “Kann der Kanzler?”. Da wirft das Trommelfell Falten.
Eine phänotypisch echte deutsche Mutter (nicht ausweisungsgefährdet) forderte ihr Kind in meiner Nähe neulich auf: “Tu dat Mä ma ei!” Übersetzt: Streichel doch das Schaf mal! Oder mal andersherum vor Monaten im Supermarkt die radikale Eindeutschung durch ein Exemplar der Mehrheitsgesellschaft: “Hast Du schon ein schiefes Regal gefunden?” Gemeint war die Whiskysorte Chivas Regal.
September 10th, 2010 at 15:03
https://www.toonpool.com/cartoons/Sarrazin_95915
ohne Worte
September 10th, 2010 at 15:39
=> #22, unbequemer
Deine Vorbehalte gegenüber Religionen teile ich, als Agno. Auf der anderen Seite sehe ich keinen Grund, jemandem vorzuhalten, dass er, in diesem Fall wohl sie, an irgendeinen Gott glaubt. Das ist eine freie Entscheidung jedes Einzelnen. Zumindest theoretisch. Praktisch wird es nie gelingen (wenn man’s denn überhaupt wollte), Religionen abzuschaffen bzw. zu verhindern, dass die *Gedanken* frei sind und bleiben. Kennst du Anjas Lebensumstände? Wär’s besser, wenn sie vom Islam zum Christendingsbums konvertiert wäre? Alle Menschen zum Agno oder Athe zu machen, das ist eine reizende Idee; sie wird sich nur niemals durchsetzen lassen.
Oh, ich komm ins Schwafeln.
Eine Anekdote noch, bitte. Da bin ich in meiner Stammkneipe und habe diese Frau aus Zentralsibirien hinter dem Tresen. Im sarrazynischen Sinne also sehr integrationsgeeignet und wirklich intelligent. Blöd nur, dass sie für 5€/h arbeitet. Und nun kommt das Niedlichste: sie ist mit einem Türken kopftuchlos verheiratet.
[Frage, provokativ]“Oh, mit einem Türken?”
“Ja, weil ich mit der Mentalität der Deutschen nicht klarkomme.”
Das gibt zu denken.
September 10th, 2010 at 18:26
Das mit der Religion ist ganz einfach:
Wenn der da oben allwissend ist, weiß er auch, warum ich nicht an ihn glaube. (- Ist ja nicht doof, der Typ, nur Gott…)
September 10th, 2010 at 20:19
Ich komme auch mit vielen Deutschen nicht klar.
Und durch meine ehrenamtlichen Aktivitäten kenne ich viele “Nichtdeutsche”, mit denen ich sehr gut klar komme. Vor allem mit einem Syrer, lol, der viel liberaler mit seiner Religion, dem Islam, umgeht, als viele Türken, Yeziden, syrisch orthodoxe Christen (Aramäer) und andere mehr.
Es kommt eben auf den einzelnen Menschen an. Und da stören “Fans” von Religionen eben, die nichts andersdenkendes akzeptieren.
Deswegen bringe ich in Gesprächen immer wieder die Ringparabel in die Auseinandersetzung.
Meine sachlichen Argumente gegen alle monotheistischen Religionen prallen aber an allen Gläubigen (besser leichtgläubigen) ab. Mit Verstand ud Logik ist da nichts zu machen.
Und wie “NochEiner” erwähnt – auch ein Argument was ich immer wieder vortrage – wenn es einen Gott gibt, dann hat der keinen Anlass, einem Gläubgen oder Ungläubigen auf die Probe zu stellen (Abraham – Sohn opfern). Somit ist diese Geschichte ein Zeichen gegen einen allwissenden Gott. damit ernte ich dann erhebliche Gegenwehr von Gläubigen.
Einer hätte mich einmal fast verprügelt, aber der hatte genug Verstand mich genau zu betrachten und zu erkennen, gegen einen 1,95 m Mann mit 103 kg und einer guten Reichweite (grins) würde er den kürzeren ziehen (eigentlich Schade – der hätte es verdient mal einen Dämpfer zu bekommen – aber ich beginne nie eine körperliche Auseinandersetzung – ich agiere lieber verbal).
September 10th, 2010 at 22:19
@unbequemer
Sich für ‘Gerechtigkeit und gutes Leben’ einsetzen, heißt auch, andere können so leben, wie sie es möchten und wo sie das möchten.
Die einen glauben an den Kapitalismus und die anderen an einen Gott oder mehrere und eine ganze Reihe Menschen an beides…
… mach bitte kein Schattenboxen, sonst bist Du wirklich ein Unbequemer und das für alle und jeden und damit letztendlich auch für Dich.
Gestatte Menschen, Menschen sein zu dürfen – das heißt, sein Leben selbst zu gestalten.
Sei unbequem, wenn es darum geht, daß alle die Möglichkeit dazu haben, aber nicht dazu, dann so zu leben, wie Du(!) das für Leben hältst.
Nichts für ungut – Guten Abend Dir.
September 11th, 2010 at 08:49
@ wat
Mein Gerechtigkeitsempfinden ist eben unbequem, da habe ich mir einige Feinde geschaffen (Arge, Vermieter, Rechtspfleger)
Nun, mein Vorbild für ein gerechtes System ist etwas älter – Morus – Utopia.
Menschen die aus Egoismus ihr Leben so führen wollen, wie sie es führen, mit Ausbeutung und Unterdrückung, nein, mit denen werde ich nie auf einer Linie leben wollen, auch nicht nebeneinander.
Gerechtigkeit kann nur dann vorhanden sein, wenn wirklich die Menschenrechte auch für alle Menschen umgesetzt wurden. Bis dahin muß der Kampf für ein gerechtes System weiter gehen. Auch wenn man selbst dann unbequem für alle ist.
Gandhi, ebenfalls mein Vorbild, lebte auch nicht bequem. Er stand für seine Überzeugung ein. Nahm Opfer auf sich. Eben ein Vorbild, das sollte er für alle sein.
Alles was zählt, für mich, ist, dass ich mir am Morgen, ohne mich über mich zu schämen, im Badezimmerspiegel ins Gesicht schauen kann.
Viele Menschen betrügen sich selbst – das nennt man Dissonanzreduktion – um ihr Leben zu ertragen. Das ist für mich keine Lösung. (Raucher sind da ein gutes Beispiel – gegen jedes Wissen halten sie an Verharmlosungen ihrer Sucht fest)
Don Quichotte glaubte gegen Riesen zu kämpfen, dabei waren es Windmühlen. Mir ist bewusst, ich kämpfe gegen Windmühlen. Aber ich kämpfe und unterwerfe mich nicht.
Und eine “Windmühle” habe ich schon “besiegt”. Leider nur für mich und eine weitere Person. Denn die “Windmühle” vermeidet ein Urteil und gibt jedes mal nach, wenn ich eine Klageschrift einreiche. Ich gewinne dann zu 100%, aber tausende andere Mieter trauen sich nicht gegen die Gesellschaft anzugehen, die zahlen eben 200 € und ich nur 35 €. Wenn ich denen meine Erfolg schildere, meine Argumente erkläre und ihnen vorrechne, wie sie betrogen werden, wehren sie sich trotzdem nicht, sondern fragen ängstlich, ob ich denn keine Angst habe aus meiner Wohnung rausgeworfen zu werden. Feiglinge wohin ich schaue.
Auch ein Zeichen von meiner “unbeqemen Art”, ich verachte Menschen, die sich nicht gegen Unrecht wehren. Onkel Tom, das ist meine “interne Bezeichnung” für diese Menschen. Haussklaven, die sich über die Feldsklaven erhaben fühlen, das ist die Masse. Ekelhaft.
Nein, da bin ich lieber unbequem, für alle und jeden. Zum Glück werden Ketzer nicht mehr verbrant, bei den Christen, oder besser noch nicht wieder?
September 11th, 2010 at 10:44
@unbequemer #28
Doch, die Absicht zu prüfen kannste irgendwo bei 2. Moses, 20 nachlesen, wenn ich gerade aus Versehen nicht irre. Aber die Geschichte mit Abraham verlief anders:
God said to Abraham, “Kill me a son”
Abe says, “Man, you must be puttin’ me on”
God say, “No.” Abe say, “What?”
God say, “You can do what you want Abe, but
The next time you see me comin’ you better run”
Well Abe says, “Where do you want this killin’ done?”
God says, “Out on Highway 61”
ok, das ist vielleicht eine eher jüdische Version. ;-)
September 11th, 2010 at 14:48
@unbequemer
Nur soviel – Menschen leben, wie sie es möchten!
Immer!
So lange sie mit Ausbeutung einverstanden sind, meinen, auch so ihr Lebensziel zu erreichen, werden sie so leben.
Wenn sie meinen, es nicht mehr zu können, werden sie es ändern – aber eben erst dann.
Dabei ‘brauchen’ sie höchstens ‘Aufklärung über die Mechanismen’ aber ganz sicher niemanden, der ihnen sagt, wie sie richtig leben müssen.
Das endet (immer!) mit Gulags – Nein Danke!
September 11th, 2010 at 19:36
@ Wat
Ich denke, Sie kennen
https://www.youtube.com/watch?v=PEosKqYhYIY
Letzte Zeile – die wichtigste –
Leute ohne Rückgrat, …
Wer nur SEIN Leben leben will, hat kein Rückgrat.
Noch ein Idol von mir – Henry David Thoreau – (durch seine Texte wurden Gandhi und auch Martin Luther King beeinflußt)
Klar, wer es sich bequem machen will, darf nich anecken. Da gerät man in Gefahr, seine Idylle zu verlieren, die man nur mit Scheuklappen so richtig geniessen kann.
September 11th, 2010 at 19:38
Nachtrag
Moliere
Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir NICHT tun.
September 11th, 2010 at 21:27
@unbequemer
Sorry, aber Du drehst Dir Deine Rechtfertigungen für Deine Vorgehensweise immer hübsch zurecht – kann ich auch – ich habe schließlich auch meine (Lebens-)Erfahrungen.
Wenn Menschen ihr Leben ändern wollen, dann ändern sie ihr Leben – und ganz sicher nicht – um dann Dein Leben zu leben!
Wer nur SEIN Leben leben will, hat kein Rückgrat.
Wer will, daß andere sein Leben leben, ist ein… – (verbietet sich bei meiner guten ‘Kinderstube’)
Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir NICHT tun.
Eben.
Und das heißt was?
Sich selbst und anderen helfen, mit ihnen gemeinsam tun, nicht ihnen vorschreiben.
Ihnen ‘helfen’ ihre Unzufriedenheit zu verstehen, ihnen auch zu sagen und zu zeigen, wie man es selbst verstanden hat, woher diese ‘rührt’.
Das kann aber immer nur ein Rat sein, die Entscheidung für ihr Leben treffen sie selbst!
Wenn sich jemand dann entscheidet, dieses oder jenes so oder eben anders zu tun, dann ist das seine Entscheidung – nenne es feige – aber derjenige hat seine Situation und Möglichkeiten so gut er konnte abgewogen.
Das schließt bestimmt auch die Möglichkeit der Unterstützung durch andere ein – denn ganz allein schaffst Du gar nichts von Dauer.
Natürlich geht mir das auch alles so viel zu langsam – aber wer freihe, emanzipierte Menschen erleben will, der muß ihnen auch die Zeit geben, das zu lernen.
Befehlsempfänger waren sie (dann) lange genug.
Was meinst Du, warum ich mich hier mit Dir ‘hinstelle’ ;-)
Du kannst niemanden zu seinen Glück zwingen, es bleibt immer der Zwang.
Einsichten, aus dem Leben ‘geboren’ ergeben sich, aber das scheint mir doch etwas gewaltig anderes, als etwas zu oktroyieren.
Noch nen Tip: Davon, daß Du mit dem Kopf gegen die Wand rennst, wird die Wand nicht weicher ;-)
Nutze Deinen Kopf – aber nicht dafür.
September 11th, 2010 at 22:02
Wieso hab ich eigentlich kein Idol? Und ist jemand, der viele Idole hat, nicht im Grunde tiefreligiös?
September 11th, 2010 at 23:03
@flatter
zumindest will ein ‘Idolsammler’ wohl das Leben eines/von anderen leben…
Ich weiß nicht, ich denke Selbstbewußtsein sieht anders aus, das ‘prahlt’ auch weniger.
Mach Dir wegen des fehlenden Idols mal keine Sorgen @flatter, Du definierst Dich eben nicht (mehr) über andere. ;-)
PS – ich weiß, daß ‘frei’ ohne ‘h’ geschreibselt wird, allein es gelang vorhin nicht^^
September 12th, 2010 at 00:40
Nun denn, es ist möglich aus Fehlern zu lernen, welche andere Menschen gemacht haben. So ist es auch möglich, Erfahrungen anderer Menschen als richtig und gut zu erkennen (oder auch als falsch).
Das Rad muss eben nicht von jedem neu erfunden werden.
Positive oder negative Vorbilder, das sollte doch jeder verstehen können. Also den Gröfaz sehe ich als Negativbeispiel, Thoreau (Gandhi, Martin Luther King, Morus und andere mehr) als positive Vorbilder.
Das hat nichts mit Religionen zu tun, sondern mit dem Bild einer gerechten Gesellschaft. Und da reicht es nicht aus, zu hoffen, dass andere einem solch eine Gesellschaft vorsetzen.
Gerade Sie (wat), in Verbindung mit dem Foto bei SF, dürften eine lange Zeit in einem Staat gelebt haben, der behauptete der bessere Deutsche Staat zu sein, wenn dort nicht Menschen den Mut gehabt hätten, sich zu wehren, dann würden Sie noch Heute in dem System leben.
Und dann hat die Mehrheit sich für “ein paar Bananen” und die DM verkauft. Dummköpfe! So wie Einstein es schon sagte – es sind so viele – und dann ist die Dummheit auch noch unendlich.
September 12th, 2010 at 12:38
@unbequemer
Gerade Sie (wat), in Verbindung mit dem Foto bei SF, dürften eine lange Zeit in einem Staat gelebt haben, der behauptete der bessere Deutsche Staat zu sein, wenn dort nicht Menschen den Mut gehabt hätten, sich zu wehren, dann würden Sie noch Heute in dem System leben.
Genau – aber eigentlich auch wieder genau nicht – denn so ging es auch nicht weiter – diesen Staat dort gäbe es so oder so heute nicht mehr!
Ich lebe jetzt zum zweiten Mal in einem Staat, in dem andere wieder einmal wissen, was das Beste für mich ist!
Das weiß ich a) selbst besser und b) darauf habe ich so was von keinen Bock mehr, noch weniger geht gar nicht.
Aber ich konnte durch das Leben in diesem anderen Staat auch (noch) andere Erfahrungen sammeln und durch eigenes Erleben meine Schlußfolgerungen ziehen.
Nimms mir nicht übel, aber das habe ich anderen um Kilometer voraus!
Und dann hat die Mehrheit sich für “ein paar Bananen” und die DM verkauft. Dummköpfe!
Immer hübsch die anderen dumm sein lassen.^^
Ich finde und fand es zwar damals auch reichlich ‘unüberlegt’ – aber Deine Aburteilung schießt mal wieder gewaltig übers Ziel hinaus!
Kann mich jedenfalls nicht erinnern, daß so irre viele Leute aus dem Westen damals gewarnt hätten.
Hier hat auf mich (und andere) keiner gehört, es hieß, ich (wir) gönne(n) ihnen nichts…
(Ich war schon gegen die Währungsunion am 01.07.1990, weil ich mir damals sicher war, daß spätestens wenn ein Staat seine Währungshoheit aufgibt, eh alle Messen für ihn gesungen sind)
Aber guck Dir den historischen Kontext an, große andere Chancen gab es nicht und die ‘lieben Guten’, die heute auf einmal aus allen Löchern kriechen, sorry, waren damals eigenartigerweise nur ‘Sieger’.
Und mit Verlaub, ich schrieb es schon mal und erntete Deinen, für mich nicht glaubhaften Widerspruch – für einen guten Job, für anständige Bezahlung oder einfach nur ordentlich Geld in der Tasche, tust Du auch heute noch (fast)alles.
Du machst einen Kleinkrieg gegen Behörden, sicherlich wichtig, aber an das eigentliche Übel gehst Du nicht ran.
Gerechtigkeit, was ist schon Gerechtigkeit – bessere Verteilung?
Nein.
Es ist der Zustand, in dem ich nicht erst etwas umverteilen muß… aber was red ich, pickst Dir das eh zurecht und willst/kannst es nicht verstehen.
Wehren heißt auch, zum Protest bereite Menschen nicht absichtlich ins offene Messer laufen lassen.
Es ist relativ einfach, gegen etwas zu sein.
Es ist aber wohl doch einige Nummern schwerer zu erfassen, wofür man ist und wie das erreichbar sein könnte.
PS – Sich einzelne ‘Verhaltensweisen’ als ‘Vorbild’ nehmen, einverstanden – aber Idole haben, ist deren Leben leben wollen, davon bin ich einstweilen überzeugt.
Das ist dann mindestens genauso ‘schlimm’, wie seine Interessen delegieren zu wollen…
September 12th, 2010 at 13:24
Nachtrag:
Menschen waren damals noch nicht ‘bereit’ auf ‘Wert-Maßstäbe’ zu verzichten – und sie sind es leider heute in ihrer übergroßen Mehrheit immer noch nicht.
Ich möchte mir von niemanden mein Leben vorschreiben lassen, aber genau deshalb kann und darf(!) ich auch anderen ihr Leben nicht vorschreiben.
‘Wir’ müssen aus ‘Einsicht und Erfahrung’ dem autoritären Herr/Diener ‘entwachsen’ – das ist nicht befehlbar.
Denn ein Herr befiehlt, aber gerade den möchte ich niemandem mehr zumuten.
Wann andere das auch nur noch als Zumutung empfinden, wird die Zeit zeigen.
Vielleicht hilft dabei Aufklärung, vielleicht hilft beim ‘sich wehren’ eigene Erfahrungen sammeln.
Ansonsten gilt (für mich):
Was du nicht willst,
daß man es dir fügt zu,
füge auch keinem anderen zu!
… wir können also nur zusammen ‘Erwachsene’ werden – sonst bleiben die einen immer Kinder und die anderen Eltern… ;-)
September 13th, 2010 at 14:33
@ wat
Nach dem Mauerfall, da kamen Verwandte, die ich NIE gesehen hatte, zu denen kein Kontakt bestand, zu keinem Zeitpunkt seit meiner Geburt, die erinnerten sich nun, da sind doch noch Verwandte im Westen.
Mann, Frau und Kind, die in der DDR nie Not leiden mussten, die flohen vor der Enttarnung als Stasi (wie ich herausbekommen habe).
Hier im Westen funktionierten die Seilschaften für “Altstasi” hervorragend. Der Mann bekam sofort einen sehr gut dotierten Job in Hamburg, fuhr jeden Tag 250 km hin und zurück, bekam Spesengelder für die Unterkunft bei meinen Eltern, (das haben wir auch erst später erfahren) die er nicht im vollen Umfang auch bezahlte.
Es verwunderte meine Eltern dann, dass, wenn sie sich unter 4 Augen über Probleme mit dem “Besuch” besprachen, das die dann rein zufällig von selbst darauf zu sprechen kamen. So suchte mein Vater das Zimmer ab und fand unter seinem Sekretär eine “Wanze”. Das bewirkte dann den sofortigen Auszug der Familie, die angeblich in dem über einem Jahr keine angemessene Wohnung fanden, nun fanden sie sofort sogar ein Häuschen. Und dann wurden die Kontakte beendet.
Was will ich damit sagen. Das die Seilschaften ds Ende der DDR sehr gut überstanden haben und sich schnell angepasst haben, denn es war ja keine echte “Deutsche Demokratische Republik”, hauptsache den Bonzen ging es gut.
Hier im “Westen” war es doch ebenso. Eine kleine Schicht lebte im Schlaraffenland, so wie die in Wandlitz, und Gleich zu Gleich – das hat funktioniert. Nur, das die nun immer dreister werden, weil die Masse zu feige und zu dumm ist.
Für mich steht eben an erster Stelle ein gerechtes System für alle, denn eine Gesellschaft ist nur so stark, wie die schwächsten Glieder. Und ich bin nun eben bereit, mich dafür einzusetzen.
Und eines nehme ich den “Ossis” übel. Kohl war am Ende, 1989. Nur durch die Naivität von euch “Ossis” -an die “blühenden Landschaften” zu glauben – hat der sich dann noch weitere 9 Jahre an der Macht gehalten. Und die “Wendehälse” wie das Merkel …
Es ist zwar Sinnlos, sich unter dem Motto – “was wäre wenn gewesen” mit der Vergangenheit zu befassen, aber eines will ich doch anmerken – wenn damals Oskar, der die Wahrheit sagte, gewählt worden wäre … ich glaube, die derzeitige Lage wäre besser.
Integration – darum geht es ja – hat stattgefunden. Die der Schmarotzer aus der DDR haben sich prima in die Gruppe der BRD-Typen integriert. Nun machen die gemeinsame Sache.
Und die sprichwörtlichen “kleinen Leute” – da kommt wieder die Dissonanzreduktion ins Spiel – regen sich auf und laufen Rattenfängern wie dem T.S. nach. Der bietet den Opfern eines ungerechten Systems ein paar Schuldige. So wie der Dieb, der auf einen Anderen zeigt und ruft – haltet den Dieb.
Da muss ich einfach ein Unbequemer sein und bleiben. Und mit den Worten Gandhis – wer den Weg der Wahrheit geht, stolpert nicht – möchte ich noch einen kleinen Text einstellen:
Jedermann (hoffe ich doch – Anmerkung von mir)stimmt zu, daß es töricht ist, Böses zu tun.
Aber die Ansicht, schlechte Mittel würden gerechtfertigt durch ein gutes Ziel, muß als noch törichter betrachtet werden.
Ein weiterer Gedanke von Gandhi aus dem Buch:
Der Mensch weiß, was seine Pflicht ist, und doch tut er nicht das, von dem er weiß, daß er es tun sollte. Warum nur?
Ich würde das abändern in: Viele Menschen wissen, was ihre Pflicht ist, und doch tun die Meisten nicht das, von dem sie wissen, daß sie es tun sollten.
Nun, ich bin mir selbst Richter, sozusagen ein Richter gnadenlos, ich sehe es als meine Pflicht an, mich für eine gerechte Form des Zusammenleben einzusetzen. Das ist den Bequemen natürlich unangenehm.
Da würde nun ein Auszug aus Nietsches – Zarathustra passen – aber ich habe keine Lust die betreffende Passage ganz abzutippen.
8 – “Geh weg von dieser Stadt, es hassen dich hier zu viele. Es hassen dich die Guten und Gerechten, und sie nennen dich ihren Feind und Verächter; es hassen dich die Gläubigen des rechten Glaubens, und sie nennen dich die Gefahr der Menge. Dein Glück war es, daß man über dich lachte: und wahrlich, du redest gleich einem Possenreißer.
September 13th, 2010 at 20:07
“Und die sprichwörtlichen “kleinen Leute” …”
… müssen lernen, daß sie sich selbst für die Durchsetzung ihrer Interessen einsetzen müssen, wenn sie möchten, daß ihre Interessen in der Durchsetzung eine Chance haben.
Also keine Vertreter, keine gewählten Abordnungen, keine… denen ich meine Interessen “übereigne”
Sorry, aber solange sie das nicht verstanden und gelernt haben, wollen sie weiter verarscht werden!
Ende Gelände – so schwer und so einfach.
Btw. es dürfen auch gern Menschen lernen, die sich für etwas größer als klein halten… ;-)
September 14th, 2010 at 08:49
Wir leben angeblich in einer Demokratie. Im Sinne des Begriffes also Herrscht das Volk über sich selbst. Aber dann dürfte es keine Benachteiligten geben. Denn niemand würde doch sich selbst aus der Gemeinschaft ausgrenzen. Wenn also ein Prekariat entsteht, welches immer mehr Menschen umfasst, so läuft etwas falsch. Das kann keine echte Demokratie mehr sein.
Das zeigt sich auch an den Protesten von Bürgern. Sie sind mit der Arbeit der eigenen Regierung nicht einverstanden, haben aber keine geeignete Macht ungerechte Gesetze zu verhindern.
Die Angst der Mächtigen vor einem Teil der eigenen Bürger führt dann immer weiter in einen Überwachungsstaat.
Wie ist nun Gerechtigkeit machbar?
Im Zeitalter der Kommunikation wäre es einfach, alle Büger abstimmern zu lassen. Die Abgeordneten als “Volksvertreter” wurden doch nur deshalb “erfunden”, weil es früher keine Möglichkeit gab, immer alle Bürger zu befragen. So wählten eben Gleichgesinnte einen aus ihrer Mitte, der ihre Interessen vertreten sollte. Leider sind die Gewählten dann oft von der eigenen Macht korrumpiert worden. Macht korrumpiert, totale Macht korrumpiert total.
Ein erster Schritt zur Gerechtigkeit wäre also die Abschaffung von Berufspolitikern. Maximal zwei Legislaturperioden dürfte jemand die Macht in den Händen halten, als Repräsentant aber nur, sprich, die Meinung des Volkes gegen andere Repräsentaten anderer Staaten zu vertreten.
Zweitens die sofortige Abschaffung von Privilegien. In einer gerechten Gesellschaft kann es keine Privilegien für einen Teil der Gesellschaft geben.
Dritens müssen die Abgeordneten für Fehler die dem Interesse des ganzen Volkes Schaden haftbar sein.
Mein Fazit, Gerechtigkeit ist machbar, aber dazu braucht es Bürger die politisch Mündig sind. Davon gibt es aber leider zu wenige. Dafür sorgen die Politiker schon. Denn wenn wir alle mündige Bürger wären, dann hätten sie ihre Macht verloren, Gruppen gegeneinander auszuspielen.
Man(n und auch Frau) sollte sich bei ALLEM immer eines in Erinnerung rufen. Die Frage – WEM NÜTZT ES – was ich (oder Andere) tun.
Die einzige vernünftige Möglichkeit sich gegen Unrecht zu wehren ist das Unrecht beim Namen zu nennen und den Urheber dieses Unrechts an den Pranger zu stellen, damit alle erkennen WER das Unrecht verursacht. Moral und Vernunft sind notwendig, sich nicht der Mittel derer zu bedienen, die Unrecht tun. Der Zweck heiligt nicht die Mittel. Das richtige Mittel ist die INFORMATION, und der Weg des Rechts, nicht die Desinformation und der Gewalt. Letztere Methoden werden leider zu oft benutzt.
Mit Trotz und Gegengewalt erreicht niemand sein Ziel. Falsche Methoden der Gegenwehr, also Gewalt gegen was auch immer, ist gleichzeitig wieder ein Argument FÜR die Gegenseite mit ihren Maßnahmen Recht zu haben und weitere Maßnahmen gegen die „Gegenseite“ zu veranlassen. Eskalation nutzt immer nur den extremen Seiten. Deswegen habe ich oft den Verdacht das die angeblich für Freiheit und Demokratie eintretenden Widerständler eben nicht die Freiheit und Demokratie wollen, sondern nur vorgeben dafür zu sein um ihre eigenen Machtvorstellungen für sich sichern wollen. Und das verblendete Gefolge der jeweils gegeneinander antretenden Extremisten lässt sich in ihrer Verblendung benutzen.
Und genau das ist der Punkt wo VERSTAND benötigt wird. Keine reflexartigen Gewaltaktionen die angestachelt werden. Die dienen, wie gesagt, nur der Gegenseite, in dem sie damit die „schweigende Mehrheit“, also die Masse, in Angst und Schrecken versetzen können. Angst zu erzeugen ist ein probates Mittel die „Masse“ im Zaum zu halten. Angst vor Terror, Seuchen, Enteignung, Gewalt. Der NORMALE Bürger will in Frieden, Freiheit und Ruhe sein Leben leben. Ein wenig Wohlstand in seinen eigenen vier Wänden, die Befriedigung (oder Ersatzbefriedigung) seiner Bedürfnisse und schon ist er ZUFRIEDEN. Mit „Brot und Spielen“ wird das versucht zu erreichen. Oh heiliger St. Florian, verschon mein Haus, zünd andre an.
Solange es dann noch Menschen gibt, auf die Verantwortung für die Gefährdung seiner „Ruhe“ abgeschoben werden kann, so lange wird er immer wieder auf die leeren Versprechungen derer hören, und an sie glauben, glauben an die Aussagen derer, die an der Macht sind und sich diese Macht absichern wollen.
Lange her, da hab ich eine gute Aussage im Film – der brave Soldat Schwejk – gehört. Wenn ich auf die Kompanie scheiße, sagte er, was macht das aus, wenn aber alle der Kompanie auf mich scheißen, da kommt ein großer Haufen zusammen. Ersetzt den Begriff „Kompanie“ mit dem der „normalen Bürger“, dann wird jedem klar, der sich in der Rolle des Opfers dieser Gesellschaft zur Wehr setzt, dass diese Gesellschaft sich so lange nicht um uns Opfer kümmert, wie sie nicht selber Opfer sind. Wenn die alle auf uns scheißen …..
Also eine prekäre Lage ist das Damoklesschwert, das über ihren Köpfen schwebt und auf das sie immer wieder aufmerksam gemacht werden. Zu jammern und zu wehklagen dient manchem vielleicht als Ventil, um sich abzureagieren, manche nutzen es aber auch nur um zu Gewalt zu provozieren. Das Recht des Stärkeren ist das stärkste Unrecht, nur wenn man sich selbst auf der Seite des Stärkeren sieht, kann man das Recht des Stärkeren und somit Gewalt befürworten und propagieren.
Da trifft dann meine Eingangs aufgestellte Frage zu, – WEM NUTZT ES – , die Antwort darauf kann sich jeder selber geben.
Ein Text den ich an anderer Stelle vor einiger Zeit veröffentlicht habe.