Wie ich heute lese, ist jeder achte “Migrant” “unwillig zur Integration“. Das ist sehr wichtig zu wissen, darum wird es ja auch verbreitet. Immerhin hat der Bundesinnenminister persönlich das gesagt. Jetzt kann man natürlich erst einmal diskutieren. Wieso denn nur jeder achte? Das glaube ich nicht. Das müssen doch viel mehr sein. Und selbst wenn es doch jeder achte ist oder es nur ein paar mehr sind, dann sind das ja trotzdem Tausende. Hunderttausende, die sich nicht integrieren wollen. Da haben wir ja jede Menge zu tun. Die haben hier nämlich nichts zu suchen. Bis wir die alle abgeschoben haben, das wird ein hartes Stück Arbeit.

So oder ähnlich wird das in die tabufreie Diskussion gehen. Was bedeutet aber eigentlich in diesem Zusammenhang “Migrant”? Was “Integration” und was “unwillig”? Das muß man nicht so genau wissen, oder? Hauptsache, wir haben soundso viele. Die unsere Gastfreundschaft nicht wert sind. Eine Meldung ohne Inhalt, die aber anhand einer Zahl, die womöglich keiner Überprüfung standhält, quasi als unzweifelhaft zu erkennen ist. Jeder achte ist integrationsunwillig. Und zwei von drei Frauen haben das Gefühl, nach Benutzung der Kräme weniger Mimikfältchen zu haben. Bis zu 43% weniger Mimikfältchen.

Wie stellt man so etwas wohl fest? In einem narrativen Interview?

Ey, Ali, du bist doch Migrant, oder?

Was willst du? Ich hab zu tun.

Sachmal, willst du dich nicht mal integrieren?

Wir wissen nicht, was der unbekannte Ali geantwortet hat, aber jeder achte ist unwillig. Wem das jetzt unsachlich erscheint, hat das schon mal ganz richtig erkannt. Die Tatsachenbehauptung hingegen darf als ‘sachlich’ gelten, schließlich ist sie aus den Nachrichten. Wie solche Sachlichkeit allerdings in Gedankengut umgemünzt wird, das läßt nicht unbedingt erwarten, daß es dabei sachlich zur Sache geht.

Dem unbekannten Journalisten empfehlen wir bei dieser Gelegenheit, nicht wie üblich “Egal” aus seiner Pillenpackung zu fummeln und es sich reichlich einzuwerfen, sondern ab und an den Sinn solcher Meldungen zu hinterfragen. Sollte er keinen finden, wäre das eine gute Gelegenheit, welchen herzustellen – oder auf die Veröffentlichung zu verzichten.