Wie auch der Öffinger feststellt, gibt es Bestürzung, Empörung, ja “Entsetzen” über eine satirische Aktion von Stefan Raab. Er stellt den Musiker Buskohl dar, wie ehedem Schleyer von der RAF abgebildet wurde. Das Thema “RAF aktuell” ist mir in dem Zusammenhang zu blöd, dazu wurde genug geschrieben. Was aber die Deutschen und den Humor anbetrifft, fällt mir einiges ein. Vorab: Ich mag Raab nicht. Sein Humor geht zu oft auf Kosten anderer, er ist flach, beliebig und proletenhaft. Gerade aber weil das nicht my cup of tea ist, liegt mir etwas an der Feststellung, daß auch solcher Humor zulässig und sicher nicht politischen Gesichtspunkten zu unterwerfen ist.
Der Öffinger stellt zurecht fest, daß sogar der Nationalsozialismus veralbert wird, hierüber ist die Empörung in der Tat übersichtlich. Auch dazu habe ich meine Meinung: Ich kann nicht darüber lachen, daß jemand wie Hitler herumschreit, sich ein Chaplin-Bärtchen anklebt und dann Belanglosigkeiten von sich gibt. Ich bin der Ansicht, daß derartiger Blödsinn verkennt, wo Satire aufhört und dumme Ignoranz beginnt. Letztere finde ich überflüssig, gelegentlich verdammenswert, aber für Empörung reicht das nicht aus.
Nun lag ich ganz zufällig gestern im Wachkoma vor dem Fernseher und durchlitt eine ungemein stumpfsinnige Rankingshow, in der demonstriert wurde, warum der deutsche Humor selbst dann todernst ist, wenn er gut ist. Da saß ein Freak wie Pocher auf einer Couch mit Loriot und Dieter Nuhr, da wurde jeder, über den jemals im TV gelacht wurde, gerankt, geränkt, gerenkt, und am Ende gewann Loriot vor Heinz Erhardt, wen interessiert das schon? Das Beste aber war die für das ZDF unerläßliche Moderation durch Johannes Baptist Kerner. Tiefsinnig und doch offenherzig, freundlich, aber gern auch sarkastisch, voller Selbstironie und Souveränität. So kennen wir den Deutschen Humor, so kennen wir auch die Sportreportagen und die Talkshow Kerners leider nicht. [edit] Und so hat er die Granden und Sternchen des Deutschen Humors denn in seiner bekannt desinteressierten Art öffentlich verwaltet. Fragen ohne Sinn und Verstand, ein Abfertigen der Befragten, das Zuhören nicht vorsieht, schleimiges Getue, mit dem ein hellwacher alter Mann wie ein Schwachsinniger angesprochen wurde, und überhaupt: Völlig humorfrei zog der Talkinator das Ding bis zum bitteren Ende durch.
Was lernen wir daraus? Es gibt durchaus witzige Deutsche und sogar eine Menge mit Humor. Aber das geht nur gut, solange alle, die Lachen, über dasselbe lachen. Man ist gern unter sich und pflegt den reinrassigen Humor. Wer es hingegen wagt, mit seinen abartigen Vorstellungen eines abweichenden Humors an die große Öffentlichkeit zu gehen, kann sich des Zorns und der Verachtung aller anderen sicher sein.