Gabriel und das Spiel mit der Demokratie
Posted by flatter under Politik[25] Comments
27. Aug 2010 22:50
Die TAZ berichtet über Pläne in der SPD, ihren Kanzlerkandidaten künftig per Urwahl oder gar offener Vorwahlen zu bestimmen. Es wird interessant sein zu verfolgen, was aus dieser Idee wird, die als solche ganz und gar dem Vorsitzenden zu Gesicht steht. Gerade darum aber liegt die Vermutung nahe, daß es sich um heiße Luft handeln könnte, denn Gabriel haut gern und virtuos auf die PR-Pauke, ohne daß nachher etwas Nennenswertes passiert. Wahlkampf im Vakuum quasi.
Quelle: Wikimedia Commons / Agência Brasil
Zunächst einmal muß aber korrigiert werden, was Stefan Reinecke in der TAZ über die historische Fehlbesetzung Rudolf Scharping schreibt, der ja temporibus illis per Urwahl gekürt wurde. Was in der TAZ sehr mißverständlich dargestellt wird, ist allerdings, daß dieser nicht zum Kanzlerkandidaten, sondern zum Parteivositzenden gewählt wurde. Dafür ist in der Regel der Parteitag zuständig, im Fall Scharping haben aber alle Mitglieder abgestimmt, bevor dann erst der Parteitag das Votum bestätigte.
Dies ist vor allem deshalb ein interessantes Detail, weil die Wahl Scharpings eine letzte Immunreaktion auf den damals schon ungemein karrierbesessenen Konkurrenten Schröder war. Der hatte von vornherein gesagt, er wolle als Vorsitzender auch Kanzlerkandidat werden. Diese Machtfülle wollte ihm die aus guten Gründen mißtrauische Partei aber nicht zugestehen und floh in die Arme Scharpings, den von Anfang an niemand wirklich haben wollte. Der hatte aber eben einen bescheideneren Eindruck gemacht.
Daß er dann dennoch beide Funktionen übernahm, war ein Symtpom seiner tranigen Selbstüberschätzung. Mit Lafontaine und Schröder hatte er gleich zwei Weggefährten an seiner Seite, die ihm turmhoch überlegen waren und ihn folgerichtig auf dem Parteitag zwei Jahre später auch wegfegten. Am Rande sei bemerkt, daß Schröder später unter dem Vorsitzenden Lafontaine Kanzler wurde – bis dahin dachte die Partei immer noch, ihn würde schon irgendwer kontrollieren.
Zurück zur Gegenwart: Der Kurs, den Schröder autoritär der SPD aufgezwungen hatte, hat sie bekanntlich nach ihm im Jahrestakt ihre jeweiligen Vorsitzenden gekostet – egal, ob sie voll auf seiner neoliberalen Linie lagen oder sich abweichende Haltungen leisteten. Die Partei hat nebenbei seit Scharping und Schröder fast die Häfte ihrer Mitglieder verloren.
Was noch da ist, soll also künftig auch gefragt werden, womöglich sogar jeder, den es interessiert. Es wäre ein spannendes ‘demokratisches’ Experiment, wenn denn auch inhaltlich etwas daraus würde. Es ist insbesondere Sigmar Gabriel zuzutrauen, daß er Vorwahlen abhalten läßt, schließlich ist er der letzte “Sozialdemokrat” mit achtbaren rhetorischen Fähigkeiten und hat daher nichts zu fürchten. Schade nur, daß ich der SPD und ihren Funktionären kein Wort mehr glaube, schon gar nicht, daß sie sich ernsthaft öffnet und der Diskussion mit jedermann stellt – womöglich um zentrale politische Inhalte.
Daß die sich quasi parteiübergreifend nicht ändern, egal wen man wählt, ist das eigentliche Dilemma. Wie kommt es denn sonst zu einem Zwischenhoch der SPD? Hat sich deren Politik etwa geändert? Gibt es nennenswerte Alternativen inner- oder überparteilich? Wenn eh keine in Sicht sind, kann man nämlich prima wählen lassen, und sie bewegt sich doch nicht.
August 28th, 2010 at 00:10
Rudolf Scharping hat unter anderem mit dem Versprechen gewonnen, Oskar Lafontaine zum Kanzlerkandidaten zu machen. Hätte Scharping als reiner Vorsitzender wirklich so versagt, wenn nicht Schröder ihn durch ständige Medienattacken kaputt gemobbt hätte. Schröder hatte die SPD nie hinter sich. Selbst als er sein Ziel, Scharping abzusägen, erreicht hatte, wurde er mit einem sehr schlechten Ergebnis in den Vorstand gewählt.
Schröder konnte nur dadurch siegen, dass er zum einen die Presse an seiner Seite hatte, weil er als einziger einen bedingungslosen arbeitgebernahen Kurs vertrat, und weil die Partei nach 16 Jahren Kohl einen faustischen Pakt einging: Wir können mit unserem Programm keine Wahlen gewinnen, aber wir wollen endlich mal an die Macht. Also nehmen wir alles zurück, was wir bisher gesagt haben und behaupten das Gegenteil. Eine Strategie, die den sozialen Wandel durch Wiedervereinigung, Deindustrialisierung und Prekarisierung der Arbeitnehmerschaft außer Acht ließ.
Gabriel mag rhetorisch begabt sein, doch er kommt aus der Schröder-Ecke. Man kann ihm nicht trauen. Das Traurige ist, dass die einzige Alternative – Die Linke – mit Protagonisten wie Ernst oder Dehm leider den Eindruck erweckt, als habe sie überhaupt keine Führungskräfte mit intellektuellem Niveau anzubieten.
Ist Gabriel dann das kleinere Übel?
August 28th, 2010 at 06:09
In dem Beitrag und dem ersten Kommentar finde ich das aufgeschrieben, was mir zum Thema SPD und Gabriel die letzten Wochen durch den Kopf ging.
Bei der Suche nach dem kleineren Übel bin ich allerdings auch noch nicht fündig geworden.
August 28th, 2010 at 09:35
Für die Suche nach dem kleineren Übel empfehle ich den Weg entlang der Friedhofsmauer. Ja den, den die Omas und Opas mit ihren kleinen Hunden nehmen. Sollte es dunkel werden, spendiere ich eine Taschenlampe.
August 28th, 2010 at 09:49
Keine der etablierten Parteien ist noch wählbar, wenn man nach einer Wahl keine Wirtschafts-und Sozialpolitik im Sinne der Lambsdorffschen Doktrin mehr haben möchte, sondern eine Umkehr auf diesem Wege für erforderlich hält.
Und auch die “Linke” zeigt erste Erosionserscheinungen. Offenbar werden nahezu alle politischen Mandatsträger sehr schnell in den großen Strudel aus Lobbyarbeit und Korruption hinein gezogen. Es ist zu viel Geld im Spiel.
Ich fürchte, dass aus dem deutschen Volk keine wirksame politische Kraft mehr hervor gehen kann, weil den Leuten mit der sozialen Sicherheit auch das Vertrauen in den eigenen Wert abhanden gekommen ist.
August 28th, 2010 at 10:27
Bisisdemokratie in einer Partei – ein hehrer Gedanke, mehr leider aber auch nicht. Dem stehen zu viele Punkte entgegen, als dass dies Realität werden könnte.
Durch die hierarchischen Strukturen werden immer Personen nach oben “gespült”, welche die größte Machtbesessenheit haben und die wenigsten Skrupel, parteiinterne Konkurrenten auf halblegale oder illegale Weise zu beseitigen. Dass sie dies nicht mehr so machen sollten, wenn sie den Parteiapparat aufgrund ihrer errungenen Machtposition für ihre Interessen nutzen können und auch nutzen, ist eine absolute Illusion.
Zusätzlich stehen ihnen in Basisnähe noch willfährige Untertanen zur Verfügung, welche die Parteibasis, je nach Situation, beeinflussen oder erpressen können, um Gefolgschaft zu erreichen. “Schaden von der Partei abwenden” ist solch ein Zauberwort, mit dem nachdenkende und “aufmuckende” Parteimitglieder wieder auf Parteiführungskurs gebracht werden, sodass sie am Ende alle Vorgaben von oben bloß noch abnicken. Wenn ihnen dies gar ein regionaler Partei”fürst” “empfiehlt”, dem sie schon seit Jahrzehnten folgen, erreicht dies fast immer seinen Zweck.
Auch der parteiinterne Informationsfluss begünstigt das Führer-Untertan-Prinzip. In allen Parteien werden Informationen über parteiinterne und -externe Informationskanäle von oben nach unten verbreitet, NIE von unten nach oben oder selbst innerhalb der unteren Parteihierarchie nicht. Das soll ja auch gar nicht geschehen. Nur so kann es geschehen, dass ausschließlich einseitige Informationen an der Basis verteilt werden, Gegenstandpunkte und damit Aufklärung verhindert werden und letztlich die von oben verabreichte Information als einzige alle Parteimitglieder erreicht und deshalb als bester aller Vorschläge erscheint.
Die Möglichkeiten, Entscheidungen von oben durchzudrücken und so Basisdemokratie zu verhindern, sind zu vielfältig, um sie alle jetzt hier darlegen zu können. Fakt ist aber: Jede Partei, die eine solche Hierarchie pflegt, bringt genau solche Mechanismen hervor. Sie wachsen im selben Atemzug, wie die Strukturen wachsen.
So wäre denn auch eine Urwahl eines Kanzler-Kandidaten oder eines Parteivorsitzenden am Ende nur ein Placebo. Herrschende Partei-Eliten setzen ihre Personalpolitik auf jeden Fall durch, auch mit basisdemokratischem Anstrich. Es müssten extrem viele Umstände zusammenkommen, um dieses einmal, besser: ein Mal, zu durchbrechen.
August 28th, 2010 at 10:56
“Daß die sich quasi parteiübergreifend nicht ändern, egal wen man wählt, ist das eigentliche Dilemma. Wie kommt es denn sonst zu einem Zwischenhoch der SPD? Hat sich deren Politik etwa geändert? Gibt es nennenswerte Alternativen inner- oder überparteilich? Wenn eh keine in Sicht sind, kann man nämlich prima wählen lassen, und sie bewegt sich doch nicht.”
In einem (relativ) geschlossenen System, welches sich zudem noch an relativen Zahlen und nicht absoluten ausrichtet, besteht eben leider auch die Möglichkeit, dass trotz (Schein-)Alternativen keine wirkliche Alternative vorhanden ist.
Wenn alle Parteien eine schlechte Politik machen und Wähler aufgrund von Enttäuschung zu einer anderen Partei wechseln, ändert dies nichts. Auch bei Einsicht in die Umstände und dem völligen Rückzug aus dem parlamentarischen Theater (Nichtwahl, Ungültig-Wählen) ändert sich nichts, da die Parlamentsmandate sich aus dem relativen Stimmanteil der ABGEGEBENEN Stimmen ergeben.
Eine gewisse Wirksamkeit wäre erst zu erzielen, wenn die absolute Stimmzahl sich in irgendeiner Weise niederschlagen würde. So könnte man z.B. einen Parlamentssitz an eine absolute Stimmzahl koppeln. Je weniger Menschen wählen würden, umso weniger Politiker würden einen gutbezahlten Sitz im jeweiligen Parlament erhalten.
Dies wäre EIN Schritt, mit dem man schlechte Politik auch wirklich bestrafen könnte. Solange man jedoch die schlechte Politik eine Partei A nur mit der schlechten Politik einer Partei B austauscht, ändert sich gar nichts.
Dass ganz besonders die Parteispitzen an einer guten Politik überhaupt nicht interessiert sind, ist schnell erklärbar. Entweder haben die Parteiführer aufgrund ihrer aktuell praktizierten Politik schon einen Job in der Wirtschaft in der Tasche – dann ist ihnen doch relativ egal, ob die Prozentzahlen ihrer eigenen Partei nun fallen oder nicht. Oder sie streben auch weiterhin an, politisch tätig zu sein. Dann stehen sie aber bei Wahlen auf ihren jeweiligen Parteilisten ganz weit oben. Und so sind sie, wenn ihre Partei nur ein Minimum an Wählerstimmen erhält, gleichfalls abgesichert – egal, ob ihre Partei bei der kommenden Wahl nun massive Stimmverluste einfährt oder nicht. Sie landen auf jeden Fall wieder im Parlament, mitsamt der damit verbundenen Diäten.
August 28th, 2010 at 13:58
…“ Schade nur, daß ich der SPD und ihren Funktionären kein Wort mehr glaube, schon gar nicht, daß sie sich ernsthaft öffnet und der Diskussion mit jedermann stellt – womöglich um zentrale politische Inhalte. „…
Das ist nicht Schade, sondern konsequent und richtig, dass du diesen SPD Funktionären nicht glaubst. Weder ihr Denken, ihr derzeitiges Handeln und noch nicht einmal die Personen haben sich seit dem fatalen Verrat der SPD an ihren Ideen und Wählern geändert.
…“ Gibt es nennenswerte Alternativen inner- oder überparteilich? “…
Woher soll die kommen, wenn die Menschen mehrheitlich keine Alternative (zum Kapitalismus) wollen oder wählen?
@ Lutz Hausstein
…“ Eine gewisse Wirksamkeit wäre erst zu erzielen, wenn die absolute Stimmzahl sich in irgendeiner Weise niederschlagen würde. „…
Das glaube ich nicht. Eine „Wirksamkeit“ in die Parlamente kommt erst, wenn Parteien mit Ideen und Werten jenseits des kapitalistischen Systems gewählt werden.
…“ Je weniger Menschen wählen würden, umso weniger Politiker würden einen gutbezahlten Sitz im jeweiligen Parlament erhalten. „…“Dies wäre EIN Schritt, mit dem man schlechte Politik auch wirklich bestrafen könnte. „…
Bestrafen würde man nicht die schlechte Politik, sondern einen Staat, der noch weniger in der Lage wäre seine Bürger gegen die Mächtigen aus der Wirtschaft zu verteidigen.
August 28th, 2010 at 14:20
Die SPD ist doch schon spätestens seit Gerhard Schröder nicht mehr demokratisch. Und man sollte sehen, dass man auf demokratischem oder welchem Weg auch immer die Seeheimer endlich rausgeschmissen bekommt und natürlich Leuite wie Clement, Sarrazin und wie der ganze Schröder-Fanclub da heißt, der Hartz IV und Rente mit 67 so toll findet…
August 28th, 2010 at 14:43
Ich finde eigentlich auch richtig, wenn die realen Wahlverhältnisse im Bundestag auch tatsächlich abgebildet werden würden und die Partei der Nichtwähler entsprechend viele leere Stühle erhalten würde. In den entsprechenden Redezeiten darf dann natürlich auch keiner etwas sagen…
Das Argument, man schwäche den Staat gegenüber den Mächtigen der Wirtschaft nur noch mehr, zieht nicht wirklich, tatsächlich arbeiten die Parteien und die Wirtschaft doch ohnehin an einer faktischen Fusion.
Ich bin außerdem zuversichtlich, dass der so ausgedrückte Druck und die Gefahr, den leistungsarmen warmen Arbeitsplatz zu verlieren, durchaus erzieherische Qualität hat.
Man darf einfach nicht unterschätzen, welche Klientel sich dort tummelt und das die meisten – wenn sie ihre sozialen/monetären Schonräume und Sicherheiten verlieren würden – auf dem bundesdeutschen Arbeitsmarkt als schwer vermittelbar gelten würden. Oder würde sich hier jemand von dem Rösler behandeln lassen, der Leyen seine Kinder anvertrauen, dem Westerwelle die Geschäftsführung seiner Klemptnerei überlassen oder Herrn Gabriel eine Arge zur Leitung anheim stellen.
Den Sarrazin, das alte Fletschauge, könnte man allerdings in der Weddinger Filiale von Fielmann unterbringen. Da können dann die missratenen Migrantenkinder prüfen, wie kieztauglich die Gestelle sind.
August 28th, 2010 at 15:16
@ Andreas F.
…“ die Partei der Nichtwähler entsprechend viele leere Stühle erhalten würde. In den entsprechenden Redezeiten darf dann natürlich auch keiner etwas sagen „…
Ich denke, solche Gedankengänge zu verfolgen, bringt absolut nichts. Es gab, gibt und wird nie so sein, das die herrschenden Eliten eines Staates die Anzahl der Parlamentarier von „Nichtwählern“ abhängig machen werden. Völlig weltfremd.
Zudem die Frage erlaubt sein muss:
WER sind denn diese „Nichtwähler“? WOFÜR stehen sie politisch?
Alles Leute, die die Weisheit mit Löffeln gegessen haben und für das Gute und Beste stehen, was eine Gesellschaft ausmachen würde?
…“ wenn sie ihre sozialen/monetären Schonräume und Sicherheiten verlieren würden – auf dem bundesdeutschen Arbeitsmarkt als schwer vermittelbar gelten würden „…
Wirklich? Schau dir doch die Realität an! Das Gegenteil ist da eher der Fall.
Auf fachliches Können und Wissen kommt es doch in entsprechenden Positionen, auch in der freien Wirtschaft, gar nicht an. Sich optimal verkaufen können, lügen ohne rot zu werden, skrupellos sein, Ellenbogen gebrauchen können. Das ist, was zählt in vielen gehobenen Positionen.
August 28th, 2010 at 17:22
Stimme maguscarolus zu: keiner der zurzeit aus Beitrags- und Steuergeldern (die Finanzspritzen aus Wirtschaft und Lobbygruppen inbegriffen)in der BRD herumwurschtelnden “Parteien-Funktionäre” ist für mich wählbar.
Jeder, der künftig für ein politisches Amt kandidiert, muss vorher erklären ob er die Inhalte, der von seinen Vorgängern, im Bundestag/Bundesrat oder klamheimlich im Bundeskabinet “durchgewunkenen” Gesetze kennt und deren Auswirkungen auf das Leben des Wahlvolkes begreift.
Und er muss darstellen wie er es bewerkstelligen will, dass die gesamte (!) Gesetzgebung hierzulande den zukünftig bzw. schon jetzt eingetretenen Verwerfungen in der sogenannten Finanzindustrie, im Umweltrecht, im Tierschutz, in der Sozialgesetzgebung, in der Wirtschaftspolitik (weg vom profitgetriebenen Wachstum) etc. Rechnung trägt.
Von den Menschen, und es sind ja immer noch Menschen, die dem “Gemeinwohl” auf dem Felde der Politik dienen wollen; die also in diesem Parteiensystem die Stufen zu Amt und Würden erklimmen wollen, wird dazu keiner in der Lage sein.
Für mich folgt daraus, dass sämtliche Parteien anachronistisch sind – das System ist veraltet, weil es die “Probleme” noch nicht mal erkennt, geschweige denn in irgendeiner Weise ändern will.
August 28th, 2010 at 17:29
Bin ich hier der Älteste unter den Schreibern?
Ich habe schon Helmut Schmidt erleben dürfen, als Nachfolger von Brandt. Der war schon kein Sozialdemokrat mehr, der Schmidt.
OK, seine Weltethosrede erweckte bei mir den Eindruck, er habe seine Fehler erkannt.
Nach Brandt wurde ich eher zum “Grünen”, aber auch dort bin ich eher den “Fundis” zugetan gewesen, die Realos um Fischer übernahmen, dann war auch das Thema gegessen.
Deswegen habe ich auch Probleme mit den Linken, wohin die sich entwickeln …
Basisdemokratie – kann das funktinieren? Doch wohl nur dann, wenn wirkliche Gleichheit und Gerechtigkeit gilt, so wie der “Schlachtruf” der französischen Revolution.
Da haben díe “Ossis” eine historische Chanche vertan, für ein paar Bananen und die DM damals. Selbst Schuld, kann man da nur sagen.
Wetten, auch dort wäre das Merkel mit an der Spitze. Demagogen sind dort meistens zu finden. Das hat Sie ja gelernt.
August 28th, 2010 at 17:49
Lieber “unbequemer”, schon “witzig” die Bemerkung: “Da haben díe “Ossis” eine historische Chanche vertan, für ein paar Bananen und die DM damals. Selbst Schuld, kann man da nur sagen.”
Was bitte, war die “historische Chance”?
Von CDU-Bonzen und anderen Mandatsträgern, hauptsächlich aus dem Westen, an “die Wand genagelt zu werden”?
Damals wie heute ist die “Unfähigkeit(zu Analyse und Reflexion)” bei allen (!) Parteiprogramm – oder um es emotionsfrei zu sagen: der Kapitalismus frisst seine Kinder, Demagogen sowieso . . .
August 28th, 2010 at 17:55
@unbequemer
Da haben díe “Ossis” eine historische Chanche vertan, für ein paar Bananen und die DM damals. Selbst Schuld, kann man da nur sagen.
Möglich.
Aber sie/wir machten nichts anderes als heute.
Warten auf den/die, die dann alles ‘richtig’ für sie/uns machen.
Immer hübsch delegieren. Ist ja schließlich ‘deren Aufgabe’.
Auf die Idee, daß sich einer immer nur selbst richtig vertritt, sogar der ‘allerehrlichste’,hier dann der Gewählte, scheint niemand so recht zu kommen…
Wetten, auch dort wäre das Merkel mit an der Spitze. Demagogen sind dort meistens zu finden. Das hat Sie ja gelernt.
Nicht auszuschließen, da sie, wie viele (die meisten?) ja (noch) meinen, daß einer mit einem höheren Bildungs-Abschluß, einer ‘größeren Aufgabe’, eben auch mehr ‘Wert’ sein muß.
Daraus ergibt sich soetwas nmA als logische Konsequenz!
Btw. Hier würde jetzt für einen ‘anständig bezahlten Arbeitsplatz’ auch fast jeder alles tun.
Also immer hübsch an die eigene Nase fassen, bitte
;-)
August 28th, 2010 at 20:50
@ wat – auch ich bin Erwerbslos, aber ich würde NIE alles, auch nicht FAST alles, unternehmen, um einen anständig bezahlten Arbeitsplatz zu bekommen.
Bei meinem letzten Vorstellungsgespräch, die dort zu tätigen Arbeiten lagen auf meinem Niveau, kam auch die Frage meiner Gehaltsvorstellung. Ich erwähnte dann, nun, bei meiner letzten Tätigkeit habe ich X verdient, und dann erklärt, mir sei klar, dass ich hier als Neuling erst einmal Abstriche machen müsste, aber und dann 33 % weniger genannt. Meinem Gegenüber entgleisten die Gesichtszüge. Er bot mir die Hälfte meiner Forderung. Daraufhin war ich erst einmal sprachlos. Das bemerkte der Personalchef und beendete das Gespräch mit dem Hinweis, “wir melden uns dann wieder”. Ja, das haben sie wenigstens getan, sie haben einen “Dummen” gefunden, der für den Betrag wohl dort angefangen hat. Aber eben nicht auf Dauer. Denn schon drei Monate später suchten die erneut einen Mitarbeiter für genau diese Stelle.
Da ich mich beim ersten Mal dort auf eine Anzeige in der Zeitung beworben hatte, verzichtete ich auf meine Bewerbung. Hatte dann drei Tage später eine Einladung vom Arbeitsamt, dort wurde ich zu dieser Firma geschickt. Meine Erklärung, die nehmen mich nicht, ich habe mich dort schon beworben, wurde zurückgewiesen. Ich sollte sogar DIREKT vom Amt aus dort hingehen und den Vermittler anschließend SOFORT anrufen. Hab ich getan. Ich kam bei der Firma an, der Personalchef ging gerade über den Flur, als ich das Gebäude betrat, sah mich, erkannte mich und erklärte, meine Unterlagen würde er nicht benötigen, die könne ich behalten und wurde ohne weiteres Gespräch verabschiedet.
Das habe ich dann sofort dem Vermittler mitgeteilt. Der wollte das nicht glauben und hat dann in der Firma angerufen, wohl in der Hoffnung mir eine Sperre zu verpassen.
Ich sage immer wieder, ich bin mir meiner Fähigkeiten bewusst, und ich verkaufe meine Seele nicht, und mich selbst auch nicht unter Wert.
Ich wehre mich gegen Unrecht. Habe zur Zeit drei eigene Klagen beim SG und helfe als Beistand in anderen Klagen, nach dem SGG (Sozialgerichtsgesetz) als Streitgenosse. Ohne Anwalt!
Denn was sagte mir ein Anwalt – meine Klagen, da würde er nur 3 € die Stunde verdienen, er benötige aber 175,- € die Stunde, um seine Kanzlei zu führen. Erstberatung, für ca. 20 Minuten – kosten 75,- €. Da der Rechtspfleger am Ort ein Beratungsscheinverweigerer ist, muss ich eben ohne Hilfe in die Auseinandersetzungen.
Da ich auch in dem Blog lese, und schreibe, auch als unbequemer, habe ich von Ihnen (mit Bild) schon Beiträge dort gelesen. Deswegen, da Sie “fast” schrieben, denke ich, auch Sie würden sicherlich nicht alles unternehmen.
Nein, “Wat”, ich nicht. Und ich habe “nur” einen Voksschulabschluß, keine “höhere Bildung”, aber ein Rechts- und Gerechtigkeitsempfinden.
Ich habe auf meinen Weg durch die Arbeit, mit Weiterbildungen, ein Selbstbewusstsein entwickelt. Ich kenne meine Fähigkeiten. EDV habe ich von Grund auf kennen gelernt. Noch mit Lochkarten, Großrechner mit weniger Kapazität wie heute ein kleiner PC. Habe mich zum Organisationsprogrammierer hochgekämpft. Wurde dann wegrationalisiert, weil die neuen Studenten frisch von der UNI mit den neuesten Kenntnissen billiger zu bekommen sind. Und mit meinem Alter (fast 60) ist es für mich klar, keiner wird mich freiwillig mehr nehmen.
So kämpfe ich im Moment aúch gegen den Krankenkassenzusatzbeitrag, habe nicht den einfachen Weg des Kassenwechsels genommen, der mir nun vom Gericht als Lösung vorgehalten wird. Mein Eilantrag wurde abgewiesen. Aber ich bezahle den Betrag nicht, und ich werde auch die bisher erfolgten Mahnungen und die weiteren Schritte nicht akzeptieren. Und letztendlich bin ich bereit die Konsequenzen zu tragen, so wie es Henry David Thoreau in – Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat – und – Walden – beschrieben hat.
Es gibt zu viele Feiglinge, die nur mit dem Strom schwimmen, aus Angst, abgestempelt zu werden. Ich gelte schon als Querulant auf den Ämtern. Und auch in einigen Foren und Blogs. Es gibt da einige, in denen ich gesperrt bin, weil ich Klartext rede, gegen Gewalt bin und immer den Rechtsweg empfehle.
So habe ich auch große Probleme wenn ich auf Duckhome Beiträge von Hoff lese. Das der noch schreibt, da kommt mir ein Verdacht, ein Agent Provokateur der so die Gewaltbereiten zu entsprechenden Antworten verleitet.
August 28th, 2010 at 20:59
@unbequemer
Du mußtest und solltest Dich nicht rechtfertigen – ab und an ist allerdings eine eigene innere ‘Nabelschau’ mal ‘ganz gut’.
Da schließe ich mich ausdrücklich ein.
Wir kochen alle! nur mit Wasser… ;-)
August 29th, 2010 at 00:09
unbequemer meint:
August 28th, 2010 at 17:29
“Da haben díe “Ossis” eine historische Chanche vertan, für ein paar Bananen und die DM damals. Selbst Schuld, kann man da nur sagen.”
Hallole “unbequemer”, theoretisch hast du zweifellos Recht(siehe Rede Gorbatschows Anfang Oktober 1989 in Berlin), aber praktisch war es von Anfang an ziemlich aussichtslos für die Masse der DDRler, ihren eigenen Staat grundlegend zu demokratisieren und zugleich die Unabhängigkeit und Freiheit des Landes zu bewahren.
WER hätte sich denn dafür einsetzen sollen? WER?
Nach dem freiwilligen Abtritt der SED als führender politischer Kraft gab es doch praktisch überhaupt keine gut organisierten politischen Kräfte in der DDR, die das Machtvakuum hätten sofort füllen können.
Folglich füllte der große fette DM-West-Bruder sehr rasch dieses Machtvakuum und brachte blitzschnell alles politisch unter Kontrolle.
Die ersten “freien Wahlen” im März 1990 wurden finanziert und organisiert von den westdeutschen Parteien, deren Parteiführer waren bei diesen Wahlen dann auch gleich die heimlichen und eigentlichen “Spitzenkandidaten”, die auf der NOCH-DDR Bühne herumhampelnden DDR- Politclowns lediglich deren Hanswurste, Helferleins und Feigenblätter.
Viele Jahre später sprach EGON BAHR dann von den ekelhaftesten Wahlen, die er je erlebt habe…..
Alles verlief ab dem Ende 1989 in typisch deutschen Bahnen.., wie sooft in der deutschen Gechichte.., zunächst ein wenig “Revolutiönchen” spielen…, ein wenig überspannte Euphorie, am Ende wie üblich die ödeste und ordinärste Konterrevolution mit anschließendem Katzenjammer…., alles typisch DEUTSCH!
Und an dieser nach wie vor so deutschen “Kultur” hat, wie wir nun alle wissen, auch die 40 Jahre an der Macht befindliche SED in der DDR nichts geändert – trotz aller “fortschrittlichen” Phraseologie.
Wirklich freiheitsliebende, demoktratischen Tugenden sich verpflichtet fühlende Bürger hat sie nicht hervorgebrahct, dafür jede Menge Opportunisten, Mitläufer, Kleingeister die ab 1990 ihr wahres deutsch-spießbürgerliches Gesicht zu zeigen wagten…., “Wir wollen raus!”, “Deutschland einig Vaterland”…, “Helmut! Helmut! Helmut”, “DM jetzt”….
PRAKTISCH war schon Ende 1989 alles vorbei mit den “historischen Chancen”!
August 29th, 2010 at 00:20
Morla meint:
“Was bitte, war die “historische Chance”?”
So vergesslich, Morla?
Was sagte doch der “Gorbi” Anfang 1989 bei seinem Staatsbesuch in der DDR ÖFFENTLICH(!)?
Er sagte, dass “die Deutschen in der DDR ihren eigen Weg”(!) wählen können bzw. müssen.
Und was bedeutete das?
Dass die Bürger der DDR zum ersten Mal in ihrer Geschichte eine Freiheit zur SELBSTBESTIMMUNG hatten, welche sie zuvor nicht hatten, ebenso wenig die Bundesbürger in der Masse jemals hatten!
Doch die wenigsten DDRler begriffen überhaupt diese “Ungeheuerlichkeit”……., zumal plötzlich(!) “DM & Bananen” so “greifbar” nahe waren….., Opportunismus pur griff bald um sich….
August 29th, 2010 at 00:38
Nochmal an “Wat”. Nichts persönliches – nur allgemein.
Es sollte auch keine Rechtfertigung sein, sondern ich wollte damit nur meine Gründe für meine Haltung aufzeigen. Zur allgemeinen Information.
Aus Erfahrung habe ich gelernt. Wenn ich einfach eine Anweisung gebe, ohne dem Empfänger zu erklären, warum es so und nicht anders geht, dann sind Probleme zu erwarten.
Ich kenne das, wenn ich Anwendungen den Nutzern vorgestellt und erklärt habe. Anfangs dachte ich, die haben genug Verstand um zu erkennen wie man das Programm nutzt. Aber dann – das nennt man den DAU (dümmsten anzunehmenden User) – wurde ich eines Besseren belehrt. Seit der Zeit habe ich die Angewohnheit alles etwas genauer zu erklären. Stört manche zwar, die glauben, ich halte sie für dumm, und ich gestehe, bei manchen habe ich das Gefühl gehabt, die sind dumm.
So habe ich mein Lieblingsshirt mit dem Spruch – Ich bin kein Klugscheisser – ich weiss es wirklich besser – welches ich immer wieder gerne provokativ trage. Ein weiteres Shirt trägt den Text – ich kann nichts dafür – ich bin so.
;-)
August 29th, 2010 at 00:44
unbequemer meint:
August 28th, 2010 at 20:50
“Es gibt zu viele Feiglinge, die nur mit dem Strom schwimmen, aus Angst, abgestempelt zu werden.”
Schon wahr, aber bedenke auch, dass alle diese “Typen” nicht vom Himmel gefallen sind sondern politisch gewollte, politisch geschaffene gesellschaftliche Charaktermasken unserer neuen “neoliberalen Ära”!
Das “Lambsdorff-Papier” von 1981/82, die seither angeheizte Massenarbeitslosigkeit plus ständigen Leistungskürzungen, Hartz 4 und vorsätzlich organisierte gesellschaftliche Ächtung von Arbeitslosen, dass waren und sind die “Erfolgsrezepte” unserer Elite und ihrer politischen und publizistischen Helfershelfer und Einpeitscher.
In so einem Klima gedeihen dann eben Feiglinge und Opportunisten, Mobber, Arschkriecher, Selbsverleugner und nicht zuletzt auch Sarazzin- Fans geradezu treibhausmäßig.
Karl Marx meinte ja mal, dass das Wesen des Menschen das Enemble der gesellschaftlichen Verhältnisse sei….
August 29th, 2010 at 09:18
@Bakunin ## 17 + 20
Ich habe vor längerer Zeit in einer Diskussion mal meine Sicht zu den ‘Handlungsoptionen’ der DDR ‘zu Protokoll’ gegeben…
Ich hoffe, daß mir das @flatter mal ‘durchgehen läßt’ und nicht als Spammen deklassiert^^ – Ich stelle es hier einfach noch einmal rein.
(Achso, ich schrieb da noch unter dem nicht abkürzten Nick)
https://www.weissgarnix.de/2009/05/20/professor-sinn-verzeichnet-erkenntnisgewinn/#comment-26869
Du warst doch mit der ständigen Möglichkeit eines Kollaps konfrontiert, sonst hätte es doch bestimmte Maßregelungen nicht geben brauchen. (sowohl nach innen, als nach außen)
Ich meine, es war aber auch klar, daß das nicht DDR allein zu richten hatte.
Welche wirkliche Option hatte denn das “Gänsefüßchenland, zwischen Elb- und Oderstrand”?
Das waren annähernd 108.000 qkm eingequetscht zwischen zwei, Du nennst das “Empire”
Ich habe einen ganz wichtigen Satz von meinem Großvater in Erinnerung. Wann immer es um irgendeine wünschenswerte Änderung in die eine oder andere Richtung oder gar vorwärts zu neuen Ufern ging, hörte ich ihn mit: “Mädchen, mach Dich nicht fertig, wir haben ja nicht mal einen Friedensvertrag.”
Anfangs wußte ich überhaupt nicht, was er von mir wollte – ich lebte doch im Frieden… – irgendwann hatte ich es aber “gerafft”
Menschen haben sich eingerichtet, gelebt (!), andere resigniert, manche auch beides und ob Du es nun glaubst oder nicht, viele haben gern dort gelebt.
Spätestens ab Perestroika und Glasnost 1985 war sogar in Nomenklatura-Kreisen klar, andere, vorallem Intellektuelle diskutierten sowieso, daß es so nicht weitergehen kann und wird, maximal 10 – 15 Jahre, dann geht alles den Bach runter, DDR alleine hat, so viel auch intern diskutiert wird, nicht die blasseste Chance auf eigene Identität, eigene Ziele oder gar Verwirklichung.
Natürlich hatte M. S. Gorbatschow eine “Wende” eingeleitet, er hatte nur “vergessen” seine Armee abzuziehen, seine Wirtschaftsforderungen einzustellen und noch einige andere nette Dinge.
Man könnte also eigentlich auch nur warten, egal was passiert, für die Menschen ist alles nichts, sie werden entweder rechtlose Bürger beim großen Bruder oder beim besten Freund.
Allerdings sahen dadurch Menschen eine Chance auf Veränderung ohne gleich Panzer im Vorgarten zu haben, sicher konnte man sich nie sein.
Anfangs hieß es ja “Wir sind das Volk”, es dauerte wie vorausgesehen nicht allzulange bis zum “Wir sind ein Volk”
Das[s] Menschen dabei alles verlieren, was sie sich erarbeiteten, streckenweise sogar ihre Selbstachtung verlieren sollten, das ging ihnen genauso wenig in den Kopf, wie []den Menschen heute in der BRD.
Sie wollten zu dem was sie hatten noch etwas dazu bekommen, sie wollten nicht alles aufgeben, was sie sind und haben.
Wie sagte Schorlemmer einmal: “Die Menschen der DDR haben die verschiedenen Brotsorten gewählt, nicht das Brot, das hatten sie.”
Willst Du in so einer Situation schießen, nein, Du läßt den Revolver hübsch in der Tasche und akzeptierst Mehrheitsentscheidungen, nachdem andere Stimmen nicht mehr gehört werden.
Ich bin nicht christlich erzogen, wahrscheinlich sind aber bei mir die entsprechenden Werte stärker angekommen und ausgeprägt als eine Kirche sich das wünschen könnte.
Mir ging es immer um Menschen und Menschlichkeit, daran wird sich auch nichts ändern.
“Solange die Menschen glauben, sie können nichts ändern, können sie auch nichts ändern. Das funktioniert wie eine Selbsthypnose.”
Darum erzürnt es mich ja so, daß wohl prima gefachsimpelt wird, aber Menschen dabei nicht wahrgenommen werden…
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Menschen richten sich in den Verhältnissen ein, versuchen ihren Platz zu finden… und diesen so lange als möglich zu halten.
Erst wenn sie sehen, daß sie ihre Interessen unter den alten Bedingungen gar nicht mehr umsetzen können, nie(!) mehr umsetzen können – dann – ja dann werden sie die Verhältnisse ändern wollen!
August 29th, 2010 at 12:16
Ach Bakunin, es hat nie eine Chance gegeben, die dem Volk der DDR “die Macht” gegeben hätte, die Geschichte zu ändern – also “in die Historie” einzugehen.
Sie haben es ja in ihrem Beitrag, Nr.17, selbst bereits angedeutet – der “Anschluss” war ein “Possenspiel” und das “Volk” war nicht der Akteur, sondern bestenfalls eine Randfigur, die zum “neuen” Konsumenten der westlichen Warenwelten (die heute immer noch als “Werte” bezeichnet werden) mutieren sollte, was ja auch in den meisten Fällen brav von vielen erfüllt worden ist …
Ich habe den Spruch – oder war es nur eine “Worthülse?” von “Gorbi” noch im Ohr, ich habe aber auch dessen weiteren “Werdegang” in der auseinanderbrechenden Sowjetunion “im Auge”:
Gorbis Satz, dass “die Deutschen in der DDR ihren eigen Weg”(!) wählen können bzw. müssen”, war sicherlich ganz “aufmunternd” weil Emotionen bedient wurden, doch der “Machtpoker” spielte sich doch in ganz anderen “Ecken” ab. . .
Und es bedeutete eben nicht, “Dass die Bürger der DDR zum ersten Mal in ihrer Geschichte eine Freiheit zur SELBSTBESTIMMUNG hatten, welche sie zuvor nicht hatten, ebenso wenig die Bundesbürger in der Masse jemals hatten!”
Insofern greifen Sie zu kurz, wenn Sie behaupten:
“Doch die wenigsten DDRler begriffen überhaupt diese “Ungeheuerlichkeit”……., zumal plötzlich(!) “DM & Bananen” so “greifbar” nahe waren….., Opportunismus pur griff bald um sich….”
Habt ihr im Westen diese “Ungeheuerlichkeit” selbst aktiv zu werden, wenigstens heute begriffen?
Eine Forderung damals: Die Regeln der staatlichen Verwaltung auch der BRD gehören überprüft, genau wie die der DDR. Ein Konsens aus beiden, der sich als tauglich für eine “gerechte” Verwaltung der gemeinsamen Republik ergeben hätte, das wäre eine Basis für selbstbestimmtes staatliches Handeln gewesen.
Habt ihr “im Westen” darüber jemals ernsthaft nachgedacht?
Jeder kann heute den “Scherbenhaufen” sehen, den dieser “totale” globalisierte Kapitalismus uns allen vor die Füße kehrt. Die dunklen “Machtecken” kann jeder ausmachen, sprich erkennen. Warum “leuchten” wir diese dunklen Flecken nicht gemeinsam aus?
Wann, wenn nicht heute, wäre dazu die Gelegenheit – und – wir hätten vielleicht diesmal die einmalige Chance die Geschichte zu ändern . . .
August 29th, 2010 at 12:30
Ich habe zufällig im November 1989 in Berlin (West) einen Ossi getroffen, der sich in die FU verlaufen hatte, wo wiederum die Bundesfachschaftentagung der Philosophen stattfand. Ich erinnere mich nur blaß an seine damaligen Vorstellungen, die mir durchaus sympathisch waren, die mir aber recht naiv vorkamen. Ich habe ihm damals bereits prophezeit, daß wir den ganzen Laden kaufen werden. Hätte ich da schon die “Borg” aus Star Trek” gekannt, ich hätte es auf die Formel gebracht “Ihr werdet assimiliert werden”.
Deshalb wäre es vielleicht hilfreich, nach Tschechien oder Ungarn zu schauen. Da gab es keine Westversionen und die ‘mußten’ den überlegenen Kapitalismus ja auch anerkennen. hat doch geklappt, oder?
August 29th, 2010 at 12:45
@flatter
Ob es geklappt hat…
Wie hätte es denn auch wenigstens theoretisch etwas völlig anderes werden sollen (können), wenn wohl das Wort ‘Ausbeutung’ als einigermaßen negativ in den Köpfen ist, aber die damit verbunden Elemente ‘Wertschöpfung/Wertgesetz’ und ‘Lohnarbeit’ und vor allem ‘Geld’ als etwas angesehen wird, das ‘das natürlichste der Welt’ und wichtig für das eigene Fortkommen ist – und der Parlamentarismus als demokratisches Element für die Volksinteressen-Vertretung betrachtet wird^^
Wie könnte da irgendetwas anderes herauskommen, als immer wieder – Kapitalismus.
(Mir liegt das so völlig klar vor den Augen, aber vielleicht irre ich ja auch… bin ja auch nur ein Mensch.)
August 29th, 2010 at 16:18
@ wat
Sie schrieben, sie seien nicht christlich erzogen, und über die Werte.
Ich vertrete schon lange die Ansicht, das Marx mit der Ablehnung der Religion einen Denkfehler aufgesessen ist.
Die Urchristen sind für mich die ersten Kommunisten gewesen. Der Grundgedanke des Christentums entspricht dem Grundgedanken des Kommunismus.
Und das Christentum war den Herrschern damals unbequem, deswegen wurde es unterwandert und auf eine zentralistische Vereinigung mit einem “Führer” an der Spitze geschaffen. Diese Entwicklung wurde dann von den Reformatoren angegangen. Da gab es auch die ersten neuen Versuche, eine “alternative” Lebensweise miteinander zu gründen. Auch das war den wirklich Mächtigen ein Dorn im Auge. So wurden auch diese Versuche unterwandert und verhindert.
Ich wurde auch nicht christlich erzogen, trotz Eltern in einer Religionsgemeinschaft. Nun, die Konfirmation habe ich mitgemacht, musste man ja als Kind. Da konnte ich nicht selbst entscheiden damals.
Aber anschliessend – Kirche – ach nein. Nicht einmal zu Weihnachten oder so. Später habe ich dann versucht innerhalb der Gemeinde in eine SOZIALE Richtung zu wirken, habe auch schon Gottesdienste zum “Tag der Arbeit” als Erwerbsloser mitgestaltet, habe mich hier an der Zusammenarbeit der vier Religionen beteiligt (Juden, Katholiken, Muslime und Protestanten) und musste erkennen, es sind nur die Muslime, die in großer Zahl teilnehmen. Dialektisch den meisten anderen Teilnehmern überlegen.
Nun, einen Erfolg haben wir hier in meinem Wohnort:
https://www.dk-online.de/Nachrichten/Archiv/index.csp?artikel=6663263
In der Gemeinde lebe ich eben. An dem Mahl habe ich nicht teilgenommen, da wurde zu viel Poltik eingeladen, Wendehälse, z.B. Hartmann, SPD früher und sooooo sozial, dann zur CDU und nun sind das die besten Freunde, die vorher bis aufs Messer bekämpft wurden. Ekelhaft.