springerSPD-Chef Gabriel, der noch Ende Juni in der Causa Sarrazin herumeierte, nennt das Kind inzwischen beim Namen und will den Hetzer nicht mehr in seiner Partei haben. Während sich in dessen Folge inzwischen eine breite Front gegen die rassistische Demagogie seines “Genossen” bildet, findet der Springer-Verlag auch in seinem halbzivilisiert frisierten Blatt “Welt” Gefallen daran. Dort empfiehlt Günther Lachmann ernsthaft der FDP, sich ein Beispiel zu nehmen am Experten für Rassehygiene aus der SPD.

Als Gewährsleute zitiert der Qualitätsjournalist ausgerechnet Nutzer eines Internetforums der FDP, in dem natürlich rechtsradikale Salonvokabeln wie der ewige “Gutmensch” nicht fehlen dürfen. Warum hat er sich nicht bei den eigenen Lesern bedient? Die schreien bei solchen Gelegenheiten doch regelmäßig unverblümt nach dem Führerstaat. Da geht die Saat doch längst auf.

Jetzt ruft Lachmann wörtlich nach einem “nationalen Verständnis” im “Migrationsstaat”. Faktenfrei, dafür mit dem nötigen nationalistischen Elan, werden da abstrakte Probleme konstruiert, für die dann simple Lösungen angeboten werden. Diejenigen eben, die schon immer der Renner waren im den Programmen der Rechtsaußen.

“Religiös motivierte Konflikte” werden da beschworen, ohne sie freilich mit irgendeiner Realität zu verbinden. Als sei das “Recht freier Selbstbestimmung”, das dem Wortschwall noch quasi hinterhergeworfen wird, durch Migration bedroht. Das der Deutschen, wohlgemerkt, die durch Einwanderer erst ihre Identität und dann ihre Freiheit verlören. Die Freiheit wovon oder wozu, das wird nicht verraten, bzw. am Ende irgendwie mit dem Abriss des Stuttgarter Bahnhofs begründet. Nehmt dem Mann die Drogen weg!

Die FDP soll also die Rezepte finden beziehungsweise anwenden, aus denen Lachmann seine trübe Suppe kocht. Wieso ausgerechnet die FDP? Die Frage erübrigt sich, wenn man einen Blick die Nachbarländer wirft, nach Holland, Österreich oder Belgien. Die erfolgreichsten unter den radikalen Rechten sind dort allesamt postmodern-”liberale”, die es verstehen, eine Wirtschaftsideologie mit der Diskriminierung von Ausländern zu verbinden. Ein von nationalistischer Demagogie unterfütterter Neoliberalismus, dafür kann sich Springers Schreiberling herzlich erwärmen. Der Verlag läßt andeuten, daß eine solche Entwicklung der FDP aus allen Rohren unterstützt würde. Wundern muß man sich allenfalls, wenn dieses Angebot über kurz oder lang nicht begeistert angenommen wird.