Springer sucht den deutschen Haider
Posted by flatter under Journalismus[14] Comments
26. Aug 2010 16:51
SPD-Chef Gabriel, der noch Ende Juni in der Causa Sarrazin herumeierte, nennt das Kind inzwischen beim Namen und will den Hetzer nicht mehr in seiner Partei haben. Während sich in dessen Folge inzwischen eine breite Front gegen die rassistische Demagogie seines “Genossen” bildet, findet der Springer-Verlag auch in seinem halbzivilisiert frisierten Blatt “Welt” Gefallen daran. Dort empfiehlt Günther Lachmann ernsthaft der FDP, sich ein Beispiel zu nehmen am Experten für Rassehygiene aus der SPD.
Als Gewährsleute zitiert der Qualitätsjournalist ausgerechnet Nutzer eines Internetforums der FDP, in dem natürlich rechtsradikale Salonvokabeln wie der ewige “Gutmensch” nicht fehlen dürfen. Warum hat er sich nicht bei den eigenen Lesern bedient? Die schreien bei solchen Gelegenheiten doch regelmäßig unverblümt nach dem Führerstaat. Da geht die Saat doch längst auf.
Jetzt ruft Lachmann wörtlich nach einem “nationalen Verständnis” im “Migrationsstaat”. Faktenfrei, dafür mit dem nötigen nationalistischen Elan, werden da abstrakte Probleme konstruiert, für die dann simple Lösungen angeboten werden. Diejenigen eben, die schon immer der Renner waren im den Programmen der Rechtsaußen.
“Religiös motivierte Konflikte” werden da beschworen, ohne sie freilich mit irgendeiner Realität zu verbinden. Als sei das “Recht freier Selbstbestimmung”, das dem Wortschwall noch quasi hinterhergeworfen wird, durch Migration bedroht. Das der Deutschen, wohlgemerkt, die durch Einwanderer erst ihre Identität und dann ihre Freiheit verlören. Die Freiheit wovon oder wozu, das wird nicht verraten, bzw. am Ende irgendwie mit dem Abriss des Stuttgarter Bahnhofs begründet. Nehmt dem Mann die Drogen weg!
Die FDP soll also die Rezepte finden beziehungsweise anwenden, aus denen Lachmann seine trübe Suppe kocht. Wieso ausgerechnet die FDP? Die Frage erübrigt sich, wenn man einen Blick die Nachbarländer wirft, nach Holland, Österreich oder Belgien. Die erfolgreichsten unter den radikalen Rechten sind dort allesamt postmodern-”liberale”, die es verstehen, eine Wirtschaftsideologie mit der Diskriminierung von Ausländern zu verbinden. Ein von nationalistischer Demagogie unterfütterter Neoliberalismus, dafür kann sich Springers Schreiberling herzlich erwärmen. Der Verlag läßt andeuten, daß eine solche Entwicklung der FDP aus allen Rohren unterstützt würde. Wundern muß man sich allenfalls, wenn dieses Angebot über kurz oder lang nicht begeistert angenommen wird.
August 26th, 2010 at 19:35
JAWOLL, rechtes Gedankengut en Springer vogue! V0lk muss auf Linie! Treibt ihm die faulen Gedanken aus. Eine starke Hand wird gebraucht, muss es richten! Reinigung ist angesagt, trennen wir uns vom Gutmenschentum und der falsch verstandenen Empathie. Ballast! Ali ist Ballast. Hört meine Worte.
Leck mir de Futt. Hätte man mir vor, na sagen wir mal 20 Jahren gesagt, dass jemand wie o.g. „Herr“ solche Thesen öffentlich und in Buchform unters Volk bringen kann, hätte ich nur müde gelächelt und gesagt: 10 Jahre Knast. Hätte man mir dann gesagt, dass es anstatt gerechter Strafe frenetischen Applaus geben wird, hätte ich schallend gelacht. Selbiges bleibt mir nun im Halse stecken.
Die „Rezensionen“ beim großen Online Buchhändler zum Machwerk unserer neuen Volxxstimme sind übrigens auch mehr als bezeichnend/gruslig/widerlich.
August 26th, 2010 at 21:59
Hetze gegen Türken und Araber unter dem Deckmäntelchen “Islamkritik”.
Hetze gegen Arbeitslose unter dem Deckmäntelchen “Leistung muss sich wieder lohnen”.
Totaler Empathieverlust in den Dumm-Medien was sich “Unterhaltung” und “mal abschalten” schimpft.
Deutschlands Politik 2010; nicht links gegen rechts, sondern geistig arm gegen finanziell ärmer.
Und alle sind sie lauwarme Mitte(lmäßigkeit)
Ich mache mir ernsthafte! Sorgen…
August 26th, 2010 at 22:27
[...] Feynsinn: Springer sucht den deutschen Haider [...]
August 26th, 2010 at 23:14
Das Buch vom Herrn S. ist doch rein ökonomisches Kalkül: Die einen kaufen sich den Fetzen, weil sie vom Geschafel des Herrn S. entfernt beeindruckt sind, die anderen sind einfach nur neugierig, was für einen Dauerbrechreiz der Herr S. da gehabt haben muss, dass er seine Elendslitanei auf über 400 Seiten kotzen konnte. Manch einer der letzten Gruppe betreibt womöglich einen Blog, auf den er eine dankbar leichte Buchkritik packen kann, den Beifall für seine schonungslose Zerreißrhetorik erwartend. Der Lachende ist wohl der Herr S., der für’s Niederschreiben seiner gesammelten Hirnrisse leistungsloses Honorar einstreicht.
August 26th, 2010 at 23:31
Das Prinzip, nach dem bei Bild I und II geschrieben wird, ist bekanntlich schon mal: Ich schreibe das Ergebnis meines Fühlens. So dann wohl auch dieser Mann.
Eine andere Interpretationsmöglichkeit wäre die, daß der Mann irgendwie mit William S. Borroughs Cutup-Technik experimentiert hat. Zumindest auf der Ebene des roten Fadens.
August 27th, 2010 at 04:35
Ich habe es versucht, diesen Welt-Auswurf zu lesen, musste aber unvermittelt abbrechen. Allein schon diese Fratze Sarrazins direkt neben Westerwelle – das ist schlicht nicht zumutbar!
Es scheint tatsächlich alles noch viel schlimmer zu sein als befürchtet. Da habe ich mich erst heute noch über einen “Kryptofaschismus” ausgelassen, um kurze Zeit später hier mit der Nase auf einen Artikel gestoßen zu werden, der belegt, dass faschistisches Denken schon viel weiter vorgedrungen ist. Es ist unerträglich!!
August 27th, 2010 at 07:28
Und doch hat es auch etwas Gutes:
Endlich lassen die Leutchen in Politik und Medien ihre Masken fallen.
Kein Herumschwafeln mehr.
Klare Fronten.
August 27th, 2010 at 08:09
Spalten statt versöhnen.
August 27th, 2010 at 09:02
Ich bin – danke, liebe Chefarztfrau! – auf einen Artikel im SZ-Magazin aufmerksam geworden, der klipp und klar erklärt, woher dieser Hetzer seine ach-so-überzeugenden Prozentzahlen und „Fakten“ über Integrationsunfähigkeit und –unwilligkeit hat: Sie sind ausnahmslos erstunken und erlogen! Bitte diesen Artikel von Tobias Kniebe lesen und weiterverbreiten:
https://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/33007
Th.S.s Begründung für seine widerlichen Lügen ist ebenso unverschämt wie typisch: „Wenn man … keine Zahl hat, … muss ‚man eine schöpfen, die in die richtige Richtung weist, und wenn sie keiner widerlegen kann, dann setze ich mich mit meiner Schätzung durch’“.
Klar, mit dieser „Methode“ schreibt man sich ratzfatz in die Herzen aller deutschen Xenophoben und Unterschichtshasser.
Tobias Kniebes Fazit: „Es geht darum, schwachsinnige, ideologische, gefährliche Pseudofakten in die Welt zu setzen und irgendjemand anderem die mühsame und kostspielige Arbeit zu überlassen, den Schwachsinn faktisch und wissenschaftlich zu widerlegen. Was natürlich unmöglich ist. Leute wie Sarrazin und Westerwelle können Pseudfoakten mit einer Geschwindigkeit in die Welt setzen, die jede Nachprüfung und Widerlegung unmöglich macht.“
Jagt diesen Lügenbold mit Schimpf und Schande aus seinem hoch dotierten Amt!
August 27th, 2010 at 10:05
Man mag sich gar nicht vorstellen, es wäre Bundestagswahl und dieser Untermensch faselte an der Spitze einer gespringerten Partei etwas von “ich werde dafür sorgen, dass die Schlaglöcher aus den Straßen verschwinden”. Dazu dann noch “Arbeitsplätze für alle ohne Kopftuch” und ein Klecks wiedergefundenen Nationalstolz.
Ich fürchte, dass da einige Prozente – wenn nicht gar die Mehrheit – drin wären.
*grusel*
August 27th, 2010 at 14:31
Das Gruselige ist ja, dass es nicht nur bei uns so läuft (nein, ich will damit nicht Deutschland verteidigen, sondern es steigert nur meine Verstörung):
https://www.rollingstone.com/politics/matt-taibbi/blogs/TaibbiData_May2010/195177/83512
Die Schuld an den wirtschaftlichen Problemen, die wir (und die USA) momentan haben, liegt nun wirklich nicht bei irgendwelchen Minderheiten in der Unterschicht. Aber ich glaube, diejenigen, die sie verursacht haben, wirken kräftig daran mit, es so aussehen zu lassen. Es ist so simpel und so abstoßend. Warum nur durchschauen so wenige diesen Zusammenhang?
August 27th, 2010 at 15:01
Ist ein Akt der Verzweiflung, mehr nicht.
Bei Sarrazin vielleicht nicht, da eher Geltungssucht eines Idioten, aber bei Medien, Politik und Wirtschaft. Man braucht Gründe für die hiesigen Probleme, welche jedoch möglichst weit von den Ursachen entfernt sein müssen, da die Lösung der Probleme ans eigene Leder (oder wenigstens die Macht und den Geldbeutel, was dort praktisch als Körperverletzung angesehen wird) gehen würde.
Das führt argumentativ eben praktisch immer in Richtung Rechts.
Entweder sind diejenigen Schuld, die tatsächlich das Geschehen im Lande bestimmen, oder aber irgendwelche bereits geschädigten, machtlosen Randgruppen durch ihre negativen Kollektiveigenschaften.
August 27th, 2010 at 16:44
Es gibt da noch den seriösen Wissenschafts-Verlag Springer, der mit Axel und Erben nichts zu tun hat.
August 27th, 2010 at 17:41
@Saby
Die Lotsen-Funktion der geschöpften rechts-drehenden Zahlen war mir noch gar nicht bekannt. Mit diesem formidablen Qualitäts-Sarrazinnober kann man fürwahr Wahrheit schmieden!
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Mal Kurzweil! Posted HW Sinn in Welt???
Start of Zitat.
BMW-Gegner sagt:
Man kann sich nicht reich konsumieren, weder ein Privatmann, eine Familie oder ein Staat. Der einzige Weg aus einer Schuldenmisere herauszukommen ist weniger zu konsumieren und mehr zu sparen. Wohlstand ensteht durch Wertschöpfung und nicht durch Konsum. die Wirtschaft wächst nicht nachhaltig indem sich Leute Sachen kaufen die sie sich nicht leisten können und nicht brauchen, mit Geld, dass sie gar nicht haben. Hört endlich auf diese verquerte Wirtschaftslehre zu verbreiten, dass ein mehr an Konsum mehr Wohlstand und damit mehr Wirtschaftswachstum bedeutet. Ein echtes Wirtschaftswachstum getragen von Investitionen führt zu mehr Beschäftigung und Wohlstand, und dieses mehr an Wohlstand kann dann verkonsumiert werden.
Es hat sich noch nie jemand reich konsumiert!
End of Zitat.
Oder nur ein Sarrazin-Leser?