Links oder liberal: Wo steht der Feind?
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01. Apr 2007 1:01
Mir fällt aktuell auf, daß es eine Aversion gegen “linke” Politik, “linkes” Gedankengut gibt, die eine Melange bildet für alle, die sich nicht selbst explizit mit eben dem Label “links” indentifizieren. Dazu muß nicht das konservative Lager befragt werden, geschweige denn die Rechten. Sogenannte “Liberale” können das am besten, ohne sich je zu befragen, wem das in die Hände spielt. Ich greife ein Besipel von Rayson auf, der in einem Kommentar im Law Blog folgendes zum besten gab:
“Der Konservatismus hat gegenüber den linken Spielarten Sozialismus oder Kommunismus immerhin einen Vorteil: Er beruft sich auf etwas, das tatsächlich mal funktioniert hat.”
Ohne den großen Karneval zu feiern, das wortwörtlich zu zerpflücken, darf ich mir erlauben zu fragen, was denn da “funktioniert”. Daß Stalinismus hervorragend “funktioniert” hat, sei von daher geschenkt, aber was motiviert einen “Liberalen” zu einer solchen Aussage? Worauf ich hinaus will, ist nicht die Nähe der “Liberalen” zu den “Konservativen” als ewige Koalitionspartner, so simpel ist Rayson nicht. Auch lese ich, daß mir gewogene Kommentatoren gern das “Linke” verdammen, womit durchaus auch die Sozialdemokratie gemeint ist.
Der alte Antagonismus läßt sich nicht mehr aufrecht erhalten. Es gibt weder mehr einen Warschauer Pakt, der zu der dummen Phrase “Geh’ doch nach drüben” veranlassen könnte, noch kann jemand, der bei Verstand ist, einem wie auch immer “Linken” Weltherrschaftphantasien andichten. Die Kritik gegen die Manie zur Regelung, den Irrglauben, man könnte per Gesetz Gerechtigkeit herstellen, eint längst Linke und Liberale, ohne daß es auch nur eines der Lager begriffen hätte. Statt dessen dreschen sie aufeinander ein und verlieren jede realistische Vision. Linke sind immerhin der Utopie verpflichtet, wenngleich man den Sozi-Politprofis wie den möchtegern Radikalen nachsagen muß, daß sie die Balance zwischen Realität und Ideal beiderseits aus den Augen verlieren. “Liberale” haben sich offenbar längst dem Status Quo derart unterworfen, daß das Versprechen der Freiheit, das sie im Namen tragen, zur Lüge verkommen ist.
Im zitierten Zusammenhang wird das deutlich. Welchen Sinn macht es, “Konservatismus” (Konservatisvismus) so lax als überlegen anzupreisen, wenn Reaktionäre Schlachten von vorgestern schlagen? Habt Ihr wirklich keine besseren Ideen?