Alkoholvergiftung: Sterben verbieten!
Posted by flatter under PolitikKommentare deaktiviert
29. Mrz 2007 22:36
Nachdem der jugendliche “Komasäufer”, der es in offenbar selbstmörderischer Absicht auf 4,8 Promille brachte, inzwischen verstorben ist, reagieren die Schäubles in Berlin ohne Verzögerung. Sie wollen verbieten. Endlich! Die Jugend leidet seit 1968 daran, daß alles erlaubt ist, aber jetzt ist Schluß damit! Killerspiele, Amokläufe und Terrorinternet hat der Schäuble schon verboten, jetzt ist das Komasaufen dran. Deutschland wird immer sicherer.
Okay, es gibt da immer noch die kriminellen Elemente, die sich an die Verbote nicht halten. So zum Beispiel der 16-Jährige “Komatrinker”, der es auf 4,8 Promille brachte und inzwischen verstorben ist. Oder die Wirte, die ihn mit Tequila versorgt haben, der erst ab 18 erlaubt ist. Aber immerhin kann mit dem generellen Verbot der Abgabe alkoholhaltiger Getränke an Jugendliche verhindert werden, daß sie sich legal an Wein und Bier totsaufen. Das ist doch ein Konzept!
Besser wäre es vielleicht noch, wenn man schon darauf hofft, daß neue Verbote die Welt bessern, man verböte einfach das Sterben durch Alkoholmißbrauch. Dann wäre das Schlimmste verhindert, und Wirte wie Kaufleute können weiterhin ihren Schnitt mit dem hemmunglosen Verkauf an Kinder und Jugendliche machen.
März 30th, 2007 at 10:10
Nur ein weiteres Beispiel für die deutsche Sehnsucht nach der heilen Welt. Ein geradezu klinisches Phänomen zu glauben, man könne alle Abgründe und Unwägbarkeiten des Lebens durch ein Maximum von Rechtsregeln bannen. Im Grunde spiegelt sich darin das Problem der hiesigen Mentalität schlechthin: die mangelnde Kompetenz zu Autonomie und verantwortlicher Freiheit.
Der “Sozialstaat”, auf den sich die Deutschen so viel einbilden, ist noch das schlagendste Zeugnis dieser kollektiven “Befindlichkeit”.
Das Erbe der Geschichte ist aber auch anderswo noch deutlich spürbar: wieviel von dem, was die meisten vergangen wähnen, nach wie vor lebendig ist, kann man hier (https://www.taz.de/pt/2002/12/07/a0232.1/textdruck) einmal nachlesen.
März 30th, 2007 at 10:10
Nur ein weiteres Beispiel für die deutsche Sehnsucht nach der heilen Welt. Ein geradezu klinisches Phänomen zu glauben, man könne alle Abgründe und Unwägbarkeiten des Lebens durch ein Maximum von Rechtsregeln bannen. Im Grunde spiegelt sich darin das Problem der hiesigen Mentalität schlechthin: die mangelnde Kompetenz zu Autonomie und verantwortlicher Freiheit.
Der “Sozialstaat”, auf den sich die Deutschen so viel einbilden, ist noch das schlagendste Zeugnis dieser kollektiven “Befindlichkeit”.
Das Erbe der Geschichte ist aber auch anderswo noch deutlich spürbar: wieviel von dem, was die meisten vergangen wähnen, nach wie vor lebendig ist, kann man hier (https://www.taz.de/pt/2002/12/07/a0232.1/textdruck) einmal nachlesen.
März 30th, 2007 at 10:44
Ich nehme das anders wahr: Zunächst und nach Lektüre des taz-artikels muß ich feststellen, daß die meisten Probleme, für die unangemessene Lösungen (wie Verbote)angeboten werden, keine “deutschen” Probleme sind. Auch die “Lösungen” werden andernorts ähnlich angeboten (übrigens gern auch in den U.S.A). Sehr deutsch ist hingegen die Gründlichkeit, mit der Gesetze dann “umgesetzt” werden. Über die deutsche Steuergesetzgebung lacht die ganze Welt.
Das Problem ist im Kern der Umgang mit Freiheit und der Mut, solche zuzulassen. Letzteres betrifft vor allem die aktuell herrschende Politikergeneration. Am anderen Ende aber steht eine Jugend, die Freiheit inzwischen als Überforderung hassen gelernt hat. Gegen die Wirklichkeit des Laissez-faire fällt den Alten immer nur dasselbe ein, das noch nie funktioniert hat. Freiheit muß man lernen, wozu sie freilich klare Grenzen haben muß. Dieses Problem ist kein deutsches, im Gegenteil scheint es hier noch immer nicht recht wahrgenommen zu werden.
März 30th, 2007 at 10:44
Ich nehme das anders wahr: Zunächst und nach Lektüre des taz-artikels muß ich feststellen, daß die meisten Probleme, für die unangemessene Lösungen (wie Verbote)angeboten werden, keine “deutschen” Probleme sind. Auch die “Lösungen” werden andernorts ähnlich angeboten (übrigens gern auch in den U.S.A). Sehr deutsch ist hingegen die Gründlichkeit, mit der Gesetze dann “umgesetzt” werden. Über die deutsche Steuergesetzgebung lacht die ganze Welt.
Das Problem ist im Kern der Umgang mit Freiheit und der Mut, solche zuzulassen. Letzteres betrifft vor allem die aktuell herrschende Politikergeneration. Am anderen Ende aber steht eine Jugend, die Freiheit inzwischen als Überforderung hassen gelernt hat. Gegen die Wirklichkeit des Laissez-faire fällt den Alten immer nur dasselbe ein, das noch nie funktioniert hat. Freiheit muß man lernen, wozu sie freilich klare Grenzen haben muß. Dieses Problem ist kein deutsches, im Gegenteil scheint es hier noch immer nicht recht wahrgenommen zu werden.