Halbkomatös, so wissen es meine kopfschüttelnden Kritiker, sehe ich fern. Heute wurde Comedy gegeben. Mich deucht, die Parodien von Teevee-Events, früher “Fernsehsendungen”, sind aus Gründen nicht vom Original zu unterscheiden. Nicht bloß, weil die Bestrahlten – womöglich zurecht – für so blöd gehalten werden, daß sie nur noch Karikaturhaftes goutieren. Vielmehr beruht die Parodie auf demselben Prinzip: Etwas zu präsentieren, das vermeintlich noch zweimal dööfer ist als die Kunden solcher Karaoke selbst.
Daß Unterschichtsbespaßelung zum Universalcasting für dummstolze Inkompetenz tendiert, ist weder neu noch erwähnenswert. Wie und warum das also noch ‘überhöhen’? Und was bitte ist komisch daran, die vorgeführten Deppen als inzestuös gezeugte Untermenschen zu diskrimieren? Wurde die Supernanny eigentlich regelmäßig zum Beischlaf mit ihrer Mutter aufgefordert? Wenn nämlich nicht, hat sie einen anderen Job gemacht als all ihre Kollegen.
Was auch nicht fehlt, ist – in der als Parodie angelegten Karaoke, versteht sich – die schon epidemische “ch”- Schwäche, prototypisch im ausgerechnet von homophoben Machos gern intonierten Satz “Isch ficke disch!”. Gründet “ch”-Schulen, wenn das Abendland noch eine Chance haben soll!
Das Ganze stimmt nachdenklich. Der Frauchen suchende, von Mama hündisch an den Trecker geleinte Bauer oder der Nachmittags-Talkshow-Jugendliche sind Schicksale, die ihre hohnlachenden Verächter ebenso hätten treffen können. Die Opfer höherer Einkommensbildung, deren Idiotie hier vermeintlich zurecht andauernd verspottet wird, sind auch nur einen mentalen Pflastersteinwurf von meiner Warte entfernt angepflanzt worden. Irgendwer da draußen ist noch klüger als ich und lacht über mich. Aus sicherer Deckung, wie es sich für Feiglinge gehört, wohl wissend, daß ich ihm sonst kommentarlos eine aufs Maul hauen würde.
August 4th, 2010 at 00:36
Ich bin klüger als du.. aber ich sehe keinen grund über dich zu lachen
ich bin sicher das auch du bald verstehst das die menschen für ihre sünden einander als strafe bekommen haben
aber dich mag ich
August 4th, 2010 at 00:54
Mit der Interpunktion und Orthographie heißt es “wie” im Komparativ.
[edit] Grammatik? Verzichtbar. ;-)
August 4th, 2010 at 01:16
Halbkomatös also… :)
In den zwei Jahren, die ich nun kein TeeVeee mehr schaue, scheint sich ja nichts verändert zu haben.
Was die da und wie sich die Beteiligten produzieren ist wohl kaum zu ändern. Da helfen nur radikale Ansätze – sprich Abschalten, Aufklären und hoffen, dass das Otto-Normal-Gebraucher im On-Demand-Angebot des WeltWeitengeWebes an besserer Stelle hängenbleibt.
Wobei… Wenn ich mir meine WG-Mitbewohnerinnen anschaue – die ziehen sich ähnliche Sch3/$e auch aus den Mediatheken.
In Anklang zum Kommentar von micha (und Eva Herrmann) kann ich nur hoffen, dass höhere Mächte (o.s.ä.) hier bald mal regelnd einschreiten. ;)
August 4th, 2010 at 01:36
Mich deucht, du hast das Problem zwar gestriffen, aber nicht so ganz erfasst.
Satire (so wie auch ihre inhaltsschwache Halbschwester namens Komme-Die) lebt eigentlich von der Überhöhung. “Verfremden bis zur Kenntlichkeit” nannte man das mal. Dies funktioniert aber nur dann, wenn die Originale nicht schon – zumal unfreiwillig – selbstparodierend daherkommen.
Überdrehtes noch mehr zu überdrehen, das funktioniert nicht. Ein Familienverbund, der real schon wie die Klimbim-Familie agiert, ist nicht mehr zu parodieren.
Versucht man es dennoch, wirkt es platt und abgeschmackt – genauso wie du es beschrieben hast.
Deshalb sind die wirklich guten Kabarettisten (wie z.B. Pispers oder Schramm) immer dann wirkungsvoll, wenn sie die Tag für Tag auf uns einprasselnden Politik- und Medienübertreibungen auf eine simple Sachlichkeit reduzieren. Also den umgekehrten Weg gehen. Wenn Pispers z.B. über die “Terrorangst” referiert, dann argumentiert er bloß unaufgeregt sachlich – mehr ist da nicht. Und bringt die Leute genau deshalb zum Lachen…
Wie das bei der Commedy funktionieren könnte…tja… .
Das größte Commedy-Ereignis des Jahres war für mich übrigens die Rücktrittsrede des Herrn Horst Köhler: Mein Gott, dachte ich, der macht den Richling aber perfekt nach…
Don Olafio
August 4th, 2010 at 06:57
“Mit der Interpunktion und Orthographie heißt es “wie” im Komparativ.”
Na jetzt aber, das “wie” als Konjunktor gibt’s wohl im schwäbischen oder bayerischen, aber ansonsten doch nicht.
August 4th, 2010 at 09:27
Wer nur auf die Form achtet, übersieht leicht den Inhalt
Etwas was mich am meisten stört heutzutage .. Darum achte ich bewusst nicht mehr auf Rechtschreibung. Sowas nennt sich dann Ausrede auf hohem Niveau
August 4th, 2010 at 10:08
Um welche Sendung gehts denn eigentlich?
August 4th, 2010 at 10:38
“Wurde die Supernanny eigentlich regelmäßig zum Beischlaf mit ihrer Mutter aufgefordert? Wenn nämlich nicht, hat sie einen anderen Job gemacht als all ihre Kollegen.”
Versteh ich nicht. Obwohl mir der Begriff “Supernanny” durchaus was sagt. Vielleicht sollte ich doch mehr fernsehen, wenn es so nichtmal mehr für feynsinn reicht…
Aber ganz grundsätzlich glaube ich, mitbekommen zu haben, worauf du hinaus willst.
In letzter Zeit erlebe ich allerdings immer öfter, dass es mir weniger Schmerzen bereitet, mich mit der ZEITUNG und den Privatsendern rumzuschlagen, als z.B. die Tagesschau (oder noch schlimmer: das heute-journal) zu gucken. Vielleicht ist das ähnlich wie mit Horrorfilmen – je schlimmer das Gemetzel, desto harmloser der Film.
August 4th, 2010 at 11:41
Das Fernsehen dient eben nicht nur einer Menge sonst wohl in dieser Gesellschaft ziemlich nutzloser Individuen als eine vortreffliche Einkommensquelle, hält eine Menge netter Pöstchen für solche “verdienten” Gestalten bereit, welche irgendwie “versorgt” werden müssen, sondern dient ganz selbstverständlich auch als mächtiges Propagandainstrument, als psychologische Waffe in einer psychologischen Kriegsführung der Herrschenden gegen das Bewusstsein der Masse der einfachen Bevölkerung.(mediale “Konditionierung”…)
Dass es dort auch noch(!) ein paar gute und ehrenwerte Leute gibt ändert nichts am gesellschaftlichen Gesamtauftrag für dieses Medium.
Am besten geht man damit einfach ganz selektiv um, schaut sich nur noch ausgewählte Sendungen an, nach deren Ende: Aus die Kiste!
August 4th, 2010 at 12:20
@Dani und andere Schlaumeier: Ich habe die Kommentare oben nicht geschlossen, damit ihr euren Schwachsinn hier ablaßt. Das führt bestenfalls zum Rauswurf.
August 4th, 2010 at 14:19
Und hier meine Damen und Herren nun die Essenz der Diskussion:
Rechtschreibung/Grammatik; Fernsehen ist eh Sch….. bzw. ein “mächtiges Propagandainstrument, als psychologische Waffe in einer psychologischen Kriegsführung…” Und schließlich: Keine Ahnung, worum es geht.
Schade eigentlich.
Vom Thema her durchaus spannend, hätte man ja vielleicht auch – mehr oder weniger sachlich – darüber diskutieren können, wieso alte Formate neu aufgelegt nicht mehr funktionieren, die alten Originale (Loriot, Schobert und Black, der junge Krüger, Ulrich Rosski, Klimbim… – aber auch Sketchup) hingegen immer noch erheitern
Und: Wie müssten funktionierende Comedyformate heute aussehen.
Stattdessen: Siehe oben.
Schade.
Don Olafio
August 4th, 2010 at 15:41
Na und? Wirf mich doch raus. Hast ja das Hausrecht hier. Wenn dir andere Meinungen nicht passen, dann schmeiss sie halt raus. Dein Artikel bleibt für mich trotzdem der letzte Schwachsinn und symptomatisch für den Politik-Horizont am Stammtisch: die Freiheit wird an der Kneipentheke verteidigt. Gut das wir keine anderen Probleme haben…
August 4th, 2010 at 16:43
Oho, wie geben Dir einige Kommentare recht!!
3sat, arte, Phoenix & Co., sonst geht da garnix *würg*
Rechtschreibung? Da hab’ isch auch noch ein’: “Universalcasting für dummstolze Imkompetenz tendiert” muss es nicht “Inkompetenz” heißen? Schwamm drüber, Imkompetenz klingt auch ganz gut, gell?
August 4th, 2010 at 16:56
@Vogel: Tippfehler zählen schon per se nicht, und meine schon überhaupt nicht ;-) Ist korrigiert.
@Dani: Ich bin deinem Wunsch unverzüglich nachgekommen. Troll woanders.
August 4th, 2010 at 17:02
„Daß Unterschichtsbespaßelung zum Universalcasting für dummstolze Imkompetenz tendiert, ist weder neu noch erwähnenswert. Wie und warum das also noch ‘überhöhen’? Und was bitte ist komisch daran, die vorgeführten Deppen als inzestuös gezeugte Untermenschen zu diskrimieren?“
Einfach wunderbar! Mit dem haushaltsbezogenen Wegezoll in die Rundfunkabstinenz werden Nachrichtenformate aka Aktuelle Kamera (Heute, Tagesschau, Phoenix durch die Bank) endlich den Totalen Neoliberalen Staatsfunk für den „Deutschen Dummen Rest“ realisieren. Ein Trauerspiel – und leider keine Besserung in allen Massenmedien in Sicht!
August 4th, 2010 at 18:56
@Don Olafio “Wie müssten funktionierende Comedyformate heute aussehen”.
Ich finde, der Rainald Grebe macht das ganz gut: der legt das Tragische dicht neben das Komische und er verwendet eigentlich auch kaum Zuspitzungen, sondern eher Verfremdungen und eine selstame Art verspielten Wahnsinns.
Allerdings legt er sich vorwiegend mit der Realität an, nicht mit der Florian-Silbereisen-Unser-Affe-Charley-Raus-Aus_den-Schulden-ABM-Maßnahme.
@bakunin: “mächtiges Propagandainstrument…psychologische Kriegsführung” – ich bin ziemlich sicher, das weite Teile des Fernsehprogrammes vor allem unter dem Gesichtspunkt der Rendite produziert werden. Es ist nämlich immer noch massiv billiger, einer Messi-Familie ein komplett neues Haus hinzustellen, als einen ganzen Fernsehfilm zu produzieren. Tatsächlich befriedigt die Infotainment-Mafia ein in in weiten Teilen der Gesellschaft vorhandenes Bedürfnis nach selektiver Wahrnehmung.
Und die wird uns am Ende alle killen.
August 4th, 2010 at 20:48
Andreas F. meint:
August 4th, 2010 at 18:56
Auch ich bin überzeugt, dass viele Sendungen im TV, besonders den Privaten, unter Rendite-Gesichtspunkten, Einschaltquoten gemacht werden(Werbeeinnahmen!).
Auch die öffentlich-rechtlichen Sender haben schon seit Jahren viele Produktionen nach außen verlagert, wo natürlich dann auch immer Gewinne abfallen müssen.
Dennoch sollten wir trotz dieser Tatsachen keinesfalls die ideologisch-psychologische Massenbeeinflussung dieses Mediums unterschätzen.
Gezielte Desinformationen, Lügen, Unterschlagungen wurden gerade auch den öffentlich-rechtlichen Sendern schon seit Jahrzehnten immer wieder nachgewiesen.
Aktuell beschäftigen sich gerade die NachDenkSeiten immer wieder mit dieser Meinungsmache(A.M.) auch im TV.
Kommerz und Massenbeeinflussung scheinen insgesamt recht einträglich miteinander in bester Kombination zu wirken.
August 4th, 2010 at 21:55
Hach ja. Ist doch schön zu wissen, das man selbst ja so viel besser ist… Ich finde die (politische) ‘Blogosphäre’ in D ehrlich gesagt teilweise ebenso degeneriert wie das angebliche ‘Unterschichten-TV’.
Vielleicht ist es ein generelles Medienproblem der Deutschen?
August 4th, 2010 at 23:11
Chleudert ten Purchen zu Poden!
August 5th, 2010 at 10:41
Fernsehen – was waren das für Zeiten – als sich meine Großeltern das leisteten. Noch nicht in Farbe, und jeden Abend Tagesschau und am Wochenende den Frühschoppen mit Höfer. Wir rissen uns darum, wer am Wochenende zu den Großeltern durfte. Denn nur einer konnte dort hin. Platzgründe. Also alle 14 Tage, und dann durfte man schon mal EWG (Einer Wird Gewinnen) sehen.
Heute – Fernsehen – Nein Danke – ich halte mir die Kiste nur wegen der SF-Serien – Babylon 5 war die bisher beste in meinen Augen.