Auf den Unterschied zwischen der Innen-und Außenwahrnehmung Deutschlands bzw. der Selbst- und Fremdwahrnehmung seiner Bewohner weist Claire-Lise Buis beim dradio hin. Wie gut, daß sie nicht nach der aktiven Fremdwahrnehmung der Deutschen gefragt hat, sie hätte vermutlich Ohrstöpsel und Scheuklappen vorgefunden.

In ihrer Betrachtung schleift sie dann allerdings selbst die Differenz zwischen dem, was relevant ist und dem Restkarneval. Ein paar schöne Fußballspiele, die Konfetti über einem Trällermädchen oder wohlklingende Exportzahlen helfen nämlich niemandem, oder altmodisch ausgedrückt: Das kann man alles nicht essen. Als Innenansichtler stelle ich daher fest, daß die Propaganda nicht hängenbleibt. Im Grunde sollte doch niemand bemerken, daß die Bundesregierung ein Haufen planloser Stümper ist, denn dort tun sie nichts anderes als sie angekündigt hatten. Auch der Umgang mit den Griechen entspricht exakt dem, was sie können und der Essenz ihrer Ideologie. Daß die in der Praxis umso weniger taugt, je radikaler sie umgesetzt wird, das wußten die Auguren.

Auf vermeintliche “Strapazen der Wiedervereinigung” hinzuweisen, erklärt im übrigen gar nichts. Na gut, der Westler hat den “Soli” an der Backe, und die atemberaubende Lüge der “blühenden Landschaften” mußte auch erst einmal verdaut werden. “Strapaziös” war das aber weder für die Konzerne noch für die Deutschen. Strapaziös waren und sind die Plünderung der Menschen zugunsten der Großindustrie, der Niedriglohnwahn und das Austrocknen des Binnenmarktes.

Die Deutschen sind zwar beeinflußbar, und wer die hieisigen Medien kennt, weiß, daß davon reichlich Gebrauch gemacht wird. Die neoliberalen Helden und ihre Sprüche sind bekannt, und wenn man den Michel fragt, er wird Käptn Iglo, den Hans-Werner, brav für “Deutschlands klügsten Professor” halten. Das wurde ihm so eingebläut, das kann er dann. Wenn es aber darum geht, mehr als die bleichen Gesichter der “Experten” zu erkennen und selbst erklären zu müssen, warum neoliberale Politik und Wirtschaft gut seien, versagt er kläglich, da gleitet das Geschwätz an ihm ab wie an Teflon.

Stellt sich die akademische Frage nach dem Subjekt der Dummheit: Wer oder was ist hier zu doof? Die Propaganda, weil sie für nicht mehr taugt als das Geplapper von Papageien mit anhaltendem Gedächtnisverlust, oder die Bürger, weil sie die einfachsten Zusammenhänge nicht verarbeiten können? Es wird wohl von beidem etwas sein, und von allem genug.