Wie sich nicht nur in der Reaktion auf meinen Artikel über sinnlose Verbote zeigte, der zu einer unsinnigen Debatte übers Rauchen führte, ist eine der erfolgreichsten Strategien zur Aushöhlung des politischen Diskurses nach wie vor eine heuchlerische Moralität, die ganz auf Affekte setzt. Vor allem auf solche, bei denen man sicher sein kann, daß sich tiefe Gräben ziehen durch ein Volk einig dumm gehaltener Bürger, die gern ihre Reflexe pflegen und dabei immer fix das Ganze aus den Augen verlieren. Da wird dem Nachbarn sofort der Krieg erklärt, weil der nämlich ein potentieller Gewalttäter ist.
Gehen wir einige Schritte zurück: In “Triebstruktur und Gesellschaft” befaßte sich Herbert Marcuse 1957 am Rande mit den Begriff “obszön”, dem zeitgenössischen Urteil über alles Sexuelle, Nacktheit und körperliche Liebe. Obszön fand er erklärtermaßen hingegen das Auftreten eines Generals, der sich “im vollen Wichs und Ornat” (aus dem Gedächtnis zitiert) stolz der Öffentlichkeit präsentierte, ein Mann, der fürs massenhafte Abschlachten von Zivilisten zuständig war. “Unmoralisch” aber war schon ein Kuß in der Öffentlichkeit.
Diesbezüglich haben sich die Symptome geändert. Aber mit der Knechtung des Eros durch Marktwirtschaft und Pornographie sind die Ursachen nicht beseitigt, und die “Sublimierung” hat eben nicht eine neue Kultur auf Basis der (freien) Liebe geschaffen. Sie ist vielmehr eine Moral als Tagesgeschäft, die auf keiner Ethik beruht oder eine nachvollziehbare Vorstellung von ‘richtig’ und ‘falsch’ vermittelt. Das Moralisieren dient schlicht der Entfachung von Affekt und Eifer, wie ein Knochen, der in einem Haufen hungriger Hunde geworfen wird.
Es braucht einen Anlaß, der Emotionen weckt. Die ‘Kommunikation’ darüber muß möglichst polemisch sein, die zu erwartenden Standpunkte möglichst extrem und unversöhnlich. Was dem entgegensteht, sind Toleranz, Vernunft und Besonnenheit, die Fähigkeit, von der eingenen Sicht zu abstrahieren und den Gegner als grundsätzlich gleichwertig anzuerkennen. Wie bewerkstelligt man das? Im folgenden einige der wichtigsten Elemente der Strategie zur Spaltung einer Gruppe oder Bevölkerung:
- Die Wertigkeit muß von vornherein feststehen. Das moralische Vorurteil teilt ganz klar in Schuldige/Täter und Unschuldige/Opfer. Die Täter sind minderwertig. Ihre Argumente zur vermeintlichen Sache gelten allesamt als Rechtfertigungen für etwas, das gar nicht zu rechtfertigen ist. Im Gegenteil gilt dies als mangelnde Reue, Verweigerung der Läuterung, Starrsinn, Dummheit und Sünde.
- Die Minderwertigen sollen möglichst Angst haben. Man muß ihnen etwas nehmen oder damit wenigstens drohen.
- Die Höherwertigen sollten möglichst Angst haben. Sie könnten infiziert werden, ihre Kultur, ihre Kinder, ihre Gesundheit oder ihr Leben muß vermeintlich in Gefahr sein.
- Zur Abwendung des Problems müssen möglichst rigorose Maßnahmen proklamiert werden. Verbote, Nulltoleranz, Übergriffe in die Intimsphäre, Zwang und Entrechtung.
- Der Empörungslevel ist möglichst hochzuhalten. Moderate Argumente, Kompromisse, Aufrufe zur Toleranz, Humor und Relativierungen sollten nicht zuviel Raum gewinnen. Aggressive Anfeindungen, Übergriffe, Wutausbrüche, Drohungen und Gewalt sind gute Aufhänger für weitere Eskalationen.
- (Lebens-)Gefahr durch Deeskalation. Wer abwiegelt, relativiert oder nach moderaten Lösungen sucht, macht sich an jedem weiteren Schaden mitschuldig. Meist an Todesopfern.
- Totalitärer Ansatz. Ein Fall ist schon zuviel und birgt die Gefahr der Epidemie. Ausnahmen sind nicht zuzulassen.
- Moralische Feedbackschleife. Daß es überhaupt zu einer eskalierenden Auseinandersetzung kommt, ist der ‘unmoralischen’ Partei anzulasten als weiteres Übel, das durch ihre Verwerflichkeit über die Welt kommt.
Diese Elemente finden sich alle oder teilweise in moralisch vorgeprägten Debatten, die nichts anderes im Sinn haben als Diskriminierung – und zwar nicht nur die der ‘Minderwertigen’, sondern in der logischen Folge aller Beteiligten. “Diskriminieren” bedeutet abtrennen. Solche Diskriminierung ist Kern und tragende Säule des “divide et impera”-Prinzips. Solage das Pack sich untereinander schlägt, wird es keine Kritik an der Herrschaft üben.
Einige Beispiele aus diesem Land für solche Diskussionen sind die moralische Abwertung von Arbeitslosen, Muslimen, Hippies, Kiffern, Schwulen, Trinkern, Dicken, Linken, Rauchern, Raubkopierern, Pornokonsumenten, (“kriminellen”) Ausländern. Wer weiß, was morgen kommt? Sollte also jemandem auffallen, daß er sich in einer Debatte befindet, die die genannten Merkmale trägt, sei ihm/ihr an dieser Stelle wärmstens ans Herz gelegt, darüber nachzudenken, wem das ganze Gewese dient. Und ob es nicht Diskussionen gibt, die wichtiger wären.
Juli 14th, 2010 at 00:09
Ein Hinweis: Kommentare, welche die Raucher-Diskussion fortsetzen, werden gelöscht werden. Widerstand ist zwecklos. Wir sind Borg.
Juli 14th, 2010 at 01:03
*lach*
>>> Totalitärer Ansatz. Ein Fall ist schon zuviel und birgt die Gefahr der Epidemie. Ausnahmen sind nicht zuzulassen. <<<
-
Juli 14th, 2010 at 01:30
Ist Moral nicht eine Kategorie aus dem rein zwischenmenschlichen Bereich? Macht sie nicht vor allem dort Sinn und wird deshalb allgemein auch als sehr wünschenswert angesehen?
Wenn das so ist oder sein könnte, wird dann nicht jede Moral, welche man außerhalb der engeren menschlichen Beziehungen, Kontakte predigt, zu einem völlig unverbindlichen Postulat?
Wird sie dann nicht so oft zu einem ordinärsten Mittel der Heuchelei, der Lüge, der Menschenverdummung, aber auch der eigenen Feigheit, des eigenen Opportunismus?
Meine Erfahrungen sagen mir: Wo immer ein Zusammenhang von Moral und Politik, Moral und Wirtschaft gefordert werden, geht es am Ende immer nur darum, an den realen Verhältnissen nichts zu ändern, diese als quasi “gottgegeben” hinzunehmen, lediglich ohnmächtige Appelle an das “gute Gewissen” der Herrschenden zu verbreiten und ansonsten – die Hände “moralisch sauber” – in den Schoß zu legen!
So haben übrigens auch Millionen von “guten anständigen Deutschen” einst – ” moralisch sauber im Herzen” das Hitler-Reich in “innerer Opposition” meistens sehr gut und unbeschadet überstanden…, und “danach” machten und MACHEN(!) sie mit dieser bequemen Masche weiter bis zum heutigen Tage….
Juli 14th, 2010 at 02:42
KINDERPORNO!
Ist noch nicht lange illegal hier, langt aber jedes Hirn auszuschalten bei 99,5% der Leute.
Juli 14th, 2010 at 02:44
(Wegduck) KINDERPORNO! (/Wegduck)
Ist noch nicht lange illegal hier, langt aber jedes Hirn auszuschalten bei 99,5% der Leute.
——
So war’s gemeint. Die HTML-Teile wurden nur rausgefiltert.
Juli 14th, 2010 at 08:02
Zustimmung.
Ergänzung:
Es scheint seltsam das für eine Gesellschaft überlebenswichtige Grundverbote dagegen ausgehölt werden.
Mord: für Soldaten legitimierrt
gegeneinander: Wettbewerb statt miteinander leben
Lüge: bewusste Beschönigung in Form von Neusprech.
Liegt vielelicht eine Ethisch/Moralische Ersatzhandliung vor?
Juli 14th, 2010 at 08:20
Ist ja interessant. Das klingt wie aus dem Handbuch für Werbepsychologen. “Triebstruktur und Gesellschaft” hab ich wohl verschlampt. Klasse Text.
Juli 14th, 2010 at 09:14
Zum den Themen Freiheit, Demokratie, Mehrheit, Moral bzw Moralismus in der Politik etc gibt es hier einen Text, an dem man sich reiben kann bzw muss. Es gibt darin mehr als eine Stelle, die geeignet ist, einem zu neuer Frisur zu verhelfen, dennoch lohnt es sich mE, sich damit auseinanderzusetzen bzw sich daran abzuarbeiten.
Juli 14th, 2010 at 09:46
Ist das Buch von Marcus für Laien verständlich? Klingt jedenfalls interessant.
Generell wären Büchertipps ab und an nicht schlecht.
Juli 14th, 2010 at 11:02
Nun ja, da zeigt sich, wer TV14 liest!
Wie funktioniert Moral!
Leider nicht online gefunden.
… Einfühlungsvermögen ist die “Basis des Moralbewusstseins”
Dann übt mal schön!
Juli 14th, 2010 at 11:14
@Peinhart: Ich bin da mal durchgeflogen. Es erschließt sich mir allerdings nicht, warum ein Freiheitsbegriff sich auf eine Philosophie des 18 Jahrdts. gründen soll. Als gäbe es nicht reihlich Aspekte, die über Kant hinaus gehen.
@unbequemer:Hast du außer deinem selbstgefälligen Genörgel sonst noch etwas beizutragen?
Juli 14th, 2010 at 12:01
[...] “(…) eine der erfolgreichsten Strategien zur Aushöhlung des politischen Diskurses (ist) nach wie vor eine heuchlerische Moralität, die ganz auf Affekte setzt. Vor allem auf solche, bei denen man sicher sein kann, daß sich tiefe Gräben ziehen durch ein Volk einig dumm gehaltener Bürger, die gern ihre Reflexe pflegen und dabei immer fix das Ganze aus den Augen verlieren.” (Feynsinn) [...]
Juli 14th, 2010 at 12:08
>>Einige Beispiele aus diesem Land für solche Diskussionen sind die moralische Abwertung von Arbeitslosen, Muslimen, Hippies, Kiffern, Schwulen, Trinkern, Dicken, Linken, Rauchern, Raubkopierern, Pornokonsumenten, (“kriminellen”) Ausländern.<<
Du hast die Langschläfer, respektive die Morgens-Länger-Schläfer vergessen.
Die letzte Hetzkampagne bei SPON ging gegen die Homöopathie, die zu verteidigen ich mich gezwungen fühlte, nicht weil ich ein Homöopathie-Fan wäre, sondern wegen des argumentationsschwachen Diffamierungsniveaus (ein Pleonasmus).
Juli 14th, 2010 at 12:12
Apropos Bedeutung des Wortes Diskriminierung: Ich war einst überrascht, als ich vor nahezu dreißig Jahren in der englischen Übersetzung von Adornos NEGATIVER DIALEKTIK den Begriff Differenzierung übersetzt fand mit “discrimination”.
Juli 14th, 2010 at 15:02
Mua ha ha ha, eben noch bei flattr im Hirnkastl, jetzt schon auf unserer Showbühne… Die taz trägt eine schöne Milieustudie zu diesem Artikel bei; natürlich plakativ aufgerissen als “Streit der Woche”: https://www.taz.de/1/debatte/sonntazstreit/artikel/kommentarseite/1/soll-man-radfahrern-das-trinken-verbieten
Leider steht die absolute Belanglosigkeit des Themas auf einer Stufe mit “Grillen — Bier in glühenden Kohlen schütten oder nicht”.
Juli 14th, 2010 at 15:02
Ja, es gibt “moralisch vorgeprägte Debatten” bei denen die oben genannten Mittel genutzt werden. In allen Bereichen und von allen Parteien genutzt. Da unterscheiden sich die Nichtraucher kein bisschen von den Rauchern. Die Dicken nicht von den Dünnen und die Raubkopierer nicht von der Musikindustrie.
Es gibt immer die einen, die auf solche billigen Mittel zurückgreifen, die bekanntermassen bei der breiten Masse gut funktionieren, aber es gibt auch immer diejenigen, die mit etwas mehr Niveau diskutieren.
Die Punkte wurden richtig erkannt und es gibt sicherlich auch noch mehr taktische Varianten die man mit einbringen kann. Dieses aber einseitig nur einer Partei in der Diskussion zuzuweisen ist meiner Meinung nach sehr kurzsichtig, wenn nicht gar blind.
Juli 14th, 2010 at 15:08
Dominik: Es ist aber nun einmal so, daß es einen (produzierten) Common Sense gibt, der in aller Regel den Parteien ihre Rolle zuweist. Das heißt im übrigen nicht, daß die Rollen nicht wechseln könnten – im Gegenteil ist Moralisieren ein sehr flexibles Instrument.
Juli 14th, 2010 at 15:24
Flatter: Das ist genau das was ich meine. Gerade das Rauchverbot zeigt sehr schön wie beide Seiten sich derselben Mittel bedienen.
Die einen setzen Raucher mit Mördern gleich.
Die anderen singen den Abgesang auf jegliche Freiheit und sprechen vom 4. Reich weil sie nicht mehr rauchen dürfen.
Das Ist bekannt und daran wird sich wohl leider auch nichts ändern. Es gibt einfach zu viele, die sich generell nicht für Hintergründe oder Argumente interessieren. Und die wird man immer nur durch polarisieren ansprechen können, was Parteien und Interessenverbände (egal welcher Seite) für sich nutzen wollen und werden.
Aber es gibt eben auf beiden Seiten auch immer Leute, die tatsächlich auf eine sachliche Diskussion aus sind und die immer mal wieder sogar in der Lage sind, die Meinung des anderen am Schluss zumindest zu tolerieren.
Wenn man deinen Text oben liest, der ja auch direkt Bezug nimmt auf das Rauchverbot, dann bekommt man sehr leicht den Eindruck, du siehst die Polemik nur auf einer Seite der Diskussion. Wobei das aber vielleicht auch nur daran liegt, dass das Thema im Moment so emotional aufgeladen ist und man sich daher leicht verleiten lässt mehr Hineinzuinterpretieren als da ist.
Juli 14th, 2010 at 15:38
Das Wort “Rauchverbot” habe ich jetzt nicht gelesen. Generell ist es aber natürlich so, daß ein ausgesprochenes und beschlossenes Verbot selbstverständlich diejenigen ins Unrecht setzt, denen etwas verboten wird.
Interessant wird es natürlich, wenn es um “Freiheiten” geht, die wirtschaftlich begründet werden. Da ist dann alles möglich, meist geht der Aufschwung kaputt, die Wirtschaft, und das stürzt uns ins Elend. Mit diesem Passepartout wird gern eine Debatte zerstört, selbst wenn es sich um berechtigte Formen der Freiheit handelt. Was meist gar nicht zur Sprache kommt, ist der Gebrauch von Macht und die Frage, wie man möglichst zu Übereinkünften kommen kann, ohne die Übermacht auszuspielen. Insofern ist Freiheit die Begrenzung von Macht und ihrer Anwendung.
Juli 14th, 2010 at 16:02
@flatter #11
Ich werde mich bestimmt nicht zum Anwalt dieses Textes aufschwingen. Dennoch meine ich, dass man sich ‘gewinnbringend’ an ihm reiben kann.
Juli 14th, 2010 at 16:42
@15 / Klingelhella:
so belanglos finde ich das Zündeln der TAZ gar nicht.
So kann man natürlich auch von drängenderen Problemen ablenken. Warum verbieten wir nicht gleich die Rauschauslebung in öffentlichen Räumen, d.h. wenn ich bei einem Freund etwas trinke, muß ich dort übernachten? Es geht ja auch ohne Alkohol, nicht?
Meine Güte. In letzter Zeit habe ich im Supermarkt an der Kasse immer häufiger das Bedürfnis, wahllos eine Packung Kippen zu kaufen und das Rauchen anzufangen. Als Zeichen gegen den um sich greifenden Verbotswahnsinn.
Juli 14th, 2010 at 16:48
@Flatter: Ging mir ja auch nicht um das Rauchverbot. ;)
Ein ausgesprochenes Verbot setzt denjenigen ins Unrecht, der dagegen verstösst. Will heissen, Raucher sind nicht im Unrecht, solange sie sich an das Rauchverbot halten. Oder verstehe ich hier etwas falsch?
Der Punkt was Freiheit angeht. Ich denke diesen Punkt könnte man oben direkt neben dem Schutz unserer Kinder oder dem Terrorismus setzen. Der Begriff Freiheit wird meiner Meinung nach viel zu oft als Totschlagargument verwendet. Freiheit zum Selbstzweck, nur damit ich sie habe ist in meinen Augen ein schlechtes Argument.
Zum Beispiel was den Waffenbesitz in Amerika angeht. Ich höre immer wieder das Argument, ich habe keine Waffe, will auch keine, aber wehe die nehmen mir das Recht weg eine haben zu können. Ungefähr auf dem Niveau eines kleinen Kindes: “Ich will aber!”
Natürlich darf man das nicht als Carte Blanches nehmen und wild darauf los verbieten. Aber man sollte Freiheit auch nicht zum reinen Selbstzweck beschützen.
Juli 14th, 2010 at 17:52
@ Flatter 11 – Ja, aber das wäre zu umfangreich um es in einem Posting zu benutzen.
Ach, ich habe schliesslich in der Schule gelernt, wie man eine Erörterung erstellt. Man nehem die Gegenargumente, stelle die Stärksten an die erste Stelle, dann langsam zu de4n schwächeren Argumenten etwas schreiben, dann das schwächste eigene Argument und diese dann bis zum eigenen stärksten Argument aufbauen.
Am Schluss stehen dann die eigenen stärksten Argumente! So einfach ist das. Und da ich diese Methode gelernt habe, lese ich Beiträge anderer Schreiber in diesem Sinne.
Ich denke, es ist überflüssig die Fragen (und die %-Sätze der Antworten) aus dem Harvard-Test abzutippen um die Leser hier zum Nachdenken zu bewegen.
Aber einen Lesevorschlag habe ich noch – Platon – Der Staat – Über die Entwicklung der Demokratie hin zur Tyrannis. Ein vermutlich fiktiver Dialog zwischem Sokrates und Adimantes.
Juli 14th, 2010 at 17:59
@unbequemer:
“Und da ich diese Methode gelernt habe, lese ich Beiträge anderer Schreiber in diesem Sinne.”
Willst Du damit sagen, daß Du das letzte Argument eines Schreibers als das stärkste erachtest, allein anhand seiner Position im Text?
Juli 14th, 2010 at 19:31
Die unmoralische “Entfachung von Affekt und Eifer” geht mir in der Tat seit einiger Zeit schon auf die Nerven. – Wo bleiben die Moralisten ?
Juli 14th, 2010 at 19:47
@unbequemer: Klingt sehr gelehrt, ist aber schlicht paranoid und ganz nebenbei grundfalsch. Tips zu philosophischen Schriften bitte langsam in den Haaren verteilen. Kann ich seit der Promotion nicht mehr hören. Und überhaupt: Da ist nichts Sachliches dran, ich klinke mich dann mal aus. Wir danken für Ihr Verständnis.
Juli 14th, 2010 at 20:23
Dann war der Artikel über das Rauchverbot also ein Experiment??
:3
Juli 14th, 2010 at 20:37
@24 – nicht unbedingt – denn meistens werden nur die eigenen “Plusargumente” vorgetragen.
Aber wenn mich jemand von etwas überzeugen will, dass seine Meinung die richtige Meinung sei, dann ist die erste Frage – Wem nutzt es!
Immer wieder wird die fehlende Solidarität kritisiert, nur, Solidarität KANN und darf man nicht verlangen, man muss sie Schwächeren GEBEN. Deswegen arbeite ich Ehrenamtlich und HELFE, so gut ich kann.
Rücksichtsnahme ist auch so ein Punkt. Die Raucher wollen Rücksichtnahme von den Nichtrauchern, die Autofahrer von Radfahrern, Radfahrer von Autofahrern, Fußgänger von Autofahrern und Radfahrern und so weiter.
Aber selber? da kommt dann der dumme Spruch – wenn jeder an sich selbst denkt, ist doch an alle gedacht.
Geiz ist Geil – Ich WILL – dieser Egoismus ist für mich jedesmal ein Beleg dafür, dass nur gefordert wird, und genau diesen Punkt hat nun einmal Platon in dem Dialog aufgezeigt. Und wer die Richtung in diesem Staat betrachtet, der kann den Weg erkennen, wohin der führt.
Und Kant hat doch Recht. Auch Voltaire ist nicht zu verachten. Aber wenn man nichts aus der Vergangenheit lernen will, oder kann, Pech. Es gibt eben drei Arten von Menschen.
Die Dummen, die nichts aus gemachten Fehlern lernen. Die Schlauen, die aus ihren gemachten Fehlern lernen (einer meiner Fehler war nun einmal die Spielsucht), und die Klugen, die lernen aus Fehlern, welche von anderen Menschen gemachtg wurden.
Klappt nicht immer, denn wer kann schon alle bisher gemachten Fehler überblicken. Ich leider nicht.
Aber ich versuche eben die Fehler, die ich erkannt habe, nicht selber zu begehen.
Anmerkung – ich bin 59 und habe jede Menge Fehler erlebt, eigene, aber auch die von anderen.
Juli 14th, 2010 at 23:13
@Benjamin: Es gibt keinen Artikel über ein Rauchverbot. Es gibt nur einen über die moralische Bewertung der Verköstigung legaler Drogen, die Identifizierung ener bestimmten Klasse mit Unmoral – über diesen Umweg – und die Strategie der Intoleranz, die dahinter steht. Das ist jener Artikel, den einige zwar nicht verstanden, aber dennoch mit Inbrunst kommentiert haben.
Juli 15th, 2010 at 09:06
@28 / Unbequemer:
“@24 – nicht unbedingt – denn meistens werden nur die eigenen “Plusargumente” vorgetragen.”
Was denn nun? Erst meinst Du, Du liest das in einer bestimmten “Richtung”, jetzt ist’s auf einmal völlig anders.
“Aber wenn mich jemand von etwas überzeugen will, dass seine Meinung die richtige Meinung sei, dann ist die erste Frage – Wem nutzt es!”
Das hat mit meiner Frage nüscht zu tun.
“Immer wieder wird die fehlende Solidarität kritisiert, nur, Solidarität KANN und darf man nicht verlangen”
Wer darf und kann das nicht? Und warum nicht?
“man muss sie Schwächeren GEBEN.”
Ach so, die Sloterdijksche Methode: Milde Gaben statt Staatlicher Fürsorge. Nee, is klar.
“Deswegen arbeite ich Ehrenamtlich und HELFE, so gut ich kann.”
Das ist echt ganz, ganz toll von Dir. Wirklich. Es hat nur mit der Diskussion gerade nichts zu tun.
“Rücksichtsnahme ist auch so ein Punkt. Die Raucher wollen Rücksichtnahme von den Nichtrauchern, die Autofahrer von Radfahrern, Radfahrer von Autofahrern, Fußgänger von Autofahrern und Radfahrern und so weiter.”
Du bringst da was durcheinander. Raucher wollen keine “Rücksichtnahme” von Nichtrauchern, sie wollen nur in Ruhe ihrem “Laster” fröhnen dürfen. Das ist was ganz anderes.
“Aber selber? da kommt dann der dumme Spruch – wenn jeder an sich selbst denkt, ist doch an alle gedacht.”
Das ist kein Argument, nur ein – Du sagst es ja selbst – dummer Spruch.
“Geiz ist Geil – Ich WILL – dieser Egoismus ist für mich jedesmal ein Beleg dafür, dass nur gefordert wird”
Entschuldige, aber was soll das hier sein? Wessen Egoismus?
“und genau diesen Punkt hat nun einmal Platon in dem Dialog aufgezeigt. Und wer die Richtung in diesem Staat betrachtet, der kann den Weg erkennen, wohin der führt.”
Nein, ist klar. Vielen Dank für das Gespräch, so kann man keine Diskussion führen.
“Und Kant hat doch Recht. Auch Voltaire ist nicht zu verachten.”
Uiiii. Du bist aber SCHLAU. Was Du nicht alles gelesen hast. Wow. Nur, es reicht nicht, mir große Namen um die Ohren zu hauen. Wenn Du was sagen willst, dann bring Argumente, nicht nur große Namen. Und Verweise darauf, was wer wo mal geschrieben haben soll, kannst Du Dir in die Haare schmieren. Schreib, was Du sagen willst, selbst. Oder meinst Du ernsthaft, ich fange jetzt an, Kant zu lesen, um rauszukriegen, was Du mir sagen willst?
“Aber wenn man nichts aus der Vergangenheit lernen will, oder kann, Pech.”
Es würde mir schon reichen, wenn Leute aus der Gegenwart lernen würden.
“Anmerkung – ich bin 59 und habe jede Menge Fehler erlebt, eigene, aber auch die von anderen.”
Ist klar.
Juli 15th, 2010 at 15:12
Raucher passen aus einem klaren Grund nicht in die Gruppe von Diskriminierungsopfern.
Raucher werden nicht ausgegrenzt, sie grenzen sich mit ihrem Drogenkonsum selbst aus und verursachen dabei erhebliches Leid und Ärger bei Nichtrauchern.
Wenn Sie selbst Raucher sind, dann werden Sie nie feststellen, das man nicht in einem Biergarten oder einem Cafee sitzen kann. Das über Einkaufspassagen ein steter Dunstschleier von Tabakdunst weht, das einem der Atem wegbleibt wenn man zufällig gerade in eine Dunstglocke läuft.
Sie werden als Raucher auch Selbst die Verantwortung für die Schäden tragen, die Sie ihrer Gesundheit antun.
Leider werden Sie auch die Verantwortung tragen für die NIchtraucher, die dank ihrer Dünsterei ins Gras beißen. Dafür sind alle Raucher mitverantwortlich. Das entspricht demselben Verhalten sich mit vollgesoffen ins Auto zu setzen und Menschen totzufahren. Nur das man es auf Raten tut und mit den Opfern nicht in Kontakt kommt.
Raucher gehören nicht in die Kategorie unschuldiger Opfer. Ganz bestimmt nicht.
Etwas mehr Ehrlichkeit täte einer solchen umfassenden Betrachtung sicher gut.
Ich persönlich frage mich immer häufiger, ob solche Ideen nicht doch irgendwie paranoid sind. Ich glaube nicht das so dermaßen durchgestylte Herrschafts-Konzepte uns Menschen und die Gesellschaften bestimmen.
Es erscheint mir viel schlimmer: Es scheitert an der reinen Unfähigkeit des Menschen. Nicht die boshafte Willkür, sondern Angst, Unfähigkeit und fehlerhafte Systeme sind Ursache vieler genannter Zusammenhänge.
MFG
Juli 15th, 2010 at 18:33
@Hannzi: Gebau so funktioniert Diskrimierung, du wiederholst exakt, was ich beschreibe. Die Raucher sind selbser schuld und schaden anderen. Das kann man genauso gut für Autofahrer postulieren. Das wird genau so mit Muslimengemacht. Die können sich ja anpassen und deutsch reden, damit man erkennt, ob sie gefährlich sind.
Das hat man exakt so mit den Schwulen gemacht – die können sich ja auch therapieren lassen oder abstinent bleiben. Genau so ergeht es Demonstanten, die angeblich den schwarzen Block schützen, weil sie sich nicht sofort auflösen, wenn die polizei das sagt.
So zerfallen wir in einzelne Grüppchen, zu denen auch Hundebesitzer, (Brutal-)Radfahrer und gierige Rentner gehören.
Und warum? Weil Leute wie du aktiv gegen Toleranz kämpfen.
Juli 15th, 2010 at 20:01
@ flatter
Vielen Dank für diesen Text. Richtig gut ausformuliert, wie die alte Taktik des Spaltens trotz Wissens um die Motivation und die verheerende Wirkung immer noch wunderbar funktioniert, sobald das blindwütige Feuer der Moralisierung erstmal entfacht wurde.
Wenn das bei uns, dem ehemaligen Volk der Dichter und Denker, so gut klappt, wie sollen wir jemals gemeinsam globale Lösungsvorschläge für unsere Selbstzerstörung erarbeiten ?
Die Zeichen stehen wohl auf Sturm.
Juli 15th, 2010 at 22:12
@Flatter in Kommentar 32: Also ich finde du wirfst hier Dinge in einen Topf die definitiv nicht zusammen passen.
Der zentrale Unterschied zwischen rauchen und Auto fahren ist, dass rauchen keinerlei Zweck hat. Beim Autofahren geht es primär um Mobilität, die zu einem Preis erkauft wird. (Ob dieser zu hoch ist oder nicht ist ein Thema das man natürlich diskutieren kann und muss.)
Rauchen hat ausser dem Spass keinerlei Funktion oder Sinn. Und nur weil ich gerade möchte, kann ich nicht anfangen der Gesundheit anderer zu Schaden. Das hat nichts mit fehlender Toleranz der Nichtraucher zu tun, sondern ganz massiv mit der fehlenden Rücksichtnahme der Raucher.
Aber das ist eigentlich genau der Punkt den ich weiter oben schon versucht habe zu machen. Die Nichtraucher machen Stimmung mit “DIe Raucher sind alle Mörder”. Die Raucher machen Stimmung mit “Unsere Freiheit geht verloren, und es fehlt allen Nichtrauchern einfach an Toleranz”.
Beide Positionen stehen sich an Polemik in nichts nach.
Nur weil man für ein Rauchverbot ist, heisst das nicht, dass man auch sofort alle anderen Positionen einnimmt, die du hier unterstellst. Genauso wenig wie der Zerfall des Staates eine direkte Folge des Rauchverbots sein wird.
Also bitte, nicht den einen alles mögliche Vorhalten, wenn man selbst genau dasselbe tut.
Juli 15th, 2010 at 23:11
Gibt es angesichts unserer (globalen) Probleme nicht eigentlich Wichtigeres zu tun, als uns in z.B. Raucher + Nichtraucher zu teilen und dann aufeinander herumzuhacken ?
Irgendwie ziemlich egozentrisch und kurzsichtig.
Auch sollten wir uns nicht weiter in Gewinner und Verlierer teilen (lassen); sondern besser erkennen, daß wir alle in einem Boot sitzen und jene, denen das Leben ansich nicht schön genug erscheint und die deshalb zusätzlich auch noch gewinnen wollen, damit die Verlierer erst produzieren…
*in Deckung geh*
Juli 16th, 2010 at 00:57
@Dominik. Genau, verbieten wir alles, was keinem Zeck dient und gefährlich ist. Verbieten wir jeden Spaß, der nicht vorher auf gesundheitliche Unbedenklichkeit geprüft ist. Es ist diese Haltung, die in Diktaturen führt.
Kommentieren wir darüberhinaus fröhlich am Thema vorbei. Herr Dominik labert übers Rauchen, weil er das nicht leiden kann. Ich werde das mal entgegen meiner Ankündigung stehen lassen, verbitte mir aber ausdrücklich jedes weitere Gefasel übers Rauchverbot.
Juli 16th, 2010 at 10:00
@Flatter: Öhm, meinen Kommentar gelesen? Primär geht es in meinem Beitrag um die Polemik, die von beiden Seiten angewendet wird. Genauso wie sie in vielen anderen Diskussionen verwendet wird, wie sie in Ihrem Text anprangern, aber dann in den Kommentaren fleissig selbst betreiben.
Darum ging es in meinen Kommentaren.
Juli 16th, 2010 at 14:05
@ Dominik #37
Oh, es ging um Polemik ?
Dann habe ich den Artikel wohl falsch verstanden. Ich hatte den Eindruck, es ginge um den Einsatz des Moralisierens in der Absicht zu teilen, um zu herrschen.
Zum Beispiel würde mir im Traum nicht einfallen, zu behaupten, Autos seien aufgebrezelte Statussymbole zum Aufpolieren eines minderwertigen Selbstbewusstseins. Selbstverständlich geht es in erster Linie um Mobilität.
Aber denken Sie doch auch mal an die Kinder. Bei der Masse an Unfalltoten und -verletzten und der nachgewiesenen Giftigkeit der Abgase plädiere ich für das Verbot des Benutzens von Kfz mit mehr als 3 Sitzplätzen durch nur eine Person. Wenn nicht gar für das komplette Fahrverbot in Städten und Tempo 40 auf Autobahnen. Und einfach so zum Spaß die Gegend verpesten und Leib und Leben anderer gefährden geht ja nun mal garnicht. Bußgeld !
Wie bitte ? Nein, ich bin kein Halter eines Kfz. Aber Sie glauben doch wohl nicht, daß das meine Meinung beeinflusst. Mir geht es vordringlich um Vernunft, Gesundheit und Rücksichtnahme auf durchaus mobile Fußgänger und Fahrradfahrer.
Alles klar ?
Juli 22nd, 2010 at 15:35
Ich bin Raucher, Kampfhundebesitzer, Frau und Ossi.
Bitte immer kräftig auf mich drauf hauen.